Worauf kommt es beim Networking an?
Die gute Nachricht zuerst: Ein berufliches Netzwerk aufbauen, von dem Sie profitieren können, lässt sich lernen – Schüchternheit hin oder her. Denn dabei kommt es keinesfalls in erster Linie auf die Größe des Beziehungsgeflechts an.
Sicher, ein großes Netzwerk kann nicht schaden. Viel wichtiger aber als die Masse ist die Klasse der Kontakte. Oder wie man umgangssprachlich sagen würde: Sie sollten die richtigen Leute kennen – und die Sie.
Das aber sind nicht unbedingt Menschen mit namhaften Positionen oder tollen Titeln. Es sind vor allem jene, die Ihre Vorstellungen und Ziele teilen, ein paar Gemeinsamkeiten haben, aber auch etwas können oder wissen, was Ihnen fehlt. Ein gutes Netzwerk gleicht eigene Schwächen aus, erweitert den Horizont und bietet die Chance, Erfahrungen auszutauschen und Fragen zu stellen.
Und da so ein Netzwerk kontinuierlich wächst, müssen Sie nicht gleich mit 50 neuen Top-Kontakten starten, sondern können sich Zeit lassen, eben die Richtigen kennenzulernen und zu identifizieren. Das nimmt oftmals schon den Druck heraus.
Warum das Netzwerken Schüchternen schwer fällt
Auch wenn einem das Obige klar ist, kann es an der Umsetzung hapern. Nicht wenige Betroffene scheitern dann vor allem an diesen Hürden:
- Ihnen fällt es schwer, auf fremde Menschen zuzugehen.
- Sie haben Angst, abgelehnt zu werden.
- Sie wissen nicht, was Sie sagen sollen und wie Sie anfangen können.
Alle drei Punkte hängen natürlich miteinander zusammen. Häufig beißt sich dann die Katze in den Schwanz: Weil man nicht weiß, was man sagen soll, hat man Angst auf andere zuzugehen, denn die könnten den Auftakt doof finden und einen deshalb ablehnen…
Dabei ist eben dieser Gesprächsöffner überhaupt keine Raketenwissenschaft. Der Denkfehler, den viele hierbei begehen, ist, selbst etwas wahnsinnig Kluges und Originelles sagen zu müssen – vergleichbar mit einem typischen Anmachspruch. Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus: Stellen Sie eine kluge unverfängliche Frage – und lassen Sie Ihr Gegenüber erzählen…
- Erstens erfahren Sie so mehr über Ihren Gesprächspartner und können besser einschätzen, ob die Person gut zu Ihnen und Ihrem Netzwerk passt.
- Zweitens konnten Verhaltensforscher unlängst nachweisen, dass wir ein Gespräch als besonders positiv erinnern, wenn wir selbst die meiste Zeit geredet haben (der Narzissmuss in uns allen lässt grüßen). Bringen Sie Ihr Gegenüber also zum Plaudern, werden Sie dafür noch mit Sympathie belohnt.
Ein paar Anregungen und Tipps dazu finden Sie gleich im folgenden Kasten.
Gesprächsöffner: 5 Einstiegsfragen für Netzwerkevents
Der Trick hierbei ist, möglichst offene Fragen zu stellen – also keine, die Ihr Gegenüber mit einem simplen „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann (das sind geschlossene Fragen). Sonst wird das Gespräch recht einsilbig und gleich bald einem Quiz. Offene wie auch manche rhetorische Fragen manipulieren Ihren Gesprächspartner dagegen, etwas über sich zu erzählen. Zum Beispiel so…
- Was machen Sie beruflich? Der Klassiker unter allen Smalltalk-Intros, denn er eröffnet eine Reihe von Anschlussfragen, etwa zum Unternehmen, der Branche oder der Position, in der Ihr Gegenüber arbeitet. Die Frage ist gut, allerdings auch schon etwas abgedroschen. Durch Originalität fällt man damit nicht auf.
- Wodurch lassen Sie sich inspirieren? Zweifellos der originellere Opener. Denn er bringt den anderen dazu, über sich selbst zu reflektieren – und das inspiriert Sie beide. Die Frage eignet sich daher nicht nur als Gesprächseinstieg, sondern auch als Diskussionsauftakt in einer bereits etablierten Gruppe.
- Welches Buch lesen Sie gerade? Diese Frage zielt ebenfalls auf Inspirationsquellen, kann aber auch durch Hobbys oder private Interessen erweitert werden. In jedem Fall gewinnen Sie so eine Menge Informationen über Ihr Gegenüber sowie weiteren Gesprächsstoff.
