Gehalt nachverhandeln: Wann geht das noch?

Das Vorstellungsgespräch lief gut, der Personalentscheider oder Geschäftsführer will mit Ihnen zusammenarbeiten und akzeptiert auch Ihre Gehaltsvorstellungen. Also alles perfekt. Eigentlich. Im Nachhinein aber kommen Ihnen aber Zweifel: Ist das verhandelte Gehalt wirklich angemessen? Haben Sie sich gar unter Wert verkauft? Am liebsten würden Sie Ihr Gehalt nachverhandeln. Aber wann geht das noch – und wie funktioniert so eine Nachverhandlung?

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Gehalt nachverhandeln: Geht das überhaupt?

Das richtige Timing für die Gehaltsnachverhandlung ist zwar nicht unwesentlich, aber erst der zweite Schritt. Viel entscheidender für die Nachverhandlung ist die Frage nach den Voraussetzungen. Sie brauchen gute Argumente, warum Ihr Gehalt schon steigen soll, obwohl Sie noch nicht einen Tag dafür gearbeitet haben. Und ganz ehrlich: Leicht wird das nicht, ohne dabei gierig oder desinformiert zu wirken.

Ideal ist immer, wenn sich etwas auf Seiten des Arbeitgebers getan hat. Zum Beispiel:

  • Informationen
    Ihnen werden neue Informationen zur angestrebten Stelle bekannt, die Ihnen beim Vorstellungsgespräch noch nicht vorlagen.
  • Anforderungen
    Der Arbeitgeber formuliert von sich aus neue Anforderungen zu der Stelle.
  • Aufgaben
    Ihre Aufgaben sind deutlich umfangreicher und mit mehr Verantwortung verbunden, als Ihnen zunächst klar war oder gesagt wurde.

Verändern sich solche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den Arbeitsplatz, ist eine Nachverhandlung des Gehalts völlig legitim. Das Gehalt stellt schließlich den Gegenwert zu Ihrer Arbeitsleistung dar. Wachsen Wert und Leistung sollte das Gehalt mitsteigen.

Unter Wert verkauft?

Haben Sie dagegen nur das Gefühl, sich unter Wert verkauft zu haben und hat Ihr künftiger Arbeitgeber Sie nicht über die Maßen heruntergehandelt, fehlt ein veritabler Anlass für eine Gehaltsnachverhandlung. Sie haben schließlich „Ja“ gesagt und dem Gehalt zugestimmt. Wenn Sie vorab Ihre Hausaufgaben nicht machen, ist das – so hart das auch klingt – Ihr Problem.

In dem Fall sollten Sie eher in den sauren Apfel beißen, sich selbst die Schuld geben, daraus lernen und lieber neue Gehaltsverhandlung nach der Probezeit oder nach den ersten beiden Jahren vorbereiten.

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Gehalt nachverhandeln: Das richtige Timing

Ist eine der oben genannten Voraussetzungen erfüllt oder haben Sie einen anderen handfesten Anlass, um das Gehalt nachzuverhandeln, ist das Timing des Gehaltsgesprächs entscheidend:

  • Vor Vertragsabschluss

    Idealerweise verhandeln Sie BEVOR der Arbeitsvertrag unterschrieben wird. Eine Gehaltsnachverhandlung nach Vertragsunterzeichnung ist in der Regel nur schwer durchzusetzen. Es ist ein gültiger Vertrag zustande gekommen, dem beide Seiten schriftlich zugestimmt haben. An den sind Sie erst einmal gebunden. Wer dann überreizt, riskiert das noch junge Arbeitsverhältnis zu belasten. Der Arbeitgeber könnte den Bewerber als unverschämt und unersättlich empfinden.

  • Nach Vertragsabschluss

    Nach Vertragsunterzeichnung haben Sie während der Probezeit nach sechs bis acht Wochen ein kurzes Zeitfenster, in dem Sie das Gehalt nachverhandeln können. Aber nur dann, wenn Sie klar belegen können, dass die Beschreibung der Position beim Bewerbungsgespräch deutlich unter den tatsächlichen Anforderungen liegt oder diese seitdem überdurchschnittlich gestiegen sind. Das wiederum geht aber eben erst, wenn Sie sich schon eine zeitlang bewiesen und auch gute Leistungen gezeigt haben und der Chef genug Zeit hatte, sich einen Eindruck von dem Mehrwert des Mitarbeiters zu machen.

