Geltungssucht Definition: Die Sucht nach Anerkennung
Der Mensch als soziales Wesen hat ein natürliches Bedürfnis, von seinem Umfeld wahrgenommen, respektiert und geschätzt zu werden. Daher kennen Sie es wahrscheinlich auch von sich selbst, dass Sie sich über Anerkennung von Kollegen, Freunden, dem Chef oder auch innerhalb Ihrer Familie sehr freuen. Es vermittelt das schöne Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben und dafür von anderen geschätzt und respektiert zu werden.
Wird dieses Geltungsbedürfnis immer stärker, wird es zur Geltungssucht. Gemeint ist damit der übersteigerte Wunsch nach Anerkennung, Beachtung, Respekt, Ansehen oder Ruhm. Betroffene drängen sich regelrecht in den Vordergrund, verlangen von allen Seiten nach Aufmerksamkeit und wollen zu jedem Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen. Je mehr sie bewundert und beachtet werden, desto besser fühlen sie sich.
Das offensichtliche Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung zeigt sich dabei durch verschiedene Symptome. Häufig ist das Verhalten bei Geltungssucht sehr übertrieben und wirkt auf Außenstehende künstlich und aufgesetzt. Um die maximale Aufmerksamkeit zu erreichen, wird alles dramatisiert und übertrieben, damit auch wirklich jeder hinsieht. Hinzu kommt, dass eigene Leistungen als besonders wichtig und erfolgreich beschrieben und bei jeder Gelegenheit erwähnt werden.
Ein weiteres Symptom der Geltungssucht kann der Kauf von teuren und luxuriösen Dingen sein, um aufzufallen, neidisch zu machen und die Blicke auf sich zu ziehen. So wird beispielsweise sehr teure Kleidung getragen oder ein Luxus-Auto präsentiert, um möglichst auffällig zur Geltung zu kommen. All das dient dem Zweck, nicht ignoriert werden zu können.
Auch Lügen gehören zum klassischen Repertoire der Geltungssucht. Gerne werden irgendwelche Geschichten erfunden, nur um etwas besonders aufregendes oder spannendes berichten zu können und die Zuhörer an sich zu binden. Sollte sich die Chance bieten, werden auch fremde Erfolge als eigene präsentiert, um sich öffentlich darzustellen und die Anerkennung zu bekommen, die so dringend gebraucht wird.
Was sind die Ursachen hinter einer Geltungssucht?
Geltungssucht kann im Laufe des Lebens entstehen, manchmal taucht sie bereits bei Kindern in relativ jungen Jahren auf, oft zeigt sich der Drang nach Geltung aber auch erst im Erwachsenenalter. Männer und Frauen können dabei gleichermaßen betroffen sein, zwischen den Geschlechtern lässt sich kein nennenswerter Unterschied finden. Doch was ist die Ursache hinter der Geltungssucht?
Forscher und Experten sind sich darüber einig, dass Geltungssucht durch ein zu geringes Selbstwertgefühl und damit verbundene Minderwertigkeitsgefühle verursacht wird.
Durch die erzwungene Anerkennung von außen wird ein positiveres Selbstbild erzeugt. Wer unter Geltungssucht leidet, ist also darauf angewiesen, Aufmerksamkeit und Beachtung zu bekommen, um sich gut fühlen zu können. Dieser Mechanismus verhindert Selbstzweifel, die ansonsten aus dem geringen Selbstwertgefühl entstehen würden.
Auch Isolation und fehlende Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann zu Geltungssucht führen. Das Gefühl, nirgendwo wirklich dazuzugehören und sozial nicht so eingebunden zu sein, wie man es gerne wäre, kann eine Ursache für den übersteigerten Drang nach Aufmerksamkeit und Beachtung sein.
Der richtige Umgang mit Geltungssucht
Ein Kollege, der unter Geltungssucht leidet, kann den Arbeitstag schnell zur puren Anstrengung und Qual werden lassen. Der ständige Wunsch im Mittelpunkt zu stehen ist für alle anderen sehr nervig. Sie können all die Übertreibungen nicht mehr hören, Sie interessieren sich nicht für die Geschichten, von denen Sie wissen, dass höchstens die hälfte einen wahren Kern hat und natürlich geht es im Job auch darum, die eigenen Leistungen zeigen zu können.
