Arbeitgeberbewertungsportale: Wie relevant bei der Jobsuche?
Doch was taugen diese Arbeitgeberbewertungsportale wirklich? Wie viel Aussagekraft steckt tatsächlich in den veröffentlichten Bewerbungen – und wie viel Mogelpackung findet sich auch dort?
Aktuelle Studien kommen zu einem vernichtenden Urteil: Arbeitgeberbewertungsportale wie Kununu, Glassdoor, Indeed, Jobvoting oder MeinChef sind für Studenten bei der Jobsuche kaum relevant, so das Ergebnis einer Unicensus-Studie. Fast zwei Drittel (59 Prozent) der Befragten gaben an, noch nie ein Bewertungsportal bei der Suche nach dem nächsten Job oder Arbeitgeber besucht zu haben. Rund 37 Prozent empfinden die Portale gar als wenig bis gar nicht hilfreich.
Skepsis gegenüber den Bewertungen
Hinter der geringen Glaubwürdigkeit und Begeisterung steckt auch die Skepsis gegenüber der Echtheit der dort gemachten Angaben und Bewertungen: Wie stark greifen die Seitenbetreiber ein? Was wird gelöscht? Und wie sehr versuchen die Arbeitgeber selbst, durch geschönte und gefälschte Urteile ihr Image zu verbessern?
Für manche Unternehmen besteht ein Anreiz, durch fingierte Bewertungen für gute Noten zu sorgen:
- Betrügerisch – mithilfe gefälschter Mitarbeiter-Accounts
- Belohnend – durch Prämien für positive Kommentare
Nicht zuletzt lassen sich beförderte oder besonders zufriedene Mitarbeiter gezielt ansprechen und motivieren, da doch mal eine Bewertung abzugeben. Hinzu kommt die Motivation der Bewerter: Oft sind es vor allem frustrierte Ex-Mitarbeiter, die versuchen, ihrem alten Arbeitgeber auf diesem Weg eins auszuwischen. Allerdings lässt sich nicht prüfen, ob der Frust tatsächlich auf dem schlechten Betriebsklima basiert oder nicht doch eher auf dem Unvermögen des ehemaligen Mitarbeiters.
Arbeitgeberbewertungsportale im Vergleich
Trotzdem wollten wir die (noch) vorhandenen Arbeitgeberbewertungsportale einmal miteinander vergleichen und gegenüberstellen. Denn der Kerngedanke ist ja nicht verkehrt: Sie helfen Bewerbern nicht nur bei der Jobsuche und Orientierung – sie geben auch Arbeitgebern ein wichtiges Feedback über die Stimmung unter den (ehemaligen) Mitarbeitern und zeigen an, wo Verbesserungsbedarf besteht, der intern vielleicht nie angesprochen wird.
Bei der Bewertung der Portale sind wir nach folgenden Kriterien vorgegangen:
- Suchfunktion
Können die Nutzer gezielt nach Unternehmen suchen? Lässt sich die Suche auch nach Branche oder Region einschränken? - Ranking
Gibt es klare Ranglisten, die einen schnellen Überblick über die bewerteten Arbeitgeber ermöglichen? - Kommentare
Bewertungsportale sind nicht nur für Bewerber, sondern auch für die bewerteten Firmen interessant. Die Versuchung, das eigene Image durch Fake-Bewertungen aufzupolieren, ist groß. Durch eine Kommentarfunktion lassen sich übertriebene Lobeshymnen aber relativieren. - Zusatzinformationen
Werden zusätzliche Informationen bereitgestellt – etwa Bewerbungstipps, Berichte aus den Unternehmen? - Seitenstruktur
Ist die Seite so strukturiert, dass alle wichtigen Bereiche sofort ersichtlich sind? Findet der Nutzer was er sucht?
Um das Ergebnis übersichtlicher zu gestalten, haben wir die Punkte in Form einer Ampel bewertet: 🟢 = vorbildlich; 🟡 = Vorhanden, aber mit Mängeln; 🔴 = nicht vorhanden oder ungenügend gelöst. Die Sortierung erfolgt in der Reihenfolge der Anzahl der Bewertungen.
