Arbeitszeugnis prüfen lassen: Kosten + Selbstcheck

Die Bewertung ehemaliger Arbeitgeber begleitet Sie durch die gesamte Karriere – und ist wichtiger Faktor bei künftigen Bewerbungen. Deshalb sollten Sie Ihr Arbeitszeugnis prüfen lassen. Wir erklären, wann die Prüfung sinnvoll ist und welche Möglichkeiten Sie dabei haben…

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Sollte ich mein Arbeitszeugnis prüfen lassen?

Ein Arbeitszeugnis darf laut Gesetz keine offenen Kritikpunkte enthalten – es muss wahr und wohlwollend formuliert sein. Deshalb nutzen Arbeitgeber codierten Formulierungen. Nach außen klingt alles höflich, aber ein Personalprofi erkennt in Sekunden, ob Sie als High Performer oder Problemfall abgestempelt werden.

Bei Unklarheiten zum Inhalt oder zur Bewertung sollten Sie deshalb Ihr Arbeitszeugnis prüfen lassen. So sichern Sie sich ab, dass Sie mit Ihrer Arbeitsbeurteilung wirklich überzeugen und in Bewerbungen damit punkten.

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Arbeitszeugnis prüfen lassen: Gute Gründe

Sie bekommen ein qualifiziertes Arbeitszeugnis und alle Formulierungen klingen positiv (siehe: Zeugnisdeutsch). Was so gut klingt, entspricht leider nicht immer einer guten Note im Zeugnis.

Selbst kleine Änderungen in den Formulierungen machen aus einer sehr guten eine nur noch mittelmäßige Bewertung. Für eine professionelle Zeugnisprüfung sprechen deshalb gleich mehrere Gründe:

  • Korrekte Form

    Experten achten in der Prüfung darauf, dass keine Formfehler gemacht werden. Hierauf haben Sie einen rechtlichen Anspruch, als Laie übersehen Sie aber möglicherweise Aspekte, die einem erfahrenen Personaler negativ auffallen.

  • Vollständiger Inhalt

    Nur ein vollständiges Arbeitszeugnis macht einen guten Eindruck. Mit einer Kontrolle stellen Sie sicher, dass keine relevanten Aspekte fehlen. Dazu zählt zum Beispiel auch eine detaillierte Tätigkeitsbeschreibung mit wichtigen Aufgaben und Verantwortungen.

  • Klare Benotung

    Wichtiger Punkt, wenn Sie das Arbeitszeugnis prüfen lassen: Welche Noten stehen hinter den codierten Formulierungen – und sind diese berechtigt oder zu schlecht? Sie erfahren genau, wie Ihre Leistungen und das Sozialverhalten bewertet wurden.

  • Keine Karriereschäden

    Das Arbeitszeugnis ist Teil der Bewerbungsunterlagen. Akzeptieren Sie es einfach und schicken es unbesehen weiter, schaden Sie möglicherweise Ihrer Jobsuche. Sie liefern keine Pluspunkte, sondern unbeabsichtigt Argumente gegen sich selbst.

  • Mögliche Korrektur

    Zeigt die Prüfung auffällige Punkte, können Sie eine Korrektur verlangen und das Arbeitszeugnis anfechten. Mit der Analyse einer offiziellen Stelle haben Sie direkt ein schlagkräftiges Argument, mit dem Sie den Arbeitgeber zur Nachbesserung auffordern können.

Wie schlecht darf ein Arbeitszeugnis sein?

Das Arbeitszeugnis muss mindestens die Note 3 („befriedigend“) haben. Schlechtere Zeugnisnoten muss der Arbeitgeber begründen und beweisen. Die Beweislast für ein „gutes“ oder „sehr gutes“ Zeugnis liegt hingegen beim Arbeitnehmer (BAG 9 AZR 584/13).

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Wie kann ich ein Arbeitszeugnis prüfen lassen?

Für eine erste Kontrolle können Sie Ihr Arbeitszeugnis selbst prüfen. Dazu finden Sie auf unserer Seite Checklisten, Tipps und umfangreiche Tabellen mit Erklärungen zu den verschiedensten Formulierungen (siehe: 200 Codes im Arbeitszeugnis entschlüsselt).

Wollen Sie Ihr Arbeitszeugnis professioneller und umfangreicher prüfen lassen, stehen Ihnen grundsätzlich drei Möglichkeiten offen:

  1. Karriereberater und Experten

    Zahlreiche Experten, Coaches und Berater bieten die Prüfung von Arbeitszeugnissen als Leistung an. Manche Zeugnisprüfer sind genau auf diesen Dienst spezialisiert.

