Definition: Was ist eine Mediation?
Mediation lässt sich als Mittel und Methode zur Streitschlichtung, Konfliktbewältigung oder Aufklärung von Meinungsverschiedenheiten beschreiben. Ziel des Verfahrens ist es immer, einen akuten Streit beizulegen. Gemeinsam mit dem Mediator finden beide Seiten eine Lösung, die alle Beteiligten als erfolgreich empfinden.
Genau für diese Win-Win-Situation braucht es oftmals die Mediation: Zerstrittene Parteien sind alleine nur schwer dazu in der Lage, passende Kompromisse zu finden und diese vor allem auch einzugehen. Die Mediation ist eine Vermittlung, bei der ein außenstehender Dritter zur Hilfe kommt, wenn alleine eine Einigung nicht möglich scheint. Deutsche Gerichte sind überlastet, daher hat der Staat ein großes Interesse an außergerichtlichen Einigungen. Das Mediationsgesetz dient der Förderung von Mediation und ähnlichen Verfahren. Es legt die Hauptaufgaben eines Mediators fest.
Merkmale einer Mediation
Es gelten für die Mediation einige zentrale Aspekte, die in jedem Fall erfüllt sein müssen:
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Mediation ist freiwillig
Hinter der Mediation verbirgt sich die Hoffnung, eine scheinbar unlösbare Situation doch noch zu einem gütigen Abschluss zu bringen. Allerdings gibt es keinerlei Verpflichtung dazu. Beide Konfliktparteien müssen dem Mediationsverfahren und der Zusammenarbeit mit einem Mediator im Vorfeld freiwillig und ohne Druck zustimmen.
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Mediation ist überparteilich
Mediation muss in jedem Fall der überparteilich sein, um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben. Fühlt sich eine Seite benachteiligt und wirkt der Mediator parteiisch, verschärft das die Situation. Das Scheitern des Mediationsverfahrens in der Regel nur noch eine Frage der Zeit.
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Mediation ist offen
Das Ziel der einvernehmlichen Lösung und Findung einer Win-Win-Situation ist klar. Dennoch darf das Verfahren nicht von Anfang ein klar abgestecktes Ziel oder ein festes Ergebnis verfolgen. Vielmehr gilt der Ansatz, dass die beiden Konfliktparteien selbst am besten wissen, wie sie den Streit schlichten und den Stillstand aufheben können. Die Mediation unterstützt lediglich auf dem Weg dorthin, ohne vorzuschreiben, wie das Ziel auszusehen hat.
Abzugrenzen ist die Mediation von der Supervision. Diese greift zwar auf psychologische Prinzipien zurück, hat aber vor allem die fachliche Arbeit von Teams oder einzelnen Personen im Blick. Ziel ist, die Zusammenarbeit und Qualität der Arbeit zu verbessern.
Rolle des Mediators
Für den Erfolg des Verfahrens spielt die Glaubwürdigkeit des Mediators eine große Rolle. Die Parteien müssen den Eindruck haben, dass dieser zur Lösung beitragen kann. Der Mediator muss neutral und unparteiisch bleiben, ohne eigene Interessen zu vertreten. Ein wichtiger Punkt sind Vertrauen und Vertraulichkeit. Per Mediationsgesetz (§ 4) unterliegt der Mediator der Schweigepflicht. Im Rahmen der Mediation teilen die Konfliktparteien Informationen, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen oder dürfen.
Wichtige Soft Skills wie Glaubwürdigkeit können angehende Mediatoren beispielsweise durch eine entsprechend zertifizierte Mediatoren-Ausbildung erlangen. Eine spezielle Vorbildung ist nicht zwingend, oft arbeiten beispielsweise folgende Berufsgruppen in der Mediation:
- Psychologen
- Pädagogen
- Sozialarbeiter
- Soziologen
- Theologen
- Politologen
- Juristen (inklusive Richter)
- Consultants
Ablauf: 5 Typische Phasen der Mediation
Erfolgreiche Mediation muss an den individuellen Konflikt und die Bedürfnisse und Erwartungen der beiden Parteien angepasst werden. Trotzdem gibt es im Ablauf typische Phasen:
1. Vorgehen der Mediation erklären
Zu Beginn erklärt der Mediator, was im Mediationsverfahren auf die beiden Parteien zukommt. Dabei wird noch einmal die neutrale Rolle als Vermittler betont. Bei einer professionellen Mediation wird in dieser ersten Phase eine schriftliche Mediationsvereinbarung getroffen, um Ziele festzuhalten und die Beteiligung beider Seiten zu sichern.
