Bedeutung: Was ist Gleichgültigkeit?
Gleichgültigkeit ist ein Wesensmerkmal von Menschen, denen Ereignisse, Emotionen oder andere Personen scheinbar völlig egal sind. Gleichgültig heißt dabei nicht, dass etwas negativ bewertet wird. Im Gegenteil: Es ist die Abwesenheit von Gefühlen und Meinungen zu einem Thema. Wer gleichgültig ist, hält sich komplett aus Diskussionen heraus, zeigt keinerlei Interesse oder Engagement und bewertet eine Situation einfach überhaupt nicht.
Es ist aber falsch, Gleichgültigkeit mit Gefühlskälte zu verwechseln. Gefühlskalte Menschen können ihre Emotionen nicht ausdrücken oder zeigen. Bei Gleichgültigkeit sind Betroffene grundsätzlich dazu in der Lage – sie interessieren sich aber einfach nicht genug, um wirklich Emotionen zu empfinden.
Wie zeigt sich Gleichgültigkeit?
Gleichgültiges Verhalten zeigt sich typischerweise im kompletten Fehlen einer Reaktion. Solchen Menschen scheint auf den ersten Blick alles egal zu sein. Sie halten sich zurück, sind emotionslos und distanziert. Eine tolle berufliche Möglichkeit? Eine gute Nachricht? Eine ärgerliche Entwicklung? Gleichgültige Menschen nehmen diese Dinge zur Kenntnis, haben dabei aber keine sichtbare Empfindung.
Gleichgültigkeit Synonym
Synonym zur Gleichgültigkeit werden folgende Begriffe genutzt: Desinteresse, Passivität, Leidenschaftslosigkeit, Interessenlosigkeit, Gleichmut, Indifferenz oder Egalness. Auch Gelassenheit gilt als Synonym, sollte jedoch unterschieden werden. Gelassene Menschen empfinden sehr wohl Emotionen und auch Interesse für Situationen. Sie können aber gerade in schwierigen und stressigen Momenten die Ruhe bewahren.
Ursprünglich war der Begriff Gleichgültigkeit wörtlich zu verstehen: Zwei Dinge oder Ansichten sind im direkten Vergleich miteinander gleichermaßen gültig und gleich viel wert. In dieser Bedeutung wird er heute aber nicht mehr verwendet.
Gründe: Warum ist man gleichgültig?
Gleichgültigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Diese sind zum Teil eine Reaktion auf bestimmte Umstände (Psychoanalytiker Rainer Funk spricht hier von reaktiver Gleichgültigkeit), in anderen Fällen ein Charakterzug. Ist letzteres der Fall, spielt Narzissmus eine Rolle, denn das Desinteresse zeigt sich bei allem, was nicht mit der eigenen Person zusammenhängt.
Typisch sind drei mögliche Gründe für Gleichgültigkeit
Gleichgültigkeit als Erkrankung
Anhaltende Gleichgültigkeit über einen längeren Zeitraum kann auf eine Erkrankung hindeuten. Gerade fehlende Emotionen bei Dingen, die sonst Freude bereiten, sind ein Warnsignal. Denkbar sind Burnout oder eine Depression als Ursache. Die Teilnahmslosigkeit ist dann eine Folge von Erschöpfung und persönlichen Lebensumständen. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Autismus kommt es vor, dass sich Menschen gleichgültig verhalten. Zudem können bestimmte Medikamente gleichgültiges Verhalten auslösen.
Gleichgültigkeit als Selbstschutz
Eine andere Möglichkeit ist Gleichgültigkeit aus Selbstschutz. In schwierigen Situationen oder bei Konflikten ziehen Betroffene sich selbst emotional aus allem heraus. Dies passiert, wenn Menschen befürchten, ein Ereignis oder eine andere Person könnte sie emotional schwer verletzen. Um die negativen Gefühle erst gar nicht zuzulassen, bleiben sie möglichst gleichgültig und lassen die Emotion gar nicht an sich heran. Dieser Selbstschutz zeigt sich auch bei traumatischen Erlebnissen, auf die Betroffene scheinbar regungslos reagieren.
