Mnemotechniken: Merktechniken für Vokabeln & Zahlen

Ob Vokabeln, Zahlen, Einkaufslisten, Passwörter oder anderes: Ständig müssen Sie sich unterschiedlichste Dinge merken. Mnemotechniken sind eine bewährte Methode, um Informationen schneller und länger im Gedächtnis zu behalten. Wir zeigen die wichtigsten und besten Mnemotechniken mit praktischen Beispielen und Übungen…

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Was sind Mnemotechniken?

Mnemotechniken sind unterschiedliche Methoden und Gedächtnishilfen, die das Abspeichern und Abrufen von Informationen erleichtern. Sie verknüpfen abstrakte Daten mit einprägsamen Bildern, Sprüchen, Reimen oder Geschichten, an die Sie sich besser erinnern.

Schüler und Studenten nutzen Mnemotechniken zum Beispiel für Vokabeln von Fremdwörtern, Sie können aber auch komplexe Daten und Zusammenhänge besser gedanklich abspeichern.

Woher kommen Mnemotechniken?

Gedächtnistraining fasziniert die Menschen seit jeher. Nichts mehr vergessen – das wollten die Menschen schon in der Antike. Mnemosyne, die griechische Göttin des Gedächtnisses, ist bis heute Sinnbild der Methoden und gab ihnen den Namen der Mnemomik beziehungsweise Mnemotechniken.

Als Erfinder gilt der griechische Dichter Simonides von Keos. Nach dem Einsturz eines Festsaales identifizierte er die Opfer, weil er sich an die Sitzordnung erinnerte – der Ursprung der Loci-Methode (mehr dazu weiter unten)

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Gedächtnistraining: Die 7 wichtigsten Mnemotechniken

Durch Übung und gezielte Mnemotechniken sind beeindruckende Gedächtnisleistungen möglich. Gedächtniskünstler merken sich hunderte Zahlen oder Spielkarten in richtiger Reihenfolge.

Auch ohne solche Rekorde können Sie Merktechniken für sich nutzen. Wir stellen die besten Mnemotechniken im Überblick vor:

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1. Die Loci- oder Routenmethode

Die wohl bekannteste Mnemotechnik ist die Loci-Methode (auch: Routenmethode). Wählen Sie einen Ort oder Weg aus, der Ihnen gut vertraut ist und den Sie sich in Gedanken genau vorstellen können. Beliebt sind die eigene Wohnung, aber auch der Arbeitsweg oder ein Wald, in dem Sie immer die gleiche Runde Spazieren gehen. An diesem Ort definieren Sie in fester Reihenfolge zehn markante Punkte, die Sie für die Loci-Methode nutzen.

Im zweiten Schritt verknüpfen Sie die Informationen, die Sie sich merken wollen, mit den festgelegten Ankerpunkten. Stellen Sie sich die Begriffe oder Zahlen bildlich an den genauen Orten vor. Kreative und ausgefallene Bilder verstärken den Effekt.

Beispiel für die Mnemotechnik

Ich öffne meine Wohnungstür, auf dem Griff sitzen zwei Tomaten. An der Garderobe liegt ein Sack mit sechs Kartoffeln und im Schuhschrank liegen acht Trauben. In der Küche liegen auf der Ablage vier Packungen Nudeln. Auf dem Fernseher sind fünf Äpfel.

Durch das gedankliche Abgehen der Route merken Sie sich zum Beispiel die Zahlen 2 – 6 – 8 – 4 – 6. Oder Ihre Einkaufsliste, um im Supermarkt nichts zu vergessen.

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2. Die Körperliste

Eine Variation der Loci-Methode ist die sogenannte Körperliste. Hier nutzen Sie keinen Ort, den Sie ablaufen, sondern verschiedene Körperteile, die Sie mit den Informationen verknüpfen. Typische Körperteile sind Füße, Beine, Bauch, Hände, Schultern, Hals, Mund, Nase, Augen, Kopf.

