Menschlichkeit Definition: Was den Menschen ausmacht
Menschlichkeit hat mehrere Bedeutungen. Die erste erschließt sich direkt aus dem Wort, von dem Menschlichkeit abgeleitet wird: Mensch.
Demnach ist alles, was in direktem Zusammenhang mit Menschen steht, menschlich. Besonders leicht lässt sich dies in Unterscheidung zu Tieren, Pflanzen oder Gegenständen erkennen.
Menschlichkeit hat außerdem noch einen normativen Charakter, indem sie – je nach Religion oder Weltanschauung – mit bestimmten Werten und Vorstellungen verknüpft wird. Diese zeichnen den wahren beziehungsweise idealen Menschen aus.
Daneben existiert laut Duden die Vorstellung von Menschlichkeit als Schwäche oder Fehlhandlung, wie sie in vielen Gedanken von Philosophen und Denkern zum Ausdruck kommt.
Häufig benutzen wir Menschlichkeit in der wertenden und damit positiven Bedeutung. Wir verbinden mit Menschlichkeit bestimmte Eigenschaften und wer entsprechend denkt und handelt, bekommt das Attribut menschlich.
Menschlichkeit ist dabei immer ein Spiegel der jeweiligen Kultur und der eigenen individuell definierten Werten und Vorstellungen.
Synonym zu Menschlichkeit lässt sich sagen:
- Erbarmen
- Humanität
- Menschenliebe
- Milde
- Mitleid
- Nächstenliebe
- Toleranz
Menschlichkeit Eigenschaften: Diese Tugenden braucht es
Häufig werden mit Menschlichkeit beispielsweise folgende Tugenden verbunden:
- Achtsamkeit
- Barmherzigkeit
- Empathie
- Respekt
- Rücksichtnahme
- Toleranz
Anhand der obigen Eigenschaften lässt sich bereits ablesen, dass diese Tugenden häufig synonym mit Menschlichkeit verwendet werden.
Humanisten wie Johann Gottfried Herder im 18. Jahrhundert gehen davon aus, dass Menschlichkeit nur bis zu einem gewissen Grad angeboren sei. Das bedeutet, dass die Eigenschaften rund um die Menschlichkeit im Laufe des Lebens erst ausgebildet und verfeinert werden.
Fragt sich, warum sich seit der Antike Menschen damit beschäftigen, was Menschlichkeit und Menschsein auszeichnet. Die schnöde Antwort: Weil es nicht selbstverständlich ist, dass Menschen anderen mit Menschlichkeit begegnen.
Unmenschen gibt es, aber keine Untiere.
Das Zitat von Karl Julius Weber zeigt, was nach landläufigem Verständnis den Menschen vor allem vom Tier unterscheidet: Seine Menschlichkeit. Er hat die Wahl, gut zu sein, Gutes zu tun. Denn als Unmensch wird derjenige erachtet, der anderen Menschen schadet.
Tiere – vor allem Fleischfresser – tun das zwar in einer gewissen Hinsicht auch; sie „schaden“ anderen Tieren, selbst Artgenossen, indem sie sie jagen und fressen. Allerdings ist dies reiner Überlebensinstinkt.
Ein Mensch, der einem anderen ohne Not – wie beispielsweise in einem Akt der Selbstverteidigung – schadet, tut dies für gewöhnlich aus niederen Instinkten wie Rache, Wut oder Missgunst.
Menschlichkeit: Beispiele für menschliches Handeln
In modernen Gesellschaften erstreckt sich das Verständnis von Menschlichkeit auch darauf, dass anderen Menschen geholfen wird. Diese Vorstellung findet sich im Grundgesetz ebenso wie in den Menschenrechten wieder: Menschen wird Schutz vor Verfolgung und Diskriminierung sowie vor Verbrechen zugesichert.
Gleichzeitig werden nach demokratischem Verständnis Verbrecher von diesen Gesetzen nicht ausgenommen: Menschlichkeit wird auch denen zuteil, die sich durch ihr Handeln an den Rand beziehungsweise außerhalb von Gesellschaften gebracht haben.
Maßnahmen zur Resozialisierung geben solchen Menschen eine Chance, die zwar gegen das Gesetz verstoßen, aber ihre Strafe verbüßt haben. Hier beweist die Gesellschaft in Form des Staates Menschlichkeit, indem ehemalige Straftäter eine zweite Chance erhalten.
Inwieweit das funktioniert, hängt aber von vielen weiteren Faktoren ab. Es reicht nicht, dass der ehemalige Straftäter seine Tat bereut (wenngleich das eine sehr gute Grundlage bildet). Ebenso wichtig ist, dass die Gesellschaft in Gestalt der jeweiligen Mitmenschen Menschlichkeit beweist.
Ganz konkret: Wer nicht gerade wegen vermeintlicher Kavaliersdelikte im Bereich der Wirtschaftskriminalität im Gefängnis saß, sondern vielleicht seit seiner Jugend eine Karriere als Drogenhändler gemacht hat, dürfte mit vielen Vorurteilen und Vorbehalten zu kämpfen haben.
Zwar darf ein ehemaliger Straftäter im Vorstellungsgespräch bezüglich seiner Vergangenheit lügen. Andererseits ist er zur Wahrheit verpflichtet, wenn seine anvisierte Stelle im direkten Zusammenhang mit den Delikten in der Vergangenheit stehen.
So oder so ist es nie vorteilhaft, ein Arbeitsverhältnis auf Lügen aufzubauen und nicht selten kommt eine kriminelle Vergangenheit auch so heraus, so dass sich der Einstieg ins Berufsleben nach einem Gefängnisaufenthalt oft schwierig gestaltet.
