Zwei Formen von Kopfschmerzen
Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS International Headache Society) teilt die über 220 verschiedenen Arten von Kopfschmerzen in zwei grundsätzliche Klassen ein:
Primäre Kopfschmerzen
Diese Art wird auch „idiopathischer Kopfschmerz“ genannt, macht über 90 Prozent aller Kopfschmerzen aus und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Schmerzen selbstständig auftreten. Bedeutet konkret: Sie können keiner anderen Ursache zugeschrieben werden – die Kopfschmerzen selbst sind die Krankheit.
Sekundäre Kopfschmerzen
Die Bezeichnung „symptomatischer Kopfschmerz“ beschreibt sehr gut, was diese Art ausmacht: Hier sind die Kopfschmerzen das Symptom einer anderen Krankheit. So können beispielsweise Kopfverletzungen, Durchblutungsstörungen, Tumore oder auch Ohren-, Nase und Zahnerkrankungen zu Kopfschmerzen führen.
Wann können Kopfschmerzen gefährlich sein?
Vor allem Männern erscheinen Kopfschmerzen als eine Lappalie, wegen der man nicht zum Arzt muss. Darauf sollten Sie sich allerdings nicht grundsätzlich verlassen. Viele Kopfschmerzen sind zwar vorübergehend und nicht weiter besorgniserregend. In einigen Fällen sollten Sie dennoch Ihren Arzt konsultieren. Zur Beruhigung sei festgestellt: Kopfschmerzen sind weit verbreitet und sind nur selten gefährlich. Entscheidend für die Einschätzung sind vor allem die Begleitumstände:
- Plötzliche, extreme und häufig auftretende Kopfschmerzen
Lassen sich diese Kopfschmerzen womöglich zeitgleich mit einem steifen Nacken beobachten, sollten Sie Ihren Arzt konsultieren. - Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen
Einerseits sind auftretende Kopfschmerzen bei Infekten nichts Ungewöhnliches. Andererseits kommt es auch hier auf die Intensität und weitere Begleiterscheinungen an. Bei hohem Fieber, steifen Nacken und Glieder- und Kopfschmerzen können die Beschwerden ein Indiz für eine Meningitis sein. Auch hier sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. - Müdigkeit und Kopfschmerzen
Handelt es sich um eine vorübergehende Müdigkeit und Kopfschmerzen in Verbindung mit Alkohol am Vortag, deutet einiges auf einen Kater hin. Wer aber dauerhaft müde ist, kann sich ebenfalls einen Infekt eingefangen haben. - Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen
Treten diese Symptome häufiger auf, beobachten Sie außerdem immer wieder Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen, gepaart mit Müdigkeit, Erschöpfung, Schwindel und Übelkeit, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Auch wenn Sie zeitgleich mit den Kopfschmerzen Schwierigkeiten beim Sehen und Gehen haben, ist ein Arztbesuch angezeigt. Die Probleme können auf Druck im Hirn zurückzuführen sein. Ursächlich dafür können eine Erkrankung, eine Verletzung oder (eher selten) ein Hirntumor sein.
Gefährlich können Kopfschmerzen für Schwangere sein. Hier können starke Kopfschmerzen auf eine Eklampsie hindeuten. In diesem Fall ist eine umgehende stationäre Behandlung notwendig.
Was kann der Grund für starke Kopfschmerzen sein?
Fast jeder leidet in unterschiedlich starkem Ausmaß unter Kopfschmerzen. Für die einen sind sie eine Begleiterscheinung bei langer und konzentrierter Arbeit, andere bekommen saisonal abhängig unterschiedlich starke Kopfschmerzen und wieder andere klagen über ein chronisches Leiden. Dies liegt auch daran, dass es eine ganze Reihe verschiedener Ursachen von Kopfschmerzen gibt. Kopfschmerz ist eben nicht gleich Kopfschmerz – nicht zuletzt, weil die verschiedenen Formen mit diversen anderen Erkrankungen zusammenspielen und auf unterschiedliche Weise gemildert werden können.
