Wahre Größe: Wie behandeln Sie andere?

Wahre Größe offenbart sich nicht am Status. Wahre Größe beweist sich am Umgang mit anderen Menschen. Allerdings nicht daran, wie eine(r) Menschen mit hohem Sozialstatus behandelt oder hofiert. Sie verrät sich daran, wie jemand mit den vermeintlich „kleinen“ Leuten umgeht. Jenen, die sich allenfalls dafür bedanken können, von denen man aber keine adäquate Gegenleistung erwarten kann. Zugegeben, der Ansatz erinnert an das moralinsaure Prinzip vom Geben, dass seliger macht als Nehmen. Doch es steckt mehr dahinter: Wer über den Status eines Menschen hinweg und hindurch blickt, der erkennt nicht nur sein wahres Gegenüber, sondern auch sich selbst…

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Warum wahre Größe erstrebenswert ist

Status und Macht sind kein Eigentum, sondern Leihgaben. Sie erheben uns nicht nur, sie verpflichten auch. Jeder, der sich das bewusst macht und verinnerlicht, macht diese Welt nicht nur zu einem besseren Ort, er bewahrt sich auch vor irrigen Eitelkeiten – und die sind bekanntlich die Vorstufe vor dem Fall. Wahre (menschliche) Größe hingegen…

  • steigert unser Ansehen und den Respekt.
  • macht uns sympathisch und attraktiv.
  • erhöht das Vertrauen in uns.
  • erhebt uns zum (erinnernswerten) Vorbild.

Allerdings ist wahre Größe keine Eigenschaft, die wir uns einmal aneignen oder lernen und dann besitzen. Größe muss gelebt werden. Täglich. Nicht wenige erliegen dabei dem Irrtum, sie würden größer, indem sie andere klein machen. So jemand offenbart allenfalls ein geringes Selbstwertgefühl und eine veritable Profilneurose.

Wahre Größe macht andere groß

Selbstwert und Größe sind keine relativen Eigenschaften, sondern absolut. Man gewinnt nicht mehr davon, indem man anderen ihre Größe nimmt, missgönnt oder den eigenen Wert verteidigt, um besser dazustehen. Das sind alles Zeichen von Schwäche. Wer wirklich groß ist, lässt andere wachsen oder freut sich an ihrer Größe. Wahre Größe richtet sich immer an den anderen. Niemals aber erfüllt sie einen Selbstzweck.

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Merkmale: Woran kann ich wahre Größe erkennen?

Hand aufs Herz: Wie behandeln Sie andere Menschen – insbesondere jene, zu denen Sie nicht aufsehen? Klar, Sie müssen die Frage nicht beantworten. Schon gar nicht uns. Wer sind wir schon? Aber womöglich ist sie eine Anregung wert. Die folgenden drei wunderschönen Anekdoten und Lektionen (ob sie nun wahr oder urbane Legenden sind) lehren viel über Opportunismus, wahre Demut und echte Menschenliebe:

Erste Lektion: Die Putzfrau

In den ersten Wochen an der US-Hochschule händigte der Professor seinen Studenten einen Fragebogen aus. Es war eine Art Quiz über ihre Motivation hier zu studieren, gemischt mit einigen Fragen zur Uni selbst. Nur die letzte Frage fiel aus dem Rahmen, sie lautete: „Wie heißt die Frau mit Vornamen, die regelmäßig diesen Hörsaal reinigt?“

Tatsächlich konnte kaum jemand die Frage beantworten. Zwar hatten die meisten der Studenten die Putzfrau schon ein paar Mal gesehen, wussten dass sie um die 50 war, dunkle Haare hatte und einen spanischen Akzent. Aber ihren Namen kannte keiner. Wie auch? Niemand hatte mit ihr ein Wort gewechselt.

