Heikle Fragen im Bewerbungsgespräch: Clevere Antworten

Personaler stellen gerne mal heikle Fragen im Bewerbungsgespräch. Teils, weil Sie so mehr über die Bewerber erfahren und hinter eine allzu glatte Fassade blicken wollen. Teils, weil Sie Kandidaten bewusst provozieren wollen, um zu sehen, wie diese unter Druck reagieren. So oder so: Bei heiklen Fragen geht es um Ihre Reaktion und die Cleverness Ihrer Antworten. Im Job läuft es ja auch nicht jeden Tag geschmeidig. Wir zeigen Ihnen Tipps und Tricks, wie Sie klug und souverän mit fiesen Fragen umgehen…

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Heikle Fragen im Bewerbungsgespräch: Warum?

Heikle Fragen sind bei Bewerbern höchst unbeliebt. Schließlich besteht die Chance, sich mit einer unbedachten Antwort ins Aus zu katapultieren. Entsprechend reagieren viele Kandidaten auf heikle Fragen im Bewerbungsgespräch verschnupft, einsilbig oder gar aggressiv. Fehler!

Die wenigsten Personaler wollen Bewerber schikanieren, demütigen oder blamieren. In der Regel erfüllen sogenannte Stressfragen oder Fangfragen einen anderen Zweck: Man will Sie noch besser kennenlernen.

Betrachten Sie heikle Fragen aus einer anderen Perspektive: Man ist offenbar sehr an Ihnen interessiert, sonst könnte man Ihnen auch gleich absagen. Ein Kompliment also! Und ein Signal, dass man immer noch zu wenig über Sie weiß: Ihre Persönlichkeit, Ihre emotionale Intelligenz und Reife, Ihre Stressresistenz. Und genau die stehen jetzt auf dem Prüfstein.

Heikle Fragen sind ein Test

Im Subtext sagt Ihnen der Personaler: „Deine Show war klasse. Aber war es nur eine Maskerade? Ich will sehen!“ Kurz: Heikle Fragen sind eine Art Authentizitäts-Test. Es geht dabei um Ihre…

Wenn Sie bis hierhin und auch weiterhin echt bleiben, müssen Sie überhaupt nichts befürchten. Im Gegenteil: Ihre Jobchancen können nur steigen. Auch wenn Sie der Personaler damit gerade aus der Komfortzone lockt.

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Heikle Fragen: So antworten Sie richtig

Jedes Vorstellungsgespräch hat klassisch fünf Phasen: Nach Smalltalk, Unternehmensvorstellung und Selbstpräsentation folgen die Bewerberfragen. Auf die meisten der typischen Fragen im Vorstellungsgespräch können Sie sich vorbereiten und zuhause gute Antworten überlegen. Auch ganz allgemein auf Stressinterviews und heikle Fragen.

Grundsätzlich gilt: Bei den Antworten zu heiklen Fragen im Bewerbungsgespräch gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“. Es kommt weniger darauf an, WAS Sie antworten, sondern WIE Sie es tun. Orientieren können Sie sich an diesen vier bewährten Tipps:

  1. Bedenkzeit

    Lassen Sie sich bei der Antwort Zeit. Das ist kein Quiz, bei dem der schnellste gewinnt. Natürlich sollten Sie nicht minutenlang überlegen. Überhasten müssen Sie aber auch nichts. Im Zweifel erbitten Sie sich Bedenkzeit, Motto: „Das ist eine sehr gute Frage, darüber muss ich erstmal nachdenken.“ Damit haben Sie 1-2 Minuten gewonnen.

  2. Verbalisieren

    Sagen Sie, was Sie denken, reflektieren, abwägen. Nehmen Sie den Personaler mit in Ihren Kopf. Darum geht es ja bei den heiklen Fragen. Auch hier sprechen Sie natürlich nicht alles aus, was Sie denken. Aber der Analyseprozess ist für Ihr Gegenüber allemal interessanter als Floskeln, Mustersätze und Standard-Antworten vom Typ: „Meine größte Schwäche ist Perfektionismus.“

  3. Ehrlichkeit

    Viele Bewerber machen den Fehler, nach erwünschten Antworten zu suchen. Genau die haben Personaler aber alle schon gehört. Deshalb sind sie langweilig, zweitens unecht und drittens heben Sie solche Antworten nicht von der Masse ab. Antworten Sie konstruktiv – aber haben Sie ruhig den Mut, Ecken und Kanten zu offenbaren. Gute Personalentscheider suchen Typen und Charaktere, die das Team ergänzen. Nur so entsteht Diversity.

