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Majoritätsdruck: So gefährlich ist Gruppendruck

Der Majoritätsdruck und unser Verlangen nach Konformität hängen eng miteinander zusammen. Der Mensch ist ein Gruppentier und möchte dazu gehören. Das ist verständlich und zum Großteil förderlich für unser Zusammenleben. Allerdings hat der Majoritätsdruck auch Gefahren, die bis in den Selbstmord führen können…


Majoritätsdruck: So gefährlich ist Gruppendruck

Majoritätsdruck: Was versteht man darunter?

Majoritätsdruck und gruppenkonformes Verhalten gehören untrennbar zusammen. Unter Majoritätsdruck verstehen Psychologen den Einfluss der Mehrzahl der Gruppe auf die Minderheit oder auch nur einzelne Mitglieder mit einer anderen Meinung.

Majoritätsdruck in diesem Sinne steht dem Gruppendruck oder Gruppenzwang in nichts nach. Das bezieht sich sowohl auf die negativen als auch auf die positiven Eigenschaften, die die Mehrheitsmeinung haben kann.

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Woher kommt der Druck der Gruppe?

Der Majoritätsdruck ist tief in uns verwurzelt. Wie andere psychologische Programme, stammt auch er aus der frühen Entstehungsgeschichte des Menschen. Wir sind daran gewöhnt, in einer Gruppe zu leben – und dazu braucht es klare Regeln und Strukturen.

In früheren Zeiten sorgte der Gruppendruck mit all seinen Facetten dafür, dass wir überleben konnten. Kooperatives Handeln beim Jagen und Sammeln und eine klare Arbeitsaufteilung waren enorm wichtig.

Einzelgänger und Querschläger gefährdeten nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das der Gruppe. Dieses evolutionäre Erbe ist zum Teil auch heute noch dafür verantwortlich, dass wir uns dem Majoritätsdruck fügen.

Majoritätsdruck und das Asch-Experiment

Das Experiment des US-amerikanischen Psychologen Solomon Asch steht in einem engen Zusammenhang mit dem Majoritätsdruck und unserem Streben, uns möglichst konform und kooperativ zu verhalten.

In dem Experiment wurde einer kleinen Gruppe von Teilnehmern zwei Karten mit Linien gezeigt. Auf der ersten Karten war nur eine Linie zu sehen, deren Länge die Teilnehmer mit drei Linien auf der zweiten Karte vergleichen sollten. Im nächsten Schritt sollten sie ihre Einschätzung mitteilen, welche der Linien auf der zweiten Karten mit der auf der ersten Karte übereinstimmt.

Im Prinzip wäre das auch relativ einfach. Die Schwierigkeit lag nicht im Erkennen der Länge, sondern in dem Abstimmungsverhalten der Teilnehmer. Nur ein Teilnehmer aus der Gruppe war nicht in der Experiment eingeweiht. Den übrigen wurde vorher gesagt, wie sie abstimmen sollten.

Dabei zeigte sich Erstaunliches: In über 75 Prozent der Fälle stimmte der nicht eingeweihte Teilnehmer so ab, wie die restliche Gruppe – auch gegen die eigene Überzeugung.

Das Asch-Experiment gilt seither als Paradebeispiel dafür, welche Auswirkungen Majoritätsdruck und Streben nach Konformität haben kann.

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Majoritätsdruck und Überstunden: Das Beispiel Japan

Wohin ein falsch verstandener Majoritätsdruck und Gruppenzwang führen kann, sehen wir am Beispiel Japan. Dort überbieten sich Mitarbeiter förmlich darin, Überstunden zu machen. Je höher die Position und die Verantwortung im Unternehmen, desto höher der Arbeitseinsatz und niedriger die Freizeit.

Immer häufiger führt das dazu, dass sich Arbeitnehmer das Leben nehmen – weil sie dem Arbeitsdruck und -pensum nicht mehr gewachsen sind. Bis zu 100 Überstunden im Monat sind in Japan nichts Außergewöhnliches. Selbstmord in Folge eines Burnout oder zu großer Arbeitsbelastung aber auch nicht. So haben die Japaner sogar ein eigenes Wort für den stressinduzierten Selbstmord oder Tod von Arbeitnehmern: Karoshi.

Nicht nur eine Bezeichnung, auch rechtliche Konsequenzen leiten sich aus diesem falsch verstandenen Majoritätsdruck ab. Bringt sich ein Arbeitnehmer um oder stirbt er an den Folgen der immensen Überstunden, haben die Hinterbliebenen einen Anspruch auf eine Entschädigung:

Kann nachgewiesen werden, dass der Verstorbene unmittelbar vor seinem Tod mehr als 100 oder in den sechs Monaten vor seinem Ableben durchschnittlich mehr als 80 Überstunden gemacht hat, lautet die Todesursache Karoshi.

Experten sehen die Ursache für dieses ungesunde Arbeitsverhalten in einem überbordenden Majoritätsdruck, den Japaner schon im Kindergarten kennenlernen. Diese Kultur ist stark darauf ausgerichtet, möglichst harmonisch und ohne Konflikte in einer großen Gruppe zu leben.

