Wechselschicht: Modelle, Arbeitszeitgesetz + Beispiel

In vielen Branchen wird in Wechselschicht gearbeitet, um Betriebszeiten zu verlängern und einen Betrieb falls nötig rund um die Uhr zu ermöglichen. Wir erklären, was Wechselschicht ist, welche Regelungen nach dem Arbeitszeitgesetz gelten und wie Wechselschichten der Gesundheit schaden – mit Tipps, wie Sie vorbeugen können…

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Definition: Was ist Wechselschicht?

Bei Unternehmen in Wechselschicht arbeiten die Mitarbeiter in Früh-, Spät- oder Nachtschichten. So wird der Arbeitstag in mehrere Schichten aufgeteilt und es wird (je nach Betrieb) rund um die Uhr gearbeitet.

Mitarbeiter rotieren nach einem festgelegten System durch die unterschiedlichen Schichten. Sie wechseln die Arbeitszeiten und sind nicht dauerhaft in derselben Schicht tätig. Nach einer Zeit in der Frühschicht folgt zum Beispiel ein Wechsel in den Spätdienst, bevor in der nächsten Rotation eine Phase der Nachtarbeit folgt.

Modelle der Wechselschicht

Ein häufiges Modell der Wechselschicht ist ein Dreischichtbetrieb in Unternehmen, die an 5 Tagen pro Woche rund um die Uhr arbeiten. Die Zahl der Schichten kann aber variieren. So gibt es Modelle mit Zweischicht-, Vierschicht- oder auch Fünfschichtbetrieb.

Wird in einem Betrieb täglich 24 Stunden lang (auch an Sonntagen und Feiertagen) gearbeitet, spricht man von einem vollkontinuierlichen Wechselschichtbetrieb. Hier sind Modelle mit mehr Schichten üblich (typischerweise vier oder fünf), um die Arbeitsbelastung der einzelnen Mitarbeiter zu reduzieren.

Unterschied Wechselschicht und Schichtarbeit

Wechselschicht bedeutet, dass ein Mitarbeiter regelmäßig in allen verschiedenen Schichten eines Unternehmens arbeitet – auch in der Nachtschicht. Wird hingegen nur in zwei Schichten (Früh- und Spätschicht) gearbeitet, spricht man von einfacher Schichtarbeit.

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Wo wird in Wechselschicht gearbeitet?

Insbesondere im öffentlichen Dienst finden sich Arbeitsmodelle mit Wechselschicht. So wird die öffentliche Versorgung und Sicherheit, die auch Bereitschaftsdienste braucht, in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und bei der Polizei in Wechselschicht organisiert.

Aber auch Unternehmen mit einer 24-Stunden-Produktion sowie Call-Center und andere Dienstleister arbeiten mit wechselnden Schichten rund um die Uhr.

Wechselschicht Beispiel

Manuel arbeitet in einem Dreischichtmodell in der Industrie in Wechselschicht, bei dem sich die Schichten in einem 4-Wochen-Rhythmus wiederholen. Er arbeitet zunächst 7 Tage in der Frühschicht und hat dann 2 Tage frei, gefolgt von 7 Tagen Spätschicht und wiederum 2 freien Tagen. Im Anschluss arbeitet er 7 Tage in der Nachtschicht und hat dann 3 Tage frei. In diesem 28-Tage-Modell beginnen die jeweiligen Schichten immer am gleichen Wochentag.

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Wechselschicht und Arbeitszeitgesetz

Die rechtlichen Regelungen zur Nacht- und Schichtarbeit finden sich § 6 des Arbeitszeitgesetzes. Danach gilt für Mitarbeiter, die in Wechselschicht und Nachtschicht arbeiten, folgendes:

