Definition: Was ist ein Mediator?
Ein Mediator ist eine neutrale Person, die Konfliktparteien dabei unterstützt, eigenständig eine Lösung zu erarbeiten. Grundlage ist das Prinzip der Mediation: Statt eines Urteils oder einer einseitigen Entscheidung schaffen Mediatoren einen strukturierten Rahmen, in dem beide Seiten ihre Sichtweisen darlegen können. Sie leiten den Prozess, stellen Fragen und fördern die Kommunikation, entscheiden jedoch nicht selbst über den Ausgang.
Einsatzgebiete von Mediatoren
- Wirtschaft (z.B. Teamkonflikte, Tarifstreitigkeiten)
- Arbeitsrecht
- Familien- und Scheidungskonflikte
- Schule und Bildungseinrichtungen
- Nachbarschaftskonflikte
- Öffentlicher Bereich und Verwaltung
Damit unterscheidet sich die Rolle klar von Richtern oder Rechtsanwälten, die verbindliche Urteile fällen oder Interessen vertreten. Auch von Coaches grenzt sich Mediation ab. Sie verfolgt nicht das Ziel persönlicher Weiterentwicklung, sondern die einvernehmliche Beilegung konkreter Konflikte.
Mediator Aufgaben
Mediatorinnen und Mediatoren arbeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen. Ihr Ziel ist es immer, Streitigkeiten außergerichtlich zu lösen und die Kommunikation zwischen den Parteien wieder herzustellen.
Die 5 wichtigsten Aufgaben als Mediator / Mediatorin:
- Neutrale Gesprächsführung zwischen den Konfliktparteien
- Förderung der Kommunikation und Klärung von Missverständnissen
- Strukturierung des Mediationsprozesses in einzelnen Phasen
- Unterstützung bei der Erarbeitung gemeinsamer Lösungen (ohne eigene Entscheidung)
- Dokumentation der Ergebnisse und ggf. Erstellung einer schriftlichen Vereinbarung
Arbeitszeiten von Mediatoren
Mediatoren sind meist freiberuflich oder selbstständig tätig, oft auch nebenberuflich. Angestellte Mediatoren finden sich etwa in Unternehmen, Verbänden oder Organisationen. Arbeitszeiten können sehr flexibel sein und hängen von Terminen mit den Parteien ab anders als bei klassischen Büroberufen gibt es keine festen 9-to-5-Strukturen.
Mediator Ausbildung – zertifizierter Mediator
Zwar gibt es durch das seit 10 Jahren geltende Mediationsgesetz einige Regeln, der Begriff des „Mediators“ ist allerdings noch immer keine geschützte Berufsbezeichnung.
Immerhin gib es die Bezeichnung „zertifizierter Mediator“. Grundlage hierfür sind das Mediationsgesetz (§ 5 MediationsG) sowie die Verordnung über die Aus- und Fortbildung von zertifizierten Mediatoren (ZMediatAusbV). Um die Bezeichnung „zertifizierter Mediator“ führen zu dürfen, sind mindestens 120 Ausbildungsstunden erforderlich. In der Praxis dauert eine berufsbegleitende Ausbildung rund ein Jahr.
Typische Inhalte der Ausbildung
- Grundlagen der Mediation
- Phasen der Mediation
- Grundlagen der Verhandlungsanalyse
- Visualisierungs- und Moderationstechniken
- Erkennen von Konfliktdynamiken
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Grenzen
Der Ablauf kombiniert in der Regel Seminare, Workshops und praktische Übungen. Am Ende steht eine Prüfung, die mit einem Zertifikat abschließt.
Auswahlkriterien: Worauf achten?
Bevor Sie sich für einen Ausbildungsanbieter entscheiden, lohnt es sich, Folgendes zu prüfen:
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Anerkennung und Qualität
Achten Sie darauf, ob die Ausbildung nach der ZMediatAusbV strukturiert ist und von anerkannten Verbänden wie BAFM, BM oder BMWA zertifiziert wurde. Das gewährleistet ermöglicht den Titel „zertifizierter Mediator“ sowie die Verbandsanerkennung.
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Schulungsformat und Umfang
Viele Anbieter erfüllen die Mindestanforderung von 120 Stunden, bieten aber deutlich mehr Praxisanteile, z.B. durch Supervision oder Eigenmediation. Solche Zusatzbausteine steigern die Abschlussqualität.
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Anbieterprofil und Lernatmosphäre
Hochschulen bieten strukturierte, akademisch fundierte Ausbildungen (z.B. WINGS), private Akademien sind dagegen oft flexibler, hybrid oder praxisnäher. Hinterfragen Sie die Teamgröße, Methodenvielfalt und Dozentenexpertise!
