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Visionär: Welche Fähigkeiten zeichnen Visionäre aus?

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ – Das legendäre Zitat von Ex-Bundeskanzler Helmut Schimdt wird dem Visionär nicht gerecht. Im heutigen Sprachgebrauch sind Visionen mehr als Halluzinationen oder Traumbilder. Dahinter verbergen sich innovative Ideen oder disruptive Geschäftsmodelle, die Unternehmen und Märkte radikal verändern und in die Zukunft katapultieren können. Es braucht lediglich den Mut zur Veränderung und eben einen Visionär, der diese Zukunft schon heute sieht… Was Visionäre auszeichnet und warum wir mehr davon brauchen…



Visionär: Welche Fähigkeiten zeichnen Visionäre aus?

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Was ist ein Visionär – einfach erklärt?!

Im beruflichen Kontext beschreibt der Begriff „Visionär“ eine Person, die innovative Ideen, Strategien oder Vorstellungen von der Zukunft hat und diesen Zukunftsentwürfen konsequent folgt. Visionäre gehen neue Wege mit großer Euphorie und versuchen alles, um ihre Ziele und Visionen zu realisieren. Meist stecken sie mit ihrer Begeisterung auch ihr Umfeld an und spornen die Menschen so zu weiteren Veränderungen an. In dieser Bedeutung wird Visionär grundsätzlich positiv genutzt.

Das Wort „Vision“ wiederum stammt ursprünglich vom Französischen „visionnaire“ und lässt sich mit „übernatürliche Erscheinung“, „Offenbarung“, „Traumbild“ (negativ auch „Trugbild“) oder „Zukunftsentwurf“ übersetzen. Eine „Vision haben“, kann auch ein subjektives, bildhaftes Erleben von etwas sinnlich nicht Wahrnehmbarem beschreiben. Dem Erlebenden – dem Visionär – erscheint dies aber als höchst real. Solche Visionen gibt es vor allem in der Religion, die dann auf das Einwirkung einer transzendenten Macht zurückgeführt werden.

Was ist ein Vision Statement?

Das sogenannte Vision Statement (auch: Mission Statement) beschreibt die Ziele eines Unternehmens oder einer Gruppe in der Zukunft. Zum Inhalt gehören meist inspirierende Aussagen über die Werte, Kultur und künftige Strategien des Unternehmens oder wohin sich die Organisation entwickeln möchte.


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Visionär oder Träumer?

Der Begriff Visionär kann sowohl als Substantiv oder Adjektiv („visionär“) genutzt werden. Ein Visionär hat somit immer „visionäre“ Ideen. Synonym dazu sind auch Begriffe wie ahnungsvoll, prophetisch, seherisch, vorausschauend oder weitblickend. All diese Begriffe klingen allerdings latent schwurbelig – nicht konkret. Und genau das ist das Problem: Häufig wird der Visionär mit dem Träumer, Spinner oder Idealist auf eine Stufe gestellt. Die Zukunft kennt schließlich niemand. Die Vision ist daher nicht weit entfernt von der Kaffeesatzleserei.

Aber ist das auch richtig? Zugegeben, unter Visionären und Zukunftsforschern findet sich tatsächlich mancher Scharlatan und windiger Seher, der mit obskuren Heilsversprechen die Masse lockt. Auf der anderen Seite fehlt dem rationalen Kritiker und vernünftigen Entscheider oft das Spontane und die Kühnheit des Visionärs „out of the box“ zu denken.

Es ist ein bisschen wie bei der Walt-Disney-Methode: Wir brauchen alle Typen – den Träumer und Visionär ebenso wie der Realisten und Kritiker – und am Ende natürlich auch den Macher.

Walt Disney Methode Beispiel: Visionär und Träumer, Realist und Kritiker

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Welche Fähigkeiten zeichnen Visionäre aus?

Was den Visionär vom Träumer unterscheidet, ist vor allem die Umsetzung. Der Spinner oder Träumer ventiliert nur Gedanken – im Visionär dagegen steckt immer auch eine gute Portion Macher. Er WILL seine Ideen und Visionen in die Tat und Realität umsetzen und verwirklichen. Dafür sucht er oder sie Mitstreiter, Unterstützer und Unternehmer im Wortsinn. Er oder sie sieht das große Ganze und gestaltet die Zukunft entsprechend um, bis sich die Dinge verändern.

Auch weitere Fähigkeiten zeichnen visionäre Menschen aus:

  • Gestaltungswille

    Visionäre folgen einem inneren Antrieb. Sie gehen mit offenen Augen durch die Welt, erkennen Probleme und wollen diese lösen. Das setzt voraus, dass sie um ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse wissen und gemäß ihrer Vorstellungen Dinge umformen oder neue erschaffen wollen.

  • Inspiration

    Kein Mensch lebt im Vakuum – wir sind umgeben von anderen Menschen, die ebenfalls viele wertvolle Gedanken haben. Ein Visionär hat ein Netzwerk von Kontakten, die sich gegenseitig befruchten. Vorhandene Ideen anderer Personen werden aufgegriffen und verbessert. Und während Visionäre damit beschäftigt sind, kommen ihnen völlig neue Ideen.

