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10.000-Stunden-Regel: Macht Übung wirklich den Meister?

Ohne Fleiß kein Preis. Die 10.000-Stunden-Regel besagt, dass Übung den Meister macht – man müsse nur rund 10.000 Stunden die neuen Fähigkeiten trainieren. Die Regel ist damit ein Plädoyer für Fleiß, Ausdauer und Disziplin und für alle, die in ihrem Bereich irgendwann zur Weltspitze gehören wollen. Aber stimmt die Regel tatsächlich?



10.000-Stunden-Regel: Macht Übung wirklich den Meister?

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Definition: Was ist die 10.000-Stunden-Regel?

Die 10.000-Stunden-Regel sagt, dass Menschen eine Fähigkeit rund 10.000 Stunden (das entspricht 416,67 Tagen) üben und intensiv wiederholen müssen, bis sie diese perfekt beherrschen und darin Meister sind. Die Regel ist die populärwissenschaftliche Formel für die Volksweisheit: „Übung macht den Meister.“

Entdecker und Namensgeber der 10.000-Stunden-Regel sind der US-Psychologe Anders Ericsson zusammen mit seinen beiden Kollegen Ralf Krampe und Clemens Tesch-Römer. Sie formulierten die 10.000-Stunden-Regel bereits im Jahr 1993, richtig populär aber wurde sie durch den US-Autor Malcolm Gladwell, der sie in seinem Bestseller „Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“ beschrieb.

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10.000-Stunden-Regel: Ist Talent erlernbar?

Egal, ob Tänzer, Musiker, Sportler oder Geschäftsmann – hinter jedem Erfolg stehen zu einem Gutteil Blut, Schweiß und Tränen. Als Anders Ericsson die Lebensläufe von Studenten einer Musikakademie verglich, stellt er fest: Die besten Studenten eines Jahrgangs hatten schon seit frühester Kindheit regelmäßig mehr Stunden mit dem Üben verbracht als ihre mittelmäßigen Kommilitonen.

Bestätigt wird das von Studien um den US-Neurologen Daniel Levitin von der McGill Universität in Montreal. Auch er hat die Hintergründe zur 10.000-Stunden-Regel erforscht und festgestellt, dass – egal, ob Basketball-Star, Bestseller-Autor oder Schachspieler – die wahren Meister ihres Fachs allesamt zig Stunden zuvor ihre Kompetenzen durch unzählige praktische Übungen und Wiederholungen perfektioniert hatten.

Üben, Üben, Üben

Glaubt man der Erfolgsformel und 10.000-Stunden-Regel, wäre Talent grundsätzlich erlernbar. Alles eine Frage der Ausdauer und Übung! Entsprechend formulierten die Wissenschaftler seinerzeit acht Regeln, die dieses zielgerichtete Üben erfordert:

  1. Seien Sie stets fokussiert und konzentriert – die Übung muss Sie mental extrem fordern.
  2. Die Übungen müssen Sie stärker machen – also vorher Schwächen identifizieren und daran arbeiten.
  3. Wiederholen Sie die Übungen – immer wieder.
  4. Üben Sie weiter – über einen langen Zeitraum, mindestens 2 Jahre.
  5. Überprüfen Sie sich nach jeder Übung – und bewerten Sie die erzielte Leistung.
  6. Setzen Sie sich Zwischenziele – sogenannte Meilensteine.
  7. Kontrollieren Sie regelmäßig die Fortschritte – etwa durch Feedback von Freunden.
  8. Belohnen Sie sich für Teilerfolge – also etwa das Erreichen der Meilensteine.

Laut Ericsson und Kollegen lässt sich die Regel nicht nur auf Musiker oder Künstler übertragen, sondern trifft auch auf andere Professionen und Berufe zu: Wer schon als Kind hart an sich arbeitet, schafft es im Erwachsenenalter zu wahrer Meisterschaft – im Sport, Tanzen, Musizieren oder anderen Disziplinen. Aber stimmt das wirklich?

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10.000-Stunden-Regel widerlegt

Die 10.000-Stunden-Regel hat seitdem immer wieder die Wissenschaft beschäftigt. Zum Beispiel den Psychologie-Professor David Z. Hambrick von der Michigan State Universität. Er hat die Daten von 14 relevanten Studien zu dem Thema 10.000-Stunden-Regel ausgewertet – unter anderem über Meister-Musiker oder Schachspieler der Weltelite. Einige von ihnen erreichten ihr Top-Niveau bereits nach rund 7500 Stunden Übung, mehr als 20 Prozent der Spitzenspieler wurden schon nach weniger als 5000 Stunden zu Meistern.

Gleichzeitig gab es eine nicht unwesentlich große Gruppe, die weit mehr als 10.000 Stunden praktiziert hatte – und es doch nur zu Mittelmaß brachte. „Manche Menschen benötigen weit weniger Übung, um zur Elite zu gehören, andere deutlich mehr“, stellt Hambrick ernüchtert fest. Genau genommen waren es statistisch nur 34 Prozent für die die Übungsstunden tatsächlich einen Unterschied machte –zwischen Mittelmaß oder Meisterklasse. Kurz: Übung macht doch nicht den Meister. Nicht immer. Und ein Garant für Meistererfolg ist sie auch nicht.

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Übung macht den Meister nur zu 12 Prozent

Disziplin, Ausdauer und Leidenschaft haben zwar einen großen Einfluss auf unseren Erfolg. Das steht außer Frage. Aber auch sie können nicht ersetzen, was uns in die Wiege gelegt wird oder nicht: Talent.

Wissenschaftler um Brooke Macnamara von der Princeton Universität haben sich die 10.000-Stunden-Regel ebenfalls genauer angesehen und dazu 88 Studien ausgewertet, die sich mit Übung, Praxiserfahrung und Leistungserfolgen auseinander setzen. Ergebnis:

  • Bei sportlichen Turnieren (z.B. Fußballweltmeisterschaft) hatte langjähriges Training in nur 26 Prozent der Fälle einen erkennbaren Einfluss auf den Erfolg der Sportler.
  • Bei Musikern macht die Praxis nur zu 21 Prozent einen Unterschied.
  • Bei Athleten sind es nur 18 Prozent.
  • Und in der beruflichen Profession ist Übung allenfalls zu einem Prozent verantwortlich für individuellen Erfolg.

Zusammengefasst hat Übung nur zu 12 Prozent Einfluss auf die Karriere in diversen Bereichen. Macnamara bestätigt zwar, dass Übung bedeutend sei, aber weniger wichtig wie es die 10.000-Stunden-Regel suggeriert. Auch Hambrick räumt ein, er wolle mit seiner Studie keine Träume zerstören. Er rät aber zugleich dazu, seine Fähigkeiten und Chancen realistisch einzuschätzen. Sonst übe man womöglich in die falsche Richtung…


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