Aberglaube: Jeder hat seinen persönlichen Glücksbringer
Glücksbringer gibt es in den unterschiedlichsten Formen: Für den einen ist es eine Kette, ein Ring, ein kleines Foto in der Tasche, ein Armband mit Anhänger oder auch ein kleines Kuscheltier, von dem man sich den nötigen Beistand erhofft. Aber wodurch wird ein Gegenstand eigentlich zum persönlichen Glücksbringer?
Zum einen spielt dabei die verbundene Emotion eine große Rolle. So kann es sich um etwas handeln, dass schon sehr lange in unserem Besitzt ist und zu dem wir deshalb eine starke Bindung haben. Oder aber es ist ein Geschenk von einer Person, der man nahe steht, wodurch ein einfacher Gegenstand eine besondere individuelle Bedeutung bekommen kann.
Auch werden Glücksbringer gerne nach deren besonderem Aussehen ausgesucht, etwas das nicht jeder hat, wird von vielen Menschen bevorzugt als Talisman genutzt. Auf der anderen Seite zeigt sich allerdings auch, dass Glücksbringer ihre Wirkung erst einmal unter Beweis stellen müssen, bevor man wirklich anfängt, diese regelmäßig zu nutzen.
Oft sieht man dies beispielsweise bei Fans eines Sportvereins. Hat die eigene Mannschaft gewonnen, als man einen bestimmten Schal getragen hat oder vor dem Fernseher auch nur zwei Mal hintereinander auf dem gleichen Platz gesessen hat, wird dieser kurzerhand zum Glücksplatz erklärt, der einen weiteren Sieg fast schon garantiert.
Bringt doch sowieso nichts werden einige jetzt denken, doch ganz so voreilig sollte man den Aberglauben nicht verurteilen. So zeigte beispielsweise eine Kölner Studie, dass Glücksbringer und Aberglaube tatsächlich die Leistung verbessern können. In den Versuchen – in der Studie sollten die Teilnehmer Golf spielen – zeigte sich deutlich, dass die Probanden, die Ihren Glücksbringer mitnehmen durften, signifikant bessere Ergebnisse erzielten als jene, die ihren Talisman vorher beiseite legen mussten.
Vor allem stellen die Forscher fest, dass die Glücksbringer zu einem größeren Durchhaltevermögen führten und die Teilnehmer nicht so schnell aufgaben wie die Kontrollgruppe.
Wann setzen wir auf Aberglauben, Glücksbringer & Co.?
Über Aberglauben und Glücksbringer wird selten offen geredet, trotzdem haben viele Menschen ihre persönlichen Rituale und den Aberglauben, dass diese Glück bringen oder einen kleinen Vorteil verschaffen. In der Regel kommen diese aber nicht im Alltag, sondern nur in besonderen Situationen zum Einsatz.
Neben den weit verbreiteten Aberglauben wie einer schwarzen Katze, dem vierblättrigen Kleeblatt oder einem Schornsteinfeger greifen die meisten Menschen vor allem in Situationen großer Unsicherheit zu ihren Glücksbringern und wenden sich dem Aberglauben zu.
Das kann etwa eine wichtige Prüfung in der Schule oder an der Uni sein, ein Vorstellungsgespräch für den Job, den wir uns so sehr wünschen, die Lottoziehung oder aber auch eine ausstehende Diagnose beim Arzt.
Neben der fehlenden Kontrolle ist die Wichtigkeit der Angelegenheit der zweite entscheidende Faktor. Je unsicherer wir sind und je bedeutsamer eine Sache für uns ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir auf Aberglaube und Glücksbringer setzen.
Man erhofft sich, auf diese Weise ein Stück weit die Kontrolle wiederzugewinnen und die Dinge eben doch beeinflussen zu können – was durchaus funktionieren kann, wie das Beispiel der Jobsuche zeigt, das ebenso in Prüfungen funktioniert, wo ein Glücksbringer zu besseren Ergebnissen führen kann, da die Aufregung sinkt, man konzentrierter arbeitet und sich auch bei Schwierigkeiten nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt.
Häufige Aberglauben: Was bringt Glück oder Pech?
Es gibt die unterschiedlichsten Aberglauben, die sich von Region zu Region und Land zu Land voneinander unterscheiden können. So ist im ostasiatischen Bereich, vor allem China und Japan, der Aberglaube weit verbreitet, dass die Zahl 4 Unglück bringe. Das geht soweit, dass es in Häusern keine vierte Etage gibt, Aufzüge verzichten ebenfalls darauf, so folgt auf den dritten Stock der fünfte Stock und auch für Zimmernummern wird keine 4 benutzt.
Im europäischen Raum ist dieser Aberglaube kaum anzutreffen, dafür gibt es viele andere Aberglauben, die entweder Glück oder Pech bringen sollen. Wir haben die häufigsten und bekanntesten für Sie zusammengefasst:
Diese Aberglauben sollen Pech bringen
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Einen Spiegel zerbrechen
Die Konsequenzen eines zerbrochenen Spiegels sind nicht zu unterschätzen – zumindest wenn man den Aberglauben ernst nimmt. Wer einen Spiegel zerbricht, muss demnach mit sieben Jahren Pech rechnen. Mit dem eigenen zerbrochenen Spiegelbild soll auch die Seele zu Bruch gehen und für das anstehende Unglück sorgen.
