Fachweiterbildung Pflege: Beispiele und Fortbildungen

Der Pflege- und Gesundheitssektor gewinnt seit Jahren immer mehr an Bedeutung. Eine Fachweiterbildung Pflege kommt vor allem für die infrage, die dort bereits tätig sind und ihr Wissen erweitern wollen. Die vielfältigen Weiterbildungen ermöglichen eine Spezialisierung in einem konkreten Bereich und können so neue Karriereperspektiven eröffnen. Welche Fachweiterbildungen in der Pflege existieren und was sie bieten…

Fachweiterbildung Pflege Beispiele Staatlich Anerkannt Fortbildung

Was ist eine Fachweiterbildung?

Eine Fachweiterbildung in der Pflege dient der Spezialisierung: Pflegefachkräfte vertiefen ihr Wissen in einem bestimmten Bereich, übernehmen mehr Verantwortung und erhalten eine geschützte Zusatzqualifikation, zum Beispiel in der Intensiv- oder Onkologiepflege. Damit eröffnet sich nicht nur eine fachliche Weiterentwicklung, sondern auch bessere Karriere- und Gehaltschancen.

Gleichzeitig erfüllt eine Fachweiterbildung auch gesetzliche Anforderungen. Laut SGB XI § 11 müssen Pflegeleistungen stets „dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse“ entsprechen. Ergänzend gilt eine Fortbildungspflicht: Beschäftigte im Pflegebereich sollen pro Jahr mindestens acht Fortbildungsstunden absolvieren. Damit wird Qualität gesichert und Wissen regelmäßig aktualisiert.

Verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten in der Pflege

Berufliche Weiterqualifizierung dabei ist auf mehreren Wegen möglich. Fortbildung, Weiterbildung oder Studium. Viele verwechseln die Begriffe Fortbildung und Weiterbildung, doch es gibt klare Unterschiede:

Fortbildungen sind im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt und dienen vor allem dazu, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Unterschieden werden hierbei:

  • Anpassungsfortbildung
    Sie passt bestehende Qualifikationen an neue Anforderungen an.
  • Erweiterungsfortbildung
    Sie baut Wissen aus und erschließt neue Themen.
  • Erhaltungsfortbildung
    Sie frischt vorhandenes Wissen auf.
  • Aufstiegsfortbildung
    Sie bereitet auf Führungsaufgaben oder höhere Positionen vor.

Wichtig sind Fortbildungen seit der „generalistischen Pflegeausbildung“ im Jahr 2020. Sie vereint die bisherigen Berufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Kinderkrankenpflege. Erst im dritten Ausbildungsjahr erfolgt die Spezialisierung. Damit eröffnet sich Pflegefachkräften mehr Flexibilität. Damit sind Fachweiterbildungen heute ein entscheidender Schritt, um sich gezielt in einem Bereich zu positionieren.

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Übersicht der Fachweiterbildungen in der Pflege

Die Rahmenbedingungen für Fachweiterbildungen in der Pflege sind nicht bundeseinheitlich geregelt, sondern orientieren sich an den Weiterbildungsordnungen (WBO) der einzelnen Bundesländer. Diese definieren Inhalte, Umfang, Prüfungsmodalitäten und Qualitätsstandards, sodass Abschlüsse vergleichbar bleiben.

Übersicht der gängigsten Fachweiterbildungen in der Pflege:

  • Intensiv- und Anästhesiepflege

    Überwachung, Beatmung, Anästhesieverfahren, Notfallmanagement.
    Dauer: 2 Jahre (berufsbegleitend), Kosten: 5.000-7.000 Euro

  • Notfallpflege

    Akut- und Notfallversorgung, Trauma-Management, Ersteinschätzung.
    Dauer: 1,5–2 Jahre, Kosten: 4.000-6.500 Euro

  • Onkologische Pflege

    Krebsbehandlung, Chemotherapie-Begleitung, psychoonkologische Betreuung.
    Dauer: 1,5–2 Jahre, Kosten: 4.000-6.000 Euro

  • OP- und Endoskopiedienst

    Instrumentenkunde, OP-Assistenz, Endoskopieverfahren.
    Dauer: 2 Jahre, Kosten: 5.000-7.500 Euro

  • Psychiatrische Pflege

    Psychische Erkrankungen, Krisenintervention, Deeskalationsstrategien.
    Dauer: 1,5–2 Jahre, Kosten: 4.500-6.500 Euro

  • Palliative Care

    Schmerztherapie, Sterbebegleitung, Angehörigenarbeit.
    Dauer: 1–2 Jahre, Kosten: 3.500-6.000 Euro