2. Ausgangssituation schildern und analysieren
Für die Mediation braucht es einen Überblick über den Streit, die Konfliktpunkte und Themen, bei denen die Parteien aneinander geraten. Dabei sollte es zunächst um die neutrale Sammlung von Informationen gehen. Gibt es verschiedene Bereiche, können die Konfliktparteien diese nach Priorität ordnen.
3. Standpunkte erörtern und begreifen
Im nächsten Schritt der Mediation können beide Seiten ihren Standpunkt und die eigene Perspektive auf die Situation schildern. Rückfragen durch den Mediator können helfen, weitere Einblicke zu bekommen und ein möglichst vollständiges Bild des Konflikts zu erhalten. Ein wichtiger Aspekt in dieser Phase ist die Identifikation von Zielen und Erwartungen. Bestehende Probleme können nur in einer Win-Win-Situation gelöst werden, wenn die Vermittlung die Interessen beider Seiten wahrt.
4. Problemlösungen erarbeiten und bewerten
Nun müssen die Konfliktparteien aus all den gesammelten Informationen einen Weg zur Problemlösung ermitteln. Zu Beginn der Phase können sie zahlreiche Vorschläge und Alternativen zusammenstellen. Erst im zweiten Schritt analysieren und bewerten sie diese genauer, wägen sie die Informationen gegeneinander ab.
Der Mediator hilft aus seiner neutralen Position bei der Verhandlung, versucht Kompromisse einzuleiten und gemeinsam eine optimale Lösung zu finden. Seinen Aufgabe ist, Alternativen zu hinterfragen und zu überprüfen, ob eine Option mit den Zielen und Interessen beider Seiten kompatibel ist.
5. Mediation abschließen und Vorgehen vereinbaren
Nach einer Einigung wird die Mediation abgeschlossen. Die Parteien sollten schriftlich festhalten, was sie im Rahmen der Vermittlung vereinbart haben. Neben dem vereinbarten Vorgehen sollten sie die zeitlichen Rahmenbedingungen klären. Eine mögliche Leitfrage lautet: Bis wann soll was passieren?
Wo kommt das Verfahren zum Einsatz?
Die Kurzfassung: Das Mediationsverfahren ist für nahezu alle Bereiche geeignet. Etwas genauer: Es eignet sich für das Privatleben ebenso wie für Konflikte im Beruf, Schule oder Wirtschaft. Mediation kann bei interpersonalen Konflikten helfen, also Spannungen zwischen zwei Personen oder Gruppen.
Aber ebenso gut kann sie bei verhärteten Positionen zwischen Institutionen, Organisationen oder Staaten zum Einsatz kommen. Es gibt daher Mediatoren, die beispielsweise auf Probleme wie Ärger mit den Nachbarn, Familienprobleme mit Kindern oder eine Scheidung spezialisiert sind. Andere wiederum kümmern sich um Fragen wie Unternehmensnachfolge und Wirtschaft.
Tipps für bessere Kommunikation
Wo Menschen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinandertreffen, kommt es zu Auseinandersetzungen. Das trifft im besonderen Maße auf das Arbeitsleben zu: Kollegen arbeiten Tag für Tag zusammen, verbringen viele Stunden miteinander, und können sich nicht immer ausweichen. Da ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis der ein oder andere Konflikt ausbricht. Ein häufiges Problem und Grund für viele Missverständnisse ist die Kommunikation. Vermittlung wird oftmals nötig, weil Kommunikation fehlgeschlagen ist. Nutzen die Beteiligten hingegen richtige die Wortwahl, lassen sich Streitigkeiten oft klären oder sogar vorbeugen.
