Perspektivlosigkeit: Ein selbstgemachtes Problem?
Bei akuter Perspektivlosigkeit wird gerne mit dem Finger auf andere gezeigt. Für Mitarbeiter liegt die Schuld beim Arbeitgeber, der keine Entwicklungschancen bietet oder der gesamten Branche, die einen langfristigen Aufstieg fast unmöglich macht. Unternehmen sehen hingegen die Angestellten in der Verantwortung und glauben, dass Perspektivlosigkeit in erster Linie selbst verschuldet ist.
Aber was davon stimmt denn nun? Ganz allgemein lässt sich dies kaum sagen, doch die Wahrheit liegt wie so oft nicht in den Extremen, sondern irgendwo in der Mitte.
So lässt es sich nicht leugnen, dass einige Unternehmen keine oder im besten Fall geringe Perspektiven für ihre Mitarbeiter bieten. Das kann an schlechter Führungsarbeit liegen, die es den Mitarbeitern erschwert, sich weiterzubilden, fehlende Delegation von Verantwortung hält Angestellte klein.
Arbeitnehmer sind deshalb nicht aus dem Schneider. Perspektivlosigkeit ist ein Zustand, der sich erst nach einer ganzen Weile einstellt. Ernsthafte Perspektivlosigkeit braucht deshalb fast immer zuvor die Untätigkeit, um es soweit kommen zu lassen. Ein häufiger Auslöser ist das Bestreben nach Sicherheit und Beständigkeit.
Ganz angenehm, sich an Kollegen, Chef, Kunden und Aufgaben zu gewöhnen, wirklich gut in seinem Bereich zu sein und sich einen sicheren Arbeitsplatz zu erarbeiten. An die langfristigen Perspektiven wird dabei erst einmal noch gar nicht gedacht, bis es nach einigen Jahren wie Schuppen von den Augen fällt, dass sich nichts verändert und jede berufliche Entwicklung ausbleibt.
Aus Gewohnheit, die durchaus angenehm oder sogar gewollt sein kann, wird Perspektivlosigkeit. Vielleicht fehlte es auch an Zielen oder der nötigen Motivation, um diese zu verfolgen und in die Tat umzusetzen.
Anstatt die Schuld nur bei den Umständen zu suchen, sollte jeder sich fragen, ob die Perspektivlosigkeit nicht selbst mitverursacht wurde. Das ist unangenehm und Selbstkritik fällt vielen schwer, doch wenn Sie die Verantwortung anerkennen, können Sie diese auch übernehmen und einen Weg aus der Perspektivlosigkeit finden.
Die Folgen der Perspektivlosigkeit
Mein Job führt einfach nirgendwo hin… oder Ich sehe einfach keine Perspektive, um mich beruflich zu entwickeln… Sätze wie diese zeigen bereits, wie groß der Frust bei Perspektivlosigkeit werden kann. Die Zufriedenheit geht verloren, wenn im Job die erhofften Entwicklungen nicht möglich sind. Damit fangen die negativen Konsequenzen von Perspektivlosigkeit allerdings erst an.
Auf den Frust folgt in der Regel die Antriebs- und Motivationslosigkeit. Es fällt zunehmend schwerer, sich aufzuraffen und gute Leistungen zu erbringen, wenn im Hinterkopf der Gedanke herumschwirrt, dass ohnehin jede Anstrengung vergeblich ist. Wenn die Perspektive fehlt, kann man sich den Stress auch gleich sparen.
Hält die Perspektivlosigkeit an, führt diese zu teilweise ernsten Selbstzweifeln. Die berufliche Laufbahn haben Sie sich ganz anders vorgestellt, Sie hatten große Träume und Ziele, die sich nun scheinbar in Luft auflösen. Verstärkt werden diese Zweifel von Zukunftsängsten. Perspektivlosigkeit bringt zwangsläufig die Frage mit Wie soll es jetzt weitergehen?
In schlimmen Fällen kann Perspektivlosigkeit bis zu einer Depression führen. Es fehlt jede Aussicht auf eine Besserung der Lage, die Selbstzweifel bestimmen das gesamte Denken und es fehlt zunehmend die Energie. Es entsteht eine Ich-kann-eh-nichts-ändern-Haltung, die zur psychischen Belastung wird.
Anzeichen für Perspekivlosigkeit
Je früher Sie die Perspektivlosigkeit im Job – oder bereits deren Entstehung – erkennen, desto schneller können Sie darauf reagieren und eine Lösung finden. Das erfordert Aufmerksamkeit für Ihre Situation, regelmäßige Selbstreflexion und hin und wieder auch einen Blick in die Zukunft.
Wir haben einige Anzeichen zusammengestellt, an denen Sie erkennen können, dass die Perspektive in Ihrem Job fehlt.