Also ließen die meisten das Antwortfeld zu dieser Frage frei (einige versuchten es immerhin mit Chuzpe und schrieben einen geratenen Namen hin). Als alle den Fragebogen abgaben, fasste sich jedoch einer der Studenten ein Herz und sprach den Professor direkt auf diese Frage an: „Wird diese Frage Einfluss auf die Gesamtnote am Ende des Semesters haben?“, wollte er wissen. „Absolut“, antwortet der Professor und erklärte auch warum:

„In Ihrer Karriere werden Sie einen Haufen Leute kennenlernen. Und alle werden sehr wichtig sein. Und ich meine wirklich a-l-l-e! Jeder einzelne davon verdient Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zuwendung – zumindest aber ein Lächeln.“

Der Student vergaß diese Lektion nie – ebenso wie den Namen der Putzfrau, nach dem er sich kurz darauf bei ihr erkundigte. Sie hieß Dorothy.

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1. Merkmal wahrer Größe: Wertschätzung

Es gibt unterschiedliche Berufe. Manche haben einen höheren Status als andere. Und doch brauchen wir alle nicht nur den Oberarzt, sondern auch die Krankenschwester. Größe beweist, wer anderen ihren Wert lässt und Ihre Leistungen anerkennt – unabhängig von Bezahlung oder Status. Schönheit, Intelligenz, Talente – sie alle sind unterschiedlich verteilt. Kein Grund, sich darauf etwas einzubilden. Im Gegenteil: Ständige Vergleiche machen uns nicht nur unzufrieden, sondern auch neidisch, klein (und hässlich).

Zweite Lektion: Der Regensturm

Es war in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts und schon sehr spät an diesem Abend. Die Zeiger der Uhr standen auf halb Zwölf und es goss in Strömen. Eine ältere Frau afro-amerikanischer Abstammung stand am Straßenrand des Alabama Highways und hatte sichtliche Probleme mit dem tobenden Regensturm. Ihr Auto lag im Straßengraben und konnte nicht mehr weiterfahren. Sie selbst hatte es sehr eilig, war verzweifelt und bereits völlig durchnässt.

So stand sie also am Straßenrand und versuchte das nächstbeste Auto anzuhalten, um den Fahrer um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten. Die meisten Autos aber fuhren einfach weiter. Nur ein junger weißer Mann, dem die Rassenressentiments jener Zeit offenbar völlig egal waren, hielt an. Er kümmerte sich sofort um die alte Dame, gab ihr seine Jacke, packte sie in sein warmes Auto und brachte Sie zu einem Taxi, damit sie ihre Fahrt fortsetzen konnte. Die Frau war wirklich sehr in Eile, schrieb sich aber zumindest seine Adresse auf.

Es vergingen rund sieben Tage, als es bei dem jungen Mann überraschend an der Tür klopfte. Zu seiner Verwunderung trugen zwei Lieferanten ein riesiges TV-Board samt Fernseher in sein Wohnzimmer. Daran war ein kleiner Zettel befestigt, darauf stand: „Vielen herzlichen Dank, dass Sie mir neulich Nacht auf dem Highway geholfen haben. Der Regen hatte nicht nur meine Kleider durchweicht, sondern auch meinen Glauben. Doch dann kamen Sie! Dank Ihnen war ich in der Lage, meinem Mann noch rechtzeitig auf dem Sterbebett beizustehen, bevor er heimging. Gott segne Sie für Ihre selbstlose Tat.

Hochachtungsvoll Mrs. Nat King Cole

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2. Merkmal wahrer Größe: Selbstlosigkeit

Unsere Gesellschaft wird zunehmend individueller und damit auch egoistischer. Jeder achtet nur noch auf sich und den eigenen Vorteil. Wenn wir schon von einem Gefallen oder Selbstlosigkeit reden, dann geht das eigentlich nur noch, wenn man zugleich betont, dass sich dies lohnen und auszahlen wird. Das ist natürlich auch die Moral der obigen Geschichte. Oberflächlich! Tatsächlich zeigt die Lektion Selbstlosigkeit ohne Berechnung. Eine gute Tat ohne Profitdenken. Ohne Bonus. Dass es den trotzdem gab, ist eine schöne Pointe, aber nicht der Anlass!