  2. Gewerkschaften und Berufsverband

    Gewerkschaften (zum Beispiel verdi) bieten oftmals Prüfungen von Arbeitszeugnissen an. Für Mitglieder stehen Experten zur Verfügung, die Zeugnisse begutachten, auswerten und Tipps zum weiteren Vorgehen geben. Auch bei Berufsverbänden gibt es oftmals einen solchen Service.

  3. Fachanwalt für Arbeitsrecht

    Möglicher Ansprechpartner ist auch ein Fachanwalt für Arbeitsrecht. Dieser Weg ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie rechtlich abgesichert sein wollen und vermutlich eine Korrektur Ihres Zeugnisses anstreben. Der Anwalt prüft das Dokument auf Formalitäten und Inhalt, kontaktiert im Zweifelsfall den Arbeitgeber mit einer Aufforderung sowie Vorschlägen zur Nachbesserung und kann auch eine Zeugnisberichtigungsklage einreichen.

Nach einer ersten Selbstprüfung kann jede der Möglichkeiten sinnvoll für eine tiefere Kontrolle sein. Wägen Sie ab, was zu Ihrer Situation, Ihren Zielen und auch Ihrem Budget (mehr dazu weiter unten) passt.

Arbeitszeugnis prüfen lassen mit KI

Dank ChatGPT und anderer Tools können Sie Ihr Arbeitszeugnis mit KI prüfen lassen. Der einfache Schritt: Sie laden Ihr Zeugnis hoch und lassen die künstliche Intelligenz eine vollständige Prüfung durchführen. Das ist durchaus sinnvoll und hat einige Vorteile:

  • Erkennt typische Fehler in Form und Inhalt
  • Deutet negative Zeugnissprache und deren Bedeutung
  • Vergleicht Formulierungen mit zahllosen anderen Zeugnissen
  • Prüft auf Vollständigkeit
  • Gibt Einschätzungen zu Noten und Gesamteindruck

Aber: Ein KI-Check ersetzt keine fachliche Prüfung durch einen Experten – gerade, wenn es um Rechtsverbindlichkeit und formale Fehler geht. Für einen ersten Überblick ist KI schnell und hilfreich, im Zweifel empfiehlt sich trotzdem der Weg zum Anwalt oder einem HR-Profi.

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Arbeitszeugnis prüfen lassen: Kosten

Ob Kosten anfallen und wie hoch diese sind, hängt vom gewählten Experten und der Tiefe der Analyse sowie zusätzlichen Services ab. Als erste Orientierung dient unsere preisliche Übersicht:

Dienstleistung

Kosten

Basic-Paket, Kurzcheck 40-75 Euro
Pro-Paket, Expertencheck 100-175 Euro
Korrekturen, Neuerstellung durch Experte 200-250 Euro
Prüfung durch Anwalt ab 250 Euro

Haben Sie eine Rechtsschutzversicherung, werden die Kosten für eine Prüfung des Arbeitszeugnisses in den meisten Fällen übernommen. Informieren Sie sich bei Ihrer Versicherung, in welchem Umfang (und bei welchem Anbieter) ein solcher Service abgedeckt ist.

Arbeitszeugnis kostenlos prüfen lassen

Eine kostenlose Prüfung ist vor allem über Gewerkschaften möglich. Nachteil: Diese Leistung ist Mitgliedern vorbehalten und somit nicht allen Arbeitnehmern zugänglich. Andere Möglichkeiten gibt es im Internet – durch Decoder, Apps oder Generatoren von Arbeitszeugnissen.

Diese bieten eine meist kostenlose Analyse Ihres Arbeitszeugnisses. So sollen mögliche Fehler aufgedeckt und Geheimcodes zu Noten erklärt werden. Hier gilt wie bei der Prüfung durch KI: Für eine erste Einschätzung ist das Angebot sinnvoll, geht es um konkrete Probleme und Verbesserungsvorschläge lohnt sich dennoch die Investition in eine professionelle Begutachtung.

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Arbeitszeugnis selber prüfen

Wollen Sie Ihr Arbeitszeugnis selber prüfen, achten Sie im ersten Schritt auf den vollständigen Inhalt und formalen Aufbau. Hier das typische Schema für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis:

Qualifiziertes Arbeitszeugnis prüfen lassen Anspruch Aufbau

Achten Sie auf diese Elemente im Zeugnis

  1. Überschrift
    „Arbeitszeugnis“ oder „Qualifiziertes Arbeitszeugnis“
  2. Stammdaten
    Persönliche Angaben zu Mitarbeiter und Beschäftigung
  3. Tätigkeitsbeschreibung
    Detaillierte Beschreibung von Aufgaben und Verantwortungen
  4. Leistungsbeurteilung
    Bewertung von Leistungen, Fachwissen und Arbeitsqualität
  5. Sozialverhalten
    Bewertung von Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden
  6. Schlussformel
    Angabe von Trennungsgrund, Bedauern, Dank und Zukunftswünschen
  7. Unterschrift
    Ort, Datum und Unterschrift von Chef oder Personalverantwortlichen

