Definition: Was ist Deprivation?
Deprivation ist ein Zustand von Mangel, Entbehrung oder Verlust eines wichtigen menschlichen Bedürfnisses. Es ist ein Entzug von notwendigen oder vertrauten Lebensumständen, bei denen grundlegende physische oder psychische Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum nicht befriedigt werden.
Der Begriff stammt vom lateinischen Verb privare = berauben und wird auch in der Medizin für Mangel- und Entzugserscheinungen genutzt.
Beispiele für Deprivation
Es gibt zahlreiche menschliche Bedürfnisse, für die aus verschiedenen Gründen ein Mangel bestehen kann. Häufige Beispiele für Deprivation sind:
- Schlafmangel
- Mangelernährung (Essen / Trinken)
- Bewegungsmangel
- Kontaktmangel
- Reizmangel
3 Arten von Deprivation
Deprivation tritt in verschiedenen Formen auf – abhängig davon, welche Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Die häufigsten Formen sind:
Psychische Deprivation
Auch als emotionale Deprivation bezeichnet, bedeutet einen Mangel an emotionaler, liebevoller Zuwendung. Sie tritt vor allem bei Kleinkindern und Babys auf, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Abwesenheit und Liebesentzug durch die wichtigsten Bezugspersonen führt zu einer gefühlsmäßig gestörten Bindung zu den Eltern. Auftreten kann dies auch bei Kindern, die in einem Kinderheim aufwachsen oder bei langen Krankenhausaufenthalten (Hospitalismus).
Sensorische Deprivation
Sensorische Deprivation ist ein Mangel an äußeren Reizen über die Sinnesorgane. Sie kann ausgelöst werden, wenn Sinnesorgane wie Augen, Ohren, Mund, Nase und sogar die Haut abgeschirmt werden. In der Folge kommt es zu Reizverarmung beziehungsweise Reizdeprivation. Ein solcher Reizentzug kann als Folter angewendet werden, in kurzer und kontrolliertem Maß gilt es aber auch als entspannend. In extremen Formen kann es zu Halluzinationen, Denkstörungen und kognitiven Problemen führen.
Soziale Deprivation
Soziale Deprivation ist ein teilweiser oder kompletter Verlust von sozialen Interaktionen mit anderen Menschen. Gemeint ist nicht die (subjektiv) empfundene Einsamkeit, sondern ein tatsächlicher Verlust von nahezu allen Sozialkontakten – beispielsweise durch räumliche Isolation. Beispiele sind Menschen, die in eine neue Stadt ziehen und keinerlei Anschluss finden, Senioren im Pflegeheim oder auch Gefängnisinsassen in Isolationshaft.
Folgen von Deprivation sind drastisch
Unabhängig von der Art des Mangels hat Deprivation drastische Folgen für den Betroffenen. Emotionale Störungen, psychische Probleme bis zu Depressionen, kognitive Schwierigkeiten und andere Auswirkungen auf die Gesundheit können nach einiger Zeit auftreten. Ebenso kann es zu sozialen Phobien, Bindungsangst und übersteigertem Misstrauen kommen.
Wie extrem die Konsequenzen sein können, zeigen Versuche mit Deprivation bei Tieren. Katzen und Affen wurde in einer wichtigen Entwicklungsphase ein oder zwei Augen verbunden für mehrere Monate verbunden. Dies führte zu Blindheit und die Sehkraft blieb das gesamte Leben verloren.
Fatale Konsequenzen von Deprivation bei Kleinkindern
Eins der bekanntesten Experimente zeigt Deprivation in verschiedenen Facetten. Kaiser Friedrich II. ließ im 13. Jahrhundert einige Säuglinge ihren Müttern wegnehmen. Er war auf der Suche nach der Ursprache. Er fragte sich, ob die Kinder, wenn sie frei von äußeren Einflüssen aufwuchsen, Hebräisch (als älteste Sprache), Griechisch, Latein oder Arabisch sprächen oder die Sprache ihrer leiblichen Eltern. Ammen nährten und pflegten die Kinder, zeigten aber keinerlei Zuwendung.