Hier sind Arbeitgeber und Kollegium gleichermaßen gefragt, ehemalige Straftäter wieder zu integrieren.
Menschlichkeit: Zitate und Sprüche
- ‚Man kann nicht allen helfen‘, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach
- Jeder Mensch hat seinen wunden Punkt und das erst macht ihn menschlich. Oscar Wilde
- Deine menschliche Umgebung ist es, die das Klima bestimmt. Mark Twain
- Niemand kann immer ein Held sein, aber er kann immer ein Mensch sein. Jüdisches Sprichwort
- Lieben ist für mich die schönste Art von Menschlichkeit. Damaris Wieser
- Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird. Albert Schweitzer
- Der vornehmste Beruf ist der zum Menschen und eben darum auch der am häufigsten verfehlte. Peter Sirius
- Menschlicher Umgang miteinander verlangt mehr Nachsicht als Vorsicht, mehr Zuhören als Zureden. Ernst Ferstl
- Bei den meisten Erfolgsmenschen ist der Erfolg größer als die Menschlichkeit. Daphne du Maurier
- Dem Menschen, der der Menschlichkeit entbehrt, helfen keine frommen Gesten. Konfuzius
- Die Menge ist groß, aber der Menschen sind wenige. Diogenes von Sinope
Menschlichkeit am Arbeitsplatz zeigen
Nun sind Begriffe wie Barmherzigkeit oder Nächstenliebe echte Schwergewichte im Bereich Menschlichkeit. Im Regelfall geht es auf der Arbeit nicht darum, ehemals Straffällige wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Vielmehr sind es oftmals die kleinen Dinge, die den Job attraktiv machen:
Ein Lächeln hier, ein aufmunterndes Wort da. Sich erkundigen, wie der Urlaub war. Eine Tasse Kaffee mitbringen. Gemeinsam an Lösungen tüfteln. So etwas schweißt zusammen.
Wie kann Menschlichkeit am Arbeitsplatz aussehen? Vorweg eins: Es ist keine Einbahnstraße. Auf keiner Seite sollte ausschließlich eine Erwartungshaltung à la „sie ist aber die Vorgesetzte und muss…“ oder „er ist doch der Arbeitnehmer, also muss…“ vorherrschen.
Darüber hinaus sind folgende Aspekte hilfreich:
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Aufmerksamkeit
Eine weitverbreitete Unsitte ist es, wenn Menschen im Beisein anderer ständig an ihrem Smartphone hängen. Wohlgemerkt: Es geht nicht um fremde Menschen an der Bushaltestelle, sondern um solche, die gemeinsam Zeit miteinander verbringen – etwa in der Mittagspause, im Meeting oder beim Besuch. Auch manche Chefs zeigen auf erschreckende Art Desinteresse, wenn sie nur mit einem halben Ohr hinhören, wenn ihnen ihr Mitarbeiter von Problemen bei der Arbeit berichtet. Menschlichkeit bedeutet eben auch, sich die Zeit für eine andere Person zu nehmen und ihr voll und ganz zuzuhören. Durch Zuhören erfahren wir nicht nur Informationen auf der Sachebene, sondern auch etwas über die kommunizierende Person. Das erleichtert zukünftige Einschätzungen und Vorgehensweisen.
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Wertschätzung
Ein wertschätzender Umgang miteinander erfordert nicht viel, jedenfalls nicht in materieller Hinsicht. Arbeitgeber und Vorgesetzte zeigen beispielsweise Menschlichkeit, indem sie eine wertschätzende Unternehmenskultur fördern. Die trägt dazu bei, dass Mitarbeiter sich am Arbeitsplatz wohl fühlen, keine Angst haben, Fehler zu machen und sich als Mensch gesehen fühlen.
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Humor
Auch mal fünfe gerade sein lassen, lockert die Stimmung ungemein und trägt zur Arbeitsatmosphäre bei. Wer als Chef Witze macht und auch mal über solche lachen kann, bei denen der Arbeitgeber eins ausgewischt bekommt, beweist wahre Souveränität. Nicht immer alles so bierernst sehen, auch wenn der missglückte erste Versuch ärgerlich ist. Wer hingegen immer wieder seine Autorität betonen muss und aus allem eine Katastrophe macht, wirkt tendenziell verkrampft und unsympathisch.
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Einfühlungsvermögen
Niemand erwartet, dass Sie als Mitarbeiter gleich mitweinen, wenn Ihr Vorgesetzter oder Kollege einen Verlust in der Familie zu beklagen hat. Dennoch zeugt es von Einfühlungsvermögen, wenn Sie in solchen Situationen Rücksicht nehmen und beispielsweise Unkonzentriertheit, mangelnde Aufmerksamkeit Ihnen gegenüber oder kleinere Fehler verzeihen. Sie beweisen Menschlichkeit, wenn Sie sich nach dem Befinden erkundigen und verstehen, dass jemand in diesem Moment traurig ist. Wenn Sie tröstende Worte finden und Hilfe anbieten.
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Demut
Demut ist ebenfalls Menschlichkeit. Es bedeutet, sich als Vorgesetzter selbst nicht zu wichtig zu nehmen, sondern sich freiwillig klein zu machen. Das zeigt wahre Größe. Und es eröffnet Möglichkeiten. Die Kluft zwischen Mitarbeitern und Chef kann so überbrückt und Schwierigkeiten leichter angesprochen werden. Wer hingegen auf seinem hohen Ross sitzt, wirkt für andere leicht unnahbar, unfehlbar und eben auch: unmenschlich.
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