Konkretisierung
In der Mediation spielen Sprache und angemessene Kommunikation eine entscheidende Rolle. Je präziser die Ausdrucksweise während der Mediation, desto besser lassen sich Missverständnisse und Konflikte reduzieren. Dazu gehören auch präzisierende und konkretisierende Fragen. Begegnen Sie unpräzisen Aussagen mit einer GENAU-Frage, sie trägt maßgeblich zur Klärung bei. Die GENAU-Frage ist eine bedeutende Frage in der Mediation. Sie lässt sich immer dort einsetzen, wo die Beteiligten etwas auf den Punkt bringen sollen. So lässt sich Pauschalisierungen – einem Kernproblem bei Konflikten – vorbeugen. Zum Beispiel:
- Was GENAU meinen Sie?
- Wie lange GENAU hat es gedauert?
- Was GENAU macht Sie wütend?
Fragen
Fragen sind überhaupt eine Wunderwaffe für Mediatoren: Stellen Sie sich dabei so ahnungslos wie möglich. Wer fragt, ohne Vermutungen anzustellen und Interpretationen einzufügen, der versteht wirklich. Weitere Fragen, die in keinem Klärungsgespräch und keinem Mediationsverfahren fehlen sollten:
- Wunsch-Frage: Was wäre für Sie wichtig?
- Nach Gründen fragen: Was hat Sie dazu bewegt?
- Anders-Frage: Was haben Sie dann anders gemacht?
- Ziel-Frage: Was sollte danach anders sein als vorher?
5 Vorteile der Mediation
Der offensichtlichste Vorteil der Mediation besteht darin, dass sich ein Ergebnis finden und ein anhaltender Konflikt endlich beilegen (PDF) lässt. Darüber hinaus spricht noch einiges mehr für dieses Verfahren. Die fünf wichtigsten Vorteile:
Zufriedenstellendes Ergebnis
Die Mediation lebt davon, dass beide Seiten am Lösungsprozess mitwirken, eigene Ansichten, Meinungen und Prioritäten einbringen und sich so in die Lösungsfindung einbringen. Im besten Fall gibt es so am Ende niemanden, der unglücklich ist. Anders sieht es aus, wenn jemand von außen eingreift und einfach ein Machtwort spricht, um die Auseinandersetzung zu beenden.
Schnellere Lösungen
Ohne Mediation kommt es möglicherweise gar nicht oder erst zu einem viel späteren Zeitpunkt zu einem Ergebnis. Auch Gerichtsverfahren können sich über mehrere Monate hinziehen, bis irgendwann eine Entscheidung getroffen wird. Die Mediation kann deutlich schneller zu einer Lösung kommen.
Mehr Energie
Streit und Konflikte benötigen viel Aufmerksamkeit, Kraft und Energie. Ihre Gedanken kreisen ständig darum, Sie können sich nicht auf etwas anderes konzentrieren und Ihnen fehlt die Energie an anderer Stelle. Durch die schnelle Lösung der Mediation steht Ihnen wieder Ihre volle Kraft für wirklich wichtige Dinge zur Verfügung.
Außergerichtliche Einigung
Dies gilt nur selten für Auseinandersetzungen zwischen Kollegen, dafür umso mehr, wenn etwa Unternehmen oder Interessengruppen aufeinanderprallen. Die Mediation bietet eine Möglichkeit, aufwendige, langwierige und vor allem auch oftmals sehr teure Gerichtsverfahren zu umgehen.
Langfristige Besserungen
Erfolgreiche Mediation löst ein ganz akutes Problem, indem sie die Streitigkeit beilegt und den Weg zu einer gemeinsamen Lösung ebnet. Darüberhinaus kann Mediation auch langfristig wirken. Beispielsweise wenn es gelingt, die Kommunikation untereinander nachhaltig anzuregen. Oder wenn sie eine neue Einstellung zu Konflikten, die lösungsorientiert ist, anstatt nur auf dem eigenen Standpunkt zu beharren.
Interview: Die wichtigsten Fragen zur Mediation
Weitere Möglichkeiten dazu, was Mediation leisten kann, erfahren Sie im Interview mit Stephanie Huber. Das Interview können Sie HIER als kostenlosen Download (PDF) nachlesen:
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