Definition: Was ist Vernunft?
Menschliche Vernunft (englisch: reason) ist die geistige Fähigkeit, seine Umwelt bewusst wahrzunehmen, Zusammenhänge zu erkennen, daraus Schlüsse zu ziehen und kluge Entscheidungen für das eigene Handeln abzuleiten. Ein vernünftiger Mensch handelt angemessen und rational – und reagiert nicht impulsiv oder im Affekt.
Die Vernunft ist eine Art des Denkens, die uns zugleich die Richtigkeit unseres Denkens und Handels bestätigt. Wir erkennen, was ein vernünftiges sowie sozial-ökonomisch sinnvolles Verhalten ist. Dahinter kann durchaus auch Kalkül und Berechnung stecken.
Vernunft Synonyme
Ähnliche Begriffe und verwandte Redewendungen sind: Gesunder Menschenverstand, Besonnenheit, Geisteskraft, Nüchternheit, Objektivität, Rationalität, Realismus oder Wirklichkeitssinn.
Das Gegenteil zur Vernunft ist Unvernunft bzw. Impulsivität. Ein solcher Mensch reagiert spontan, emotional, irrational und „bar jeder Vernunft“ – kurz: verrückt.
Was ist der Unterschied zwischen Vernunft und Verstand?
Vernunft und Verstand klingen synonym – es gibt aber Unterschiede:
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Vernunft
Insbesondere die praktische Vernunft verhilft Menschen zur Einsicht und Erkenntnis, was richtig ist und was sie tun sollten.
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Verstand
Der menschliche Verstand bezeichnet die grundsätzliche Auffassungsgabe und Denkfähigkeit. Ohne Verstand wären wir nicht in der Lage, etwas zu verstehen, in Worte zu fassen oder Schlüsse zu ziehen.
Vernunft in der Philosophie
Die menschliche Vernunft war immer wieder Gegenstand der Philosophie. Dort wurde sie von vielen Philosophen immer wieder anders definiert.
- Für Aristoteles war sie die herausragende Fähigkeit des Menschen, die ihn vom Tier unterscheidet.
- René Descartes definiert sie als Fähigkeit, richtig zu urteilen und die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden.
- Für Immanuel Kant, den großen Philosophen der Aufklärung, war sie das Vermögen, über metaphysische Ideen zu spekulieren – wie etwa über Gott und die Seele oder die Moral.
Sprüche und Zitate zur Vernunft
- „Vielwisserei lehrt nicht Vernunft zu haben.“ (Heraklit)
- „Durch Vernunft, nicht durch Gewalt, soll man Menschen zur Wahrheit führen.“ (Denis Diderot)
- „Nie kommt ein Mensch aus Vernunft zur Vernunft.“ (Charles de Secondat)
- „Der Mensch ist vielerlei. Aber vernünftig ist er nicht.“ (Oscar Wilde)
- „Wenn der Mensch so viel Vernunft hätte, wie Verstand, wäre vieles einfacher.“ (Linus Pauling)
- „Die Vernunft ist grausam, das Herz ist besser.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
- „Durch die Leidenschaft lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.“ (Nicolas Chamfort)
Ist es vernünftig immer nur vernünftig zu sein?
Vernunft sorgt für Klarheit im Kopf. Rationales Handeln ist klug, stets fundiert und besonnen, nüchtern und pragmatisch. Doch wo bleibt dabei der Spaß? Das Leben hat dabei nur wenig „Spielraum“ im Wortsinn.
Vernunft mag uns zeigen, was gerade angebracht, nützlich und ratsam ist. Eine Garantie gibt sie uns trotzdem nicht: Der Vernünftige kann genauso irren und scheitern wie der Unvernünftige.
Wie viele Träume wurden Wirklichkeit, weil Menschen nicht auf den gesunden Menschenverstand gehört haben, sondern ihrem Herz gefolgt sind? In der Liebe genauso wie im Job.
Die Vernunft sagt: „Unmöglich!“.
Das Herz flüstert: „Versuchs trotzdem!“
Unvernünftig zu sein, ist keine Schwäche
Auch wenn uns Eltern, Freunde oder Kollegen ermahnen: „Nun sei doch vernünftig!“ impliziert das keine Schwäche. Wer andere zu vernünftigem Handeln auffordert, erhebt den Anspruch, zu wissen, was richtig oder falsch ist. Aber das stimmt eben nicht immer und gilt noch weniger für das eigene Leben.
Die Wahrnehmung von Vernunft ist individuell: Was sich für den einen irrational und bar jeder Vernunft anfühlt, kann für andere in dem Moment genau richtig sein. Das Leben verläuft nicht immer nach Plan. Und große Chancen tun sich oft auf, wenn wir unserem Herzen oder dem Bauchgefühl folgen.
Vernunft und Verstand setzen Grenzen
Hin und wieder unvernünftig zu sein, tut uns gut. Wir hören auf uns selbst. Folgen unseren Träumen und Leidenschaften, erfüllen uns Wünsche. Und was noch wichtiger ist: Wir glauben an uns in einem größeren Rahmen als unser Verstand das zulässt.
Gelegentliche Unvernunft erweitert den Horizont und ermöglicht persönliches Wachstum. Die Einsicht, dass wir nicht immer auf die Stimme des Verstandes hören müssen, befreit und eröffnet uns neue Welten.
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