Die Frage lautet daher: Was können Sie tun? Leider können Sie nur bedingt etwas tun, um die Geltungssucht zu überwinden. Zwar können Sie versuchen, den Betroffenen mehr einzubinden und ihm so das Gefühl der Zugehörigkeit zu geben, doch wenn die Geltungssucht bereits tief in der Persönlichkeit verankert ist, hilft auch das oft nicht mehr.
Den richtigen Umgang mit der Geltungssucht eines Kollegen können Sie aber lernen und dafür gibt es gleich mehrere Tipps:
-
Gehen Sie nicht darauf ein
Es ist wahrlich nicht leicht, sich daran zu halten, doch es ist ein effektiver Weg, um der Geltungssucht einen Riegel vorzuschieben. Versuchen Sie den Kollegen so gut es eben geht zu ignorieren. Gehen Sie auf keinen seiner Versuche ein, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Lassen Sie ihn links liegen und schenken Sie ihm absolut keine Beachtung. Bleibt die Anerkennung trotz großer Anstrengungen aus, erkennt der Betroffene irgendwann, dass bei Ihnen einfach keine Beachtung zu holen ist und stellt seine Versuche ein.
-
Konfrontieren Sie den Kollegen
Viele scheuen eher die offene Konfrontation, doch kann dies hilfreich sein, wenn Sie die Geltungssucht nicht mehr einfach hinnehmen und stillschweigend akzeptieren wollen. Sprechen Sie ehrlich und offen an, dass Sie die Sucht nach Aufmerksamkeit stört und dass Sie hoffen, dass es in Zukunft weniger wird. Nach diesem klärenden Gespräch sollten Sie jedoch wieder dazu übergehen, denjenigen zu ignorieren. Sonst freut sich dieser nur über die so gewonnene Beachtung.
-
Sprechen Sie auch mit anderen Kollegen
Je mehr Kollegen Sie auf Ihre Seite bringen, die sich anschließen und ebenfalls etwas gegen die Geltungssucht unternehmen wollen, desto größer die Chancen auf Erfolg. So gibt es von keiner Seite mehr Beachtung und es bringt dem Betroffenen nichts, sich einfach ein neues Opfer zu suchen. Meist fällt es nicht schwer, Gleichgesinnte zu finden, da andere Kollegen genauso genervt und frustriert sind wie Sie.
-
Fallen Sie nicht auf Tricks herein
Die Geltungssucht wird weiterhin versuchen, sich durchzusetzen und ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht macht der Kollege eine große Szene oder reagiert übermäßig emotional, um selbst aus dieser Situation noch die größtmögliche Aufmerksamkeit zu ziehen. Lassen Sie sich nicht darauf ein, sondern bleiben Sie möglichst ruhig und beachten Sie das Theater nicht weiter.
Was andere Leser dazu gelesen haben
- Profilneurose: Es gibt mehr Betroffene als Sie glauben
- Narzissmus: Eine simple Frage entlarvt Narzissten
- Egozentrik: Wie Sie damit umgehen
- Minderwertigkeitsgefühle überwinden: Ursachen, Symptome, Behandlung
- Selbstbewusstsein stärken: Tipps für mehr Selbstvertrauen
- Aufmerksamkeitssucht: Umgehen mit histrionischen Kollegen
- Münchhausen-Syndrom: Lügen um Aufmerksamkeit
- Selbstwertgefühl stärken: Mit 10 einfachen Schritten
- Rampensau: Positiv oder negativ?
- Selbstüberschätzung: Das Phänomen der Überflieger
- Aufmerksamkeit: So erhöhen Sie Ihre Vigilanz
- Ehrgeiz: Das innere Feuer ist wichtiger als Intelligenz
- Selbstannahme lernen: 3 Übungen
- Selbsteinschätzung: Erkennen Sie Ihre Erfolge?
- Selbstwahrnehmung: Wer bin ich?