  4. Kürze

    Fangen Sie nicht an zu labern. Wer abschweift oder nicht auf den Punkt kommt, wirkt weder fokussiert, noch besonders intelligent. Ein bisschen laut Denken ist okay. Aber beschränken Sie sich auf 5-7 Sätze. Ansonsten besteht doch wieder die Gefahr, dass Sie sich um Kopf und Karriere reden.

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Heikle Fragen: Die beliebtesten im Bewerbungsgespräch

Die meisten Personaler haben ihre Lieblinge unter den heiklen Fragen. Meistens, weil sie damit schon gute Erfahrungen gesammelt haben und sich in ihrer Menschenkenntnis bestätigt fühlen. Allein 40 fiese Fragen im Bewerbungsgespräch finden Sie in diesem PDF, das Sie sich kostenlos herunterladen und zur Vorbereitung nutzen können. Weitere beliebte Fragen stellen wie Ihnen hier vor:

Wie würden Sie sich in einem Wort beschreiben?

Personaler interessieren sich für die Selbsteinschätzung von Kandidaten. Daraus lassen sich gleich mehrere Informationen ableiten: Ist der oder die Bewerberin selbstbewusst? Passt die Einstellung zur Unternehmenskultur? Wie passt das Selbstbild zum ersten Eindruck des Personalers? Heikel wird diese Frage dadurch, dass es nur einen schmalen Grad zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz sowie zwischen Bescheidenheit und Schüchternheit gibt. Eine gute Antwort könnte lauten:

Anpassungsfähig. – Mir gelingt es schnell, mich auf neue Situationen und Menschen einzulassen. Ich mag das sogar, weil mir Abwechslung lieber ist als Routine. In meinem bisherigen Job gab es einen massiven Change-Prozess. Den habe ich gerne mitgemacht und mich auch aktiv eingebracht, um den Wandel mitzugestalten. Das ist ja auch jedesmal eine Chance – wenn man diese denn sehen will.

Welche Marotten haben Sie?

Das ist eine Variante der typischen Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch. Falls Sie nicht sofort darauf antworten möchten, können Sie den Personaler zunächst fragen, was er unter „Marotten“ versteht. Natürlich dürfen Sie jetzt keine Defizite nennen, die für den Job relevant sind. Ein Controller, der Dyskalkulie offenbart, ist raus. Auch abgedroschene Phrasen vom Typ „Meine größte Schwäche ist Schokolade“ sind tabu. Wer frechtmutig ist, kann aber mit augenzwinkernder Schrulligkeit und einer Prise Humor antworten:

Bei Vollmond brauche ich mindestens drei Kaffee, um auf Touren zu kommen. Apropos: Wie gut schmeckt eigentlich Ihr Kaffee hier und wie schnell läuft Ihre Kaffeemaschine?

Welchen Fehler in Ihrer Karriere bereuen Sie?

Gemeine Frage. Ein Seelenstriptease wäre an der Stelle aber grundverkehrt. Auch sollten Sie nicht wirklich Ihren schlimmsten Fauxpas nennen. Eine einfache Fehlentscheidung reicht schon. Was Personaler bei der Antwort hören wollen, ist Ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion. Und wie konstruktiv Sie damit umgehen. Aus Fehlern lernen wir oft am meisten. Es ist also auch eine Frage der emotionalen Reife und gefestigten Persönlichkeit, ob und wie Sie mit Ihren Mängeln umgehen. Zum Beispiel:

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich schneller meinen bisherigen Job hätte wechseln sollen. Ich habe schon vor einem Jahr bemerkt, dass ich mich kaum noch weiterentwickelt habe. Auch war es ein Fehler, nicht das direkte Gespräch mit meinem Vorgesetzten zu suchen, um eine interne Lösung zu finden. Irgendwie hatte ich gehofft, das alles sei nur temporärer Frust. Den gibt es ja in jedem Job. Auch dank eines Coaches gehe ich meine berufliche Entwicklung heute wesentlich aktiver an. Umso mehr freue ich mich auf die Herausforderungen und Perspektiven dieser Stelle…

Was mochten Sie an Ihrem bisherigen Job am wenigsten?