Liste: Arbeitgeberbewertungsportale im Überblick
Kategorie | Kununu | Glassdoor | Indeed | Jobvoting | MeinChef |
Suchfunktion | 🟢 | 🟢 | 🟢 | 🟢 | 🟡 |
Ranking | 🔴 | 🔴 | 🔴 | 🟡 | 🟡 |
Kommentare | 🟢 | 🟢 | 🟡 | 🔴 | 🟡 |
Zusatzinformationen | 🟡 | 🟢 | 🟡 | 🟢 | 🔴 |
Seitenstruktur | 🟢 | 🔴 | 🟡 | 🔴 | 🟢 |
Arbeitgeberbewertungsportale Bewertung: Unser Fazit
Kununu
Das größte Portal, das inzwischen zu Xing gehört, bietet auch am meisten. Kununu überzeugt mit einer klaren Struktur, einer einfachen Navigation und einem nachvollziehbaren Bewertungssystem. Das Arbeitgeberranking ist allerdings unflexibel bis schwer zu finden, die Zusatzinformationen halten sich in Grenzen. Darüber hinaus gibt es leider kein Informationsmaterial. Dennoch bleibt das Gesamtpaket von Kununu überzeugend – vor allem im Vergleich.
Gesamtnote: gut
Glassdoor
Der US-amerikanische Anbieter ist seit 2015 in Deutschland aktiv. Auf Glasdoor kann jeder Arbeitgeber bewerten – mit bis zu 5 Sternen. Darüber hinaus bietet Glassdoor Informationen zu Gehältern, Zusatzleistungen oder dem Schwierigkeitsgrad der Jobinterviews. Unternehmen können auf die Bewertungen antworten oder gestellte Fragen beantworten. Das stellt zumindest etwas Neutralität her. Was stört: Glassdoor ist nur durch vorherige Anmeldung wirklich nutzbar. Für eine schnelle Recherche also nur eingeschränkt tauglich.
Gesamtnote: gut (-)
Indeed
Eigentlich ist Indeed eine Jobbörse – oder besser gesagt: eine Metasuchmaschine. Seit einiger Zeit bietet das Portal aber auch Arbeitgeberbewertungen an. Auch hier werden bis zu 5 Sterne vergeben in Kategorien wie: Work-Life-Balance, Vergütung/Leistungen, Jobsicherheit/Karriere, Geschäftsleitung und Unternehmenskultur. Überdies können die Bewerber Kommentare zu den Vor- und Nachteilen der Arbeitgeber verfassen. Umgekehrt können die Unternehmen ihre Bewertungen nicht kommentieren. Das führt zu Punktabzügen.
Gesamtnote: gut (-)
Jobvoting
Jobvoting präsentiert sich mit einer guten Suchfunktion und einem übersichtlichen Ranking, das sich sich jedoch nur begrenzt anpassen lässt. Die angebotenen Zusatzinformationen sind sowohl im Hinblick auf Umfang als auch Qualität ausreichend. Den Gesamteindruck stören jedoch das Fehlen einer Kommentarfunktion und die mit Werbung überfrachtete und unübersichtliche Struktur der Seite.
Gesamtnote: befriedigend (+)
MeinChef
Die jüngste Plattform kann im Vergleich kaum Bewertungen aufweisen. Gut sind der übersichtliche Seitenaufbau sowie die prominente Suchfunktionen. Allerdings ist diese kaum nutzbar (ein Test mit „Siemens“ blieb erfolglos) und das Kommentarsystem und Zusatzinformationen haben hohes Verbesserungspotenzial. Insgesamt erreicht das Portal daher nur ein knappes befriedigend.
Gesamtnote: befriedigend (-)
Arbeitgeber bewerten: Ihre Chancen und Risiken
Die typischen Bewertung oder auf Abrechnungen auf Kununu oder Jobvoting können für Mitlesende ganz amüsant sein, manchmal auch erhellend. Für die Verfasser ist es mitunter aber auch gefährlich, den Arbeitgeber zu bewerten. Daher sollten Sie beim Formulieren solcher Bewertungen die Chancen und Risiken genau abwägen. Eine Orientierungshilfe:
Arbeitgeber bewerten: Die Chancen
- Transparenz
Egal, ob man eine positive oder negative Meinung hat – sie schafft so oder so mehr Transparenz und hilft künftigen Bewerbern bei der Orientierung. Einzige Bedingung: Sie bleiben sachlich-ehrlich und werden nicht polemisch. - Gesinnungswandel
Viele Unternehmen beobachten genau, was über sie geschrieben wird. Entsprechend kann sie die konstruktive Kritik zu einem kulturellen Umdenken bringen und so die Arbeitsbedingungen verbessern helfen. - Attraktivität
Es muss ja nicht immer Kritik sein… Begründetes Lob kann manch unterschätztem Arbeitgeber zu mehr Glanz und Glorie verhelfen – und so auch langfristig zu mehr und besseren Bewerbern. Und das ist auch Ihre Chance, dass sich Arbeitsplatz, -klima, Belegschaft und Unternehmenserfolg nachhaltig verbessern.
