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Fluchen im Job: Schimpfen kann ein Segen sein

Verdammte $(#€!§§€!!! Entschuldigung, aber manchmal muss sie raus, die Wut. Ungezügelt. Kraftvoll. Laut. Fluchen im Job und das Ventilieren von Kraftausdrücken wirkt auf Umstehende allerdings immer ein bisschen peinlich. Zum Fremdschämen. Nicht nur wegen der scheinbar fehlenden Kinderstube, sondern weil da jemand gerade seine Contenance verliert. Dabei tut es durchaus gut, seinem Ärger spontan Luft machen, mit der Faust auf den Tisch knallen und wie ein brummbäriger Seemann Dampf abzulassen. Bemerkenswert daran: Wohldosiert können Schimpfwörter Schmerzen lindern oder gar den Teamgeist steigern…



Fluchen im Job: Schimpfen kann ein Segen sein

Fluchen im Job lohnt sich (manchmal)

Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass Erwachsene bis zu 60 Schimpfwörter (Fachausdruck: Maledicta) am Tag benutzen. Andere behaupten, jedes zweihundertste Wort sei ein Fluch. Genau weiß das natürlich niemand. Wie auch? Die meisten Flüche und Verwünschungen werden eher im Verborgenen ausgestoßen.

Wobei wir Deutsche eher mit Fäkalausdrücken Frust abbauen, während andere Nationen mehr sexuell aufgeladene Worte dazu nutzen.

Oder aber wir verkleiden das Fluchen im Job durch scheinbar harmlose Ersatzbegriffe und Pseudo-Schimpfworte, wie…

  • Verflixt und zugenäht!
  • Sack Zement!
  • So ein Mist!
  • Sch…eibenkleister!
  • Zur Hölle!

Selbst in der Literatur oder in der Musik kommen Kraftausdrücke und Flüche vor:

  • Goethe ließ beispielsweise seinen gleichnamigen Protagonisten in seinem 1774 uraufgeführten Schauspiel „Götz von Berlichingen“ sagen: „Legg me am Arsch“.
  • Mozart wiederum komponierte 1782 den weitgehend vergessenen, sechsstimmigen Kanon „Leck mich im Arsch… g’schwindi, g’schwindi“ (Köchelverzeichnis 231).

Kein Wunder: Fluchen baut Stress ab. So haben US-Forscher einmal festgestellt, dass unser Gehirn Schimpfwörter in jener Region des limbischen Systems speichert, wo auch unsere Emotionen memoriert werden. Aus dem Grund erinnern sich zum Beispiel Demenzkranke noch lange an Schimpfwörter.

Seine Beherrschung zu verlieren, noch dazu auf der Arbeit, ist allerdings heikel: Damit lenkt man einerseits enorm viel Aufmerksamkeit auf sich – aber keine positive. Kunden schätzen Schimpf und Schande gar nicht, reagieren auch schon mal verstört oder mit Rückzug – Chefs entsprechend.

Überhaupt ist im Job mit Wutausbrüchen nicht zu spaßen. Jähzornige Mitarbeiter leben gefährlich: Wer wiederholt herumschreit, Türen schlägt oder gar Büroutensilien beschädigt, kann dafür abgemahnt oder gar gekündigt werden.

Wobei Psychologen jetzt noch einmal zwischen Wut, Ärger und Zorn unterscheiden würden…

Unterschiede von Wut, Zorn und Ärger

Man spricht davon, vor Wut zu kochen oder seinem Ärger Luft zu machen. Was die meisten Menschen synonym verwenden, unterscheidet sich in den Augen von Psychologen.

  • Ärger weist von dem Trio noch den geringsten Erregungszustand auf. Er geht genauso schnell vorbei, wie er kommt. Und meist geht es dabei nur um Lappalien.
  • Wut dagegen ist wesentlich heftiger: Wer wütet, zerstört meist blindlings. Und wer häufig in Wut gerät, gilt schnell als impulsiver Choleriker ohne jede Selbstbeherrschung.
  • Von Zorn wiederum spreche man, „wenn die Angelegenheit, die uns ärgert, nicht primär auf unser Ich bezogen ist, sondern auf etwas Übergreifendes“, sagt zum Beispiel Verena Kast, Professorin für Psychologie an der Universität Zürich. Zorn sei distanzierter als Wut.
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Verflixt und zugenäht: Interessante Fakten über das Fluchen im Job

„Was lange gärt, wird endlich Wut“, sinnierte einst der Aphoristiker Hanns-Hermann Kersten. Das stimmt. Wahr ist allerdings auch, dass Wut, wenn man sie – in Maßen – rauslässt, gut tut. So gibt es zu dem Thema inzwischen ein paar interessante Untersuchungen, deren Ergebnis manchen überraschen dürfte:

  • Fluchen verbessert den Teamgeist.

