Digitale Demenz: Definition, Symptome & Tipps

Ein Leben ohne Internet ist unvorstellbar. Rund um die Uhr und über den gesamten Globus läuft alles digital. Das hat viele Vorteile, aber auch Risiken. Digitale Demenz durch die dauerhafte Nutzung von Computer oder Smartphone ist auf dem Vormarsch. Wir erklären, was digitale Demenz ist, welche Symptome sie hat und welche Tipps dagegen helfen…

Digitale Demenz Definition Pro Conrtra Spitzer

Definition: Was ist digitale Demenz?

Digitale Demenz ist ein Phänomen aus der Medienpsychologie und beschreibt den negativen Effekt häufiger Nutzung digitaler Medien auf die mentalen und kognitiven Fähigkeiten von Menschen. Zugespitzt formuliert: Das Internet macht dumm. Die Theorie ist verbreitet, in der wissenschaftlichen Diskussion aber umstritten und nicht eindeutig belegt.

Bekannt wurde der Begriff im deutschsprachigen Raum vor allem durch den Neurologen und Psychiater Manfred Spitzer. Er beruft sich auf Studien in der Hirnforschung, wonach die wiederholte Mediennutzung schon bei Kindern „Spuren im Hirn“ hinterlasse.

Google-Effekt: Darum merken wir uns weniger

Verwandt mit digitaler Demenz ist der Google-Effekt. Er sagt: Menschen merken sich immer weniger, weil Wissen und Informationen jederzeit digital abrufbar sind – über Suchmaschinen wie Google und auf dem Smartphone. Beliebtes Beispiel sind Telefonnummern: Wie viele Nummern kennen Sie noch auswendig?

Wir haben immer weniger im Kopf, weil wir umso mehr im Internet und dem Smartphone haben. Das Gehirn muss sich weniger merken und verliert auf Dauer Leistungsfähigkeit. Die Psychologin Betsy Sparrow wies den Google-Effekt in einer Studie nach: Teilnehmer merkten sich weniger, wenn ihnen gesagt wurde, dass Informationen im Computer gespeichert wurden.

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Symptome für digitale Demenz

Digitale Demenz zeigt sich nicht nur darin, dass Menschen lieber googeln, statt sich Dinge zu merken. Vertreter der Ansicht, dass das Internet dumm macht, nennen verschiedene Symptome:

  • Wiederkehrende Konzentrationsschwäche
  • Soziale Isolation
  • Fehlende Motivation
  • Psychische Störungen
  • Schlechte Gedächtnisleistung
  • Häufige Vergesslichkeit
  • Weniger Lernfähigkeit
  • Geringes Energielevel
  • Schwache Lesekompetenz
  • Kurze Aufmerksamkeit
  • Aggressives Verhalten

Reizüberflutung schadet dem Gehirn

Ein Grund für digitale Demenz und die negativen Auswirkungen auf das Gehirn ist die ständige Reizüberflutung: Das E-Mail-Postfach klingelt, bei Instagram warten die neuesten Trends, im Live-Ticker fliegen die aktuellen Nachrichten über den Bildschirm… Das Gehirn ist in einem permanenten Stresszustand. Es fehlt Zeit und Erholung, um Wissen langfristig abzuspeichern oder Kapazitäten für anhaltende Konzentration zu liefern.

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Tipps gegen digitale Demenz

An Technologie und digitalen Medien kommen wir nicht mehr vorbei. Trotzdem sind wir ihnen nicht ausgeliefert. Es gibt verschiedene Tipps und Maßnahmen, wie Sie die digitale Demenz vermeiden:

1. Reduzieren Sie die Nutzung

Ein Weg gegen die digitale Demenz: Legen Sie das Smartphone häufiger zur Seite und schalten Sie Computer oder Tablet aus. Kurz: Reduzieren Sie die Zeiten, die Sie vor dem Bildschirm verbringen. Oft ist es schlicht Gewohnheit, dass Sie zum Smartphone greifen und durch Social Media scrollen. Legen Sie zum Beispiel Zeiten für die Nutzung fest oder probieren Sie Digital Detox.

2. Bauen Sie Medienkompetenz auf

Medienkompetenz ist die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Informations- und Kommunikationskanälen umzugehen. Es liegt an Ihnen, das Internet richtig zu nutzen und so digitaler Demenz vorzubeugen. Passende Parabel: Der Supermarkt hat keine Schuld, wenn Menschen nur Tiefkühlpizza und Dosenbier kaufen. Ob Sie nur Fakten raussuchen und gleich wieder vergessen oder etwas dazulernen wollen, ist Ihre Verantwortung. Lernen Sie, Medien kompetent zu nutzen, Quellen auszuwählen und Informationen zu hinterfragen.

3. Tauschen Sie sich mit anderen aus

Statt nur auf das Smartphone zu starren, sollten Sie sich häufiger mit anderen Menschen unterhalten – real, von Angesicht zu Angesicht. Schon ein simples Gespräch hilft, Informationen und Emotionen besser zu verarbeiten und ins Langzeitgedächtnis zu übertragen. Zudem erhalten Sie neue Einsichten und Meinungen, die Sie so nur selten aus der digitalen Bubble herausholen.

4. Trainieren Sie Ihr Gedächtnis

Wenn das Gehirn durch digitale Medien leidet, braucht es umso mehr Übung. Gedächtnistraining stärkt einzelne kognitive Fähigkeiten und erhält deren Leistungsfähigkeit. Zudem macht es Spaß und ist leicht in den Alltag zu integrieren.

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Kritik: Keine Einigkeit zu digitaler Demenz

Die Annahmen zur digitalen Demenz sind heute pupulär. Dennoch herrscht unter Wissenschaftlern Uneinigkeit: Längst nicht alle teilen die Einschätzung, dass Computer und Internet schädlich für das Gehirn sind und kognitive Fähigkeiten beeinträchtigen. So zeigten Ben Storm und Sean Stone in einer Untersuchung, dass digitale Hilfsmittel die Merkfähigkeit eher verbessern.

Eine Erklärung: Durch digitales Abspeichern muss das Gehirn sich weniger mit dem bereits vorhandenen Wissen beschäftigen – es bleiben mehr Kapazitäten, um weitere Informationen aufzunehmen. Häufiger Kritikpunkt am Konzept der digitalen Demenz ist, dass Korrelation und Kausalität verwechselt oder nicht ausreichend geklärt werden.


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