Größe zeigen: Bitte nicht so kleinlich!

Erbsenzähler, kleinkariert, Pedant – die Fülle von Wörtern, die einen kleinlichen Menschen beschreiben, ist erstaunlich. Auf der anderen Seite sieht es deutlich dürftiger aus: Begriffe für Menschen, die Größe zeigen, statt sich an jeder Kleinigkeit abzuarbeiten, sind in der deutschen Sprache spärlich. Wir können nur spekulieren, ob das Zufall oder dem Umstand geschuldet ist, dass es hierzulande mehr Kleingeister als Menschen gibt, die über Nickeligkeiten und kleinere Fehler hinweg sehen. Was sich aber mit Sicherheit sagen lässt: Es wäre im Alltag oft angebracht, mehr Größe zu zeigen und das sogar im doppelten Sinne – sich selbst und anderen gegenüber…

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Kleinlich zu sein ist leicht. Größe zeigen dagegen schwer

„Ein Auge zudrücken“ oder mal „Fünfe gerade sein lassen“ – das sagt sich leicht. Die Umsetzung fällt vielen deutlich schwerer. Tatsächlich klammern sich zahlreiche Menschen an feste Regeln und Vorgaben und sind erst dann so richtig zufrieden, wenn alles bis ins kleinste Detail erfüllt ist.

Pedanterie, Perfektionismus und Unbarmherzigkeit sind dabei nur die oberflächlichen Gründe. Hinter dem Kleinklein steckt oft noch mehr: Nicht selten verbergen sind dahinter Unsicherheit und ein labiler Charakter.

Auch sonst ist es einfacher, kleinlich zu sein. Zum Beispiel darum:

  • Leistungsdenken
    Schule, Ausbildung, Beruf – der Gedanke „Ich muss besser sein als andere“ ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Das zu erreichen, gelingt leichter, indem man andere für Kleinigkeiten kritisiert und zurechtweist – und sich so selbst indirekt erhöht oder in ein besseres Licht rückt.
  • Sicherheit
    Erbsenzähler sind in der Regel auf der sicheren Seite: Sie gehen kein Risiko ein, wenn sie sich an enge Vorgaben halten. Wer nichts hinterfragt, lässt seinen Geist nicht nur durch Zement stapfen, sondern kann auch herrlich Verantwortung delegieren („Ich habe nur gemacht, was Sie gesagt haben!“). Das der Preis dieser vermeintlichen Sicherheit ist allerdings Fremdsteuerung und Selbstverleugnung.
  • Selbstbild
    Jeder möchte ein möglichst fehlerloses Selbstbild von sich wahren. Je makeloser wir uns fühlen, desto mehr blühen Stolz und Eitelkeit auf. Je größer aber die Selbstzweifel, desto eher verbergen sie sich im Schleier der Arroganz und der Kleingeisterei. So soll möglichst keine Angriffsfläche geboten werden. Und es entsteht keine Situation, in der man sich gegen Kritik verteidigen müsste.

Natürlich macht uns dieses Denken weder perfekter, noch besser. Im Gegenteil: Der Kleinliche macht sich selbst klein – und versucht das auch noch mit anderen. Umso wichtiger ist es, dieses enge Gedankenkorsett abzulegen und wieder zu lernen, mehr Größe zu zeigen (siehe Video). Wie das funktioniert – und gleich auf doppelte Weise – zeigen die folgenden Abschnitte…

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Größe zeigen: Sich selbst gegenüber

Die erste Dimension, in der wir zu selten Größe zeigen, ist uns selbst gegenüber. Wir sind oft unsere schärfsten Kritiker, erwarten zu viel und legen einen viel zu hohen Maßstab an uns an. Zwar ist es okay, sich hohe Ziele zu stecken – das Streben danach kann motivieren und bringt uns dazu über uns selbst hinauszuwachsen. Wer es damit aber übertreibt, trudelt in eine Abwärtsspirale auch Enttäuschung und abnehmendem Selbstwertgefühl.

