Güte: Gibt es sie überhaupt noch?
Jeder denkt nur an sich, die Konkurrenz muss hinter sich gelassen werden, die Individualität steht im Vordergrund und jeder hat nur noch seine eigenen Ziele vor Augen. So hart es auch klingen mag: Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft. Wer sich durchsetzen will, sollte nicht zu viel Rücksicht auf andere nehmen. Für Güte scheint kein Platz mehr zu sein. Aber ist das wirklich so? Wichtig ist zunächst einmal zu verstehen, was unter Güte eigentlich zu verstehen ist.
Da fängt das Problem auch schon an. Güte ist auf den ersten Blick ein nur schwer greifbares Konzept. Hilfsbereitschaft lässt sich beispielsweise sehr direkt beobachten, Güte auf der anderen Seite ist komplexer. Ein bisschen mehr Klarheit schaffen die häufigsten Synonyme, die im täglichen Sprachgebrauch regelmäßiger verwendet werden.
- Freundlichkeit
- Wärme
- Liebenswürdigkeit
- Herzensgüte
- Barmherzigkeit
- Wohlwollen
- Geduld
Güte ist deshalb so komplex, weil sie aus verschiedenen Eigenschaften und Verhaltensweisen zusammengesetzt ist. Güte ist nicht nicht nur Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft oder wohlwollendes Handeln den Mitmenschen gegenüber. Vielmehr ist sie eine Kombination aus all diesen.
Auch das macht Güte so schwer zu finden, aber auch die eigene Einstellung und Denkweise sorgt dafür, dass wir Güte nur noch selten wahrnehmen. Wir stellen immer größere Anforderungen an die Güte eines Menschen. Wir sehen nur noch die wirklich großen Geschichten, die durch die Medien gehen und beeindrucken. Die kleinen, fast schon alltäglichen Gesten, die ebenso von Güte zeugen, werden hingegen ignoriert.
Die gute Nachricht ist also, dass Güte alles andere als ausgestorben ist und vermutlich viel weiter verbreitet ist, als Sie selbst glauben. Sie müssen nur noch lernen, diese auch zu erkennen.
Lässt sich Güte erlernen?
Gerade das Synonym Herzensgüte zeigt bereits: Wahre Güte kann nur von innen kommen und kann nicht gespielt oder vorgetäuscht werden. Wer das versucht, wird meist schnell enttarnt und macht sich sicherlich keine Freunde. Niemand lässt sich gerne an der Nase herumführen, schon gar nicht, wenn es den Eindruck macht, als würde der andere versuchen, das eigene Verhalten zu manipulieren. Doch welche Chance haben Menschen, die nicht schon von Kindesbeinen an voller Güte durch die Welt gelaufen sind und das Leben aller Menschen um sie herum besser gemacht haben? Können diese gütiges Verhalten noch erlernen oder besteht keine Hoffnung?
Die Güte ist oft tief in der Persönlichkeit verankert und kann bereits sehr früh entstehen. Allerdings kann sich der Charakter mit der Zeit nicht nur weiterentwickeln, sondern auch verändern. Oft gibt es dafür bestimmte Auslöser. Wer große Güte erfährt, nimmt diese oftmals an und zeigt sich auch selbst in Zukunft gütiger seinen Mitmenschen gegenüber.
Ein solcher Sinneswandel sollte allerdings immer aus eigenem Antrieb heraus geschehen. Nur wenn Sie selbst gerne mehr Güte versprühen wollen, können Sie Ihr Verhalten auch langfristig ändern. Beginnen Sie mit kleinen Schritten und steigern Sie sich langsam. Greifen Sie anderen unter die Arme, anstatt sich selbst immer in den Vordergrund zu stellen und bleiben Sie freundlich, anstatt sofort aus der Haut zu fahren.
Güte ist keine Einmaligkeit, sondern eine Frage der Persönlichkeit – und die lässt sich nun mal nicht von einem auf den anderen Tag ändern. Glücklicherweise ist es aber nicht unmöglich und so kann sich jeder ein Beispiel an der Güte in seinem Umfeld nehmen.