Häufige Kopfschmerz Ursachen
Zu den häufigsten und bekanntesten Ursachen für Kopfschmerzen zählen folgende Gründe:
- Alkohol
- Bluthochdruck
- Durchblutungsstörungen
- Flüssigkeitsmangel
- Hormonelle Veränderungen
- Kopfverletzungen
- Langes Sitzen
- Muskuläre Probleme
- Rauchen
- Sauerstoffmangel
- Schlafmangel
- Schlechte Beleuchtung
- Stress
- Unterzuckerung
- Überanstrengung der Augen
- Virusinfektionen
- Wetterfühligkeit
Die verschiedenen Arten von Kopfschmerzen
Was wir im täglichen Sprachgebrauch so selbstverständlich unter Kopfschmerz kennen, nennen Mediziner und Wissenschaftler Cephalgie – und mittlerweile werden über 220 verschiedene Arten von Kopfweh unterschieden. Allein in Deutschland leiden Schätzungen zufolge zwischen 50 und 55 Millionen Menschen an chronischen oder unregelmäßigen Kopfschmerzen. Zu den häufigsten Arten zählen:
Spannungskopfschmerz
Diese Form des Kopfschmerzes tritt in der Regel zusammen mit Nackenverspannungen auf. Der Spannungskopfschmerz ist die häufigste Form der Kopfschmerzen. Er macht sich durch einen drückenden, dumpfen Schmerz bemerkbar. Hin und wieder können sich die Beschwerden auch als Ziehen im Kopf äußern. Patienten vergleichen Spannungskopfschmerzen häufig mit einem Schraubstock, der ihren Kopf einzwängt. Glücklicherweise sind die Beschwerden nur in seltenen Fällen schwer. In der Regel beschreiben Patienten die Kopfschmerzen beim Spannungskopfschmerz als leicht bis mittelschwer. Genaue Ursachen für diese Kopfschmerzart konnten bis heute noch nicht ausgemacht werden. Da jedoch Frauen eher von Spannungskopfschmerz betroffen sind als Männer, könnten auch genetische Faktoren eine Rolle spielen.
Migräne
Nach dem Spannungskopfschmerz ist die Migräne die zweithäufigste Form des Hämmerns im Kopf und gilt als typisches Frauenleiden. Das bestätigen übrigens auch die Zahlen der WHO: Acht Prozent der Männer, aber 18 Prozent der Frauen sind davon betroffen. Bei der Migräne lässt sich ein Schuldiger für die ungerechte Verteilung ausfindig machen: Die Hormone. Kurz vor der Periode sinkt der Östrogenspiegel im Blut ab und triggert vermutlich so einen Anfall. Die Migräne teilt sich in zwei verschiedene Formen auf:
- Migräne mit Aura
Bei dieser Form äußern sich kurz vor der Migräneattacke Sehstörungen mit Flimmern, Flackern, Lichtkreisen oder Schleiern. Die Aura kann dabei verschiedene Ausprägungen haben. Nur etwa zehn Prozent der Patienten, die unter Migränekopfschmerz leiden, sehen auch diese Aura. - Migräne ohne Aura
Sie ist mit 90 Prozent die häufigere Migräneform. Die Beschwerden sind meist halbseitig und zeigen sich bereits in der Früh, wenn die Patienten erwachen. Leider bleibt es meist nicht beim Kopfschmerz allein. Eine Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen und vor allem Licht tritt meist zusammen mit der Migräne auf.
Clusterkopfschmerz
Extrem heftige, nur einseitig auftretende Kopfschmerzen nennt man neben Clusterkopfschmerz auch Bing-Horton-Syndrom. Männer sind drei- bis sechsmal häufiger als Frauen von Clusterkopfschmerz betroffen. Im Unterschied zur Migräne haben Patienten mit dieser Kopfschmerzart auch mit einer laufenden Nase und/oder tränenden Augen zu kämpfen. Auch ein gerötetes Auge kann ein Symptom für diese Erkrankung sein. Ein weiterer Unterschied zur Migräne: Die Attacken können viel kürzer als ein Migränenafall sein. Bei besonders geplagten Patienten können sie sogar mehrmals am Tag auftreten.
Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen
Neben den drei genannten Hauptarten von Kopfschmerzen kann es noch das von Medikamenten hervorgerufene Kopfbrummen geben. Das klingt zunächst paradox – ist aber so. Wenn Sie an mehr als zehn Tagen im Monat Arzneimittel gegen Kopfschmerzen einnehmen, kann das dazu führen, dass Sie sogar häufiger Kopfschmerzen bekommen. Um die Schmerzen zu lindern, brauchen Patienten immer häufiger Medikamente – und vor allem in einer höheren Dosierung.
