Definition: Was ist ein visuelles Gedächtnis?
Das visuelle Gedächtnis ist Teil des allgemeinen Gedächtnisses und steht für die Fähigkeit, Gesehenes zu erinnern. Dazu gehören alle visuellen Reize, wie Farben, Formen, Symbole, Muster, Buchstaben, Zahlen, etc. Diese werden in der Regel nur für eine kurze Zeitspanne im Kurzzeitgedächtnis gespeichert, können aber – wenn unser Gehirn die Informationen für wichtig hält – ins Langzeitgedächtnis überführt werden.
Im visuellen Gedächtnis werden vor allem optische Eindrücke verarbeitet. Weil der Mensch ein Augentier ist, kann sich das ganzheitlich auswirken – auf unsere Kreativität, Konzentration, persönliche Erinnerungen und die bewusste Wahrnehmung (siehe: optische Täuschungen).
Generell hilft uns unser Gedächtnis, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Durch die Erinnerungen können wir uns entwickeln, uns nach vorne bewegen und sind in der Lage, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.
Welche 3 Gedächtnisarten gibt es?
- Ultrakurzzeitgedächtnis (UKZG)
Speichert Informationen nur für wenige Millisekunden. - Kurzzeitgedächtnis (KZG)
Auch „Arbeitsgedächtnis – speichert Daten für einige Minuten. - Langzeitgedächtnis (LGZ)
Ist verantwortlich für dauerhafte Erinnerungen und Know-how.
Visuelles Gedächtnis Beispiel
Die meisten Menschen können einige Details aus ihrer Umgebung erinnern. Zum Beispiel, wo der Feuerlöscher hängt oder wichtige Verkehrszeichen, die ihnen tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit begegnen.
Aber wie sie es aus mit Symbolen oder Logos, die Sie jeden Tag sehen: Wie gut arbeitet Ihr visuelles Gedächtnis damit? Wissenschaftler um Adam B. Blake haben hierzu das sogenannte „Apple-Experiment“ gemacht. Die Marke kennen viele von ihrem Smartphone oder Laptop. Aber könnten Sie auf Anhieb sagen, welches das richtige Logo ist? Machen Sie den Test…
Lösung: Die richtige Antwort lautet „C“.
Visuelle Sklerose
Von 85 Probanden kannten gerade einmal drei Teilnehmer die richtige Lösung! Die Forscher nannten das Ergebnis eine „visuelle Sklerose“ – die Ursache für die Diagnose vermuten sie in der Assoziation mit einem realen Apfel: Der hat Blatt und Stiel (Apple nicht).
Tipps: Wie kann ich mein visuelles Gedächtnis verbessern?
Wer sein Gedächtnis verbessern, dem bleiben heute zahlreich Übungen und Techniken zur Auswahl. Allerdings hat jede Gedächtnisart ihre spezifischen Trainingsmethoden.
Das akustische Gedächtnis können Sie durch Musik, Vorlesen oder Hörübungen trainieren; das motorische Gedächtnis verbessern Sie mit wiederholten Bewegungen, Sport und Koordinations-Übungen. Und mit den folgenden Übungen und Methoden können Sie Ihr visuelles Gedächtnis verbessern:
1. Aufmerksamkeit
Beobachten Sie Ihre Umgebung aufmerksamer und versuchen Sie bewusst mehr Einzelheiten wahrzunehmen und zu erinnern. Wer zum Beispiel jeden Tag denselben Weg zur Arbeit nimmt, kann versuchen, sich Details wie Häuser, Bäume, Ampeln, Brücken zu merken und später die Route im Geist nochmal zurücklegen. Ein Level weiter gehen Sie die Strecke rückwärts durch und testen, ob Sie auf dem Heimweg alles richtig vorhersagen können. Mit dieser Übung eignen Sie sich nicht nur ein gutes visuelles Gedächtnis an, sondern werden ingesamnt aufmerksamer.
