Falsches Sitzen: So sehr schadet es
Zu langes Sitzen ist schädlich. Das zeigen inzwischen zahlreiche Studien. Wie schlimm die Auswirkungen sein können, wird von den meisten Menschen unterschätzt. Ein paar Verspannungen im Nacken, leichtes Ziehen in den Schultern oder gelegentliche Kopfschmerzen – das sind erste Symptome. Die Gesundheitsrisiken durch falsches Sitzen sind aber größer: Sie beginnen bei chronischer Müdigkeit und Rückenschmerzen als Folge einer schlechten Sitzhaltung. Zu viel Sitzen kann sogar zu vermehrten Infektionskrankheiten, Übergewicht, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Stoffwechselstörungen führen.
„Sitzen ist das neue Rauchen“, warnen manche Forscher. Ihre Studien zeigen eine Besorgnis erregende Korrelation zwischen häufigem und langem Sitzen und Darm- und Lungenkrebs. Selbst bei ansonsten regelmäßiger körperlicher Bewegung hatten die Vielsitzer öfter gesundheitliche Probleme.
Lebensgefährlich wird das Sitzen, wenn es sich auch nach Feierabend und in der Freizeit fortsetzt. Laut einer australischen Studie erhöht sich das Sterblichkeitsrisiko um 11 Prozent, wenn körperliche Aktivitäten fehlen und die Menschen nur auf der Couch sitzen.
Vorteile: Darum sollten Sie richtig sitzen
Ganz vermeiden lässt sich das tägliche Sitzen nicht. Einen Teil der Arbeit können Sie vielleicht noch im Stehen verbringen. Trotzdem werden die meisten (in Bürojobs oder im Homeoffice) mehrere Stunden am Tag sitzend zubringen.
Sitzen ist aber nicht gleich Sitzen. Indem Sie schlechte Sitzgewohnheiten ablegen, eine gesunde Sitzhaltung einnehmen und sich den Arbeitsplatz richtig einrichten (Tipps dazu im nächsten Abschnitt), kann richtiges Sitzen auch einige Vorteile bringen. Zunächst beugen Sie einigen der obigen Risiken vor: Wer richtig sitzt, leidet zum Beispiel seltener an Rückenschmerzen. Weitere Vorteile, wenn Sie richtig sitzen, sind:
- Sie sind zufriedener
Wenn im Job der Rücken schmerzt oder der Nacken verspannt, können Sie sich nicht wohlfühlen. Darunter leidet aber auch die Laune und Motivation. Richtiges Sitzen steigert nachweislich das Wohlbefinden – und damit indirekt auch die Zufriedenheit. Klar, einen miesen Job macht das nicht besser – eine guten, aber nicht schlechter. - Sie arbeiten konzentrierter
Die körperliche Belastung durch falsches Sitzen verbraucht eine Menge Energie. Folge: Sie fühlen sich schneller erschöpft und ausgelaugt. Richtig sitzen sorgt dagegen für bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Im Ergebnis sind Sie fitter, konzentrierter, produktiver. - Sie reduzieren Fehltage
Dieser Punkt freut auch Arbeitgeber. Rückenschmerzen sind ein häufiger Grund für Fehlzeiten im Job. Richtiges Sitzen kann diese deutlich reduzieren.
Tipps für richtiges Sitzen
Richtig Sitzen ist keine Raketenwissenschaft. Trotzdem wird es regelmäßig falsch gemacht. Grund: Wir machen uns unsere Sitzhaltung nicht bewusst und rutschen immer krummer in den Stuhl oder in uns zusammen. Teils führt aber auch fehlende Ergonomie der Bürostühle zu einer verkrampften Körperhaltung und zu verspannten Muskeln. Wie es besser geht, zeigen die folgenden Tipps für das richtige Sitzen.
Wie Sie richtig sitzen und worauf Sie bei einem ergonomischen Arbeitsplatz achten sollten, haben wir in dieser Grafik zusammengefasst:
1. Achten Sie auf einen geraden Rücken
Die meisten Menschen neigen dazu, beim Sitzen einen krummen Rücken zu machen. Nach vorne über den Schreibtisch gebeugt oder mit seitlich verdrehtem Rücken wird vor dem Monitor im Büro gesessen. Folge: Nach kurzer Zeit schmerzen Wirbelsäule, Schultern und Nacken. Achten Sie gezielt darauf, mit einem geraden Rücken zu sitzen. Für viele ist das eine Umstellung, die anfangs vielleicht sogar weh tut. Eben weil sie ungewohnt ist. Sie ist aber gesund – und nach kurzer Zeit gewöhnen wir uns daran.