Der fatale Ausgang des Experiments: Alle Kinder starben. Wahrscheinlich ist, dass die verschiedenen Formen des Bedürfnisentzugs eine entscheidende Rolle spielten. Hier litten die Kinder unter psychischer, sensorischer, soziale und sprachlicher Deprivation. Überliefert ist der Satz:
Sie vermochten nicht zu leben ohne das Händepatschen und das fröhliche Gesichterschneiden und die Koseworte ihrer Ammen.
Deprivation: Selbst gewählt oder aufgezwungen?
Für die möglichen Konsequenzen macht es einen Unterschied, ob der Zustand selbst gewählt oder aufgezwungen und durch externe Rahmenbedingungen entstanden ist. Die bewusste Entscheidung aus gesundheitlichen Gründen zu fasten, ist ein Mangelzustand, wird aber von vielen als positiv bewertet und empfunden.
Allerdings fehlen wissenschaftliche Langzeitbeobachtungen, um einen solch selbst herbeigeführten Mangel völlig unkritisch zu sehen. So kommt es teilweise auch zu einer höheren Reizbarkeit, innerer Unruhe und Anspannung.
Deprivation vorbeugen: 4 Tipps
Kinder haben wenig Einfluss auf ihre Lebensgestaltung und können Opfer von Deprivation werden. Als Erwachsener haben Sie zum Glück größeren Einfluss und können verhindern, dass wichtige Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Im ersten Schritt sollten Sie mögliche Risiken erkennen: Als Erstsemester in einer neuen Stadt oder als Expat droht Isolation und ein Kontaktmangel.
In diesen Situationen ist es umso wichtiger, Ihre Bedürfnisse nicht nur zu erkennen, sondern diese in den Fokus zu rücken. Doch auch im Alltag sollten Sie möglichen Problemen der Deprivation vorbeugen. Diese vier Tipps helfen dabei:
- Achten Sie auf Ihre Ernährung
Morgens nur schnell einen Kaffee, in der Mittagspause wird das Essen ausgelassen und Abends gibt es ungesundes Fast Food? Zusätzlich trinken die meisten Menschen nicht genug Wasser. Zwischen 2 und 2,5 Liter sollten es am Tag sein. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, brauchen Sie ausreichend Nährstoffe und abwechslungsreiche Ernährung. - Schlafen Sie ausreichend
Wenn Sie abends erst um 24 Uhr im Bett liegen und der Wecker morgens bereits um 5:30 Uhr klingelt, dann schlafen Sie eindeutig nicht genug. Für Erwachsene sollten es durchschnittlich etwa 8 Stunden Schlaf pro Tag sein. Je weniger Sie schlafen, desto spürbarer die Folgen des Mangels. Planen Sie Ihren Tag entsprechend und gehen Sie früh genug ins Bett, um die nötige Schlafmenge zu erreichen.
- Sorgen Sie für Bewegung
Im Alltag kommt Bewegung oft zu kurz. Sie fahren mit dem Auto zur Arbeit, sitzen mindestens 8 Stunden vor dem Computer, fahren wieder zurück und machen es sich dann auf der Couch gemütlich. Durchbrechen Sie diesen Kreislauf um Bewegungsmangel zu vermeiden. Treiben Sie Sport, gehen Sie ins Fitnessstudio, probieren Sie Joggen, Walken oder Fahrradfahren. Auch Spazieren gehen bringt den Körper in Schwung. - Treffen Sie andere Menschen
Egal, ob Freunde, Bekannte oder Familie: Achten Sie auf regelmäßige soziale Kontakte. Führen Sie dabei nicht nur Telefonate, sondern treffen Sie sich persönlich. Laden Sie andere zu sich nach Hause oder auf einen Kaffee ein. Schon ein bisschen Smalltalk belebt nicht nur die Freundschaft, sondern sorgt für wichtige soziale Interaktionen. Wenn Sie bisher nur wenige Menschen kennen, treffen Sie Kollegen, melden Sie sich in Vereinen an oder belegen Sie verschiedene Kurse, um in Kontakt zu kommen.
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