Wer schon als Kind lernt, sich kooperativ und regelkonform zu verhalten und unter keinen Umständen in der Gruppe anzuecken, der wird dieses Verhalten auch als Erwachsener zeigen. Der Majoritätsdruck führt dann dazu, dass sich die Japaner wortwörtlich zu Tode arbeiten.

Um nicht negativ aufzufallen, fürchten sich die erwachsenen Arbeitnehmer davor, den Arbeitsplatz früher zu verlassen als ihre Kollegen. Das setzt eine gefährliche Spirale in Gang: Wenn niemand der oder die Erste sein möchte, der nachhause geht, bleiben die Angestellten immer länger und länger am Arbeitsplatz. Der Majoritätsdruck verhindert, dass ein Einzelner aus der Gruppe aufsteht und die Initiative ergreift. Das käme nur zu dem Preis eines nonkonformistischen Handelns – und das ist in der japanischen Kultur nicht gut angesehen.

Nun könnten sich wenigstens die Arbeitgeber und Unternehmer darüber freuen, dass ihre Angestellten einen derart großen Einsatz zeigen und ein Berg an Überstunden zur Normalität gehört. Die Betonung liegt allerdings auf könnten, profitieren können sie davon nicht.

Verschiedene Studien belegen, dass die Produktivität und Effizienz der Japaner in internationalen Vergleichen auf den hinteren Rängen landet. Anders ausgedrückt: Überstunden nur der Überstunden wegen, bringen niemandem etwas – im Gegenteil.

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Majoritätsdruck und Teamarbeit: Wie kann es gelingen?

Wir sehen also: Für Unternehmen ist zu großer Majoritätsdruck nicht unbedingt förderlich und für Arbeitnehmer kann er sogar lebensgefährlich sein. Wenn die Gruppe, in professionellen Zusammenhängen das Team, die Meinung vorgibt, haben Minderheiten kaum eine Chance.

Das betrifft aber auch Meinungen, die wertvoll für das Unternehmen sein können. Neue, innovative Ideen und Ansätze werden nicht gehört, weil sie von der Gruppe unterdrückt werden. Daneben deuten Studien darauf hin, dass Teamarbeit nicht in jedem Fall zum besten Ergebnis führt. Gerade Routineaufgaben lassen sich im Team weniger gut bearbeiten als in der individuellen Einzelarbeit.

Klug eingesetzt kann die Teamarbeit und ein moderater Majoritätsdruck aber förderlich sein: Vor allem Entscheidungen, bei denen eine Vielzahl an unterschiedlichen Komponenten bedacht werden muss, können von demokratischer Teamarbeit profitieren. Damit die Teamarbeit bestmöglich vonstatten geht, müssen einige Dinge beachtet werden:

  • Die Führung muss klar geregelt sein

    Um ein chaotisches Durcheinander, vor allem aber auch zu verhindern, dass ein mittelmäßiges Ergebnis von der Mehrheit der Teammitglieder durch die Teamarbeit abgenickt wird, ist eine kompetente und gut organisierte Führungskraft unerlässlich.

    Diese Person muss sich so weit wie möglich von dem Gruppendruck frei machen können und die Entscheidungen und Vorschläge mit größtmöglicher Objektivität bewerten. Daneben darf sie keine Angst davor haben, eine Entscheidung, die von der Mehrheit getragen wird, abzulehnen.

  • Das Team muss klar organisiert sein

    Geht es um kollegiale, möglichst demokratische Entscheidungen, bei denen der Majoritätsdruck weitestgehend eliminiert werden soll, ist eine klare Struktur und Organisation innerhalb des Teams unerlässlich.

    Die Rollen müssen klar geregelt sein, damit nicht einzelne Personen die Führung an sich reißen und das Ergebnis der Teamarbeit ungünstig beeinflussen können.

  • Kritikfähigkeit muss gelebt werden

    Zu einer demokratischen Teamentscheidung gehört auch, dass in der Gruppe konstruktive Kritik gelebt wird. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und seien Sie offen für konstruktives klares Feedback und Verbesserungsvorschläge.

    Vor allem dann, wenn Sie während der Teamphase eine Meinung vertreten, die nicht mit der Mehrheitsmeinung übereinstimmt. Reagieren Sie freundlich und offen und versuchen Sie sachlich auf die Kritik einzugehen.

  • Halten Sie nach Gleichgesinnten Ausschau

    Wenn Sie merken, dass auch andere Mitarbeiter Ihre Meinung teilen, sollten Sie mit diesen in Kontakt treten. Vielleicht ergibt sich in der Kaffeepause die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen. Zu zweit oder zu dritt ist es einfacher, sich gegen den Majoritätsdruck zu stellen und die eigene Meinung zu vertreten.

  • Haben Sie Argumente parat

    Bevor Sie Ihre Minderheitsmeinung der Gruppe präsentieren, sollten Sie vorbereitet sein. Legen Sie sich sowohl die Argumente dafür, als auch die möglichen Erwiderungen Ihrer Kollegen zurecht.

    Wenn Sie Kritikpunkte selbst ansprechen und entkräften können, stärkt das Ihre Argumentation und Sie haben eine bessere Chance, gegen den Majoritätsdruck anzukommen.

[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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