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Transparente Kosten und Fördermöglichkeiten
Gute Anbieter kommunizieren klar, was im Preis enthalten ist. Fragen Sie nach, ob z.B. Bildungsurlaub oder Förderungen (etwa AVGS, Bildungsgutschein) möglich sind.
Anbieterübersicht
Wer eine Ausbildung zum Mediator absolvieren möchte, hat die Wahl zwischen zahlreichen Anbietern von Universitäten über Kammern bis hin zu privaten Akademien. Die Unterschiede sind groß: Dauer, Kosten, Inhalte und Schwerpunkte variieren erheblich. Einen guten Überblick bietet die Marktanalyse der Stiftung Warentest.
Auf Basis dieser Untersuchung haben wir für Sie zehn repräsentative Anbieter zusammengestellt, die vom akademischen Masterstudiengang bis hin zur praxisorientierten Kompaktausbildung unterschiedliche Ansätze abdecken:
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IMS Institut für Mediation (München, Dresden)
Kosten: ca. 2.700 Euro
120 Std. Grundausbildung, interdisziplinär, Supervision, Praxisfälle -
Philipps-Universität Marburg
Kosten: ca. 2.800 Euro
250 Std., Schwerpunkte: Gewaltfreie Kommunikation, interkulturelle Mediation -
Consensus Campus (bundesweit, hybrid)
Kosten: ca. 3.500-4.500 Euro
130 Std. Online/Präsenz, zertifiziert nach ZMediatAusbV, Praxisfälle -
Akademie Vaihingen (Baden-Württemberg)
Kosten: ca. 4.050-5.200 Euro
161–207 Std., Schwerpunkte: Psychologie, Arbeitswelt, vertiefte Menschenkunde -
DGB Bildungswerk (bundesweit)
Kosten: ca. 6.000 Euro
200 Std., mit Supervision, breites Konfliktspektrum -
Universität Bremen
Kosten: ca. 6.000 Euro
900 Std., in Kooperation mit Uni Bremen, umfassende wissenschaftliche Ausbildung -
IHK Frankfurt (Wirtschaftsmediation)
Kosten: ca. 6.500 Euro
220 Std., Schwerpunkt Wirtschaft und interkulturelle Konflikte -
Fernuniversität Hagen (Master of Mediation)
Kosten: ca. 7.200 Euro
1.800 Std., akademischer Masterabschluss, Konflikte in Gruppen und Teams, Täter-Opfer-Ausgleich -
Mediationsakademie Berlin
Kosten: ca. 8.300 Euro
200 Std., Schwerpunkt Bau- und Immobilienwirtschaft, inkl. Supervision -
ComTeam Gmund (Tegernsee)
Kosten: ca. 9.500 Euro
154 Std., Fokus auf Wirtschaftsmediation und Organisationskonflikte
Mediator: Anforderungen + Voraussetzungen
Für die Ausbildung zum Mediator gibt es keine vorgeschriebene schulische Mindestqualifikation, sie richtet sich an verschiedene Berufsgruppen. Viele Teilnehmende kommen jedoch aus Bereichen wie Recht, Psychologie, Pädagogik, Sozialarbeit oder Wirtschaft. Entscheidend sind vor allem persönliche Fähigkeiten. Die Voraussetzungen im Überblick:
Anforderungen |
Details |
Schulabschluss | Kein spezieller Abschluss erforderlich, häufig Studium oder Berufsausbildung von Vorteil |
Soft Skills | Kommunikationsstärke, Empathie, Neutralität, Konfliktfähigkeit, Stressresistenz, analytisches Denken |
Pluspunkte | Berufserfahrung im Umgang mit Menschen (z.B. Personalwesen, Beratung, Recht, Pädagogik) |
Quereinstieg? | Ja |
Hilfreich sind außerdem Vorkenntnisse in Kommunikation und Recht, ebenso wie die Bereitschaft, sich intensiv mit zwischenmenschlichen Konflikten auseinanderzusetzen. Wer ein hohes Maß an Unparteilichkeit und Verantwortungsbewusstsein mitbringt, ist für die Tätigkeit besonders geeignet.
Wie viel verdient man als Mediator?
Pauschale Angaben zum Gehalt eines Mediators sind schwierig. Nicht selten machen Führungskräfte im Unternehmen eine Ausbildung zum Mediator. Wie so oft hängt das Gehalt von verschiedenen Faktoren wie Vorbildung, Unternehmensgröße oder Anstellungsverhältnis ab. Einige Mediatoren arbeiten beispielsweise als Freiberufler.