- Ihre Aufgaben haben sich schon lange nicht mehr weiterentwickelt.
- Sie tragen nicht mehr Verantwortung als vor Jahren.
- Beförderungen gab es in Ihrer Abteilung schon lange nicht mehr.
- Der Job macht Ihnen keinen Spaß mehr.
- Es gibt keine Fort- oder Weiterbildungen.
- Sie kennen alle Facetten Ihres Jobs in- und auswendig.
- Es gibt viele berufliche Wünsche und Ziele, die in weiter Ferne liegen.
- Sie haben nicht das Gefühl, dass sich Ihre Anstrengungen bezahlt machen.
- Sie zweifel daran, im richtigen Arbeitsverhältnis zu sein.
- Wenn Freunde von Ihrer beruflichen Laufbahn erzählen, sind Sie neidisch.
- Der Chef vertröstet Ihren Wunsch nach Entwicklung immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt.
Das kommt Ihnen alles bekannt vor? Höchste Zeit, etwas gegen die Perspektivlosigkeit in Ihrem Job zu unternehmen.
Raus aus der Perspektivlosigkeit: Das kann helfen
Perspektivlosigkeit ist eng mit dem Glauben verbunden, dass es nicht mehr besser werden wird. Mit dieser Einstellung ist es umso schwerer, die eigene Perspektivlosigkeit zu überwinden und sich wieder auf die Chancen zu konzentrieren.
Besonders wichtig ist deshalb, dass Sie sich nicht gleich entmutigen lassen. Die aktuelle Situation scheint aussichtslos, doch stehen Ihnen verschiedene Wege und Alternativen offen, um daran etwas zu ändern. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, aus der Perspektivlosigkeit zu entkommen und neue Entwicklungen anzustoßen.
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Gestehen Sie sich Ihre Situation ein.
Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Das gilt auch für Perspektivlosigkeit. Reden Sie sich Ihre Situation nicht schön, warten Sie nicht darauf, dass durch irgendeine Fügung plötzlich alles von alleine besser wird. Erst wenn Sie ehrlich genug zu sich sind und erkennen, dass es so nicht weitergehen kann, werden Sie auch wirklich eine Änderung bewirken.
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Formulieren Sie Ihre Ziele.
Um aus der Perspektivlosigkeit zu entkommen, müssen Sie wissen, welche Perspektiven Sie sich überhaupt wünschen. Sind Sie auf der Suche nach größerer Verantwortung, streben Sie eine Führungsposition an, wollen Sie Ihre Fähigkeiten erweitern oder über den Tellerrand Ihrer jetzigen Tätigkeit hinausblicken? Machen Sie sich Ihre Ziele bewusst und formulieren Sie diese aus. So wissen Sie, worauf Sie hinarbeiten und was Sie sich von der Veränderung, die Sie durchlaufen, erhoffen.
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Suchen Sie das Gespräch im Unternehmen.
Ein Fehler, den viele Arbeitnehmer machen, ist die empfundene Perspektivlosigkeit im Unternehmen nicht anzusprechen. Dabei ist dies eine einfache und in jedem Fall effektive Methode. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem direkten Vorgesetzten oder auch mit der Personalabteilung und schildern Sie Ihre Situation. Nur so kann sich etwas ändern – oder Sie erfahren, dass es wirklich keine Perspektive gibt und wissen, woran Sie bei diesem Arbeitgeber sind.
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Denken Sie nicht nur an die Sicherheit.
Jeder Mensch hat ein gewisses Sicherheitsbedürfnis, das häufig im Job befriedigt wird. Sie kennen sich aus, haben eine gewohnte Umgebung und erhalten nicht zuletzt am Ende des Monats ein festes Gehalt. Um Perspektivlosigkeit zu bekämpfen, müssen Sie bereit sein, die gefühlte Sicherheit zu verlassen und Risiken einzugehen. Jede Veränderung bringt eine gewisse Unsicherheit mit, doch nur so können Sie neue Perspektiven erschließen.
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Machen Sie einen kompletten Neustart.
Manchmal ist die beste Möglichkeit, die Perspektivlosigkeit im wahrsten Sinne des Wortes hinter sich zu lassen. Sehen Sie sich nach einem neuen Job um und wagen Sie den Neustart. Achten Sie bei der Auswahl neuer Arbeitgeber von Anfang an gezielt auf die Perspektiven für Mitarbeiter, um nicht noch einmal in eine ähnliche Situation zu geraten. Ein solcher Neustart kann nicht nur ein Arbeitgeberwechsel sein, sondern möglicherweise auch ein Quereinstieg in eine anderen Branche oder der Start in die Selbstständigkeit.
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