Wahre Größe sich selbst gegenüber zeigt sich vor allem in den Niederlagen und Rückschlägen, die jeder von uns erlebt. So gehen Sie damit besser um:

  1. Rückschläge akzeptieren

    Das eigene Scheitern zu akzeptieren, ist schwer. Man muss sich selbst eingestehen, dass man sich verrannt hat und nach einem neuen Weg suchen muss. Rückschläge gehören aber zum Leben dazu! Leugnen Sie diese nicht, sondern akzeptieren Sie Ihre Niederlagen als Teil Ihres persönlichen Werdegangs und als wichtige Lektion auf dem Weg zum Ziel. Immerhin wissen Sie jetzt, wie es nicht geht.

  2. Fehler entschuldigen

    Wer einen Fehler macht, sollte sich dafür entschuldigen. Umgehend und ohne Einschränkungen. Das beweist nicht nur menschliche Größe, sondern ist auch Balsam für Beziehungen. Leugnen dagegen wäre absolut verkehrt. Bitten Sie also um Entschuldigung, aber bleiben Sie sachlich und souverän – ohne sie gleich dafür zu zerfleischen. Shit happens – nobody is perfect!

  3. Humor zeigen

    Es ist ein besonders starkes Indiz für Größe, wenn Sie über sich selbst lachen können. Humor hilft dabei, nicht alles persönlich zu nehmen, sondern mit Fehlern und Rückschlägen positiver, distanzierter und konstruktiver umzugehen. Wenn Ihnen also mal wieder ein Missgeschick passiert, lachen Sie herzhaft über sich selbst, anstatt in Wut zu verfallen.

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Größe zeigen: Anderen gegenüber

Sich selbst gegenüber Größe zu zeigen, ist nur der erste Schritt. Die Einstellung sollten Sie anschließend auf Ihr Umfeld ausweiten und lernen, Mitmenschen gegenüber Größe zu zeigen.

Manch einem fällt das leichter als anderen. Die Mühe lohnt sich aber für beide: Ihre Kollegen werden Sie dadurch sofort sympathischer finden; Sie selbst werden sich besser fühlen, und auch Ihr Selbstbewusstsein gewinnt dabei, weil Sie beweisen, wie viel Größe Sie tatsächlich besitzen. Nicht selten genügen hierzu schon kleine Gesten:

  1. Ideen anerkennen

    Kennen Sie das Not-invented-here-Syndrom? Die saloppe Übersetzung hierfür lautet: „Die Idee kann nicht gut sein, denn sie war nicht von mir!“ Oder in anderen Worten: Es ist Eitelkeit pur. Die Folge ist allerdings fatal: Mittelmaß. Alles, was über den Durchschnitt herausragt, wird platt gemacht. Beweisen Sie lieber Größe, indem Sie anerkennen, dass auch andere gute beziehungsweise bessere Ideen haben können. Am Ende profitieren alle davon.

  2. Ehre abgeben

    „Wer stets den ganzen Kuchen für sich alleine haben will, bekommt davon nur Bauchschmerzen“, lautet ein schönes Sprichwort. Die gute Tat dagegen zahlt sich viel mehr aus. Ehre, wem Ehre gebührt: Eine Studie der Yale Universität zeigt, wer Mitarbeiter respekt- und ehrvoll behandelt, wird nicht nur beliebter, sondern verbessert auch die Umsatzentwicklung.

  3. Fehler tolerieren

    Sie haben oben bereits gelesen, wie wichtig es ist, sich seine eigenen Fehler, Missgeschicke und Unzulänglichkeiten zu vergeben. Die gleiche Größe sollten Sie natürlich auch bei Fehlern anderer beweisen. Machen Sie sich bewusst: Fehler werden nicht absichtlich gemacht. Statt einen Kollegen für einen Fehler zu kritisieren und gleich seine gesamte Qualifikation in Frage zu stellen, drücken Sie ruhig mal ein Auge zu und überlegen Sie, wie Sie ihm helfen können, diese Fehler in Zukunft zu vermeiden.


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