    Ab und an sich mal lautstark Luft machen und den Ärger eben nicht runterschlucken – das hat einen positiven Nebeneffekt: Es fördert den Teamgeist. Das sagen die beiden britischen Wissenschaftler Yehuda Baruch, Professor für Management an der Universität in Norwich. Tatsächlich nutzen Angestellte regelmäßig Kraftausdrücke, „aber nicht unbedingt in negativer und beleidigender Weise“, sagt Baruch. Ihren Untersuchungen zufolge bilden Schimpfwörter Schlüsselverbindung zwischen Angestellten und können motivationsfördernd wirken, Motto: Gewitter wirken reinigend. In manchen Situationen könne Fluchen und Schimpfen zudem helfen, Solidarität zu fördern („Wir sitzen alle in einem Boot!“) oder starke Gefühle auszudrücken.

  • Fluchen lindert Schmerzen.

    Emotionale Eruptionen können regelrecht schmerzlindernd wirken, fanden zum Beispiel Forscher der britischen Keele Universität heraus. Sie ließen 67 Probanden ihre Hand so lange wie möglich in eiskaltes Wasser tauchen. Dazu durften die derart Leidgeprüften entweder einen vorher festgelegten Fluch ausstoßen, den ich hier aus Gründen der Seitenhygiene nicht wiedergeben möchte – oder ein neutrales Wort rufen, das einen Tisch beschreibt. So was wie: „eckig“, „hölzern“, „schlicht“. Das Ergebnis war eindeutig: Wer wie ein Seemann fluchen durfte, hatte eine deutlich höhere Schmerztoleranz als Teilnehmer der Kontrollgruppe und hielt auch die Hand länger ins Eiswasser. Warum das so ist, konnte abschließend zwar nicht geklärt werden. Manche Wissenschaftler vermuten allerdings, dass das Fluchen die Verbindung zwischen der Angst vor dem Schmerz und dem Schmerzgefühl unterbricht.

  • Kraftausdrücke wirken kompetent.

    Allerdings nur bei Männern und auch nur dann, wenn die das Fluchen dosieren. Das wiederum geht auf Studien der US-Psychologen Victoria Brescoll und Eric Luis Uhlmann zurück. In einem der Experimente zeigten die Wissenschaftler den Probanden Videos von Vorstellungsgesprächen, anschließend sollten diese die Bewerber bewerten. Im Film schilderten Schauspieler, ob sie eher traurig oder wütend reagieren, wenn ihnen ein Geschäftsabschluss misslingt. Die Crux: Zeigten die männlichen Bewerber Wut, wurden sie von den Probanden als kompetent und führungsstark beurteilt. Bei den Frauen war es genau umgekehrt: Sie galten daraufhin als emotional, wankelmütig und für Führungsaufgaben ungeeignet. Ausnahme: Nannten die Frauen auch den Grund ihres Ärgers, zum Beispiel dass sie durch einen Kollegen unfair ausgebotet wurden, litt ihr Ansehen deutlich weniger.

  • Fluchen macht kreativ.

    Jedenfalls scheinen die starken Emotionen dahinter unsere Sinne anzuregen. Wenn auch noch immer unklar ist, warum Menschen überhaupt fluchen, so entwickeln sie laut einer anderen britischen Studie dabei durchaus blumige Begriffe und neue Ausdrücke.

Bevor Sie jetzt meinen, dies sei ein einziges Plädoyer für emotionale Eruptionen… ist es nicht. Denn natürlich bleiben es immer noch unschöne Kraftausdrücke – und die haben auch eine Schattenseite:

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Fluchen im Job macht einsam.

Wer ständig wutschnaubt und sich über (eigentlich unwichige) Dinge aufregt, bei dem dringen Mitgefühl und aufmunternde Worte der Kollegen kaum noch durch. Stattdessen drohen chronische Flucher zu vereinsamen und depressiv zu werden, wie wiederum Megan Robbins, Psychologin an der Universität von Arizona, herausgefunden hat.