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Freitag der 13.
Es ist für abergläubische Menschen der schlimmste Tag: An einem Freitag dem 13. geht alles schief, was irgendwie schief gehen kann. Manche versuchen dem zu entgehen, indem sie möglichst nichts unternehmen, zuhause bleiben und auf keinen Fall wichtige Dinge auf dieses Datum legen.
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Frühzeitig gratulieren
Der Geburtstag eines Freundes steht an? Daran sollten Sie denken, aber bloß nicht vor dem eigentlichen Tag gratulieren. Dies soll dem Aberglauben nach Unglück bringen, weshalb viele Geburtstagskinder keine Glückwünsche hören wollen, bevor die Uhr nicht die erste Minute des Geburtstages verkündet.
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Unter Leitern durchgehen
An der Wand lehnt die Leiter einer Baustelle. Schnell durchhuschen ist für abergläubige Menschen keine Option, sie gehen lieber einen kleinen Umweg, um außen um die Leiter herumzugehen. Wer unter einer Leiter hindurch geht, soll das Böse magisch anziehen.
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Beim Anstoßen nicht in die Augen schauen
Für Liebespaare ein besonders bitterer Aberglaube: Wer seinem Gegenüber beim Anstoßen nicht in die Augen schaut, soll sieben Jahre lang schlechten Sex haben. Das Risiko will kaum jemand eingehen, also besser Augenkontakt halten.
Diese Aberglauben sollen Glück bringen
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Scherben
Wenn es sich nicht gerade um die Scherben eines Spiegels handelt, sollen Scherben Glück bringen. Besonders wenn es sich um Porzellan handelt, müssen Sie sich nicht ärgern, sondern dürfen sich laut Aberglauben über zukünftiges Glück freuen. Am Polterabend wird vor Hochzeiten für das Brautpaar besonders viel Porzellan zerbrochen, um eine lange und glückliche Ehe zu wünschen.
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Auf Holz klopfen
Dieser Aberglaube führt dazu, dass viele Menschen drei Mal auf Holz klopfen, um Glück herbeizuführen. Im Ruhrpott geht dieser Aberglaube auf Bergmänner zurück, die durch Klopfen geprüft haben, ob die Holzträger unter Tage noch von guter Qualität sind. Andere Überlieferungen sprechen von Seeleuten und Matrosen, die den Mast eines Schiffs abklopfen, um zu untersuchen, ob das Holz noch hält.
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Schornsteinfeger
Einen Schornsteinfeger auf der Straße sehen soll Glück bringen. Wer noch mehr Glück braucht, soll einen Schornsteinfeger anfassen. Auch hinter diesem Aberglauben steht ein wahrer Hintergrund: Früher sorgte der Schornsteinfeger mit seiner Arbeit dafür, die Brandgefahr von Häusern zu senken. Kam der Schornsteinfeger, wurde also tatsächlich Unheil abgewendet.
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Kleeblätter
Kleeblätter gibt es viele, Glück bringen soll nur die vierblättrige Variante. Der Aberglauben entstammt der Tatsache, dass diese Form von Kleeblättern besonders selten in der Natur vorkommen – es braucht also eine Menge Glück, um ein solches zu finden.
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Salz über die Schulter werfen
Salz zu verschütten, soll Unglück und Pech bringen. Wird es hingegen über die linke Schulter geworfen, soll sich die Wirkung ins Gegenteil verkehren und Glück bringen.
Wie Aberglaube unser Verhalten beeinflusst
Lassen Sie sich von Aberglaube beeinflussen? Einige stehen dazu, für die meisten lautet die instinktive Antwort aber erst einmal Ich? Nein, auf keinen Fall… Man ist schließlich stolz auf seine Selbstbestimmung und Rationalität, da passt Aberglaube gar nicht ins Selbstbild.
Tatsächlich sind aber sehr viele Menschen abergläubisch – lediglich die Intensität variiert. So zeigen beispielsweise Umfragen und Studien, dass mehr als ein Drittel der Menschen glauben, dass es Glück bringt, eine Münze zu finden – früher sprach man vom Glückspfennig, heute ist es entsprechend der Glückscent.
Das allein führt schon zu einer Beeinflussung des Verhaltens, wenn man – ob bewusst oder unbewusst – lieber außen um die Leiter herumgeht oder schnell auf den Tisch klopft, wenn von einer Krankheit die Rede ist, um zu verhindern, dass die eigene Gesundheit leidet. Es geht aber noch weiter, denn Aberglaube kann sich sowohl positiv als auch negativ auf das eigene Handeln auswirken.
Auf der einen Seite kann es selbstbewusster und erfolgreicher machen. Mit seinem Aberglauben im Rücken ist man gleich optimistischer, glaubt daran, alles schaffen zu können und erreicht auch tatsächlich mehr.