  • Die tägliche Arbeitszeit beträgt maximal 8 Stunden und kann auf 10 Stunden verlängert werden, wenn ein Ausgleich der Mehrarbeit innerhalb von 6 Monaten und bei Nachtarbeit innerhalb von 4 Wochen stattfindet.
  • Wird auch an Wochenenden gearbeitet, muss jeder Arbeitnehmer mindestens 16 Sonntage im Jahr frei haben.
  • Es darf maximal 6 Stunden am Stück gearbeitet werden, danach muss eine mindestens 30-minütige Pause folgen. Bei Schichten, die länger als 9 Stunden andauern, muss die Pause 45 Minuten betragen.
  • Im Abstand von maximal 3 Jahren muss eine arbeitsmedizinische Untersuchung stattfinden. Bei Arbeitnehmern über 50 Jahren muss diese jährlich stattfinden.
  • Es muss eine „angemessene Zahl bezahlter freier Tage“ oder ein Gehaltszuschlag als Wechselschichtzulage gewährt werden.

Ausgleich für die Mitarbeiter in Wechselschicht

Mitarbeiter in Wechselschicht bekommen den gleichen Ausgleich wie andere Schichtarbeiter. Die Höhe von Schichtzuschlägen hängt davon ab, ob an Werktagen oder Sonn- und Feiertagen und zu welchen Uhrzeiten gearbeitet wurde. Die Höhe der Wechselschichtzulage oder der Anspruch auf Zusatzurlaub ist im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung geregelt.

Im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) ist zum Beispiel geregelt, dass Mitarbeiter in vollkontinuierlicher Wechselschichtarbeit eine monatliche Wechselschichtzulage erhalten. Außerdem erhalten Tarifbeschäftigte in ständiger Wechselschicht für 2 zusammenhängende Monate einen Tag Zusatzurlaub. Wird die Wechselschicht nicht ständig, sondern nur überwiegend geleistet, wird ein zusätzlicher Urlaubstag für zusammenhängende 3 Monate gewährt.

Arbeitgeber verstößt gegen Vorschriften: Was tun?

Verstößt der Arbeitgeber gegen die gesetzlichen oder vertraglichen Vorgaben, können sich Arbeitnehmer wehren. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt: Suchen Sie zunächst ein klärendes Gespräch und weisen Sie auf die Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz hin. Führt das nicht weiter, können Sie (sofern vorhanden) den Betriebsrat einschalten. Als letzte Möglichkeit bleibt der Gang zum Arbeitsgericht.

Vorsicht: Durch einen Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung können die Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes abgemildert werden. Schauen Sie deshalb genau in die Vereinbarungen, bevor Sie sich beschweren.

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Wechselschicht: Auswirkungen auf die Gesundheit

Die Wechselschichtarbeit ist eine große Belastung und kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Eine Studie britischer Wissenschaftler zur Chronobiologie kam zu besorgniserregenden Ergebnissen. Die Folgen der Wechselschichtarbeit waren:

  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Chaotischer Hormonhaushalt
  • Gesteigertes Risiko für Herzinfarkt sowie Schlaganfall

Frauen kommen schlechter mit den Arbeitsbedingungen zurecht. Sie leiden stärker als ihre männlichen Kollegen unter Schlafstörungen, Bluthochdruck und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Grund für die Beschwerden ist unsere innere Uhr: Abläufe im Körper laufen nach einem bestimmten Biorhythmus ab, der mit dem Tageslicht verbunden ist. Eine Beschäftigung in Wechselschicht bringt diesen durcheinander.

Schutz der Gesundheit durch das Arbeitszeitgesetz

Das Arbeitszeitgesetz beinhaltet auch Regelungen zum Gesundheitsschutz. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf die Wechselschicht müssen vom Arbeitgeber berücksichtigt werden. Eine dieser Erkenntnisse ist der sogenannte Vorwärtswechsel. Die Schichten sollen von Früh- über Spät- bis hin zur Nachtschicht wechseln – und nicht umgekehrt.

Außerdem empfehlen Arbeitsmediziner, dass höchstens drei Nachtschichten in Folge gearbeitet werden soll. Um die Belastungen für die Gesundheit so gering wie möglich zu halten, raten Mediziner zu mindestens 24 arbeitsfreien Stunden nach der letzten Nachschicht. So kann der Körper wieder in seinen normalen Rhythmus finden. Zeigt eine Untersuchung, dass die Wechselschicht die Gesundheit gefährdet, haben Arbeitnehmer Anspruch auf einen Tagesarbeitsplatz (Arbeitszeitgesetz § 6).

