Mediator Ausbildung: Zahlreiche Varianten
Zwar gibt es durch das seit zehn Jahren geltende Mediationsgesetz einige Regeln, der Begriff des Mediators ist allerdings immer noch keine geschützte Berufsbezeichnung. Doch es gibt die Bezeichnung des „zertifizierten Mediators“, für die einige Anforderungen gelten. Inhalte der Ausbildung zum zertifizierten Mediator sind unter anderem:
- Grundlagen der Mediation
- Phasen der Mediation
- Grundlagen der Verhandlungsanalyse
- Visualisierungs- und Moderationstechniken
- Erkennen von Konfliktdynamiken
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Grenzen
Eine Ausbildung zum zertifizierten Mediator umfasst laut Gesetzt mindestens 120 Stunden Unterrichts- oder Ausbildungszeit. Diese Eingrenzung ist wichtig, variieren die verschiedenen Mediator Ausbildungen doch zwischen 50 und 300 Stunden Umfang. In Deutschland bieten aktuell mehr als 100 Bildungsträger entsprechende Ausbildungen – in Vollzeit oder berufsbegleitend – an.
Voraussetzung für die Mediator Ausbildung
Meist wird die Mediator Ausbildung als Ergänzung zu einer bestehenden Berufsausbildung gesehen und absolviert. Hier sind vor allem Berufsgruppen im Vorteil, die bereits mit Verhandlungsführung, Leitungsaufgaben oder Konfliktmoderation zu tun haben. Dazu zählen beispielsweise psychologische und soziale Berufe.
Ein solcher Beruf ist jedoch nicht zwingend erforderlich, auch langjährige Berufserfahrung – vorzugsweise in Leitungsfunktionen oder mit HR-Aufgaben – können eine solide Basis für die Mediator Ausbildung darstellen.
Wie viel verdient man als Mediator?
Pauschale Angaben zum Gehalt eines Mediators sind schwierig. Nicht selten machen Führungskräfte im Unternehmen eine Ausbildung zum Mediator. Wie so oft hängt das Gehalt von verschiedenen Faktoren wie Vorbildung, Unternehmensgröße oder Anstellungsverhältnis ab. Einige Mediatoren arbeiten beispielsweise als Freiberufler.
Als solche üben sie einen Beruf als Anwalt, Steuerberater oder Journalist aus. In solchen Fällen greifen Gebührenverordnungen (bei Anwälten) oder der Mediator verhandelt sein Gehalt auf Stundenbasis. Hier kann der Stundensatz zwischen 150 und 300 Euro liegen. Auch aus dem Coaching und Consulting kommen Mediatoren. Je nach Erfahrung und Erfolg sind hier Gehaltsaussichten zwischen 39.000 und 70.500 Euro brutto pro Jahr möglich.
Ausbildungsorte für angehende Mediatoren
Grundsätzlich ist eine Ausbildung zum Mediator auch ohne eine anderweitige Berufsausbildung möglich. Unternehmen und potenzielle Auftraggeber könnten dann jedoch die Kompetenz und persönliche Eignung eines Mediators infrage stellen, da bei Mediatoren die individuelle (Berufs)Erfahrung eine große Rolle spielt. Eine Mediator Ausbildung lässt sich auf mehreren Wegen realisieren:
IHK
Verschiedene Industrie- und Handelskammern bieten eine Mediator Ausbildung an. Wenngleich sich auch ein privater Nutzen ergibt, liegt das Hauptaugenmerk auf dem wirtschaftlichen Bereich. Die Mediationsausbildungen tragen daher häufig Bezeichnungen wie Wirtschaftsmediator/-in (IHK) oder Wirtschaftsmediator/-in und Verhandlungsmanager/-in (IHK).
Die Mediator Ausbildung IHK der IHK Akademie Ostwestfalen umfasst beispielsweise neben diversen Verhandlungsstrategien und -taktiken unter anderem spezielle Kommunikationstechniken sowie Supervision.
Fernstudium
Neben der IHK bieten auch diverse Fernschulen die Mediationsausbildung als Fernstudium an. (Mehr zu Fernstudium-Anbietern HIER.) Häufig handelt es sich um nicht-akademische Lehrgänge. So auch bei der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), die ihren Lehrgang unter Lizenz und in Zusammenarbeit mit der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar anbietet. Es besteht aber auch die Möglichkeit zu einem akademischen Mastergrad.
Die Fernuni Hagen bietet den akkreditierten Studiengang zum „Master of Mediation“. Hierbei handelt es sich um einen postgraduierten Studiengang, bei dem anschließend eine Promotion möglich ist. Zielgruppe sind besonders Hochschulabsolventen aus juristischen, psychologischen und sozialpädagogischen Studiengängen.