Leider kann es aber auch Schattenseiten geben, wenn der Aberglaube übertrieben wird. Dies ist immer dann der Fall, wenn man anfängt, sich selbst durch sein Verhalten zu schaden. Beispielsweise zeigt sich bei Menschen mit Spielsucht und Problemen häufig ein Zusammenhang zum Aberglauben.
Anstatt aufzuhören, setzt man auf seine Glücksbringer und verliert möglicherweise immer mehr, bis es zu spät ist. Auch können schlechtere oder sogar gefährliche Entscheidungen auf Aberglauben basieren, wenn man seine Wahl hauptsächlich auf bestimmte Signale begründet und dabei andere Fakten unbeachtet lässt.
Warum glauben wir dem Aberglauben überhaupt?
Wie Aberglaube wirken kann, zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des bekannten Unglückstages Freitag der 13. Mindestens eine Woche im Voraus wissen die meisten, dass ein solcher wieder einmal ansteht und so rüstet man sich innerlich schon einmal darauf. Aber gibt es dazu überhaupt einen Grund? Statistisch gesehen nicht, denn wenn der 13. Tag des Monats auf einen Freitag fällt, passieren nicht mehr und auch nicht weniger Unfälle als an anderen Tagen. Aber wie kann es dann sein, dass sich solche Aberglauben dennoch hartnäckig halten und fast jeder irgendeine Geschichte parat hat, die sich ausgerechnet an diesem Tag zugetragen hat?
Schuld ist der sogenannte Confirmation Bias oder zu deutsch, der Bestätigungsfehler. Dieser Wahrnehmungsfehler besagt, dass wir unbewusst nach Informationen suchen, die unsere Annahmen bestätigen und diese dann auch besser in Erinnerung behalten. Ganz konkret: Wir vergessen einfach die unzähligen Gelegenheiten, an denen nichts passiert ist, wissen aber noch ganz genau, wie wir das eine Mal an einem Freitag dem 13. gestolpert sind.
Hinzu kommt der Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung. Wer abergläubisch ist, wird also vermutlich auch in eine Situation geraten, die seine Vorahnung bestätigt. Wenn man an einem Freitag dem 13. nur darauf wartet, dass etwas Negatives passiert, wird man sicherlich etwas finden oder sogar unbewusst selbst dazu beitragen. Übrig bleibt das Gefühl, es schon immer gewusst zu haben – und der Aberglaube verstärkt sich weiter.
So beeinflusst Aberglaube Ihre Jobsuche
Kommt es bei der Jobsuche wirklich nur auf harte Fakten an? Lebenslauf, Qualifikationen, Empfehlungen, Noten, Motivation… All diese Dinge sind sicherlich wichtig, um den begehrten Job an Land zu ziehen, doch kann auch hier der Aberglaube eine wichtige Rolle spielen.
Denn: Das eigene Auftreten und die Art und Weise, wie man sich dem Personaler gegenüber präsentiert, hat großen Einfluss auf die spätere Entscheidung bei der Jobvergabe. Als besonders wichtiges Merkmal wird hier immer wieder das Selbstbewusstsein genannt. Nicht nur die Personalverantwortlichen spüren es sofort, wenn Ihnen ein selbstbewusster Kandidat gegenüber sitzt – auch Bewerber selbst fühlen sich ganz anders, wenn sie an sich selbst glauben.
Der Effekt: Mit dem eigenen Glücksbringer in der Tasche glaubt man eher daran, wirklich eine Chance auf den Job zu haben. Man strahlt eine größere Sicherheit aus, kann sich besser präsentieren und erhöht somit tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Jobsuche. Von Aberglaube kann jeder also halten, was er will, fest steht jedoch, dass er spürbare Auswirkungen hat, die man für sich nutzen sollte.
Und was bedeutet das für Sie und Ihre persönliche Jobsuche? Natürlich könnten Sie sich einen persönlichen Glücksbringer suchen, diesen bei der Jobsuche immer dabei haben und im Vorstellungsgespräch in der Tasche verstecken. Das ist aber weder sonderlich praktisch, noch nötig, denn die dahinterstehenden Effekte und den damit verbundenen positiven Nutzen können Sie auch anders für sich nutzen.
Dafür brauchen Sie lediglich einen kleinen Zettel und einen Stift. Schreiben Sie auf, was Sie antreibt, was Ihr Ziel ist und Ihre Motivation, dieses zu erreichen. Diesen Zettel können Sie entweder an einem Ort aufhängen, an dem Sie in regelmäßig sehen oder Sie verstauen ihn einfach in der Tasche und wissen, dass Sie ihn immer dabei haben.
Spüren Sie Unsicherheit in sich aufkeimen, legen Sie einfach Ihre Hand auf die Tasche, erinnern Sie sich an die kleine Notiz und natürlich, was darauf steht und Sie werden sich gleich stärker fühlen und das Vorstellungsgespräch besser meistern.
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