Vorbeugung und Therapie: Was tun gegen Kopfschmerzen?
Ob es nun halbseitig im Hirn pocht, ob sich das Stechen vom Nacken her bis in die Stirn zieht oder man sich fühlt, als würde jemand ein Eisenband um den Schädel allmählich enger ziehen – klare Gedanken sind zu diesem Zeitpunkt nur schwer möglich und an Arbeiten ist dann kaum noch zu denken. Eine Studie hat einmal ermittelt, dass etwa die Hälfte der Migränikerinnen und mehr als ein Drittel der betroffenen Männer wegen ihrer Kopfschmerzen durchschnittlich sechs Tage pro Jahr nicht zur Arbeit gehen können. Wer nicht zu Medikamenten, die in der Regel Nebenwirkungen haben, greifen möchte, hat noch eine weitere Option: Den Kopfschmerz gar nicht erst entstehen lassen. Für dieses Ziel gibt es allerlei Hausmittel, mit denen Sie den Kopfschmerzen vorbeugen können:
Bewegung
Die brauchen vor allem Hals und Nacken. Insbesondere Menschen, die den ganzen Tag auf den Bildschirm starren müssen, sind gefährdet, in diesem Bereich zu verspannen. Je länger man in der gleichen Pose verharrt und den Kopf weder nach links, noch nach rechts dreht, desto leichter verkrampfen die entsprechenden Muskeln. Um die daraus resultierenden Verspannungskopfschmerzen zu verhindern, helfen oft schon leichte Streck- und Dehnübungen. Auch ohne viel Platz können Sie mit etwas Workout Kopfschmerzen vorzubeugen: Versuchen Sie häufiger Ihre Sitzposition zu wechseln (das trainiert die Muskeln). Sitzen Sie bewusst aufrecht und gerade. Stehen Sie öfter auf und gehen Sie ein paar Schritte über den Flur (vielleicht, um einen Kollegen zu besuchen) und achten Sie auf eine ergonomisch richtige Tisch- und Stuhlhöhe: Wenn Sie aufrecht sitzen, sollten Ihre Unterarme waagerecht auf dem Tisch aufliegen können.
Entspannen
Multitasking oder das ständige parallele E-Mailen, Telefonieren und Arbeiten sind Gift für die Nerven. Schalten Sie deshalb zwischendurch immer wieder mal ab, und zwar wirklich. Also: Handy aus, Telefon aus, E-Mail aus, PC aus, Tür zu, Licht dimmen, nicht aus dem Fenster starren, sondern einen Punkt im Raum fixieren und versuchen die Gedanken treiben lassen. Hierbei reichen meist schon fünf bis zehn Minuten Entspannungsübungen, um Kopfweh zu vermeiden oder gerade aufkommende Schmerzen sofort wieder abklingen zu lassen.
Ernährung
Gesunde, vitaminreiche Kost macht nicht nur fit, sie wehrt auch Kopfschmerzen ab. Essen Sie viel frisches Obst im Büro – und nein, keine Vitaminpillen. Die sind kein Ersatz. Andere Nahrungsmittel wiederum sollten Sie meiden, weil die darin enthaltenen sogenannten biogenen Amine Kopfweh auslösen können. Zu diesen Triggern gehören Rotwein, Schokolade, Käse, Weizenbrot oder Schweinefleisch. Auch auf den Geschmacksverstärker Glutamat reagieren manche mit Kopfschmerzen. Wer gesund essen will, vermeidet nach Möglichkeit Konservierungsstoffe und Zusätze jeglicher Art sowie Fast Food.
Licht
Das Büro sollte gleichmäßig ausgeleuchtet und der Bildschirm nicht direkt beschienen werden. Zu starke Kontraste (Bildschirm im Gegenlicht vor dem Fenster) können die Augen übermäßig anstrengen und entsprechend zu Augenflimmern, abendlichem Augenbrennen oder eben Kopfschmerzen führen. Wenn Ihnen nach einiger Zeit bei der Arbeit die Augen brennen, schmerzen und Sie regelmäßig Kopfschmerzen bekommen, sollten Sie möglicherweise etwas an den Lichtverhältnissen ändern.