  • Hygienefachkraft

    Hygienemanagement, Infektionsprävention, Qualitätssicherung.
    Dauer: 1–1,5 Jahre, Kosten: 3.000-5.000 Euro

  • Praxisanleitung

    Anleitung von Auszubildenden, Didaktik, Methodik, Recht.
    Dauer: 6–12 Monate, Kosten: 1.700-3.000 Euro

  • Stations- / Pflegedienstleitung (PDL)

    Personalführung, Organisation, Qualitätsmanagement, Recht.
    Dauer: 1–2 Jahre, Kosten: 3.000-5.500 Euro

  • Wundexperte / Pain Nurse / Study Nurse

    Spezialisierung auf chronische Wunden, Schmerztherapie oder klinische Studien.
    Dauer: 3–12 Monate, Kosten: 1.200-3.500 Euro

Voraussetzungen und Zielgruppe

Für eine Fachweiterbildung in der Pflege ist eine abgeschlossene Berufsausbildung zwingend erforderlich, etwa als Pflegefachmann/-frau, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in oder Altenpfleger/in. Ebenfalls verlangt wird meist eine Berufserfahrung von mindestens 6 Monaten bis zu mehreren Jahren im jeweiligen Fachbereich.

Entscheidend ist die persönliche Eignung: Wer Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit mitbringt, hat die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterbildung.

Finanzierung der Fachweiterbildung Pflege

Fachweiterbildungen kosten viel Geld. Es gibt aber Möglichkeiten, die finanzielle Belastung zu reduzieren. So können Pflegefachkräfte etwa Unterstützung vom Arbeitgeber erhalten oder staatliche Förderprogramme nutzen. Die wichtigsten Optionen im Überblick:

  • Arbeitgeberzuschuss
    Viele Kliniken und Pflegeeinrichtungen übernehmen die Kosten ganz oder teilweise.
  • Bildungsurlaub
    In den meisten Bundesländern gibt es Anspruch auf zusätzliche freie Tage für Weiterbildungen.
  • Steuerliche Absetzbarkeit
    Lehrgangskosten lassen sich als Werbungskosten oder Betriebsausgaben geltend machen.
  • Aufstiegs-BAföG
    Staatliche Förderung mit Zuschüssen und Darlehen für anerkannte Weiterbildungen.
  • Landesförderungen
    Einige Bundesländer bieten spezielle Programme zur Qualifizierung von Pflegefachkräften.
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Detailinfos zu ausgewählten Fachweiterbildungen in der Pflege

Nachfolgend erhalten Sie anhand von ausgewählten Kurzprofilen die wichtigsten Informationen über Inhalte und Voraussetzungen zu den jeweiligen Pflege Fachweiterbildungen. Sowohl verschiedene Fachschulen, Hochschulen als auch zahlreiche private Bildungsträger bieten die entsprechenden Kurse an.

Fachweiterbildung Intensiv- und Anästhesiepflege

Diese Weiterbildung befähigt Pflegefachkräfte zur Arbeit auf Intensivstationen und in der Anästhesie. Sie vermittelt Kenntnisse in Beatmung, Gerätekunde und Notfallmanagement. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Pflegeausbildung mit Berufserfahrung. Der Ablauf kombiniert theoretische Module mit Praxiseinsätzen und einer Abschlussprüfung. Das Gehalt liegt anschließend zwischen 3.400 und 4.400 Euro brutto.

Fachweiterbildung Operationsdienst

Pflegekräfte mit Ausbildung und Praxiserfahrung können sich im OP- und Endoskopiedienst spezialisieren. Inhalte sind Instrumentenkunde, Hygiene, Sterilisation und Notfallversorgung. Teilnehmende müssen bereits im OP-Bereich gearbeitet haben, bevor sie zur Weiterbildung zugelassen werden. Das Gehalt bewegt sich zwischen 2.800 und 3.900 Euro brutto, abhängig vom Tarifvertrag oder Arbeitgeber.

Fachweiterbildung Onkologische Pflege

In dieser Spezialisierung begleiten Pflegefachkräfte Krebspatienten. Behandelt werden Schmerztherapie, Stomaversorgung, Wundmanagement und Angehörigenberatung. Zugangsvoraussetzung ist eine Pflegeausbildung, oft ergänzt durch Berufserfahrung auf onkologischen Stationen. Nach erfolgreichem Abschluss liegt das Gehalt bei rund 3.500 bis 4.560 Euro brutto.

