Was ist eine Inhaltsangabe?
Eine Inhaltsangabe ist eine Zusammenfassung von Texten, längeren Artikeln oder Büchern. Inhaltsangaben können auch wesentliche Aussagen eines Filmes, Theaterstücks oder Hörspiels wiedergeben. Es handelt sich um ein Substrat, das die Kernbotschaften auf den Punkt bringt. Nachfolgend orientieren wir uns an einer Inhaltsangabe für Texte aller Art.
Mit der Inhaltsangabe nah verwandt sind Inhaltsverzeichnis, Abstract, Executive Summary oder Exposé. Sie sind zudem Bestandteile wissenschaftlichen Arbeitens. Unterschiede gibt es aber bei den Adressaten und Zielsetzung.
Was sind die Merkmale einer Inhaltsangabe?
Typische Merkmale sind Objektivität und Kürze verglichen mit dem Originaltext. Eine ideale Inhaltsangabe ist nie länger als maximal ein Drittel der Vorlage.
Weitere Merkmale sind:
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Sachlicher Stil
Eine Inhaltsangabe gibt die Handlung komprimiert und im sachlichen Ton wieder. Umgangssprache, humorvolle oder tendenziöse Formulierungen sind tabu, selbst wenn im Originaltext wertende Ausdrücke vorkommen.
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Logischer Aufbau
Bauen Sie eine Inhaltsangabe mit Einleitung, Hauptteil und Schlussteil auf.
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Korrekte Zeitform
Wählen Sie für Ihre Zusammenfassung das Präsens.
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Direkte Rede
Komplette Zitate gehören nicht hinein. Den Inhalt einer wörtlichen Rede oder Zitate sollten Sie stattdessen in indirekte Rede umwandeln. Dazu eignet sich der Konjunktiv.
Beispiel: Was ist ein Konjunktiv?
Für die Inhaltsangabe müssen Sie direkte Rede in indirekte Rede umwandeln. Das geschieht im Deutschen, indem Sie den Konjunktiv 1 verwenden.
Originalsatz: Die Mutter sagt zu Jakob: „Sei vorsichtig, wenn Du auf der Straße spielst.“ Satz in indirekter Rede mit Konjunktiv: Die Mutter sagt zu Jakob, er solle vorsichtig sein, wenn er auf der Straße spiele.
Inhaltsangabe Aufbau
Wer eine Inhaltsangabe liest, sollte anschließend Fragen zu Handlung, Akteuren, Zeit und Ort beantworten können: Das geht am besten mit den W-Fragen: was, wer, wann, wo und warum? Diese sollten sich wie ein roter Faden durch die Inhaltsangabe ziehen. Mit den Antworten darauf fassen Sie den Text garantiert vollständig zusammen. Drei Bestandteile sollten eine professionelle Inhaltsangabe ausmachen:
1. Inhaltsangabe Einleitung
Die Einleitung besteht aus einem Satz, in dem Sie über Titel, Autor, Textsorte und Zeit der Entstehung informieren. Zusätzlich geben Sie einen knappen Hinweis auf die Hauptfiguren und die Handlung: Worin besteht die zentrale Aussage beziehungsweise der zentrale Konflikt? Statt „Einleitung“ können Sie die Bezeichnung „Basis-“ oder „Kernsatz“ nutzen.
Beispiel für eine gute Einleitung:
Der 1958 erschienene Roman ABC des Schriftstellers XY spielt in der Nachkriegszeit. Er illustriert den blühenden Schwarzmarkt in Berlin anhand des Schicksals einer fiktiven Familie.
Keine gute Einleitung ist dieses Beispiel:
In ABC geht es um kriminelle Machenschaften einer skrupellosen Familie in Berlin.
2. Inhaltsangabe Hauptteil
Schildern Sie neutral in chronologischer Reihenfolge die Handlung. Dazu ist gute Textkenntnis wichtig, denn manchmal arbeiten Autoren mit Rückblenden. Die sind im Hauptteil tabu. Für Ihre chronologische Zusammenfassung können Sie Überleitungswörter wie „zunächst“, „danach“ oder „schließlich“ verwenden. Die korrekte Zeitform ist das Präsens. Eine im Präsens verfasste Inhaltsangabe erleichtert dem Leser den Zugang zum Text. Einzig wenn innerhalb der Handlung im Text vergangene Geschehnisse erwähnt werden, verwenden Sie das Perfekt. Vorsicht: Ist der Originaltext in der Ich-Perspektive gehalten, müssen Sie die Inhaltsangabe in der Er- beziehungsweise Sie-Perspektive schreiben.
Beispiele für den Hauptteil:
Jakob verkauft im großen Stil Zigaretten, die er zuvor aus seinem Versteck geholt hat.
Falsch wäre eine solche Zusammenfassung:
Jakob verkaufte im großen Stil Zigaretten, die er zuvor aus seinem Versteck geholt hatte.