Worin offenbart sich wahre Güte?
Güte lässt sich nur schwer greifen, doch vermutlich hat jeder schon einmal einen Menschen getroffen, dem er ein hohes Maß an Güte zuschreiben würde. Sie fühlen, dass der andere einem helfen möchte, sich kümmert und selbst glücklich wird, wenn ihm dieses Vorhaben gelingt. Tatsächlich offenbart Güte sich auch im Verhalten, selbst wenn wir dies nicht immer bewusst wahrnehmen. Wir zeigen Ihnen, woran Sie die wahre Güte im Charakter eines Menschen erkennen können:
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Sie bleiben immer geduldig
Gütige Menschen lassen sich kaum aus der Ruhe bringen. Sie sind gerne dazu bereit, jedem die Zeit zu geben, die er braucht. Dahinter verbirgt sich auch einer der Gründe, warum Güte für viele so anziehend und sympathisch wirkt. Jemand der bereit ist, uns seine Zeit zu schenken, gibt uns damit das vielleicht wertvollste Geschenk. Indem man Geduld zeigt, demonstriert man, dass man den anderen wirklich schätzt, bereit ist, auf ihn zu warten und davon überzeugt ist, dass sich dieses Warten lohnt.
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Sie sehen das Gute in anderen Menschen
Wahre Güte bedeutet, immer etwas zu finden, was einen Menschen liebenswert und wertvoll macht. Genauso wichtig ist es jedoch, diese positiven Beobachtungen auch in Worte zu fassen und als Lob und Anerkennung auszusprechen. Wenn Sie einen Freund haben, der immer ein Kompliment auf den Lippen hat, ist dies ein starkes Indiz, dass es sich dabei um einen gütigen Menschen handelt.
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Sie sind nicht auf den eigenen Nutzen aus
Bei Güte geht es vor allem um eins: Die anderen Menschen, denen man mit seiner Art etwas Gutes tun kann. Wer versucht, aus Eigennutz gütig zu sein und sich davon beispielsweise einen Vorteile zu erhoffen, führt den Gedanken ad absurdum. Auch ist ein solches Vorgehen gar nicht nötig. Wer wirklich einen gütigen Charakter besitzt, zieht Energie und Freude daraus, dass er anderen helfen konnte und diese davon profitiert haben – ohne selbst im Mittelpunkt des Handelns stehen zu müssen.
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Sie sind ehrlich
Güte offenbart sich oftmals durch Ehrlichkeit. Gütige können ehrliche Anerkennung zeigen, sich ehrlich mit jemandem freuen, aber auch ehrliche Enttäuschung zum Ausdruck bringen oder Kritik äußern. Diese ist jedoch nicht böse oder persönlich, sondern kann also wichtiger Input dienen, um aus den Fehlern zu lernen und weiterzumachen. Denn auch ehrliche Motivation gehört zu den Stärken der Gütigen.
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Sie schenken jedem Respekt
Jeder Mensch hat Respekt verdient. Güte äußert sich darin, diesen Respekt entgegenzubringen, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Es ist leicht, jemanden zu respektieren, der gute Leistungen erbringt oder sich immer vorbildlich verhält. Wahre Güte bedeutet jedoch, auch dann respektvoll zu bleiben, wenn jemand einen Fehler gemacht hat. So geben gütige Menschen ihrem Umfeld die Chance, auch nach Rückschlägen selbstbewusst zu bleiben.
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Sie verfügen über Empathie
In der Lage zu sein, die Emotionen und Wünsche anderer Menschen zu verstehen, ist ein wichtiger Faktor der Güte. Nur so ist es möglich, darauf einzugehen. Die Empathie zeigt sich dadurch, dass sie wissen, wie sich ihre Mitmenschen fühlen, was sie belastet und wie sie ihnen in der aktuellen Situation helfen können.
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