Mediator Ausbildung: Kosten und Finanzierung
Die Kosten für eine Mediator Ausbildung liegen in der Regel zwischen 2.000 und 8.000 Euro. Die große Bandbreite ergibt sich nicht nur unterschiedlichen Inhalten und Umfängen, sondern auch aus den Gruppengrößen in der Ausbildung. Manche Bildungsträger führen die Mediator Ausbildung in Gruppen von 10 Personen durch, während andere auf deutlich größere Ausbildungsgruppen setzen.
Finanzierung der Mediationsausbildung
Die Mediationsausbildung ist keine klassische Ausbildung, kann aber als berufliche Bildungsmaßnahme anerkannt werden. Als solche ist sie förderfähig. Abhängig sind die individuellen Fördermöglichkeiten von Ihrem beruflichen Status:
- Arbeitnehmer
So können Arbeitnehmer beispielsweise auf die Bildungsprämie, ein Weiterbildungsstipendium oder länderspezifische Förderungen wie den Bildungsscheck (NRW) zurückgreifen. Möglich auch, dass der Arbeitgeber die Fortbildung bezuschusst. - Selbstständige
In einigen Bundesländern können auch Selbstständige eine Förderung erhalten. So in Niedersachsen mit dem „Win“, dem „Qualischeck“ in Rheinland-Pfalz und dem betrieblichen Weiterbildungsscheck in Sachsen.
Tipp: Beantragen Sie frühzeitig vor Weiterbildungsbeginn die Förderung. Sollten Sie keinerlei Förderung erhalten, können Sie immer noch mit der Steuererklärung sparen. Dazu setzen Sie die Kosten der Mediator Ausbildung als Sonderausgabe oder Werbungskosten ab. Nebendem bieten viele Bildungsanbieter die Möglichkeit zur Ratenzahlung.
Bundesverbände für Mediatoren
Wie in anderen Branchen gibt es auch für Mediatoren zahlreichen Verbände. Angefangen vom Bundesverband Mediation e.V. über den Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelten e.V. bis hin zur Deutschen Gesellschaft für Mediation – um nur einige zu nennen – reicht das Spektrum. Für Sie als angehender Mediator sind diese Verbände aus mehreren Gründen interessant:
- Mindestanforderungen
Jeder Verband stellt aus seiner Sicht dar, was eine gute Mediator Ausbildung ausmacht. Die Kriterien unterscheiden sich zwar, es gibt jedoch Schnittmengen, die Ihnen bei der Beurteilung von Ausbildungen helfen können. - Kontakte
Die Verbände verfügen in verschiedenen Branchen über gut ausgebaute Netzwerke und können den Arbeitseinstieg erleichtern. Sie sollten allerdings im Vorfeld prüfen, welcher Verband für Ihre Branche relevant ist. - Austausch
Über die Verbände können Sie mit anderen Mediatoren in Kontakt treten und sich fachlich austauschen. Gerade für frisch gebackene Mediatoren sind Erfahrungen anderer wichtige Lernmöglichkeiten.
Selbst wenn Sie von Verbänden normalerweise nicht allzu angetan sind, sollten Sie sich bei der Suche nach einer Ausbildung zum Mediator und vor dem Berufseinstieg mit den Bundesverbänden befassen und diese nutzen.
Mediator Ausbildung: Lohnt sich das?
Noch vor wenigen Jahren wurde eine Mediatoren eine rosige Zukunft mit mehr als genug Arbeit bescheinigt. Das lag auch an medienwirksamen Schlichtungen, beispielsweise im Fall des Bauprojekts Stuttgart 21, die den Bedarf an professioneller Mediation in solchen Konflikten sichtbar machten. Heute sieht die Lage jedoch ein wenig anders aus.
Zwar setzt eine wachsende Zahl an Unternehmen Mediatoren ein, doch der Bedarf ist längst nicht so groß, wie prognostiziert. Bei öffentlichen Projekten kommen Mediatoren durchaus zum Einsatz, doch in Unternehmen werden Konflikte meist intern gelöst. Mediatoren sind in folgenden Fällen gefragt:
- Unternehmen bauen Personal ab und strukturieren sich um.
- Gewerkschaften und Unternehmen geraten in Konflikt.
- Arbeitsrechtliche Schritte lassen sich so vermeiden.
- Konflikte entstehen auf Führungsebene oder im Führungskreis.
Außerhalb von Unternehmen finden Mediatoren in Schulen und Jugendeinrichtungen, bei familiären Problemen, als Alternative zu Gerichtsverfahren und ähnlichen Situationen Betätigungsfelder. Potenzielle Kunden und Auftraggeber gibt es also durchaus.
Damit sich die Mediator Ausbildung für Sie lohnt und Ihnen tatsächlich Aufträge bringt, sind Ihre Erfahrung und Ihr Profil jedoch entscheidend. Nur wenn Sie als kompetenter und erfahrener Ansprechpartner wahrgenommen werden, werden Sie auch als Mediator ernstgenommen. Es ist daher entscheidend, bereits vor und während der Ausbildung ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Dann kann sich die Mediator Ausbildung auch lohnen.
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