Die unscheinbare Frage klärt auf unaufdringliche Art und Weise, wie Bewerber mit negativen Situationen und Frustration umgehen. Vorsicht: Sagen Sie jetzt nichts, was womöglich exakt Ihren zukünftigen Job beschreibt – zum Beispiel das Gehalt. Dann ist klar, dass Sie den auch nicht mögen werden und bald wieder kündigen. Auch hier zählt nicht der Blick auf die Defizite, sondern der konstruktive Umgang. Beispiel:

Ich mag keine Meetings, die sich ewig ziehen. Motto: Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. Ich habe in meiner bisherigen Position daher Meetings im Stehen und mit einer festen Agenda eingeführt. Und was soll ich sagen: Die Meetings wurden kürzer, produktiver und die Ergebnisse besser. Das haben selbst anfängliche Skeptiker hinterher gelobt.

Wann haben Sie das letzte Mal die Regeln gebrochen und warum?

Noch so eine heikle Frage. Natürlich hat jeder schon einmal gegen (Unternehmens-)Regeln verstoßen. Die Antwort zeigt also einerseits, wie ehrlich der Kandidat ist. Zugleich kommt es aber darauf an, in welchem Zusammenhang das geschah und warum der- oder diejenige die Regeln gebrochen hat. So finden Personaler heraus, ob Sie es hierbei mit einem notorischen Querulanten und Eigenbrötler zu tun haben, mit einem kritischen Moralisten oder einem smarten Entscheider. Eine souveräne Antwort könnte lauten:

Offen gestanden war das erst vor drei Wochen. Wir wollten eine neue Marketing-Kampagne starten. Dafür mussten zwei wichtige Entscheidungsträger zustimmen und das Budget freigeben. Einer davon war kurzfristig an Corona erkrankt und für mindestens zwei Wochen in absoluter Quarantäne. Solange konnten wir nicht warten. Also habe ich mich über den kleinen Dienstweg eine Etage höher abgesichert und mir dort die Freigabe geholt. Ja, ich habe den offiziellen Berichtsweg gebrochen, aber ich denke, das war zum Wohl des Unternehmens. Sehen Sie das anders?

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Unzulässige Fragen im Vorstellungsgespräch: Die sind verboten

Neben den heiklen Fragen gibt es allerdings auch illegale beziehungsweise unzulässige Fragen im Vorstellungsgespräch. Hierbei schießen Personaler über das Ziel hinaus. Aus juristischer Sicht müssen Bewerber diese Fragen weder beantworten, noch wahrheitsgemäß beantworten. Bei diesen Fragen dürfen Sie sogar zu einer Notlüge greifen:

Verbotene Fragen im Vorstellungsgespräch

Arbeitgeber haben zwar ein grundsätzliches Fragerecht. Bewerber wiederum haben ein Recht auf Privatsphäre und den Schutz vor Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Entsprechend dürfen Bewerber in dem Fall mit Lügen antworten.

Fragen zur Familienplanung

Unzulässig sind…

  • Fragen zum Familienstand
  • Fragen zur sexuellen Neigung (homo- oder heterosexuell)
  • Fragen zu einer bestehenden Schwangerschaft
  • Fragen zu Heiratsabsichten
  • Fragen zum Kinderwunsch
  • Fragen zum Partner oder dessen Job
  • Fragen zu Familienmitgliedern oder Verwandten

Fragen zur gesundheitlichen Situation

Unzulässig sind…

  • Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand
  • Fragen zu einer vorhandenen Behinderung
  • Fragen zur vergangenen Erkrankungen (inklusive Dauer)
  • Fragen zu schweren Krankheiten in der Familie

Fragen zu privaten Ansichten

Verboten sind…

  • Fragen zu Religion und Konfession
  • Fragen zur Parteizugehörigkeit
  • Fragen zur Gewerkschaftszugehörigkeit