3. Inhaltsangabe Schluss
Die Inhaltsangabe endet mit dem letzten relevanten Punkt des Inhalts. Je nach Vorgaben durch Lehrer oder Dozenten kann der Schluss ein Fazit beinhalten. In diesem Fall ist eine eigene Meinung erwünscht, die Sie am Text nachvollziehbar begründen sollten. Nie schreiben dürfen Sie wertende Formulierungen wie „krass, gut, schlecht, uninteressant“. Wenn Ihnen ein Text zu langatmig erscheint, können Sie allerdings folgende Formulierung nutzen…
Beispiel für den Schluss:
Dem Verfasser gelingt es nicht, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, da er über längere Passagen (besonders Kapitel __ Seite __ bis __) vom Thema abschweift.
Falsch sind solche Formulierungen:
Der Roman ist sehr langweilig. Außerdem sind die Ausführungen völlig uninteressant für die Handlung.
Inhaltsangabe Vorlage: Effi Briest (PDF)
Als Beispiel dafür, wie eine Inhaltsangabe aussehen könnte, stellen wir Ihnen eine kostenlose Vorlage (PDF) zur Verfügung. Darin finden Sie eine inhaltliche Zusammenfassung des Romans „Effi Briest“, deren Gliederung farblich markiert ist. Sie können die Vorlage hier herunterladen:
Inhaltsangabe schreiben: So gehen Sie vor
1. Text lesen
Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über den Inhalt, indem Sie den Text gründlich lesen und Anmerkungen dazu schreiben. Besonders bei wissenschaftlichen Texten oder Texten in einer Fremdsprache kann das bedeuten, dass Sie einzelne Passagen mehrmals lesen müssen. Unklare Fachwörter sollten Sie nachschlagen.
2. Schlüsselwörter markieren
Während Sie den Text lesen, sollten Sie zentrale Begriffe farblich markieren. Achten Sie darauf, dass Sie nicht ganze Sätze unterstreichen, sondern sich auf Wesentliches konzentrieren. Anderenfalls fällt es schwer, die Kernbotschaften des Textes zu erkennen, da alles unterschiedslos gleich wichtig erscheint.
3. Passagen einteilen
Lesen Sie den Text ein weiteres Mal und unterteilen Sie ihn in verschiedene Sinnesabschnitte. Für diese wählen Sie passende Überschriften, welche die jeweilige Passage präzise und knapp zusammenfassen. Anderenfalls kann die Inhaltsangabe schnell unverständlich werden.
4. Zusammenfassung schreiben
Fassen Sie die Lektüre mithilfe Ihrer Notizen zusammen. Heißt: Aus Ihren Überschriften machen Sie jetzt ausführlichere Formulierungen. Orientieren Sie sich an den obigen Vorgaben zu Struktur, Stil und Inhalt der Inhaltsangabe. Achten Sie darauf, nicht zu nah am Text zu formulieren, sondern eigene Begriffe zu finden. Manchmal ist erwünscht, dass Sie im Schlussteil auf die Intention des Autors eingehen oder Ihre persönliche Einschätzung bekunden.
5. Inhaltsangabe lesen
Fast geschafft – es folgt der Feinschliff: Lesen Sie Ihre Inhaltsangabe nochmal Korrektur und kontrollieren Sie, ob sie für Leserinnen und Leser verständlich ist. Können Sie die obigen W-Fragen mithilfe der Zusammenfassung beantworten, haben Sie eine gute Inhaltsangabe geschrieben.
Überblick: Wie schreibe ich eine gute Inhaltsangabe?
Grundvoraussetzung ist, dass Sie selbst den Inhalt verstanden haben. Eine genaue Wiedergabe gelingt nur schwer, wenn Ihnen einzelne Passagen unklar bleiben. Für eine gute Inhaltsangabe brauchen Sie ein solides Ausdrucksvermögen: Das hilft, die Inhalte mit eigenen Worten wiederzugeben, also Synonyme und sinnverwandte Formulierungen zu nutzen. Des Weiteren sollten Sie Wichtiges von Unwichtigem trennen.
Rein deskriptive Inhalte mit vielen Ausschmückungen lassen sich reduzieren. Das verkürzt eine Inhaltsangabe deutlich. Vorteil: Sie erspart den Lesern Zeit und erlaubt ein schnelleres Urteil. Beispiel Klappentext beim Buch: Nach dem Lesen sollten Sie entscheiden können, ob Sie das Buch kaufen wollen oder nicht. Der folgende Überblick zeigt, was Sie brauchen, um eine gute Inhaltsangabe zu schreiben:
Diese Dinge bitte beachten
- Objektiver Stil
- Zeitform Präsens
- Eigene Formulierungen
- Kurze Fassung
- Chronologische Reihenfolge
Diese Fehler bitte vermeiden
- Viele Details
- Humorvoller, spannender Stil
- Wortwörtliche Wiedergabe
- Eigene Meinung (nur beim Fazit!)
- Keine Wiederholungen
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