Arbeitszeugnis Formulierungen und Codes prüfen

Form und Inhalt sind vollständig, aber ist die Bewertung auch gut? Wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis selber prüfen, müssen Sie vor allem auf Formulierungen bzw. Zeugniscodes und versteckte Arbeitszeugnis Noten achten. Hier einige Beispiele von „sehr gut“ bis „mangelhaft“:

    Arbeitszeugnis prüfen: Note „Sehr gut“

  • „Er/Sie war im höchsten Maße zuverlässig.“
  • „Er/sie arbeitete stets gewissenhaft und sehr erfolgreich.“
  • „Wir waren mit den Leistungen stets und vollstens zufrieden.“
  • „Er/Sie hat den Erwartungen stets in allerbester Weise entsprochen.“
  • „Im Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war er/sie stets vorbildlich.“
  • „Er/Sie erzielte herausragende Ergebnisse und zeigte außergewöhnliches Engagement.“
  • Arbeitszeugnis prüfen: Note „Gut“

  • „Er/Sie arbeitete stets zuverlässig und äußerst gewissenhaft.“
  • „Er/Sie erledigte die Aufgaben mit äußerster Sorgfalt und Genauigkeit.“
  • „Er/Sie erzielte beste Arbeitsergebnisse und zeigte hohes Engagement.“
  • „Er/Sie zeigte stets überdurchschnittliche Arbeitsqualität und Initiative.“
  • „Sein Verhältnis zu Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden war stets einwandfrei.“
  • „Er/Sie hat den Erwartungen in jeder Hinsicht und bester Weise entsprochen.“
  • Arbeitszeugnis prüfen: Note „Befriedigend“

  • „Er/Sie zeigte Engagement und Initiative.“
  • „Er/Sie arbeitete gewissenhaft und zuverlässig.“
  • „Er/Sie war bei der Arbeit sorgfältig und genau.“
  • „Er/Sie erfüllte die Erwartungen in jeder Hinsicht.“
  • „Wir waren mit seinen/ihren Leistungen jederzeit zufrieden.“
  • „Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war einwandfrei.“
  • Arbeitszeugnis prüfen: Note „Ausreichend“

  • „Er/Sie hat unseren Erwartungen entsprochen.“
  • „Er/Sie war immer mit Interesse bei der Sache.“
  • „Wir waren mit seinen/ihren Leistungen zufrieden.“
  • „Seine/Ihre Arbeitsergebnisse entsprachen den Anforderungen.“
  • „Er/Sie hat alle übertragenen Arbeiten ordnungsgemäß erledigt.“
  • „Er/Sie hat alle Aufgaben mit Sorgfalt und Genauigkeit erledigt.“
  • Arbeitszeugnis prüfen: Note „Mangelhaft“

  • „Er/Sie war in der Regel erfolgreich.“
  • „Er/Sie war um zuverlässige Arbeitsweise bemüht.“
  • „Er/Sie zeigte er sich den Belastungen gewachsen.“
  • „Er/Sie entsprach im Allgemeinen den Anforderungen.“
  • „Er/Sie hat sich im Rahmen seiner Fähigkeiten eingesetzt.“
  • „Er/Sie hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden.“

Ohne Wissen und tieferes Verständnis fallen die feinen Unterschiede in den Formulierungen kaum auf. Deshalb ist es oft sinnvoll, wenn Sie das Arbeitszeugnis prüfen lassen.

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Schlussformel im Arbeitszeugnis prüfen

Besonders gründlich sollten Sie die Schlussformel im Arbeitszeugnis prüfen. Diese ist freiwillig, und es liegt allein am Arbeitgeber, ob und wie er diese formuliert. Fehlt die Abschlussformel, gilt das als negatives Signal.

Eine vollständige Schlussformel beinhaltet vier Aspekte. Für eine „sehr gute“ Note müssen alle vier Punkte enthalten sein. Wird etwas ausgelassen oder nur knapp formuliert, gilt das im Zeugnis ebenfalls als versteckte Kritik. Prüfen Sie deshalb unbedingt diese vier Elemente im letzten Satz:

  1. Wird ein positiver Trennungsgrund („auf eigenen Wunsch“) genannt?
  2. Bedauert der Arbeitgeber das Ausscheiden?
  3. Dankt er für die gute Zusammenarbeit?
  4. Schließt er mit positiven Zukunftswünschen ab?

Für mehr Details zu den Formulierungen der vier Bausteine lesen Sie bitte unseren ausführlicher Artikel über die Schlussformel im Arbeitszeugnis.


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