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Das können Schichtarbeiter für ihre Gesundheit tun

Arbeitnehmer in Wechselschicht können selbst aktiv werden, um ihre Gesundheit zu schonen. Diese Tipps helfen Ihnen gegen die Belastungen des Arbeitszeitmodells:

1. Rhythmus anpassen

Wenn Sie die Schicht wechseln, sollten Sie jeweils am letzten Arbeitstag der Schicht etwas später ins Bett gehen. So gewöhnt sich Ihr Körper daran, dass er am nächsten Tag erst später, dafür aber länger Leistung bringen muss. Das gilt übrigens auch für den Übergang aus der Erholungszeit in die Frühschicht. Angenommen Sie starten dienstags mit der ersten Frühschicht, sollten Sie schon montags morgens früher aufstehen. So sind Sie abends früher müde und darauf vorbereitet, auch am Dienstag früh aufzustehen.

2. Ritual finden

Wenn Sie jeden Tag vor dem Schlafengehen das Gleiche tun, wird sich Ihr Körper daran gewöhnen und das Signal abspeichern. Eine bestimmte Musik oder ein paar Seiten lesen können solche Schlafrituale sein. Nach einiger Zeit fällt Ihnen das Einschlafen leichter.

3. Störquellen ausschalten

Sie schlafen, wenn alle anderen wach sind. Dazu müssen Sie sich ganz besonders abschotten. Um in den erholsamen Tiefschlaf zu fallen, sollten Sie Telefon und wenn möglich auch die Türklingel ausschalten. Ideal ist es, wenn das Schlafzimmer nicht wärmer als 19 Grad ist und Sie es völlig abdunkeln können. In der Dunkelheit schütten Sie Schlafhormone aus und Sie schlafen erholsamer.

4. Alkohol meiden

Einige Schichtarbeiter versuchen es mit Alkohol, um nach der Spät- oder Nachtschicht besser einzuschlafen. Fehler! Alkohol ist ein Nervengift, das den Körper davon abhält, in die regenerativen Tiefschlafphasen zu fallen. Hinzu kommt das Suchtrisiko. Ebenso meiden sollten Sie Kaffee und koffeinhaltige Getränke – mindestens in den 4 Stunden, bevor Sie ins Bett gehen. Koffein hat eine aufputschende Wirkung und verhindert das Einschlafen. Gleiches gilt für fettige und schwere Speisen, die schwer im Magen liegen.

5. Sonnenbrille tragen

Wenn Sie nach der Nachtschicht nach Hause gehen, sollten Sie eine Sonnenbrille tragen. Das helle Sonnenlicht versetzt Ihren Körper in den Tagmodus und Sie bekommen Schwierigkeiten beim Einschlafen.

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Vor- und Nachteile der Arbeit in Wechselschicht

Sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber hat die Arbeit in Wechselschicht verschiedene Vor- und Nachteile. Wir stellen diese für beide Seiten vor:

Vorteile für Arbeitgeber

  • Betriebszeiten werden durch Schichtarbeit verlängert.
  • Schichtbetrieb ermöglicht eine hohe Flexibilität bei unterschiedlichem Arbeitsanfall.
  • Anlagen amortisieren sich schnell, wenn rund um die Uhr gearbeitet wird.

Nachteile für Arbeitgeber

  • Schichtzuschläge verursachen höhere Kosten.
  • Gesundheitliche Belastungen können die Produktivität verringern.
  • Schichtarbeit vergrößert den Planungs- und Organisationsaufwand.

Vorteile für Arbeitnehmer

  • Langfristige Planbarkeit der Arbeitszeiten.
  • Gerechte Verteilung der Arbeitszeiten für alle Mitarbeiter.
  • Zusätzlicher Verdienst durch Zulagen.

Nachteile für Arbeitnehmer

  • Unregelmäßigkeit der Arbeitszeiten.
  • Eventuell gesundheitliche Beeinträchtigungen.
  • Bei Spät- und Nachtschichten wenig Zeit für Familie und Freunde.

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