Vetternwirtschaft: Definition, Bedeutung, Vor- und Nachteile

Vetternwirtschaft gibt es überall: in der Politik, im Job, in der Familie sowieso. Und sie ist für viele ein Ärgernis, weil der Nepotismus (wie Vetternwirtschaft auch heißt) eben nicht auf Chancengleichheit, Fairness und Transparenz beruht, sondern allein auf „Vitamin B“ – verwandtschaftlichen Beziehungen ersten bis dritten Grades. Günstlingswirtschaft ist zwar nicht direkt verboten – sie hat aber Vor- und Nachteile…

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Definition: Was ist Vetternwirtschaft?

Der Begriff Vetternwirtschaft (engl: nepotism) beschreibt eine übermäßige Vorteilsbehandlung von Familienangehörigen, Verwandten oder Bevorzugung von Freunden. Vetternwirtschaft gibt es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik.

Bei der Vetternwirtschaft werden Verwandte in leitende Position gebracht, ohne dass sich diese dafür qualifizieren mussten (auch „Schiebung“ genannt). Oder sie erhalten ungewöhnlich günstige Vertragskonditionen sowie mehr Aufträge. In allen Formen erhalten die Günstlinge Vorteile, die auf der Nähe und Beziehung zum Vorteilsgeber basieren

Woher kommt der Begriff Vetternwirtschaft?

Vetternwirtschaft ist keine moderne Erfindung, sondern stammt aus dem Mittelalter. Schon damals versorgten Könige und Adlige ihre Kinder und Vettern mit guten Posten. Im Gegenzug konnten sie mit Dankbarkeit und Loyalität rechnen.

Synonyme Bezeichnungen für Vetternwirtschaft sind Nepotismus (lat. „nepote“ = Neffe, Vetter) oder Günstlingswirtschaft. Im Rheinland und in Köln heißt Vetternwirtschaft schlicht Klüngel. Die weibliche Form lautet Cousinenwirtschaft.


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Vetternwirtschaft Beispiele

Nepotismus findet sich überall in der Gesellschaft und auf allen Ebenen. Hier ein paar Beispiele:

Vetternwirtschaft in der Politik

In der Politik wäre es eine Form von Vetternwirtschaft, wenn zum Beispiel der Bürgermeister seinem Cousin oder seiner Cousine einen gut dotierten Job in der Stadtverwaltung besorgt oder über Freunde einen Posten im Aufsichtsrat eines wichtigen Versorgungsunternehmens.

Vetternwirtschaft in der Wirtschaft

Der häufigste Fall von Vetternwirtschaft findet sich in Familienbetrieben: Hier bekommen die eigenen Kinder sowie weitere Verwandte Jobs und können in Positionen aufsteigen, die Außenstehenden verwehrt bleiben – zum Beispiel die Unternehmensnachfolge.

Vetternwirtschaft in der Kultur

Gerade im Kulturbetrieb rund um Film, Musik und Theater finden sich zahlreiche Formen der Günstlingswirtschaft. So bekommen die Kinder oder Verwandten prominenter Künstler oder Schauspieler immer wieder (Neben-)Rollen oder einen leichteren Zugang zu Engagements.

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Vetternwirtschaft ist ein ethisches Dilemma

Günstlingswirtschaft ist den Menschen verhasst – schon seit dem Mittelalter. Sie entwertet eigene Kompetenzen, Leistungen und Verdienste und bestätigt nur, dass Beziehungen nur dem schaden, der keine hat.

Gleichzeitig ist es genauso unfair, jeden aufsteigenden Verwandten unter Generalverdacht zu stellen. Das ist so, als würde man jeder attraktiven Frau unterstellen, sie hätte sich für die Karriere „hochgeschlafen“. Jeder Chef, der Verwandte oder Freunde fördert steht daher vor einem moralischen Dilemma: Tut er es, provoziert er Missmut und den Verdacht der Günstlingswirtschaft; tut er es extra nicht, ist es eine indirekte Form der Diskriminierung.

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Vetternwirtschaft am Arbeitsplatz: Ist das gut?

Vetternwirtschaft im Job, also die Bevorzugung einzelner Mitarbeiter durch den Chef, ist nicht nur regelmäßiger Stoff für Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz. Die meisten Arbeitnehmer empfinden sie als zutiefst ungerecht, denn das Privileg basiert eben nicht auf Leistung sondern auf (vorrübergehender) Sympathie oder rektoskopischer Nähe zum Chef (siehe: Schleimen).

Als die beiden Wissenschaftler Christian Tröster (Kühne Logistics University, Hamburg) und Stefan Thau (London Business School) die Vetternwirtschaft am Arbeitsplatz genauer untersuchten, stellten sie jedoch fest: Wenn Chefs einzelne Mitarbeiter bevorzugen, erbringen diese nicht nur bessere Leistungen – der Nepotismus steigert sogar die Teamleistung.

Christian Tröster kommentiert das selber so:

Der moralische Imperativ, jeden gleich gut zu behandeln, ist in unserer Gesellschaft stark verwurzelt. Seit den Vierzigerjahren predigen Führungstheorien, dass es sich auszahlt, wenn man allen Mitarbeitern mit der gleichen Aufmerksamkeit begegnet. Unsere Studie zeigt, dass es sich lohnt, nicht alle gleich zu behandeln – ohne jedoch andere respektlos zu behandeln.

Vielmehr plädieren die Forscher dafür, sich bei der Auswahl der Günstlinge vor allem auf Kollegen mit hohem Potenzial zu konzentrieren. Dafür haben Sie sogar ein prominentes Vorbild: Der legendäre Apple-Chef Steve Jobs war bekannt dafür, seine besten Leistungsträger besonders zu pushen und sie zu außerordentlichen Leistungen zu motivieren. Man kann nicht sagen, er wäre damit unerfolgreich gewesen. Seiner Verehrung hat es auch nicht geschadet…


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