Wahre Größe handelt ohne Tauschabsicht und Gegenleistung. Genauso wie Großzügigkeit einem Impuls der Liebe entspringt und keinem Kassenbuch. Das fällt manchen schwer, weil so der Applaus ausbleibt, weil die gute Tat unentdeckt und unbelohnt bleibt. Denken sie. Stimmt aber nicht. In Wahrheit schenkt sie oft große Erfüllung und Freude.

Dritte Lektion: Das Trinkgeld

Zu jener Zeit, als Eiscreme noch ein paar Cents kostete, kam ein kleiner Junge, nicht viel älter als zehn Jahre, in einen Coffee Shop und setzte sich an einen Tisch.

Nach einiger Zeit kam die Bedienung an seinen Tisch und brachte ihm ein Glas Gratis-Wasser (was damals ebenfalls üblich war). „Was kostet bei Ihnen ein Eiscreme Sundae?“, fragte der Junge. „25 Cent“, gab die Bedienung zurück. Der kleine Junge wühlte in seinen Taschen und kramte einige kleine Münzen hervor, die er nun sorgsam zählte.

Er überlegte eine Weile, dann fragte er erneut: „Und wie viel kostet ein kleines Wassereis?“ Inzwischen waren auch noch andere Gäste in den Coffee Shop gekommen und wurden zunehmend ungeduldig. Entsprechend barsch antwortete die Kellnerin dem Jungen: „20 Cent! Willst du nun ein Wassereis?“

Der Junge zählte wieder seine Münzen und bejahte die Frage schließlich. Die Kellnerin beeilte sich, brachte dem Jungen das Eis und die Rechnung und verschwand. Der Junge aß sein Eis, legte seine ganzen Münzen auf den Tisch und ging.

Als die Kellnerin später seinen Tisch abräumen wollte, sah sie auf die Rechnung, auf die Münzen und fing an zu weinen: Auf dem Tisch lagen exakt 25 Cent. Der Junge hatte genau ausgerechnet, dass er auf den leckeren Eiscreme Sundae verzichten musste, um der Kellnerin ein Trinkgeld geben zu können.

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3. Merkmal wahrer Größe: Verzicht

„Ich habe aber ein Recht darauf!“ – Anspruchsdenken ist gefährlich. Mag sein, dass wir ein Recht darauf haben – zurückzuschlagen, wenn wir verletzt wurden; Dinge richtig zu stellen; dem anderen zu beweisen, dass er/sie falsch liegt; immer die vereinbarte Gegenleistung zu verlangen… Was sich hier aber bei genauerer Betrachtung offenbart ist ein Mensch voller Angst: Angst, zu kurz zu kommen; Angst, übervorteilt zu werden; Angst, weniger zu bekommen, als ihm/ihr nach dem eigenen Selbstverständnis zusteht.

Wahre Größe zeigt sich durch bewussten Verzicht. Dinge stehen lassen können – aus Liebe zum Frieden. Die Luft aus dem eigenen Ego zu lassen, statt sich aufzuplustern und Gelassenheit zu beweisen. Eben weil man es NICHT nötig hat, immer und jedes Mal auf sein Recht zu bestehen oder sich zum Mittelpunkt zu machen.

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Wer seine Größe kennt, lässt anderen ihre

Wie heißt es so schön: „Die Art, wie dich jemand behandelt, sagt aus, was für ein Mensch dieser jemand ist – nicht wer du bist!“ Oder wie es ein anderes Bonmot ausdrückt: „Solange du versuchst, andere zu beeindrucken, bist du von dir selbst nicht überzeugt. Solange du versuchst, besser zu sein als andere, zweifelst du an deinem Wert. Solange du versuchst, dich größer zu machen, indem du anderen klein machst, hast du Zweifel an deiner Größe.“

Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas zu beweisen. Wer seinen Wert kennt, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe sieht, lässt anderen die ihre. Das illustriert auch die kleine Bildergeschichte und Parabel im Video (unbedingt anschauen!).