2. Geben Sie Ihren Beinen genügend Platz
Für das richtige Sitzen sollten Sie nicht nur an Ihren Rücken, sondern auch an Ihre Beine unter dem Tisch denken. Diese sollten beim Sitzen einen 90 Grad Winkel bilden. Es darf auch ein wenig mehr sein, wenn Sie die Beine hin und wieder ausstrecken wollen. Problematisch wird es dann, wenn nicht genügend Platz vorhanden ist und Sie die Beine eng anwinkeln oder zu sich heranziehen müssen. Das bitte vermeiden!
3. Stellen Sie die Höhe Ihres Arbeitsplatzes ein
Um richtig sitzen zu können, müssen die Höhe des Bürostuhls und des Schreibtisches angepasst werden. Die Höhe des Stuhls sollte es Ihnen ermöglichen, bequem mit angewinkelten Beinen zu sitzen. Ohne sich unter den Tisch drücken zu müssen oder zu tief zu sitzen. Idealerweise befinden sich die Armlehnen des Stuhls auf der Höhe des Schreibtisches. So können Sie Ihre Unterarme entspannt auf einer Höhe auflegen. Wichtig ist zudem die richtige Höhe des Monitors. Wer immer stark nach unten oder oben gucken muss, verkrampft im Nacken. Die Oberkante des Bildschirms sollte sich ungefähr auf Augenhöhe befinden.
4. Ziehen Sie Maus und Tastatur zu sich heran
Die Platzierung der Arbeitsgeräte hat nichts mit richtigem Sitzen zu tun? Falsch! Maus und Tastatur sollten nicht zu weit hinten auf dem Schreibtisch stehen. Ansonsten müssen Sie jedes Mal die Arme ausstrecken, um danach zu greifen. In der Folge rollen Sie automatisch die Schultern nach vorne und der Rücken wird gekrümmt. Auch die Tastatur sollte nicht mehr als 10 bis 15 Zentimeter vom Tischrand entfernt liegen. So können Sie diese gut erreichen, während die Arme auf den Stuhllehnen liegen.
5. Verteilen Sie Ihr Gewicht
Achten Sie beim Sitzen darauf, wie Sie Ihr Gewicht auf Hüften und Po verteilen. Die meisten Menschen neigen dazu, eine Seite mehr zu belasten als die andere und nach einer Zeit das Gewicht zu verlagern. Besser wäre, wenn Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig verteilen, um eine Seite nicht zu stark zu beanspruchen. Das führt sonst irgendwann zu Muskelschmerzen und Verkrampfungen.
6. Sorgen Sie für Flexibilität beim Sitzen
Selbst in einer guten Sitzposition sollten Sie nicht lange verharren. Die Belastung wird sonst zu einseitig. Experten empfehlen deshalb, beim Sitzen in Bewegung zu bleiben und die Körperhaltung immer wieder zu verändern. Mal die Rückenlehne ein Stück zurück, mal nach vorne (Fachbegriff: „Dynamisches Sitzen“). Selbst ein krummer Rücken ist danach mal erlaubt, solange es sich dabei um ein paar Minuten Ausgleich zum geraden Sitzen handelt.
Checkliste: Der richtige Bürostuhl ist entscheidend
Ein guter Bürostuhl ist entscheidend, wenn Sie bei der Arbeit richtig sitzen wollen. Im Büro wird dieser vom Arbeitgeber bereitgestellt. Nicht immer wird dabei auf Qualität geachtet. Leider. Wenn Sie unter Problemen durch langes und häufiges Sitzen leiden oder diesen vorbeugen möchten, sollten Sie mit Ihrem Chef sprechen oder selbst tätig werden und sich für die Arbeit einen besseren Bürostuhl kaufen. Dabei gibt es einige Punkte, auf die Sie achten sollten, um auf dem Bürostuhl richtig sitzen zu können. Diese Kriterien sollten unbedingt erfüllt sein:
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Variabilität
Der Bürostuhl lässt sich individuell anpassen und ermöglicht wechselnde Arbeitshaltungen. Es sollte sich also nicht um ein starres Modell handeln. Es müssen verschiedene Einstellungen nicht nur für die Sitzhöhe, sondern auch der Rücken- und Armlehne möglich sein.