  • Kreativität

    Die Nähe zu Spinnern und Träumern kommt nicht von ungefähr: Visionäre ticken oft anders, trauen sich, gängige Erklärungen und Annahmen infrage zu stellen. Das lässt sie aus der Sicht anderer zuweilen verschroben erscheinen. Tatsächlich sind sie aber unglaublich kreativ und probieren auch ungewöhnliche Mittel und Wege aus.

  • Neugier

    Wie kann man etwas besser machen? Warum funktioniert etwas nicht, oder: Wenn A klappt, müsste B auch klappen?! – Solche Fragen und Überlegungen sind für einen Visionär typisch. Getrieben von einem unstillbaren Wissensdurst und Neugier, geben sie sich mit einfachen Antworten nie zufrieden.

  • Intuition

    Ein Visionär kann nicht immer alles bis ins letzte Detail begründen, aber er vertraut seiner Intuition. Die hat bereits häufiger dafür gesorgt, dass er oder sie ihrer Nase gefolgt ist und instinktiv wusste, dass er auf dem richtigen Weg ist.

  • Unabhängigkeit

    Wer neue Wege beschreitet, bisherige „Wahrheiten“ infrage stellt, braucht Selbstbewusstsein und mentale Stärke beziehungsweise geistige Unabhängigkeit. Sich unbeirrt einer Sache zu verschreiben, während andere einen für verrückt erklären, ist ebenfalls visionär. Oft zeigt sich erst nach geraumer Zeit, dass der Visionär recht hatte.

  • Volition

    Zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Visionärs gehört auch das: Biss (Fachbegriff: Volition). Bedeutet: Sie lassen sich trotz diverser Rückschläge nicht beirren und arbeiten beharrlich weiter an ihrer Zukunftsidee. Visionäre sind regelrechte Steh-auf-Männchen, die zwar Fehler machen, aber daraus enorm viel lernen.

Zu all diesen Eigenschaften kommt aber noch etwas, wovon Visionäre profitieren, das sie aber nicht beeinflussen können: Zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Eine Vision braucht ebenfalls ein wohlwollendes Umfeld, einen „fruchtbaren Boden“, einen Gönner oder Mäzen. Hätte Luther nicht unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten gestanden, wäre das Neue Testament vielleicht nie in die deutsche Sprache übersetzen worden.

Ein Visionär zu sein, aber mit einer Idee, deren Zeit noch nicht gekommen ist, kann enorm frustrierend sein.

Visionäre der Geschichte

Die Geschichte ist voll von Visionären: Dazu gehören Jules Verne ebenso wie Leonardo da Vinci, Galileo Galilei oder Christoph Kolumbus. Sie alle haben bahnbrechende Erfindungen und Erkenntnisse hervorgebracht, die ihrer Zeit weit voraus waren. Gleichzeitig wurden viele von ihnen als Spinner abgetan und verspottet oder wurden wegen ihrer „ketzerischen“ Ansichten von der Kirche verfolgt oder mussten im Verborgenen arbeiten.

Nicht jede visionäre Erfindung hat die Welt revolutioniert. Aber viele Ideen, von denen wir heute profitieren, wären noch vor Jahrzehnten undenkbar gewesen – zum Beispiel das Internet oder autonome Fahrzeuge. Als Visionäre der Geschichte gelten beispielsweise:

  • Marie Curie
  • Rosalind Franklin
  • Bill Gates
  • Grace Hopper
  • Steve Jobs
  • Tim Brenners Lee
  • Elon Musk
  • Maria Telkes

Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Viele ihrer Erfindungen basieren nicht immer auf einem Geistesblitz, sondern sind das Resultat jahrelanger und quäldender Tüftelei (siehe Thomas Alva Edison). Das hat seinen Preis: Marie Curie etwa, die als Entdeckerin der Radioaktivität gilt, ist dieser letzten Endes zum Opfer gefallen.


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Wofür brauchen wir Visionäre?

Visionäre Vorstellungen an sich bewirken noch nicht Gutes. Die Idee allein gehört noch zum Reich der Fantasie. Auch die Vision selbst muss nichts Gutes bewirken – man denke nur an diverse Diktatoren, ihre Allmachtsfantasien und den damit verbundenen Größenwahn. Viele Kriege sind so entstanden, und deren Visionen haben großes Leid über die Menschen gebracht.

Trotzdem brauchen wir auch in Zukunft und für die Zukunft Visionäre – genauso wie die Skeptiker und Bedenkenträger, die die Vorstellungen von der Zukunft all dieser Querdenker und Freigeister auf den Prüfstein stellen und hinterfragen.

Nicht alles aus der Vergangenheit ist schlecht, nicht alles dürfen wir bedenkenlos über Bord werfen. Aber gerade der frische Wind der modernen Vision, skurrilen Impulse oder schrulligen Eingebung bricht verkrustete Strukturen auf und bewahrt uns davor, uns die geistige Flexibilität einer Betonschwelle anzueignen. Visionäre haben ein Gespür für Trends und etablieren eben jene Innovationskultur, die sich so viele Unternehmen wünschen.

Auch wenn uns manch visionäre Exzentriker damit gehörig auf die Nerven gehen. Lassen wir sie doch – bevor wir selbst zum Arzt müssen!

[Bildnachweis: MJgraphics by Shutterstock.com]