Seilschaften: Definition, Beispiele + Vorteile

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Ob in Job, Politik oder Sportverein: Überall wirken Seilschaften und Klüngel. Die „Spezies“ und Cliquen unterstützen und fördern sich gegenseitig und diskret. Das hat viele Vorteile – aber nur für jene, die dazu gehören. Wer „out“ ist, hat das Nachsehen. Wir erklären, was Seilschaften sind und was Sie darüber wissen müssen…

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Definition: Was sind Seilschaften?

Seilschaften sind Gruppen von Menschen, die sich gegenseitig fördern und zum gegenseitigen Vorteil unterstützen. Genutzt wird die Bezeichnung vor allem in Unternehmen oder in der Politik. Die Assoziationen sind jedoch meist negativ: Seilschaft klingt nach Vetternwirtschaft, Klüngel und Korruption.

Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Bergsport. Hier ist eine Seilschaft eine Gruppe, die sich gegenseitig durch ein Seil absichert und so mögliche Abstürze verhindert.

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Beispiele für typische Seilschaften

Das Bild der gegenseitigen Absicherung und Unterstützung zeigt sich in vielen Unternehmen. Vorgesetzte fördern bestimmte Mitarbeiter, bei der Personalauswahl werden Kandidaten nicht nach Qualifikationen, sondern nach Kontakten ausgesucht… Andere Arten von Seilschaften und Netzwerken sind:

  • Mitgliedschaften in Clubs
    Lions Club, Rotary Club, Round Table, Freimaurer, Studienstiftung des deutschen Volkes
  • Berufliche Almuni-Netzwerke
    Unternehmensberatungen, Banken und Großkonzerne
  • Studentische Alumni-Netzwerke
    Harvard, St. Gallen, EBS, WHU
  • Studentenverbindungen
    Wingolfsbund, Dachverband christlicher nicht schlagender Verbindungen
  • Parteien, parteinahe Stiftungen
    Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung
  • Ehemalige Bundeswehrangestellte
    Reserveoffiziere

Auch weniger bekannte Netzwerke haben – je nach Branche – großen Einfluss. Beispiele sind der „Tönissteiner Kreis“ (ein Netzwerk auslandserfahrener Entscheidungsträger) oder die „Atlantik-Brücke“ (ein Netzwerk aus Finanzbranche, Wirtschaft, Politik, Medien und Wissenschaft).

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Was sind die Vorteile von Seilschaften?

So unfair Seilschaften für Außenstehende sind, so viele Vorteile haben sie für alle, die dazu gehören. Beziehungen schaden eben nur dem, der keine hat. Zu den wichtigsten Pluspunkten zählen:

  • Gegenseitige Förderung („Zitierkartell“)
  • Informationsvorsprung (Herrschaftswissen)
  • Subtiler Einfluss
  • Wechselseitiger Rückhalt
  • Konstruktives Feedback und Rat
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Seilschaften erkennen: Anzeichen für Verbindungen

Häufiges Beispiel für die Wirkung von Seilschaften sind Beförderungen, die scheinbar aus dem Nichts kommen. Ein Kollege ohne Erfahrung oder notwendige Kompetenzen steigt auf, während qualifizierte Mitarbeiter übergangen werden…

Hier war vermutlich Vitamin B im Spiel. Auch andere Anzeichen deuten darauf hin, dass Verbindungen und Seilschaften im Hintergrund wirken:

  • Begriffe
    Mehrere Mitarbeiter in Schlüsselpositionen nutzen plötzlich Begriffe, die vorher im Unternehmen nicht geläufig waren. Das verrät das eigene Vokabular einer eingeschworenen Gruppe.
  • Beförderungen
    Vor allem auf höheren Managementebenen werden Positionen mit Kollegen besetzt, die von ihrem Kompetenzprofil her nicht die Anforderungen erfüllen. Dafür finden sich in ihrem Werdegang Parallelen zu den Lebenswegen der Top-Manager.
  • Stabstellen
    Es werden neue Stabsstellen eingerichtet, in denen neue Themen (zum Beispiel: Budgetdisziplin) von ebenfalls neuen Mitarbeitern vorangetrieben werden. Dahinter steckt oft ein Masterplan einer kleinen Seilschaft.

Seilschaften im Job: Wie nutzen?

Der Weg nach oben, in eine Top-Führungsposition ist steinig. In der Politik spricht man von „Ochsentour“ – in Unternehmen von „Kaminkarriere„, wenn jemand linear aufsteigt. Das aber ist heute nur noch selten der Fall.

Eine schnelle Karriere gelingt heute vor allem durch regelmäßige Jobwechsel. Studien zeigen, dass hierbei die Chancen auf ein höheres Gehalt und eine höhere Position am größten sind. Die Risiken allerdings auch. Es sei denn, Betroffene wechseln mithilfe Ihres Netzwerks und einer Seilschaft. Hierbei gib es maximalen Rückhalt – und meist noch größere Gehalts- und Karrieresprünge.

Eine Hand wäscht die andere

Sicher, Seilschaften haben keinen guten Ruf: Sie gelten als ungerecht und nehmen anderen Mitarbeitern Chancen. Verhindern lassen sich berufliche Netzwerke und Klüngel trotzdem nie. Statt sich darüber zu ärgern, sollten Sie diese Verbindungen zum eigenen Vorteil nutzen.

Finden Sie heraus, welche Netzwerke in Ihrem (beruflichen) Umfeld relevant sind, wie diese funktionieren oder welche Anknüpfungspunkte es gibt. Anschließend sollten Sie Kontakt und Vertrauen zu der Gruppe aufbauen. Dabei gilt die Grundregel jedes Netzwerks: Unterstützen Sie andere, um später selbst davon zu profitieren. Getreu dem Motto: „Eine Hand wäscht die andere.“

Regeln für Seilschaften: Kontakte pflegen!

Selbst die stärksten Bande und Seilschaften bieten keine Garantie auf Erfolg. Auch solche Kontakte und Netzwerke müssen regelmäßig gepflegt werden, sonst bleibt die Unterstützung irgendwann aus. Sollten Sie also selbst mal in einen Club, eine Loge oder Seilschaft aufgenommen werden, beachten Sie folgende Empfehlungen:

1. Gehen Sie in Vorleistung

Und zwar bei jeder Gelegenheit, denn dabei wirkt der sogenannte Reziprozitätseffekt – kurz: „Wie du mir, so ich dir.“ Je mehr Sie in die Gruppe geben, desto mehr können Sie auf Gegenseitigkeit und Unterstützungsleistungen hoffen.

2. Bleiben Sie diskret

Stehen Sie zu Ihren Kontakten – aber gehen Sie damit auch nicht hausieren. Wer sich mit seinen „Kumpels aus dem Club“ brüstet, schwört den Argwohn der Außenstehenden herauf. So manche Karriere hat dadurch schon ein schnelles Ende gefunden. Seilschaften leben immer auch von der Diskretion der In-Group (siehe: Freimaurer).

3. Verlassen Sie sich nicht darauf

Die Mitgliedschaft in einer elitären Gemeinschaft mag sich wie ein Ritterschlag anfühlen. Darauf ausruhen sollten Sie sich trotzdem nicht. Seilschaften helfen, sollten aber nie die einzige Legitimationsgrundlage für Ihre Position sein. Die Gefahr besteht immer mit der Seilschaft nicht nur aufzusteigen, sondern auch in den Abgrund gerissen zu werden. Sichern Sie sich daher immer doppelt ab – vor allem durch solide Qualifikationen, fundiertes Wissen und gute Leistungen.


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