Haben Sie objektiv keinen Anlass für eine Gehaltsnachverhandlungen, können Sie diesen nur noch durch hervorragende und überdurchschnittliche Leistungen schaffen. Wichtig ist dann, dass es im Gespräch mit dem Chef nicht so wirkt, als hätten Sie die Leistung nur gebracht, um mehr Geld rauszuschlagen. Die Chance auf eine Gehaltserhöhung haben Sie nur, wenn Ihr Chef davon überzeugt ist, dass Sie diese Leistungen auch weiterhin erbringen werden.

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Gehalt Nachverhandlung: Die richtigen Argumente

Die genannten Gründe und Anlässe für eine Gehaltsnachverhandlung helfen Ihnen schon, um eine überzeugende Argumentation im Gehaltsgespräch zu führen. Ist der Arbeitgeber hingegen schon im Vorstellungsgespräch auf Ihre Gehaltswünsche eingegangen, können Sie nicht plötzlich mehr verlangen. Warum auch?

Die folgenden Beispiele dienen als Grundlage für eine Gehaltsnachverhandlung – aber bitte nur dann, wenn sie auf Ihre Situation zutreffen und Sie voll hinter den Aussagen stehen können:

  • Marktwertcheck
    Sie kennen Ihren Marktwert sehr genau und wissen, was Sie im Unternehmen verdienen können. Das gilt zum Beispiel für den Fall, dass man Ihnen einen Arbeitsvertrag anbietet, in dem ein unverschämt mickriges Gehalt genannt wird. In dem Fall können Sie auf einschlägige Gehaltsreports (siehe unseren kostenlosen Gehaltscheck) oder interne Recherchen verweisen. So lange Sie dabei respektvoll bleiben und nicht überziehen, ist alles drin.
  • Arbeitsvertrag
    Die Stellen- und Aufgabenbeschreibung im Arbeitsvertrag ist deutlich umfangreicher, als im Vorstellungsgespräch besprochen. Achten Sie hier unbedingt darauf, dass Sie nicht vorwurfsvoll oder anklagend klingen. Den Eindruck, Sie hätten die Arbeit unterschätzt, sollten Sie vermeiden. Wirkt naiv und nicht nach einem Leistungsträger.
  • Arbeitsbedingungen
    Im Arbeitsvertrag stehen Rahmenbedingungen (Arbeitszeiten, Aufgaben, Verantwortlichkeiten), die so nicht besprochen waren. Selbst wenn das zutrifft, ist das zunächst kein Grund für eine Gehaltsnachverhandlung. Als Argument funktioniert das erst, wenn die Rahmenbedingungen die Arbeit für Sie merklich erschweren und den Job anspruchsvoller gestalten.
  • Verantwortung
    Die mit dem Job verbundene Verantwortung ist deutlich größer, als im Gespräch deutlich wurde. Auch dieses Argument funktioniert nur, wenn Sie die Aussage nachvollziehbar begründen und an konkreten Punkten aus dem Gespräch und dem Arbeitsvertrag verdeutlichen.
  • Erfolge
    Überdurchschnittliche Leistungen sowie Erfolge jetzt und in Zukunft (weil Sie ein wichtiges Projekt übernehmen) sind ebenfalls starke Argumente um das Gehalt nachzuverhandeln. Rechnen Sie aber damit, dass der Chef die Erfolge kleinreden wird. Hier helfen dann nur konkrete Beispiele und Belege aus der Leistungsmappe.

Eine Gehaltsnachverhandlung ist immer heikles Terrain. In nur wenigen Fällen lässt sich diese gut und plausibel begründen. Als Arbeitnehmer besteht Ihre beste Option darin, dass Gehalt zunächst zu akzeptieren und im Job hervorragende Leistung zu zeigen und so Ihre Postion im Unternehmen zu festigen. Auf dieser Basis können Sie schließlich neue Verhandlungen über eine Gehaltserhöhung beginnen.

Die Erfolgschancen stehen dabei bedeutend besser, und der Arbeitgeber kann den Wunsch auch besser nachvollziehen.


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