Arbeitgeber bewerten: Die Risiken
- Verfälschung
Rache ist nie ein gutes Motiv. Auch wenn es menschlich verständlich ist, anonym abzurechnen – entspricht Ihr Bild auch der gängigen Praxis oder sind Sie ein Einzelfall? Wer seinen Arbeitgeber bewertet, hat gegenüber seinen Lesern eine Verantwortung und moralische Pflicht zur Wahrheit. Sonst entwertet das den Sinn des Feedbacks. - Verführung
Das gilt natürlich auch für (bezahltes) Lob. Wer aus der Euphorie heraus seine Bewertung in rosarote Farbe tunkt, lockt Bewerber womöglich auf die falsche Fährte. - Karrierekiller
Falls Sie aus einem bestehenden Job Kritik üben, sollten Sie genau prüfen, wie konkret Sie werden. Auch wenn Sie anonym schreiben: Je mehr Details Sie benennen, desto leichter lässt sich der Autor entlarven. Unter Umständen kann das ein Kündigungsgrund sein.
Abrechnung mit Arbeitgeber: Kurioses auf Kununu
Für viele ist es die größte Genugtuung: Dem Ex-Chef nachträglich noch eine Tube Senf – im übertragenen Sinne – mitten ins Gesicht zu drücken. Nach dem Motto…
- „Meine Kollegen sind so produktiv wie Erdmännchen. Sie gucken entweder dämlich aus der Wäsche oder verkriechen sich in ihre Löcher.“
- „Meinen Büroalltag kann man sich wie das Oktoberfest vorstellen. Den ganzen Tag Achterbahnfahren und hinterher auf den Kotzhügel.“
- „Ich fühl mich im Büro wie auf dem Bauernhof: Da bin ich auch von lauter Ochsen, Kühen und Eseln umgeben.“
Vielleicht nicht die beste Idee. Verzichten sie besser darauf, Ihren Arbeitgeber oder die Angestellten nachträglich zu beleidigen (zum Beispiel eben als Ochs und Esel zu titulieren), zu diffamieren, falsche Tatsachenbehauptungen aufzustellen oder Betriebsgeheimnisse auszuplaudern. All das ist von der Meinungsfreiheit nicht gedeckt, sondern strafbar.
Sollten Sie gar zum Rundumschlag gegen ihren aktuellen Brötchengeber ausholen, drohen im schlimmsten Fall Abmahnung und Kündigung. Kritik ja, Schmähkritik nein – jedenfalls nicht auf Bewertungsplattformen.
Die 15 lustigsten Bewertungs-Sprüche auf Kununu
- „Der Raum für selbstständiges Denken sollte nicht die Toilette sein.“
- „Wie im Eiffelturm: die größten Nieten sind oben.“
- „Man kommt als Traube und geht als Rosine.“
- „Ich bin gekommen, um zu bleiben. Ich geh hier nicht mehr weg.“
- „Fahrradfahrer sind erwünscht: nach oben buckeln und nach unten treten.“
- „Die Liebe wächst – mit jedem Meter der Entfernung.“
- „Friedhof der bitteren Orangen.“
- „Vorgesetzte, die von Personalführung so viel Ahnung haben wie ein Schimpanse von komplexer Mathematik.“
- „Gucci für Aldi.“
- „Manchmal giga, manchmal auch nur gaga.“
- „Wer nur Peanuts zahlt, muss mit Affen arbeiten.“
- „Das Leben ist ein Irrenhaus – und mein Arbeitgeber die Zentrale.“
- „Come in and burn out.“
- „Man startet wie ein Tiger und landet wie ein Bettvorleger.“
- „Ein Lärmpegel wie auf einem Bahnhof.“