Definition: Was bedeutet Attitüde?
Was bedeutet das Wort „Attitüde“ genau? Bei dem Begriff handelt es sich um einen sogenannten Gallizismus – also ein Lehnwort, das aus dem Französischen entnommen und in seiner Schreibweise (daher das „ü“) eingedeutscht wurde.
Ursprünglich wurde das Wort im Bereich der darstellenden und bildenden Künste verwendet: Die Attitüde bezeichnete eine besonders ausdrucksstarke Körperhaltung, Geste, Positur oder Pose – zum Beispiel im Ballett, wenn der Oberkörper und ein Bein in die Waagerechte gebracht werden.
Im heutigen Sprachgebrauch hat der Begriff jedoch eine zweite Bedeutung bekommen und spiegelt hier vor allem eine innere oder geistige Haltung. Entsprechend auch die aktuellen Synonyme für Attitüde:
- Haltung
- Einstellung
- Auftreten
- Benehmen, Betragen
- Habitus
- Fassung
- Gelassenheit
- Umsicht
Besonders populär wurde der Begriff in den Neunzigerjahren mit dem Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“. Darin heißt es zum Beispiel „Hass ist deine Attitüde“ und beschrieb dabei die gewaltbereite, geistige Grundhaltung der Neonazis und ihrer Sympathisanten. Im September 2015 entwickelte sich daraus die „Aktion Arschloch„.
Eine Attitüde zu haben, ist daher keine eindeutige Definition. Dahinter können verschiedene Einstellungen und Geisteshaltungen stecken – positive wie negative. Wesentliches Merkmal ist zunächst nur, dass diejenige Person eine solche Attitüde besitzt, die auch anderen auffällt.
Das ist das vielleicht entscheidendste Merkmal: Eine Attitüde bleibt nie verborgen – sie spiegelt sich in unserem Wesen, unserer Persönlichkeit, in unseren Aussagen, in unseren Meinungen und unserer Haltung (womöglich sogar in der Körperhaltung).
Allerdings ist das eine Wechselbeziehung: Es ist nur nicht so, dass die Attitüde aus unserem Charakter hervorgeht – wer sich eine solche Haltung zulegt, kann sich damit auch selbst verändern und weiterentwickeln. Vor allem ist eine solche Geisteshaltung nichts, was man wahlweise und mal eben an- oder ablegen könnte.
Eine Attitüde gibt es nur ganz oder gar nicht.
Muster, Gemeinsamkeiten und Charakteristika von Attitüden
Wie bringt man es zu einem wahren Meister seines Fachs, einem renommierten Experten oder Könner seines Handwerks. Die einen sagen. üben, üben, üben – und verweisen auf die sogenannte 10.000-Stunden-Regel, die allerdings inzwischen als widerlegt gilt. Es stimmt zwar: Es ist noch nie irgendwo und irgendwann ein Meister vom Himmel gefallen.
Der australische Musik-Professor Gary McPherson, der dies eingehender erforscht hat, kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis: Als er untersuchte, was gute und wirklich erfolgreiche Musiker von den weniger erfolgreichen unterschied, fand er die in seinen Augen wesentliche Erfolgseigenschaft: Attitüde!
Für eine seiner Langzeitstudien pickte sich McPherson 157 Schüler heraus, die ein Instrument lernen wollten. Und tatsächlich:
- Aus einigen wurden später Berufsmusiker, die ihr Instrument perfekt beherrschten.
- Andere hörten mit dem Spiel sofort wieder auf, als sie die Schule verließen.
Also suchte McPherson nach Mustern, Gemeinsamkeiten, Charakteristika, die ihm helfen würden, besser vorherzusagen, wer zu der einen Gruppe gehören würde und wer zur zweiten. Am Ende fand er ein solches Merkmal – jedoch kein offensichtliches:
Nicht IQ oder Begabung – eine Frage macht den Unterschied.
Weder waren es der IQ, die musische Begabung der Kinder oder die Eltern, die daheim Druck ausübten und ihre Kinder zum Erfolg trieben.
Vielmehr war es eine simple Frage, die der Professor seinen Probanden zu Beginn seiner Forschungen gestellt hatte und die sie unterschiedlich beantworteten:
Wie lange, glaubst du, wirst du dieses Instrument spielen?
Auf den ersten Blick eine völlig unschuldige Frage. Doch sie hatte es in sich:
- Wer plante sein ganzes Leben lang das Instrument seiner Wahl zu spielen, wurde darin nicht nur richtig gut, sondern vor allem um Klassen besser,
- als jene, die darin nur ein Intermezzo und temporäres Hobby sahen.
Nicht ihre Fähigkeiten – die Attitüde, die Einstellung und die Liebe zu dem, was die Kinder taten, machte den entscheidenden Unterschied.
Schlechte Attitüde führt zu Stillstand
Eine indifferente Haltung zu etwas wird also allerhöchstens Mittelmaß hervorbringen. Beispielsweise, wenn Sie für den Musikunterricht in der Schule Blockflöte lernen mussten, aber nie so richtig Lust darauf hatten. Ein noch größeres Problem ist eine ausgesprochen schlechte Attitüde.
Dazu müssen wir uns der Entstehung von Attitüden zuwenden. Eine Attitüde kommt ja nicht aus dem Nichts – wir sind tagtäglich von Menschen und ihren Meinungen umgeben, werden mit Situationen konfrontiert, die unterschiedlichste Emotionen wecken. All das formt unser Denken und wie wir Dinge wahrnehmen.