Gleichgültigkeit als Manipulation
Bei bewusster Gleichgültigkeit kann es sich um eine Form der Manipulation handeln. Man zeigt sich absichtlich desinteressiert, um die eigene Überlegenheit zu verdeutlichen. Dem Gegenüber wird demonstriert, wie wenig man sich für ihn, seine Meinung oder sein Verhalten interessiert. So soll beispielsweise in Konflikten der andere zum einknicken manipuliert werden.
Vor- und Nachteile von Gleichgültigkeit
Schon die Gründe zeigen: Eine gewisse Portion Gleichgültigkeit in bestimmten Situationen nicht verkehrt. Sie erleichtert den Umgang in Phasen der Trauer oder bei Enttäuschungen. Wer bei jeder Absage auf eine Bewerbung am Boden zerstört ist, verschwendet enorm viel Zeit und Energie (daher die 24-Stunden-Regel). Auch kann ein wenig Gleichgültigkeit helfen, die vielen schrecklichen Ereignisse auf der Welt, die in den Nachrichten vorkommen, besser zu ertragen.
Ein übermäßiges oder generelles Desinteresse ist allerdings schädlich. Zahlreiche Sprüche wie der von Honoré de Balzac illustrieren das: „Die Gleichgültigkeit ist wie das Eis an den Polen: sie tötet alles.“ Sie schadet jedem einzelnen als auch der Gesellschaft. Denn sie zeigt sich in verschiedenen wichtigen Bereichen des alltäglichen Lebens:
Beziehung
Die Schattenseiten von Gleichgültigkeit zeigen sich besonders in Partnerschaft oder Freundschaft. In einer intakten Beziehung interessieren sich Menschen füreinander. Erkundigen sich nach dem Befinden des anderen, stehen mit Rat und Tat bei Problemen zur Seite.
Behandelt einer den anderen gleichgültig, zeigt er kein Interesse an dieser Person, führt das zu Verletzungen. Spätestens bei gegenseitiger Gleichgültigkeit ist das Ende einer Beziehung nah. Man ist dem jeweils anderen egal geworden. Bei einer Partnerschaft stehen jetzt höchstens noch materielle Interessen oder die Angst vor Reputationsverlust im Vordergrund.
Isolation
Zwischenmenschliche Interaktion lebt von gegenseitigem Interesse und den verbundenen Emotionen. Wer stets gleichgültig ist und allen anderen distanziert begegnet, verfällt zunehmend in Isolation. Sie schotten sich von anderen ab, werden einsam und von anderen ausgegrenzt.
Der Umgang mit so viel Teilnahmslosigkeit ist schwierig. Deshalb gehen Mitmenschen eher auf Distanz. Ob Kollegen oder Freunde: Der Kontakt wird weniger, ein Austausch findet nur noch selten statt.
Gesellschaft
Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit ist Gift für eine Gesellschaft. Die lebt von Teilnahme, Engagement und einem Miteinander im Interesse aller Beteiligten. So beispielsweise in politischer Hinsicht, dass Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen. Geschieht das nicht, stärkt das am Ende meist die Falschen: Als Nichtwähler kann man sich später nicht beschweren, wenn die eigenen Vorstellungen nicht umgesetzt werden.
Und eine Gesellschaft lebt auch von der Gestaltung durch soziales Engagement. Wenn jeder nur für sich selbst sorgt, bleiben die Schwächeren auf der Strecke, die auf Hilfe angewiesen sind. Nicht zuletzt bedeutet Gleichgültigkeit den Belangen anderer gegenüber, dass diese womöglich durch Zerstörung und Ausbeutung bedroht sind. Dann nämlich, wenn unethisches Handeln keinerlei Konsequenzen nach sich zieht, weil es keinen interessiert.
Job
Gleichgültige Menschen interessieren sich nur für wenige Dinge. Sie erledigen das Nötigste, machen Dienst nach Vorschrift und der Rest ist ihnen egal. Allerdings gibt es immer wieder Situationen, in denen es wichtig ist, Stellung zu beziehen, um für Fairness zu sorgen. So etwas stärkt den Zusammenhalt unter Kollegen und verbessert das Betriebsklima ein.