Generelle Fragen zur Person

Verboten sind…

  • Fragen zum Alter
  • Fragen zur Herkunft
  • Fragen zu Vorstrafen oder Gefängnisaufenthalten
  • Fragen zum Umgang mit Geld
  • Fragen zu einer möglichen Verschuldung
  • Fragen zu den Vermögensverhältnissen
  • Fragen zum Privatleben allgemein

Wie Sie auf illegale Fragen reagieren können, zeigt zum Beispiel dieses Flussdiagramm:

Unzulässige Fragen + Antworten im Bewerbungsgespräch - Flussdiagramm

Lesetipp: Vorstellungsgespräch abbrechen: Bitte recht höflich!

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Heikle Fragen kontern: Eigene Fragen stellen!

Die beste Strategie, um heiklen Fragen zu entgehen, ist: Mehr eigene Fragen stellen! Nicht umsonst heißt das Jobinterview auch BewerbungsGESPRÄCH. Damit daraus kein Verhör wird, sollten Sie ebenso viele wie kluge Rückfragen stellen. Schon aus zwei Gründen:

  1. Dies ist eine erstklassige Gelegenheit, um mehr über das Unternehmen und Ihren vielleicht zukünftigen Arbeitsplatz, den Chef, dessen Anforderungen und die Kollegen zu erfahren.
  2. Dies ist ein Test, der Ihr wahres Interesse an dem Job abklopft, aber auch ob und wie intensiv Sie sich auf das Vorstellungsgespräch und den Arbeitgeber vorbereitet haben.

An der Tiefgründigkeit und Cleverness Ihrer Rückfragen kann selbst ein ungeübter Personaler erkennen, ob Sie nur die Stellenanzeige gelesen oder auch Hintergründe zu Job und Arbeitgeber recherchiert haben. Generell gilt: Wer fragt, der führt (das Gespräch).

Diese bewährten Fragen können Sie stellen…

Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?

Ein Wolf im Schafspelz. Bei der Antwort erfahren Sie indirekt wie auch Ihre Leistungen später gemessen und beurteilt werden. Nicht unwichtig, um etwa die Probezeit zu bestehen oder eine Gehaltsverhandlung zu führen.

Was könnte mich an diesem Job am meisten frustrieren?

Wer Sie unbedingt haben will, wird Ihnen selbstverständlich nur die Schokoladenseiten eines Jobs präsentieren. Die Frage wirft einen Blick hinter die Glitzer-Fassade des Umfelds und entlarvt mögliche Warnzeichen. Sie kann aber noch mehr: Durch die Formulierung erfahren Sie wieder indirekt, wie man Sie einschätzt und denkt, was Sie im Job suchen.

Wie werden bei Ihnen Talente und Stärken gefördert?

Eine wichtige Frage, wenn Sie mit dem Jobwechsel zugleich eine berufliche Veränderung und persönliches Wachstum anstreben. Natürlich darf die Frage nicht so klingen, als seien Sie nur auf der Durchreise. Aber eine langfristige Perspektive sollte der neue Job schon bieten.

Welchen Herausforderungen muss sich das Unternehmen aktuell stellen?

Man wird Ihnen zwar kaum erzählen, dass die Company kurz vor der Insolvenz steht. Aber mittels dieser Frage erfahren Sie etwas über das (Selbst-)Bewusstsein der Firma – wo diese sich aktuell im Markt sieht und künftig stehen will. Die wichtigste Frage darin lautet: Befindet sich das Unternehmen auf Wachstumskurs oder Schrumpfkur?

Warum arbeiten Sie für dieses Unternehmen?

Bei dieser Frage kommt es darauf an, WIE Sie diese betonen. Sie darf weder despektierlich noch überrascht klingen, Motto: „Was? Immer noch hier???“ Aber mit aufrichtigem Interesse und einem Lächeln gestellt, entlocken Sie dem Personaler ein paar persönliche Einblicke in das Unternehmen und warum es Spaß macht, dort zu arbeiten. Kommt bei der Frage nicht mal der einstellende Personalentscheider ins Schwärmen, sollten die Alarmglocken schrillen.

Lesetipp: Killerfragen: Diese bitte nie im Interview stellen!

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