Flüche sind universell

Verbalinjurien und Schmähungen haben Geschichte. Schon vor mehr als 3000 Jahren meißelten die Ägypter Verwünschungen als Hieroglyphen in ihre Steinwände. Auch ist es ein globales Phänomen: Die Kraftausdrücke variieren zwar von Kultur zu Kultur – überall aber wird deren entlastende Wirkung zum Frustabbau geschätzt.

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Anger Control: Mensch, ärgere dich nicht!

Zu viel Wut ist aber eben auch nicht gut. Oder wie Paracelsus sagen würde:

Die Dosis macht das Gift.

Zusammen mit dem verbalen Sündenfall werden regelmäßig Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, und die steigern Blutfett- sowie Zuckerwerte. Wer also chronisch Rot sieht, lebt mit einem deutlich erhöhten Risiko, eines Tages einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Gefühle sind Entscheidungssache. Auch die ganz starken. Aufkommende Wut lässt sich kontrollieren und damit einen kühlen Kopf bewahren. Das ist nur eine Frage des Tatwillens und des Trainings.

Ärgerkontrolle oder anger control heißt das im Fachjargon. Und damit ist nicht das Herunterschlucken gemeint, das sorgt eher für Magengeschwüre. Vielmehr geht es dabei um das bewusste Erleben und Kanalisieren der Gefühle.

Das gelingt beispielsweise so:

  • Durchatmen.

    Wenn das Blut kocht, sollten Sie erst einmal tief durchatmen und bis zehn zählen. In einigen Fällen auch bis 50. Setzen oder stellen Sie sich dazu aufrecht hin, die Schultern gerade. Nun versuchen Sie nur durch die Nase in den Bauch zu atmen – ohne dass sich der Brustkorb hebt. Atmen Sie nach der 4-6-8-Methode: Langsam und tief einatmen, bis vier zählen, die Luft anhalten, bis sechs zählen, langsam durch den Mund ausatmen und bis acht zählen. Das Ganze wiederholen Sie mindestens fünf Mal. Mit der Übung können Sie Ärger genauso wegatmen wie Stress. Der Auslöser ist damit zwar noch nicht unter Kontrolle – aber Sie vermeiden Kurzschlusshandlungen.

  • Analysieren.

    Wenn Sie spüren, wie der Ärger anschwillt, machen Sie einen Schritt zur Seite und fragen Sie sich, was Sie auf die Palme treibt. Letztlich beginnt jeder Ärger im Kopf, das Umfeld ist nur der Auslöser. Der Abstand zu sich selbst schärft aber den Blick für das große Ganze. Indem Sie die erlebte Kränkung bewusst auf das Niveau holen, das ihr zusteht (Na und?!), bringen Sie auch Ihren Groll wieder auf ein Normalmaß. Und womöglich steckt hinter der teuflischen Gemeinheit auch nichts weiter als Schusseligkeit und Naivität.

  • Schweigen.

    Der Punkt kann gar nicht stark genug betont werden: Solange Sie vor Wut um Atem ringen, sollten Sie die Klappe halten. Schon im eigenen Interesse. Zorn kann zum Boomerang werden, wenn man seine Zunge nicht im Zaum hält. Umgekehrt gilt das freilich auch für den Umgang mit Wüterichen: „Mit einem Vulkan ist nicht zu reden“, wusste schon Ernst Jünger.

  • Überhören.

    Es ist ein Zeichen von Reife und Größe, wenn Sie nicht auf jeden Fehdehandschuh reagieren. So manches Ärgernis lässt sich aus der Welt schaffen, indem Sie auf einem Ohr taub bleiben.

  • Einordnen.

    Denken Sie langfristig: Rache ist oft der erste Impuls auf das Ärgernis. Rache hat aber noch nie ein Unrecht gut gemacht, sondern eher verschlimmert. „Wenn die Wut wächst, denke an die Konsequenzen“, mahnte schon Konfuzius. Weise! Wenn Sie Ihren Blick in die Zukunft, die Konsequenzen und Folgen richten, werden Sie sehr schnell erkennen, welche Reaktion die beste ist.

[Bildnachweis: YuriyZhuravov by Shutterstock.com]

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