Beispiel für die Mnemotechnik

Sie wollen sich die zehn größten Länder der Welt in richtiger Reihenfolge merken: Russland, Kanada, USA, China, Brasilien, Australien, Indien, Argentinien, Kasachstan und Algerien. Mit der Körperliste beginnen Sie am Kopf:

Zum Beispiel:

  1. Auf dem Kopf ist eine warme Pelzmütze (Russland)
  2. Die Augen sind zwei Ahornblätter (Kanada)
  3. Auf der Nase steht eine Freiheitsstatue (USA)
  4. Im Mund steckt ein Glückskeks (China)
  5. Um den Hals hängt ein grünes Tuch (Brasilien)
  6. Auf der Schulter sitzt ein kleines Känguru (Australien)
  7. Die Hände sind bemalt mit Henna (Indien)
  8. Im Bauch ist ein Steak (Argentinien)
  9. An den Beinen ist ein traditionelles Gewand (Kasachstan)
  10. Die Füße sind sandig (Algerien)
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3. Die Ersatzwortmethode

Diese Merktechnik erleichtert das Lernen von Fremdwörtern oder Vokabeln, aber auch Namen memorieren Sie auf diese Weise besser. Dazu verknüpfen Sie die Wörter, die Sie sich merken möchten, mit einem bereits vertrauten Begriff, der einen ähnlichen Klang besitzt. Fragen Sie sich dazu etwa, woran Sie das Wort erinnert.

Beispiel für die Mnemotechnik

Das englische Wort „mice“, zu Deutsch: Mäuse. Die Aussprache klingt wie das deutsche Wort „Mais“. Nun denken Sie sich ein lebendiges Bild mit Mäusen und Mais aus. Stellen Sie sich vor, wie eine kleine Gruppe von grauen Mäusen einen riesigen Maiskolben anknabbert.

Effekt: Das nächste Mal, wenn Sie sich fragen, wie Mäuse auf Englisch heißen, fällt Ihnen das Bild ein – und damit auch der englische Begriff. Je ähnlicher der Ersatzbegriff in Ihrer Muttersprache klingt, desto stärker übrigens der Effekt.

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4. Die Geschichte

Erzählen Sie sich selbst spannende und prägnante Geschichten, in denen Sie die Informationen einbringen. Der Zusammenhang solcher Storys bleibt leichter in Erinnerung als reine Fakten.

Beispiel für die Mnemotechnik

Ein Pirat mit schwarzer Flagge segelt auf seinem Schiff, als er eine braune Schatzkarte findet. Er folgt der Karte und findet eine rote Truhe vergraben im Sand. Beim Öffnen strömt ein oranger Lichtstrahl heraus – der Schatz funkelt gelb! Doch plötzlich wächst eine grüne Ranke aus der Truhe und zieht ihn in die Luft. Oben schwebt ein blauer Zauberer, der ihn mit einem violetten Zauberstab belegt. Der Pirat sieht alles grau vor seinen Augen, bis er in einem weißen Licht verschwindet.

Mit dieser Geschichte merken Sie sich die farbigen Widerstandsringe bei elektrischen Widerständen: schwarz, braun, rot, orange, gelb, grün, blau, violett, grau, weiß.

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5. Das Zahlen-Symbol-System

Diese Technik eignet sich besonders gut, um sich Zahlenfolgen zu merken. Zunächst ordnen Sie jeder Zahl von 0 bis 9 ein bestimmtes Symbol zu. Mögliche Bilder wären:

  • 1 = Einhorn (Zahl im Namen), Kerze (optisch ähnlich)
  • 2 = Münze (zwei Seiten), Schwan (Form)
  • 3 = Dreirad (Zahl im Namen), Mistgabel (drei Zinken), Barhocker (drei Beine)
  • 4 = Tisch (vier Beine), Kleeblatt (vier Blätter)
  • 5 = Hand (fünf Finger)
  • 6 = Sixpack (sechs Dosen), Würfel (sechs Seiten)
  • 7 = Zwerge (sieben Zwerge), Sense (optisch ähnlich)
  • 8 = Achterbahn (Zahl im Namen), Schneemann (optisch ähnlich)
  • 9 = Schwein (Ringelschwanz)
  • 0 = Rettungsring (optisch ähnlich)

Stellen Sie sich die Bilder vor Ihrem geistigen Auge vor und prägen Sie sich diese ein. Falls Sie bei einer bestimmten Zahl-Symbol-Kombination Probleme haben, suchen Sie sich besser ein anderes Symbol aus, das Sie leichter mit der jeweiligen Zahl assoziieren.

