Fingerspitzengefühl Bedeutung: Was ist das? Einfach erklärt
Der Begriff Fingerspitzengefühl bedeutet umgangssprachlich ein besonders einfühlsames Verhalten gegenüber Mitmenschen. Wer Fingerspitzengefühl besitzt, ist in der Lage, Menschen anzusprechen oder zu kritisieren, ohne sie zu brüskieren, zu verletzen oder vor den Kopf zu stoßen. Die Fähigkeit dazu kann ebenso eine Charaktereigenschaft sein oder eine grundsätzlich rücksichtsvolle Haltung gegenüber anderen. Fingerspitzengefühl hilft vor allem im Umgang mit sensiblen und schwierigen Menschen und zählt zu den wesentlichen sozialen Kompetenzen und verbindet Empathie mit Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen.
Fingerspitzengefühl Synonyme
Ähnliche Begriffe für Fingerspitzengefühl (englisch: „flair“ oder „sensitively“) sind: Antenne, Einfühlungsgabe, Einfühlungskraft, Feeling, Feingefühl, Gespür, Taktgefühl, Verständnis, Zartgefühl, Sensibilität.
Fingerspitzengefühl Beispiele: 3 Merkmale
Fingerspitzengefühl ist keine auffällige Eigenschaft, sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Dafür fällt ihr Fehlen umso mehr auf: Ohne Feingefühl und Takt wirken Menschen schnell rücksichtslos oder grob. Entsprechend gibt es drei wesentliche Merkmale und Beispiele, an denen Sie Fingerspitzengefühl erkennen können:
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Aufmerksamkeit
Um Fingerspitzengefühl entwickeln zu können, brauchen Betroffene eine gute Wahrnehmung. Sie müssen zuhören, beobachten und erkennen, was in Ihrem Gegenüber vorgeht, wie sich andere fühlen oder was sie gerade durchmachen. Erst so können Sie verständnisvoll und angemessen reagieren.
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Anpassungsfähigkeit
Feinfühliges Verhalten passt sich individuell dem Umfeld und den Umständen an. Es ist keine Methode nach Schema F. Entsprechend erfordert die Fähigkeit maximale Flexibilität im Denken und Handeln. Zumal Stimmungen schnell kippen können.
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Rücksicht
Die meisten Menschen denken zuerst an sich selbst. Die Gefühle anderer werden übergangen oder ignoriert. Hinter Fingerspitzengefühl steckt jedoch der Wille (!) zur Rücksichtnahme – und die Fähigkeit, die eigenen Impulse und Emotionen zu kontrollieren, um sich angemessen zu verhalten.
Fingerspitzengefühl im Job: Ein wichtiger Erfolgsfaktor
Als wesentliche Eigenschaft der sozialen Kompetenz und emotionalen Intelligenz hat Fingerspitzengefühl eine hohe Bedeutung im Job und massiven Einfluss auf den Erfolg. Wer darüber verfügt, kommt nicht nur besser mit Kollegen und Vorgesetzten zurecht. Er oder sie kann auch Konflikte besser entschärfen und Sympathien gewinnen. Menschen mit Fingerspitzengefühl zählen oft zu den Sympathieträgern im Büro und auf der Arbeit.
Die Vorteile von Fingerspitzengefühl
Einfühlungsvermögen und Taktgefühl haben gleich mehrere Vorteile – nicht nur im Job:
- Sie sind in der Lage, die Fassung und Haltung zu bewahren.
- Sie können kommunikative Fettnäpfchen umschiffen.
- Sie können mit negativen Emotionen gelassen umgehen.
- Sie finden immer die richtigen Worte.
- Sie zeigen Verständnis statt voreiliger Reaktionen.
- Sie übernehmen die diplomatische Gesprächsführung.
- Sie können hart in der Sache, aber freundlich im Stil bleiben.
- Sie können Streit deeskalieren.
- Sie verbessern die Zusammenarbeit und das Betriebsklima.
- Sie ernten dafür Respekt und Wertschätzung.
- Sie stärken Ihr Netzwerk und Ihre Beziehungen.
- Sie können sich in jeder Situation souverän behaupten.
- Sie balancieren sicher zwischen Selbstbehauptung und Entgegenkommen.
Wie kann ich Fingerspitzengefühl lernen und trainieren?
Fingerspitzengefühl ist nichts, was sich in der Theorie lernen lässt. Regelmäßige Praxis ist dafür unerlässlich. Wer sein Fingerspitzengefühl trainieren will, muss üben, üben, üben. Und selbstkritisch reflektieren, in welcher Situation und warum Sie vielleicht gepatzt haben: Was ist passiert? Warum habe ich mich im Wort vergriffen? Was hat den anderen verärgert oder gar verletzt? Das ist ein permanenter Prozess, bei dem Sie Ihre Sinne und noch mehr die emotionale Wahrnehmung erweitern. Tipps, wie Sie Ihr Fingerspitzengefühl verbessern:
Keine voreiligen Schlüsse
Trainieren Sie ein wachsames Auge und Gespür für die Gefühle und Motive zwischen den Zeilen. Manchmal sagen Menschen das Eine und meinen das Andere. Lernen Sie, hinter die Kulisse zu blicken und im Subtext zu lesen. Im Zweifel fragen Sie aktiv nach, um die Situation vollständig zu verstehen.
Abstand zu eigenen Gefühlen
Voraussetzung für Fingerspitzengefühl ist die eigene Souveränität. Wer Takt besitzt, handelt nicht impulsiv und lässt sich nicht hinreißen (siehe: emotionale Reife). Entsprechend wichtig ist es, die eigenen (aufsteigenden) Emotionen zu erkennen und von der Sachebene zu trennen. Die bessere Selbstwahrnehmung hilft überdies, den Gemütszustand anderer wahrzunehmen und sensibel damit umzugehen.
Perspektive verändern
Um die Gefühle und Beweggründe bei anderen besser zu verstehen, müssen Sie deren Blickwickel einnehmen und die eigene Perspektive wechseln („Fremdwahrnehmung“). Erst so kann sich so etwas wie Verständnis entwickeln. Überdies reduzieren Sie dadurch Fehlurteile und Wahrnehmungsverzerrungen.
Handlungsoptionen entwickeln
Jede Situation ist anders. Trainieren Sie sich daher ein Repertoire an Reaktionen an, um mit unterschiedlichen Situationen individuell umzugehen. Dazu gehört zum Beispiel, empfundene Emotionen oder Schwingungen im Raum verbal und sensibel zu benennen sowie Verständnis zu zeigen. Schulen Sie unbedingt bei jeder Gelegenheit Ihre kommunikativen Fähigkeiten und das diplomatische Geschick.
Am Auftritt arbeiten
Zeigen Sie Wärme und Präsenz. Wer argumentiert, verliert. Egal, wie kritisch die Situation ist: Halten Sie die Balance im Gespräch: Bleiben Sie stets sachlich und lassen Sie sich nie auf Machtkämpfe ein. Begegnen Sie Ihrem Gesprächspartner auf Augenhöhe – und nur als Ratgeber, wenn Sie danach gefragt werden.