Wer gleichgültig und desinteressiert ist, zeigt wenig Einsatz. Interesse und Leistungsbereitschaft sind allerdings nötig, um beruflich voranzukommen. Das geht bereits damit los, sich für die Unternehmensziele zu interessieren: Wo soll es zukünftig hingehen? Was sind die Vision und Ziele? Auch Neugier oder der Wunsch, sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, brauchen Engagement und Interesse. Dieses Verhalten lässt eine Person aus der Masse herausragen und ist notwendig für Gehaltserhöhung oder Beförderung.
Gleichgültigkeit: Sprüche und Zitate
Zur Gleichgültigkeit gibt es zahlreiche Sprüche und Zitate von bekannten Persönlichkeiten. Die schönsten haben wir für Sie zusammengefasst:
- „Das größte Übel, das wir unseren Mitmenschen antun können, ist nicht, sie zu hassen, sondern ihnen gegenüber gleichgültig zu sein. Das ist absolute Unmenschlichkeit.“ (George Bernard Shaw)
- „Die Gleichgültigkeit so vieler Menschen beruht auf ihrem Mangel an Phantasie.“ (Kurt Tucholsky)
- „Die Bösen sind das kleinere Problem als die Gleichgültigen.“ (Gerhard Kocher)
- „Leider ist es den meisten Menschen egal, wie es dir geht, solange du funktionierst.“
- „Es ist leicht den Hass, schwer die Liebe, am schwersten Gleichgültigkeit zu verbergen.“ (Ludwig Börne)
- „Es gibt kaum eine größere Enttäuschung, als wenn du mit einer recht großen Freude im Herzen zu gleichgültigen Menschen kommst.“ (Christian Morgenstern)
Wie kann man weniger gleichgültig werden?
Natürlich wird es immer Situationen geben, mit denen Sie sich nicht zu sehr befassen sollten. Wir treffen (besonders im Arbeitskontext) immer wieder auf schwierige Menschen, mit denen wir arbeiten und auskommen müssen. Ein bisschen mehr Gleichgültigkeit an der einen oder anderen Stelle schont das Nervenkostüm. Vor allem, wenn eine Konfliktlösung nicht möglich ist, eine Konflikteskalation aber vermieden werden soll.
Andererseits verbaut zu große Gleichgültigkeit Perspektiven und steht Veränderungen im Weg. Sie wollen weniger gleichgültig werden? Dann helfen diese Tipps:
- Bilden Sie sich
Wissen ist Macht – eine fundierte Meinung können Sie sich bilden, wenn Sie sich über bestimmte Bereiche informieren. Das können persönliche Interessen und Hobbys sein. Ebenso gut gesellschaftliche Themen wie Umwelt, Politik, Geschichte, Kultur. - Hinterfragen Sie Ihre Emotionen
Bekämpfen Sie die Gleichgültigkeit, indem Sie Ihren Emotionen auf den Grund gehen. Hören Sie aktiv in sich hinein und achten Sie auf Ihre Gefühle, auch wenn diese anfangs kaum zu spüren sind. Fragen Sie sich: Wie fühle ich mich gerade? Was macht diese Situation mit mir? - Interagieren Sie
Damit Sie nicht zum Eigenbrötler werden, braucht es Interaktion mit anderen. Diese ist abwechslungsreich und inspirierend. Und es hat den großen Vorteil, dass Sie sich vernetzen – ganz gleich, ob Sie einem gemeinsamen Hobby wie Fußball frönen, in der Gemeinde aktiv sind oder sich ehrenamtlich engagieren. - Meditieren Sie
Gleichgültigkeit kann die Reaktion auf zu viele Reize sein. Wenn Sie eine Auszeit von anderen brauchen oder Gefahr laufen, sich über jemanden besonders aufzuregen, sind Meditationen hilfreich. Besonders die Metta-Meditation eignet sich dazu, Ärger anderen gegenüber abzubauen und stattdessen zu mehr aufrichtigem Interesse zu gelangen.
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