Beispiel für die Mnemotechnik

Sie wollen sich die Zahl 239.658.467 merken. Nutzen Sie nicht die Ziffern, sondern die zugeordneten Symbole und bauen Sie daraus eine Geschichte wie in der obigen Mnemotechnik.

Zum Beispiel: Ein Schwan (2) fährt auf einem Dreirad (3) und trifft am Straßenrand ein Schwein (9). Sie nehmen einen Würfel (6) in die Hand (5) und fahren auf der Achterbahn (8). An einem Tisch (4) trinken sie ein Sixpack (6) mit ein paar Zwergen (7).

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6. Eselsbrücken

Eselsbrücken sind ein absoluter Klassiker der Mnemotechniken. Sie nutzen einfache und einprägsame Merksätze, Sprüche oder Abkürzungen, mit denen Sie sich komplizierte Zusammenhänge merken. Beliebt sind zum Beispiel Akronyme und kurze Sätze aus den Anfangsbuchstaben der gesuchten Worte.

Beispiel für die Mnemotechnik

Schon Kinder kennen den Spruch „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“ als Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten – die Anfangsbuchstaben stehen für Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

7. Chunking-Methode

Das Chunking zerteilt große Informationsmengen in kleine, leicht zu merkende Einheiten – die sogenannten Chunks (englisch: Stück oder Brocken). Die Mnemotechnik beachtet die Millersche Zahl, die besagt, dass Menschen nur bis zu 7 Informationseinheiten gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis speichern und verarbeiten können.

Versuchen Sie erst gar nicht, sich endlose Datenreihen einzuprägen. Unterteilen Sie diese gleich in möglichst sinnvolle, kleinere Gruppen. Was Sie sich vorher nicht merken konnten, fällt plötzlich viel leichter.

Beispiel für die Mnemotechnik

Die Nummer 3210072412660104 ist lang und schwer zu merken. Als Chunks wird daraus aber „321“, „007“, „2412“, „66“ und „0104“ – schon das fällt leichter. Noch besser: Verknüpfen Sie die Chunks mit Bildern oder Geschichten.

Zum Beispiel: 321 ist der Ebay-Slogan, 007 steht für James Bond, 2412 ist Weihnachten, 66 ist die Route 66 in Amerika und 0104 ist der 1. April. In einer Geschichte: „Bei Ebay kauft James Bond die Geschenke für Weihnachten und fährt auf der Route 66 am 1. April.“ Je absurder die Geschichte, desto besser der Memory-Effekt.

Wie funktionieren Mnemotechniken?

Jedes Mal, wenn wir uns Dinge merken, werden – grob gesagt – Nervenverbindungen (sogenannte Synapsen) kurz geschlossen. Entscheidend für die Merkfähigkeit ist die Anzahl und Aussagekraft verschiedener Verbindungen – und genau diese schaffen Mnemotechniken. Sie unterstützen das Merken mittels multipler Gedächtnisstützen.

So gilt etwa beim Auswendiglernen möglichst viele und starke Synapsenverbindungen zu erzeugen und zum eigentlichen Lernstoff zugleich Farben, Formen, Bilder, Gerüche, Geräusche, Gefühle und Geschichten zu speichern. Denn mit jedem weiteren Sinneseindruck schaffen wir eine neue Gedankenbrücke.

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Vorteile von Mnemotechniken

Größter Vorteil von Mnemotechniken ist die bessere Merkfähigkeit. Sie speichern Informationen ab und können diese später leichter wieder abrufen. Die Merktechniken haben aber weitere Vorteile:

  • Anwendbarkeit

    Die Methoden funktionieren für alle Informationen. Es ist egal, ob Sie Vokabeln lernen, Zahlen merken oder andere Dinge auswendig lernen müssen.

  • Spaß

    Lernen mit Mnemotechniken macht deutlich mehr Spaß. Das steigert die Motivation und den Lernerfolg.

  • Struktur

    Komplexe Zusammenhänge kommen in eine einfache und verständliche Struktur. Das ordnet die Gedanken auch in anderen Bereichen.

  • Noten

    Richtig genutzt verbessern Merktechniken die Noten in Schule oder Studium. Sie rufen Wissen effizienter ab und profitieren in Prüfungen.

  • Kreativität

    Gerade das Erstellen von Geschichten und passenden Assoziationen fördert die Kreativität. Sie werden geistig flexibler und einfallsreicher.


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