Fachweiterbildung Palliative Care

Hier steht die Begleitung schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen im Vordergrund. Inhalte sind Hospizarbeit, Schmerztherapie und Trauerbegleitung. Die Weiterbildung ist meist modular aufgebaut und schließt häufig mit einer Projektarbeit oder einem Kolloquium ab. Das Gehalt liegt zwischen 2.500 und 4.000 Euro brutto.

Fachweiterbildung Psychiatrische Pflege

Diese Weiterbildung qualifiziert für die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. Thematisiert werden Krisenintervention, Deeskalation und therapeutische Gesprächsführung. Voraussetzung sind Praxiserfahrungen im psychiatrischen Bereich, zusätzlich sind Supervisionen fester Bestandteil. Das Gehalt bewegt sich zwischen 3.000 und 4.200 Euro brutto.

Fachweiterbildung Hygienefachkraft

Hier stehen Infektionsprävention, Hygienemanagement und Qualitätssicherung im Fokus. Teilnehmende lernen, Hygienekonzepte zu erstellen und Mitarbeitende zu schulen. Grundlage ist eine abgeschlossene Pflegeausbildung, häufig mit Erfahrung in der stationären Versorgung. Das Gehalt liegt bei 3.000 bis 4.300 Euro brutto.

Weiterbildung Praxisanleitung

Praxisanleiter sind für die fachgerechte Ausbildung von Pflege-Auszubildenden verantwortlich. Inhalte sind Didaktik, Methodik und rechtliche Grundlagen, oft ergänzt durch praktische Anleitungssituationen. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Pflegeausbildung mit mehrjähriger Berufserfahrung. Das Gehalt liegt bei etwa 4.000 bis 4.500 Euro brutto.

Weiterbildung Stations- / Pflegedienstleitung

Diese Weiterbildung bereitet auf Führungsaufgaben wie Organisation, Personalführung und Qualitätsmanagement vor. Viele Anbieter verlangen bereits Erfahrung mit Leitungsaufgaben, etwa in der Dienstplangestaltung. Nach erfolgreichem Abschluss können Fachkräfte in leitenden Positionen arbeiten und verdienen zwischen 2.700 und 4.300 Euro brutto.

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Fachweiterbildungen in der Pflege: Anbieterauswahl

Sie können die Fachweiterbildung bei zahlreichen Anbietern in Deutschland absolvieren – von großen Kliniken bis hin zu privaten Bildungsinstituten. Auch die Pflegekammern spielen eine wichtige Rolle. Sie entwickeln Weiterbildungsordnungen und erkennen Anbieter offiziell an. Fachweiterbildungen finden Sie zum Beispiel hier:

  • Universitätskliniken

    Viele große Krankenhäuser bieten eigene Fachweiterbildungen an, z.B. RWTH Aachen oder Uniklinik Köln.

  • Bildungsplattformen

    Das Deutsche Pflegeportal ist eine zentrale Anlaufstelle, um gezielt nach Kursangeboten, Fachrichtungen und Orten zu suchen.

  • Fort- und Weiterbildungsinstitute

    Spezialisierte Anbieter wie die Höher Akademie oder kirchliche Träger (z.B. Johanniter) führen praxisorientierte Weiterbildungen durch.

  • Hochschulen

    Hochschulen wie die Hochschule Fresenius haben eigene Programme für pflegerische Fachweiterbildungen.

Qualitätskriterien

Die Anbieterauswahl ist entscheidend für Qualität, Anerkennung und beruflichen Erfolg. Achten Sie dabei möglichst auf folgende Kriterien:

  • Anerkennung durch Weiterbildungsordnungen (WBO)

    Seriöse Anbieter bieten Fachweiterbildungen an, die den landesrechtlichen Weiterbildungsordnungen (WBO) entsprechen.

  • Curriculum & Praxisanteil

    Eine ausgewogene Mischung aus Pflegetheorie, Praxiseinsätzen und Supervision sichert Lernqualität und Praxisnähe. Die WBO legt dafür ebenfalls Rahmenbedingungen fest.

  • Qualifizierte Dozierende

    Die Weiterbildung sollte von erfahrenen Pflegefachpersonen bzw. Pflegepädagogen geleitet werden, nicht allein durch Ärzte oder Quereinsteiger. Das stärkt Relevanz und Praxisbezug.

  • Transparenz und Qualitätssicherung

    Die Angebote sollten klar strukturierte Module, Lernziele, Abschlussformen und Feedbackverfahren enthalten. Wie das BIBB in seiner Checkliste empfiehlt, ist ein solcher Vergleich essenziell.

Eine sorgfältige Anbieterwahl ist entscheidend, denn sie bestimmt nicht nur die Qualität der Weiterbildung, sondern auch, wie anerkannt Ihr Abschluss später im Berufsalltag ist.


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