- Wie fanden Sie den Vortrag? Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es eine solche Präsentation gegeben hat. Wichtig ist dann aber, dass Sie Ihre eigene Meinung nicht gleich heraus posaunen. Insbesondere wenn Sie den Vortrag doof fanden. Sonst verbreiten Sie gleich zu Beginn negative Stimmung. Und das blockiert. Eine inhaltliche und intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Gesagten betont indes Ihre Gemeinsamkeit als Zuhörer und schafft neue Gesprächspunkte.
- Was möchten Sie trinken? Der ideale Einstieg für jemanden, der noch einsam und allein an einem Tisch steht. Sie beweisen mit der Frage nicht nur Aufmerksamkeit und gute Manieren, sondern schaffen zugleich ein sogenanntes Reziprozitäts-Verhältnis. Alternativ können Sie auch fragen: „Soll ich Ihnen etwas von der Bar mitbringen?“ (Was allerdings eher einer geschlossenen Frage entspricht) Falls Sie einer attraktiven Frau begegnen und mit ihr auf diese Weise ins Gespräch kommen wollen, empfiehlt sich jedoch die Gentleman-Variante: Bringen Sie ihr den Drink direkt mit. Vorher aber bitte ihre Vorlieben ausspähen. Das Ganze geht natürlich auch als Frau mit Männern, ist aber in beiden Fällen schon ziemlich kess und eher nichts für Schüchterne.
Netzwerken: Tipps und Tricks für Schüchterne
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Bereiten Sie sich vor.
Wem es eher schwer fällt, spontan zu sein und wer fürchtet im Gespräch keine passenden Worte zu finden, kann sich trotzdem vorbereiten. Überlegen Sie sich zwei oder drei mögliche Gesprächseinstiege (etwa obige Fragen). Sie können sich auch im Vorfeld über die Personen, die zu der Veranstaltung kommen, informieren. Das verleiht Ihnen zusätzliche Sicherheit und kann weitere Einstiegspunkte für ein Gespräch liefern. Auch die Vorstellung der eigenen Person („Elevator Pitch„) lässt sich gut vorab üben.
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Kommen Sie frühzeitig.
Zu Beginn einer Veranstaltung sind in der Regel nicht so viele Menschen da, die Atmosphäre ist familiärer und Sie finden schnelleren Zugang zu anderen. Damit laufen Sie nicht Gefahr, dass Sie das spätere Gedränge überfordert und Sie sich zurückziehen.
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Vergessen Sie das Lächeln nicht.
Zeigen Sie mit einem Lächeln sowie einer offenen und entspannten Körperhaltung, dass Sie an einer Interaktion interessiert sind. Ein Lächeln macht Sie sofort sympathisch und lädt die anderen Veranstaltungsteilnehmer dazu ein, Sie anzusprechen.
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Suchen Sie sich belebte Plätze.
Verstecken Sie sich nicht in der hintersten Ecke des Raumes, dann erwecken Sie den Eindruck, als würden Sie lieber in Ruhe gelassen werden. Suchen Sie sich lieber einen Ort, wo im Laufe der Veranstaltung viele Menschen vorbei kommen, beispielsweise das Buffet. Auf diese Weise können Sie zum Beispiel ein Gespräch über das Essen beginnen.
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Konzentrieren Sie sich auf Einzelgespräche.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wer da ist und suchen Sie sich gezielt eine Person aus, die sympathisch aussieht, noch alleine steht und die Sie kennenlernen möchten.
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Suchen Sie Gemeinsamkeiten.
Was verbindet, zieht uns an. Und erleichtert natürlich auch, auf andere zuzugehen. Und selbst wenn Sie nichts auf Anhieb finden, freuen Sie sich über das Treffen und sagen Sie beispielsweise Sachen, wie: „Ich freue mich, dass wir uns hier und heute kennenlernen.“ Allein schon dieses kleine Kompliment öffnet Ihr Gegenüber und erzeugt eine positive Grundstimmung.
Extra-Tipp: Wiederholen Sie dabei ruhig auch den Namen Ihres Gegenübers. Namen sind mächtig: Jeder Mensch hört seinen Namen gerne. Zahlreiche Verkäufer nutzen deshalb diesen Trick. Nur bitte nicht übertreiben! Sonst nervt das nur noch. -
Kommen Sie zu zweit.
Fühlen Sie sich von großen Veranstaltungen schnell eingeschüchtert, dann gehen Sie mit einem Kollegen oder einem Freund dorthin. Die Anwesenheit einer vertrauten Person macht sofort selbstsicherer. Allerdings sollten Sie dann nicht nur unter sich bleiben, sondern auch mit den anderen Teilnehmern in Kontakt treten. Nur so bauen Sie Ihr Netzwerk aus.
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