Was ist eine Pro-forma-Ausschreibung?
Das Kind hat viele Namen: Pseudo-Ausschreibung, Scheinausschreibung, Fake-Stellenanzeige oder eben Pro-forma-Ausschreibung. Der Begriff „pro forma“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „für die Form“. Die geläufigere Bedeutung ist jedoch eher „um die Form zu wahren“ oder „der Form halber“. Wenn also etwas pro forma gemacht wird, dient es einem völlig anderen Zweck, als dem sichtbaren. Genauso verhält es sich bei der Pro-forma-Ausschreibung einer offenen Stelle: Sie ist häufig nur deshalb in Jobbörsen zu finden, weil die Stelle erst offiziell ausgeschrieben werden muss, bevor sie besetzt werden kann. Der passende Kandidat dazu ist aber schon längst gefunden.
Die meisten Pro-forma-Ausschreibungen finden sich im Bereich des öffentlichen Dienstes. Beispielsweise in Behörden oder an Universitäten. In der Wirtschaft sind sie ebenfalls keine Ausnahme. Leider bekommen Kandidaten, die sich darauf bewerben, häufig nicht mal eine Absage. Mühe und Hoffnungen gemacht haben die sich aber trotzdem.
Warum gibt es Pro-forma-Ausschreibungen?
Wenn der zu besetzende Kandidat zuvor feststeht, stellt sich die Frage, wieso es dennoch Pro-forma-Ausschreibungen gibt? Es sind im Wesentlichen fünf Gründe:
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Verpflichtung
Der häufigste Grund ist, dass der Arbeitgeber dazu verpflichtet ist, die Stelle öffentlich auszuschreiben. Auch wenn Sie intern besetzt wird. Das betrifft vor allem den öffentlichen Dienst.
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Drohung
Manchmal versuchen Arbeitgeber mit einer Pro-forma-Ausschreibung die eigenen Mitarbeiter unter Druck zu setzen. Motto: „Wer nicht spurt, wird schnell aussortiert. Bewerber für deinen Job gibt es schon!“
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Marktest
Nicht wenige Arbeitgeber testen mit der Pro-forma-Stellenanzeige ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Gibt es Bewerbungen und wenn ja, in welcher Zahl und wer bewirbt sich? Eine Art Marktforschung zum Employer Branding.
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Marketing
Eine Anzeige in einer Jobbörse ist günstiger als eine Medienkampagne. Durch die Stellenanzeige wird Bewerbern und der Konkurrenz signalisiert: „Unser Laden läuft! Wir stellen ein!“
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Datenhandel
Leider gibt es auch das: Briefkastenfirmen ködern mit Pro-forma-Ausschreibungen Kandidate, um an deren Kontaktdaten (und mehr) zu gelangen arbeiten. Diese verkaufen Sie dann weiter. Das ist illegal und kriminell, keine Frage. Kommt aber vor. Recherchieren Sie daher immer, wer das ausschreibende Unternehmen ist!
Welche Verpflichtungen bestehen in der Privatwirtschaft?
Zwar gibt es in der Privatwirtschaft keine generelle Verpflichtung des Arbeitgebers, Stellen öffentlich auszuschreiben. Das erklärt auch, warum es einen verdeckten Stellenmarkt gibt.
Existiert im Unternehmen allerdings Betriebsrat, muss bei einigen Besetzungen angehört werden oder hat sogar ein Mitspracherecht. Nach § 93 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) kann der Betriebsrat eine Stellenausschreibung verlangen, wenn Arbeitsplätze allgemein oder für bestimmte Tätigkeiten besetzt werden sollen. In solchen Fällen kommt es dann auch zu Pro-forma-Ausschreibungen, obwohl der Wunschkandidat – intern – längst feststeht.
6 Anzeichen für eine Pro-forma-Ausschreibung
Für Bewerber sind Pro-forma-Ausschreibungen ein Ärgernis. Sie geben sich maximale Mühe für die Bewerbungsunterlagen, investieren Zeit und Geld – und hatten doch nie eine Chance. Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir ein paar Indizien gesammelt, an denen Sie eine Pro-forma-Ausschreibung erkennen lässt. Eine Garantie, dass es sich dabei um eine Fake-Stellenanzeige handelt, gibt es natürlich nicht. Manche Stellenangebote sind einfach nur schlecht formuliert. Je mehr dieser Anzeichen allerdings zutreffen, desto eher sollten Sie abwägen, ob Sie bereit sind, das Risiko und den Aufwand einzugehen.
1. Detailliertes Stellenangebot
Beim Lesen der Stellenanzeigen sollten Sie darauf achten, wie detailliert die Stelle beschrieben wird. Je genauer und spezifischer die Beschreibung, desto weniger Kandidaten passen darauf. Ein deutliches Indiz dafür, dass für die Stelle ein interner Mitarbeiter vorgesehen ist, der zu 100 Prozent auf diese Beschreibung passt. Und damit automatisch zur Idealbesetzung wird.
2. Spezielle Anforderungen
Nicht selten werden in den Stellenanzeigen Fähigkeiten oder Erfahrungen beschrieben, die so kaum auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind. Es werden ganz spezielle Praktika oder Kenntnisse vorausgesetzt, die der zukünftige Arbeitnehmer schon gemacht haben soll. Klar, auch hier passt die Beschreibung nur auf einen Lebenslauf, den das Unternehmen offenbar schon kennt.
3. Neuartige Jobtitel
Jobtitel, von denen Sie noch nie gehört haben, wirken im ersten Moment vielleicht interessant. Sie suggerieren ein junges, aufstrebendes Unternehmen mit spannenden Aufgaben. Denkste! Tatsächlich ist es gar nicht so selten ein Indiz für eine Fake-Stellenanzeige. Entweder als Markttest (siehe oben) oder zur Imagebildung. Teilweise soll der ungewöhnliche Titel auch abschrecken. Weil nicht danach gesucht wird, kommen auch keine Bewerbungen.
4. Umfangreiche Anforderungen
Die Anforderungen klingen nach einer eierlegenden Wollmilchsau. Eigentlich wird ein 20-jähriges Top-Talent mit 60-jähriger Berufserfahrung und Nobelpreis gesucht. Eine solches Jobangebot sagt im Grunde nur: „Keine Chance, versuch’s erst gar nicht!“
5. Befristetes Angebot
Wird in einer Stellenanzeige auf einen befristeten Arbeitsvertrag hingewiesen, ist das nicht per se ein Zeichen für eine Pro-forma-Ausschreibung. Allerdings kennen Unternehmen die Tricks, mit denen man potenzielle Bewerber abschrecken kann. Ein auf sechs Monate befristetes Arbeitsverhältnis wirkt auf viele unattraktiv. Dass die Entfristung und Festanstellung längst feststeht, muss ja keiner wissen.
6. Wiederkehrende Anzeige
Wenn eine Jobanzeige mit ein- und derselben Stelle alle paar Monate wieder auftaucht, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Pro-forma-Ausschreibung. Entweder, es geht hier um die Arbeitgeberattraktivität – oder der Laden weiß nicht, was er will. Beides nicht gut. Ist die Stellenausschreibung dennoch ernst gemeint, sollten Sie zwei Punkte bedenken:
- Die Personalverantwortlichen haben offenbar unklare Kriterien bei der Bewerberauswahl. Deshalb lehnen Sie jeden Bewerber ab und versuchen es unverändert weiter.
- Es könnte auf der Position genauso eine hohe Fluktuationsrate vorliegen. Ein echter Schleudersitz also. Als Bewerber sollten Sie sich gut überlegen, ob diesen Job haben wollen.
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