Der amerikanisch-polnische Psychologe Solomon Asch zeigte 1951 anhand des sogenannten Konformitätsexperiments (auch Asch-Experiment genannt), welche Rolle Gruppenzwang beispielsweise spielt. In seinem viel beachteten Experiment zeigte sich, wie eine Vielzahl der Teilnehmer sich nach der (offensichtlich falschen) Meinung der Mehrheit richteten.
Das beweist allerdings auch, dass Menschen nicht in dem determiniert sind, was sie als Attitüde nach außen tragen. Diese Grundannahme kann auf Vorurteilen, Unsicherheit oder dem Wunsch nach Akzeptanz basieren und ist in jedem Fall eine Einstellungssache.
Und hier liegt der Haken: So wie positive Affirmationen als Zuspruch zur notwendigen Energie für kommende Herausforderungen beitragen, behindern negative Glaubenssätze genau das. Sie prägen eine Attitüde, die sich in folgenden Gedanken und Aussagen widerspiegelt:
-
Das haben wir schon immer so gemacht.
Bedeutet: Eine Umstellung wird als unbequem empfunden, die geistige Flexibilität ist gerade sehr schwach ausgeprägt.
-
Ich kann das nicht.
Bedeutet: Es fehlt an Selbstvertrauen, die eigenen Fähigkeiten werden gering eingeschätzt.
-
Das schaffe ich zeitlich nicht.
Bedeutet: Es werden falsche Prioritäten gesetzt, jemand versucht erst gar nicht, seinem neuen Ziel Zeit einzuräumen.
-
Aber bisher hat doch dieser Einsatz gereicht.
Bedeutet: Die Einsichtsfähigkeit, warum es einen Wandel braucht, ist nicht vorhanden. Stattdessen werden Ausflüchte in bester Ja-aber-Manier gebracht.
-
Was wäre wenn…?
Bedeutet: Nach einem Negativerlebnis zerfleischt sich derjenige in Überlegungen, was schief gelaufen ist. So wichtig eine Analyse auch ist – ab einem bestimmten Punkt kann sie zur Grübelfalle werden, die weitere Wagnisse von vornherein blockiert.
-
Ich möchte nicht der Quertreiber sein.
Bedeutet: Die eigenen Gedanken und Ansichten werden zugunsten der Harmonie geopfert. So ist alles schön stromlinienförmig.
-
Jetzt lohnt es sich ohnehin nicht mehr.
Bedeutet: Der Aufwand wird gescheut, weil befürchtet wird, dass der Einsatz den Ertrag bei weitem übersteigt.
-
Was denken die anderen darüber?
Bedeutet: Ähnlich auch hier – die Ansichten anderer werden höher bewertet und davon wird die eigene Meinung abhängig gemacht.
-
Was, wenn es nicht funktioniert?
Bedeutet: Die Angst vorm Scheitern ist größer als die Bereitschaft, es wenigstens zu versuchen.
-
Ich verdiene das nicht.
Bedeutet: Das geringe Selbstwertgefühl gaukelt vor, dass es ohnehin zwecklos ist, etwas anderes zu wollen. Diese Attitüde findet sich auch im Volksmund wieder: „Schuster, bleib bei deinem Leisten.“
Attitüde: Brillanz beginnt im Kopf
Das Studienergebnis ist zum Teil auch auf den Beruf oder andere Fertigkeiten übertragbar: Egal, was man im Leben erreichen möchte – wenn man regelmäßig übt und trainiert, wird man besser. Aber zu wahrer Meisterschaft reicht das nicht. Es fehlt die Leidenschaft, sich seiner Sache mit Haut und Haaren und damit langfristig zu verschreiben.
Wer darin nur ein Mittel zum Zweck sieht, eine Übergangsstation, wird darin nur ein Übergangsprojekt sehen. Das fängt man an, schließt es ab und dann macht man etwas anderes. Wozu also der Ehrgeiz, brillant darin zu sein?
Das mag auf den ersten Blick rational sein, effizient sogar. Es verrät aber auch den Träumer. Der ist gedanklich eigentlich ganz woanders und lebt nicht im Hier und Jetzt. Das, was er oder sie gerade tut, ist eher lästige Pflicht. Ein Zwischenstadium.
Genau darin liegt der Denkfehler: Großartig wird man nicht, indem man Zwischenstationen durchzieht oder überspringt, sondern indem man zu jeder Zeit versucht, großartig zu sein, dranbleibt, sich hingibt – und jeden Moment davon genießt.
Großartigkeit beginnt im Kopf. Sie beginnt mit echter Hingabe – und der richtigen Attitüde…
7 Attitüden echter Innovatoren
Innovatoren fallen in jeder Gesellschaft und in jeder Epoche auf. Sie weigern sich, die allgemein akzeptierten Grenzen und Überzeugung hinzunehmen. Sie verfolgen Ideen, die andere für unvernünftig halten und sie sorgen auf ihrem Weg zu neuen Zielen für Veränderungen. Nicht selten bringen sie dadurch ganze Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche voran.
Solche Innovatoren mit gesamtgesellschaftlichem Einfluss sind zwar selten, doch lässt sich von ihnen wunderbar lernen. Insbesondere von den Attitüden, die sie so erfolgreich und einflussreich machen…
Nicht jede Attitüde passt zu jedem Menschen. Doch jeder kann sie sich zum Vorbild nehmen, daran arbeiten und wachsen… Attitüde, Baby!
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