2. Assoziationen
Das assoziative Denken liegt vor allem Menschen mit künstlerischen Fähigkeiten. Schon in der Kindheit haben sie in einem einfachen Stuhl einen Pilotensitz oder einen Thron gesehen. Mit dem Alter verlieren manche diese kindliche Fantasie. Aber Sie können diese mit Assoziation reaktivieren: Versuchen Sie in Wolken allerlei bekannte Formen zu entdecken oder ordnen Sie Telefonnummern, Geburtstagen und anderen Zahlenreihen jeweils pro Ziffer eine Bedeutung zu und machen Sie eine Geschichte daraus:
Die Nummer 3210072412 könnten Sie sich zum Beispiel so merken: „3-2-1 Meins“ ist der Ebay-Slogan, 007 der Code von James Bond, 2412 das Weihnachtsdatum. Statt 3210072412 merken Sie sich nur: „Ebay, Bond, X-Mas“. Oder eine abstruse Geschichte dazu: „Bei Ebay kauft James Bond die Geschenke für Weihnachten.“ Je absurder die Geschichte, desto besser der Memory-Effekt (siehe: Eselsbrücken).
3. Fotografisches Gedächtnis
Ein fotografisches Gedächtnis haben nicht nur „Super Recognizer“ oder geschulte Agenten: Man kann das zum Teil trainieren. Betrachten Sie ein Bild 10 Sekunden lang und stellen Sie sich die Einzelheiten nach 2 Minuten wieder vor. Am Anfang werden Sie sich damit schwer tun, mit der Zeit aber erinnern Sie sich an immer mehr Elemente. Die Fähigkeit können Sie ebenso mit diesem Artikel üben und sich einen Absatz visuell einprägen. Können Sie ihn anschließend mit geschlossenen Augen „vorlesen“ bzw. zitieren?
4. Loci-Methode
Die sogenannte Loci-Methode ist ein Klassiker aus dem Gedächtnistraining und perfekt dafür geeignet, um das visuelle Gedächtnis zu verbessern: Wenn Sie beispielsweise einen Vortrag vorbereiten oder etwas auswendig lernen wollen (Vokabeln zum Beispiel), sollten Sie sich eine Route aussuchen, die Sie entweder zu Fuß abgehen oder der Sie mit Ihrem Blick folgen. Jedem Punkt dieser Route ordnen Sie dann bestimmte Inhalte zu. So können Sie diese später Punkt für Punkt abrufen, indem Sie die Route im Geist ablaufen.
5. Visuelle Mnemotechniken
Der Begriff Mnemotechnik bezeichnet eine Sammlung von Übungen, mit denen Sie das Gedächtnis verbessern können. Bei speziellen visuellen Techniken sorgen Sie für starke optische Reize. Wenn Sie sich zum Beispiel Namen merken wollen, können Sie den Vornamen in Klammern schreiben ein markantes Merkmal im Gesicht daneben zeichnen. Überhaupt Zeichnen: Indem Sie aus Buchstaben handgemalte Bilder machen, regen Sie das visuelle Gedächtnis an. Mit der Hand Geschriebenes bleibt im Gedächtnis deutlich besser haften als Getipptes!
Generell ist es so: Alles, was optisch aus der Reihe tanzt, erhält von unserem Gehirn automatisch mehr Aufmerksamkeit und wird zugleich besser memoriert (siehe: Restorff-Effekt). Das visuelle Gedächtnis kann sich auf natürliche Weise verbessern – zum Beispiel durch den Beruf: Polizisten, Ärzte oder Lehrer müssen sich Gesichter merken. Sie können es aber auch trainieren. Entscheidend ist dabei aber vor allem die Regelmäßigkeit.
Warum sollte ich mein Gedächtnis verbessern?
Unsere Gedächtnisleistung lässt im Alter zunehmend nach. Die Fähigkeit, Neues zu lernen, zu verstehen, logische Schlüsse zu ziehen (deduktives Denken) sowie flexibel auf Veränderungen zu reagieren, ist Kern der sogenannten fluiden Intelligenz. Im Gegensatz zur kristallinen Intelligenz verschlechtert sich diese, wenn sie nicht regelmäßig trainiert wird – wie bei einem Muskel. Wer bis ins hohe Alter geistig fit bleiben will, muss daher regelmäßig Körper UND Geist schulen.
Was andere dazu gelesen haben