Als solche üben sie einen Beruf als Anwalt, Steuerberater oder Journalist aus. In solchen Fällen greifen Gebührenverordnungen (bei Anwälten) oder der Mediator verhandelt sein Gehalt auf Stundenbasis. Hier kann der Stundensatz zwischen 150 und 300 Euro liegen. Auch aus dem Coaching und Consulting kommen Mediatoren. Je nach Erfahrung und Erfolg liegen die Gehaltsaussichten zwischen 39.000 und 70.500 Euro brutto pro Jahr.
Kosten und Finanzierung der Mediationsausbildung
Die Ausbildung zum Mediator ist hohen Kosten verbunden. Die genaue Höhe hängt stark vom Anbieter, dem Umfang der Ausbildung und der angestrebten Zertifizierung ab. Kürzere Seminare ohne Zertifikat sind oft günstiger, aber weniger anerkannt – zum Beispiel „nur“ als berufliche Bildungsmaßnahme. Dann ist sie zumindest förderfähig.
Fördermöglichkeiten – je nach beruflichem Status
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Arbeitnehmer
Arbeitnehmer können beispielsweise auf die Bildungsprämie, ein Weiterbildungsstipendium oder länderspezifische Förderungen wie den Bildungsscheck (NRW) zurückgreifen. Möglich ist auch, dass der Arbeitgeber die Fortbildung bezuschusst.
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Selbstständige
In einigen Bundesländern können Selbstständige eine Förderung erhalten – etwa in Niedersachsen mit dem „Win“ oder dem „Qualischeck“ in Rheinland-Pfalz und dem „betrieblichen Weiterbildungsscheck“ in Sachsen.
Tipp: Beantragen Sie frühzeitig vor Weiterbildungsbeginn die Förderung! Sollten Sie keinerlei Förderung erhalten, können Sie immer noch mit der Steuererklärung sparen. Dazu setzen Sie die Kosten der Mediatoren-Ausbildung als Sonderausgabe oder Werbungskosten ab.
Bundesverbände für Mediatoren
Wie in anderen Branchen gibt es auch für Mediatoren zahlreichen Verbände. Zum Beispiel:
- Bundesverband Mediation e.V.
- Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelten e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Mediation
Für Sie als angehender Mediator sind diese Verbände aus mehreren Gründen interessant:
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Mindestanforderungen
Jeder Verband stellt aus seiner Sicht dar, was eine gute Mediator Ausbildung ausmacht. Die Kriterien unterscheiden sich zwar, es gibt jedoch Schnittmengen, die Ihnen bei der Beurteilung von Ausbildungen helfen können.
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Kontakte
Die Verbände verfügen in verschiedenen Branchen über gut ausgebaute Netzwerke und können den Arbeitseinstieg erleichtern. Sie sollten allerdings im Vorfeld prüfen, welcher Verband für Ihre Branche relevant ist.
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Austausch
Über die Verbände können Sie mit anderen Mediatoren in Kontakt treten und sich fachlich austauschen. Gerade für frisch gebackene Mediatoren sind Erfahrungen anderer wichtige Lernmöglichkeiten.
Selbst wenn Sie von Verbänden normalerweise nicht allzu angetan sind, sollten Sie sich bei der Suche nach einer Ausbildung zum Mediator und vor dem Berufseinstieg mit den Bundesverbänden befassen und diese nutzen.
Mediator Ausbildung: Lohnt sich das?
Noch vor wenigen Jahren wurde eine Mediatoren eine rosige Zukunft mit mehr als genug Arbeit bescheinigt. Das lag auch an medienwirksamen Schlichtungen, wie beispielsweise beim Bauprojekt „Stuttgart 21“. Heute sieht die Lage ein wenig anders aus…
Zwar setzen zunehmend mehr Unternehmen Mediatoren ein. Der Bedarf ist jedoch längst nicht so groß, wie prognostiziert. Mediatoren sind in folgenden Fällen gefragt:
- Unternehmen bauen Personal ab und strukturieren sich um.
- Gewerkschaften und Unternehmen geraten in Konflikt.
- Arbeitsrechtliche Schritte lassen sich so vermeiden.
- Konflikte entstehen auf Führungsebene oder im Führungskreis.
Außerhalb von Unternehmen finden Mediatoren in Schulen und Jugendeinrichtungen, bei familiären Problemen, als Alternative zu Gerichtsverfahren und ähnlichen Situationen Betätigungsfelder. Potenzielle Kunden und Auftraggeber gibt es also durchaus.
Damit sich die Mediator Ausbildung für Sie lohnt und Ihnen tatsächlich Aufträge bringt, sind Ihre Erfahrung und Ihr Profil entscheidend! Nur wenn Sie als kompetenter und erfahrener Ansprechpartner wahrgenommen werden, werden Sie auch als Mediator gebucht. Es ist daher entscheidend, bereits vor und während der Ausbildung ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Dann kann sich die Mediator Ausbildung lohnen.
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