Luft
Sauerstoff ist der Treibstoff für Ihre grauen Zellen. Führen Sie ihnen deshalb regelmäßig Frischluft zu – verbrauchte Luft macht einen Brummschädel. Die Raumtemperatur sollte zwischen 19 und 22 Grad liegen. Und achten Sie im Sommer wie im Winter auf ausreichend Luftfeuchtigkeit. Pflanzen erzeugen ein gutes Raumklima, zur Not tut es auch eine Schale mit Wasser (das Sie bitte täglich wechseln – Fäulnisgefahr). Seien Sie indes vorsichtig mit Raumparfüms. Per se schaden sie nicht, aber manche Menschen reagieren empfindlich auf bestimmte Gerüche. Außerdem können sie die Luft frischer erscheinen lassen als sie ist.
Massieren
Schon bei den allerersten kleinen Anzeichen kann eine leichte Schläfenmassage dafür sorgen, dass der weitere Kopfschmerz ausbleibt. Dazu reiben Sie mit leichtem Druck von zwei Fingern sowie langsam kreisenden Bewegungen auf Schläfe oder Nacken. Wenn Sie einen hilfsbereiten Kollegen haben, kann der mit seinen beiden Daumen und etwas Akupressur den Nacken bearbeiten. Dabei drückt man mit den Spitzen der Daumen auf bestimmte Muskelregionen, bis der Behandelte ein deutliches Druck-, Taubheits- und Schweregefühl bekommt. Ziel ist, dadurch die Durchblutung anzuregen und Blockierungen in den Meridianen zu beseitigen. Oft reichen dafür schon fünf bis zehn Minuten.
Naturmittel
Gegen Kopfschmerzattacken können auch einige Naturextrakte helfen: Reines Pfefferminzöl zum Beispiel erweitert die Gefäße, fördert die Durchblutung und entspannt die Muskeln, wenn Sie es in die Schläfen einreiben. Allerdings sollten Sie Nebenwirkungen beachten. Erwachsene sollten nur kleine Mengen nehmen und diese regelmäßig einmassieren. Für Kleinkinder und Säuglinge sind ätherische Öle (zu denen das Pfefferminzöl gehört) nicht geeignet. Pestwurzextrakt beziehungsweise die Wirkstoffe Petasin und Isopetasin wirken krampflösend und entzündungshemmend und helfen damit besonders bei Spannungskopfschmerzen und Migräne.
Eine Studie zeigte, dass eine dreimonatige Pestwurzkur Migräneattacken um über 50 Prozent reduzierte. Der Stoff ist jedoch nicht immer magenverträglich, es empfiehlt sich daher immer ein Gespräch mit dem Arzt. Auch Weidenrinde enthält einen Wirkstoff, der bei Kopfschmerzen helfen soll, das Salicin. Es ist die pflanzliche Vorstufe der Salicylsäure, die man vom Aspirin kennt. Der Stoff wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und ist damit eine Alternative zu klassischen Schmerzmitteln. Bei Migräne wird übrigens auch Magnesium empfohlen. Da es die Muskeln entspannt und Verkrampfung vorbeugt, kann es begleitend bei einer Migränetherapie eingesetzt werden.
Ruhe
Baulärm, Straßenlärm, lautes Telefonklingeln, Faxgeräte, Drucker und Kopierer, sogar Lautsprecher in menschlicher Gestalt können empfindlich an den Nerven zehren. Versuchen Sie solche Störquellen zu minimieren, indem Sie etwa lärmende Geräte soweit wie möglich aus dem Büro verbannen und Kollegen bitten leiser zu sein. Das wirkt vielleicht ein wenig empfindlich, beugt Kopfschmerzen aber trotzdem vor. Und letztlich haben alle etwas davon, wenn es stiller zugeht. Ansonsten: Ziehen Sie sich regelmäßig in kleine Ruheoasen zurück, etwa in die Kantine nach der Rushhour.
Trinken
Richtig trinken ist die natürlichste und beste Prophylaxe gegen Kopfschmerzen. Trinken Sie viel frisches Wasser (weniger Kaffee oder Tee), bis zu zwei Liter Flüssigkeit sollte ein Erwachsener pro Tag zu sich nehmen. Gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit vergessen dies leider viele. Die Folge: Flüssigkeitsmangel, der bereits nach kurzer Zeit zu Kopfschmerzen führen kann. Erinnern Sie sich deshalb regelmäßig daran, genügend zu trinken. Stellen Sie immer eine Flasche Wasser auf den Tisch oder schreiben Sie gezielt Notizen, um an die Flüssigkeitszufuhr zu denken.
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