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Federung
Achten Sie darauf, dass der Bürostuhl eine sogenannte Sitztiefenfederung besitzt. Sie muss das Körpergewicht beim Hinsetzen (oder sich in den Stuhl fallen lassen) abfangen können. Bei hochwertigen Bürostühlen ist immer angegeben, bis zu welchen Körpergewicht diese ausgelegt sind.
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Rückenlehne
Diese sollte stufenlos verstellbar sein und im Idealfall bis zu den Schulterblättern hinaufreichen, um sich anlehnen zu können. Zusätzlich kann eine Kopfstütze den Nacken entlasten. Der sogenannte Lendenbausch (oder: „Lordosenstütze“), also die Innenwölbung der Lehne, sollte sich auf Gürtelhöhe befinden.
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Armlehnen
Nicht jeder bevorzugt Armlehnen. Sie sind aber praktisch und bieten zusätzliche Auflagefläche für die Arme und können zum Abstützen genutzt werden. In jedem Fall sollten diese in der Höhe verstellbar sein, sodass Sie die Armlehnen individuell für sich anpassen können.
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Sitztiefe
Wenn Sie am Schreibtisch sitzen, sollte über Ihren Oberschenkeln noch eine Handbreit Platz bis zur Tischplatte sein. Der Schreibtischstuhl sollte also in der Höhe so gewählt werden und variierbar sein, dass die optimale Sitzhöhe einstellbar ist.
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Sitzfläche
Die optimale Sitzbreite oder Sitzfläche liegt zwischen 40 und 48 Zentimetern. Das liegt aber immer am eigenen Körpermaß und Sitzempfinden. Wenn Sie mit dem Rücken anliegen, sollten die Beine noch mindestens zwei Fingerbreit über die Sitzvorderkante hinausragen.
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Rollen
Hier sollten sie auf Qualität achten. Die Rollen werden stark beansprucht. Ein stabiles Drehkreuz ist ebenfalls wichtig. Durchgesetzt hat sich dabei die Variante mit fünf Rollen für maximale Stabilität. Bedenken Sie auch, auf welchem Untergrund Sie den Bürostuhl einsetzen. Für einen harten Untergrund, wie Laminat oder Fliesen, werden andere Rollen benötigt als für Teppichböden.
Schreibtischstuhl kaufen: Unsere Empfehlungen
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Aufstehen gehört zum richtigen Sitzen
Wenn Sie richtig sitzen, tun Sie Ihrem Körper viel Gutes. Noch besser ist es, wenn Sie das Bewusstsein darüber nutzen, um sich selbst zu erinnern, häufiger aufzustehen und Ihren Körper zu strecken. Mediziner empfehlen, alle 45 Minuten für fünf Minuten aufzustehen, den Rücken und die Beine zu strecken und die wenigen Minuten für leichte Bewegung zu nutzen. Solch kleine Angewohnheiten können große Wirkung haben. In den Studien dazu verbesserten die Gesundheitswerte der Teilnehmer deutlich.
Gelegenheiten für das Aufstehen gibt es im Job viele: Zum Kopierer laufen, den Kollegen im Nachbarbüro nicht anrufen sondern besuchen, sich einen Kaffee holen… Wer mehr Zeit hat oder eine längere Pause macht, kann und sollte ein bisschen Spazieren gehen. Am besten an der frischen Luft. Das belebt Geist und Körper.
Noch besser ist eine Kombination der Arbeitsweisen: Richtig sitzen UND Arbeiten im Stehen. Höhenverstellbare Schreibtische und Stehpulte machen das möglich. Oft reichen schon 10-20 abwechselnde Minuten Arbeiten im Sitzen und Stehen, um seine Gesundheit und das Wohlbefinden merklich zu verbessern. Probieren Sie es aus!
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