Chef als Freund: Geht das überhaupt?

Der Chef als Freund? Für die meisten Arbeitnehmer unvorstellbar. Doch was passiert, wenn ein befreundeter Kollege befördert und zum Vorgesetzten wird? Funktioniert eine Freundschaft mit dem Chef – und welche Vor- und Nachteile hat das?

Chef Als Freund Vorteile Nachteile

Chef als Freund: Was sind die Herausforderungen?

Freundschaften im Job sind normal, mit dem Chef allerdings die Ausnahme. Die Freundschaft zum Vorgesetzten führt zu einer Reihe von Problemen: Privat begegnen sich Freunde auf Augenhöhe – im Job sorgt die Hierarchie für ein Gefälle. Das ist schwer auszubalancieren.

Weitere Herausforderungen sind:

  • Vergiftete Atmosphäre

    Wenn Sie Liebling des Chefs sind, führt das zu betrieblichen Spannungen. Kollegen fühlen sich benachteiligt, werden neidisch oder eifersüchtig.

  • Belastete Beförderung

    Selbst wenn Sie tatsächlich die beste Arbeit leisten: Bei einer Beförderung bleibt stets der Verdacht der Vetternwirtschaft und Seilschaft im Raum.

  • Komplizierte Kritik

    Umgekehrt – wenn Sie einen schweren Fehler machen – wird es für den Chef zum moralischen Dilemma, wenn er Sie abmahnen oder als Vorgesetzter kritisieren muss.

  • Unklare Rollen

    Generell verschwimmen die Grenzen zwischen Freundschaft und Job. Das senkt zugleich die Objektivität von Entscheidungen und Beurteilungen.

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Chef als Freund: Wie kann das funktionieren?

Ob eine Freundschaft zum Chef funktioniert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  1. Wie lange sind Sie befreundet?

    Sind Sie schon lange befreundet und haben gemeinsam schon viel erlebt? Je länger die Freundschaft zum Chef besteht, desto eher werden beide die genannten Probleme überwinden können.

  2. Wie sehr vertrauen Sie sich?

    Mit guten Freunden teilt man auch Geheimnisse. Im Job können diese zum Bumerang werden, wenn sie gegen einen eingesetzt werden. Es muss klar sein, dass diese rote Linie, nie überschritten werden darf.

  3. Wie trennen Sie Arbeit und Privates?

    Sprechen Sie deutlich ab, wie Sie Beruf und Freundschaft trennen – und ob Sie das können. Am Freitag im Meeting streiten, am Sonnabend wieder ein Bier trinken? Schwierig.

  4. Wie ist die Atmosphäre im Job?

    Auch wenn im Job eine lockere Arbeitsatmosphäre herrscht: Behalten Sie den Respekt vor dem Amt! Einen Freund kann man anders kritisieren, als den Vorgesetzten.

  5. Wie transparent gehen Sie damit um?

    Seien Sie gegenüber den Kollegen transparent, dass Sie befreundet sind. Aber verhalten Sie sich im Job weiterhin professionell: Keine Sonderbehandlung! Wenn alle den Chef siezen, sollte das im Büro der Freund genauso tun. Ehrlichkeit und Offenheit können das Klima schützen.

Jeder wünscht sich eine gute Beziehung zum Chef. Das erleichtert manches und hilft bei der Karriere. Doch sollten Sie stets klären, wie Sie mit der Freundschaft im Krisenfall umgehen, sonst wird der Chef zum Feind. Womöglich müssen Sie sich zwischen Nähe oder Distanz entscheiden, wenn Sie Beruf und Privates nicht trennen können.

Was tun, wenn ich Chefs Liebling bin?

  1. Diskret bleiben
    Wenn Sie gerade in der Gunst des Chefs aufsteigen, sollten Sie Geheimnisse der Kollegen für sich behalten. Sie mutieren sonst vom Favoriten zum Verräter. Gilt auch umgekehrt: Herrschaftswissen, das Sie aufgrund der Nähe erlangen, dürfen Sie nie ausplaudern. Vertrauenstest!
  2. Kollegial bleiben
    Bisher haben Sie sich locker mit den Kollegen in der Kaffeeküche getroffen? Machen Sie damit weiter! An dieser Stelle beginnt das, was Kollegen beobachten, wenn sie sagen: „Der hebt ab!“ Bleiben Sie freundlich, bescheiden und prahlen Sie nicht mit dem Kontakt zum Boss.
  3. Vernetzt bleiben
    Günstlinge stehen in der Gefahr, sich ihrer Sache zu gewiss zu sein. Dabei sind sie nur „aktuell“ Chefs Liebling. Wechselt der Chef, verändert sich auch der Hofstaat. Pflegen Sie daher weiterhin Kontakte über den Chef hinaus. Suchen Sie sich Mentoren und überzeugen Sie durch Leistungen.
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Wie Sie Arbeit und Privatleben trennen: Handlungsempfehlungen

Damit sich die private Freundschaft und die professionelle Arbeitsbeziehung nicht im Weg stehen, sollten Sie noch folgende Empfehlungen beachten:

  • Führen Sie bei Verabredungen in der Freizeit keine Unterhaltungen über Betriebsthemen oder vertrauliche Dinge rund um den Job.
  • Belassen Sie private Unterhaltungen im Büro vor anderen Kollegen auf einem niedrigen Niveau.
  • Reduzieren Sie gemeinsame Mittagessen auf ein unverfängliches Maß. Als Chef sollten Sie das mit regelmäßig wechselnden Mitarbeitern tun.
  • Führen Sie Ihre privaten, freundschaftlichen Aktivitäten genauso fort wie bisher.
  • Besprechen Sie berufliche Meinungsverscheidenheiten professionell im Büro.
  • Klären Sie private Konflikte ausschließlich außerhalb des Arbeitsplatzes.
  • Machen Sie sich bewusst, dass die doppelte Beziehung das miteinander verändert. Sprechen sie offen darüber und vereinbaren Sie individuell passende Verhaltensweisen.

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