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Moral Hazard: Moral und Ethik im Job

Für den Römischen Kaiser Marcus Aurelius waren Moral und Ethik ganz simpel: „Wenn es Unrecht ist, tue es nicht; wenn es Unwahrheit ist, sage es nicht.“ Es könnte alles so leicht sein, ist es aber nicht. Schon gar nicht im Alltag. Hier wird gern zu eigenen Gunsten gehandelt, manipuliert oder ausgenutzt. Das Konzept der Moral Hazard stammt aus dem Versicherungswesen und Ökonomie, lässt sich aber auf viele verschiedene Bereiche anwenden. Es erklärt, warum Menschen sich oft unmoralisch verhalten, wenn ihnen die Gelegenheit geboten wird. Besonders perfide ist das, weil alle gerne die Moralkeule schwingen, aber selbst durch die Moral Hazard überführt werden….



Moral Hazard: Moral und Ethik im Job

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Definition: Was ist Moral Hazard?

Entstanden ist der Begriff Moral Hazard im Bereich der Versicherungen und wurde von dort zunächst in die Wirtschaftswissenschaften und Mikroökonomie übernommen. Im Deutschen wird Moral Hazard auch als moralisches Risiko oder moralisches Wagnis bezeichnet. Laut Definition aus der Ökonomie handelt es sich bei Moral Hazard um opportunistisches Verhalten aufgrund einer Informationsassymetrie – was komplizierter klingt, als es eigentlich ist.

Moral Hazard tritt auf, wenn jemand nicht selbst die Konsequenzen für sein Handeln tragen muss. Durch eigenes Fehlverhalten oder Unbedachtheit schadet man sich also nicht selbst, sondern einem Vertragspartner, der Gemeinschaft oder einem anderen Außenstehenden.

Das klassische Beispiel ist ein Problem von Versicherungen: Besitzer einer Vollkasko-Police fahren risikoreicher, weil ein möglicher Schaden sowieso zu 100 Prozent durch die Versicherung reguliert wird.

Anders ausgedrückt: Moral Hazard erklärt, warum Menschen sich unmoralisch verhalten, wenn die Konsequenzen des eigenen Handelns auf ein Kollektiv abgewälzt werden können. Oder wenn man sich selbst einredet, niemand würde unter der eigenen Sittenwidrigkeit leiden.

Beispiele von Moral Hazard

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich schnell, dass Moral Hazard längst nicht nur bei Versicherungen auftritt, sondern sich in allen Bereichen zeigt und auch im Alltag eine Rolle spielen kann. Der Arbeitsplatz ist dabei keine Ausnahme, sondern ein regelrechter Schauplatz für fehlende Moral und unethisches Verhalten.

  • Moral Hazard bei Beamten

    Wer auf die Antwort von einer Behörde wartet, muss meist einige Geduld mitbringen. Das ist zum Teil natürlich eine Verallgemeinerung und ein Vorurteil, doch wird nach dem Konzept von Moral Hazard vermutet, dass die Leistungsbereitschaft von Beamten geringer ist, weil sie sich in einer unkündbaren Stellung befinden. Sie müssen nicht um ihren Job fürchten, wenn sie langsamer oder weniger arbeiten – ein Paradebeispiel für Moral Hazard.

  • Moral Hazard bei Bankern

    Nicht nur Beamte, sondern auch Banker nehmen es mit der Moral nicht immer so genau. So können Aktien-Händler einer Bank dazu neigen, besonders risikoreich zu investieren und zu spekulieren. Schließlich haftet im Notfall der Arbeitgeber oder der Anleger und die finanziellen Konsequenzen müssen nicht selbst getragen werden.

  • Moral Hazard im Job

    Doch auch unabhängig von Berufsgruppen zeigt sich im Job häufig Moral Hazard. Beobachten lässt sich dies in größeren Teams, in denen einzelne Mitarbeiter sich gern verstecken, um sich auf den Leistungen anderer auszuruhen. Dies wird auch als Ringelmann-Effekt bezeichnet. Wenn der Chef nicht die Leistungen einzelner kontrollieren kann, wird unmoralisches Verhalten gefördert: Man leistet deutlich weniger als andere, findet Ausreden, um keine schwierigen Aufgaben erledigen zu müssen oder erntet fremde Lorbeeren, auf die man keinen Anspruch hat.

  • Moral Hazard bei Finanzen

    Geld und Finanzen sind ein schwieriges Thema – sowohl im kleinen Rahmen als auch in der internationalen Wirtschaft. So kommt es auch hier zu Moral Hazard, wenn Menschen, Unternehmen oder sogar Länder ein großes Risiko eingehen, weil sie davon ausgehen, dass ihnen bei Schwierigkeiten geholfen wird. Vielleicht haben die Eltern genug Geld, um Kindern unter die Arme zu greifen oder es gibt ein Rettungspaket für Großkonzerne oder ganze Länder, damit diese nicht pleite gehen.

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Moral und Ethik: Wie der Job unsere Werte beeinflusst

Moral und Ethik geben Verhaltensnormen in einer Gesellschaft vor. Als Moral werden dabei die Wertvorstellungen bezeichnet, aus denen ein Verhaltenskodex abgeleitet wird, der Interaktion innerhalb einer sozialen Gruppe reguliert. So gibt die Moral vor, was gesellschaftlich in Ordnung ist und welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen.

Die Ethik wiederum steht über der Moral. Sie ist nicht an gesellschaftliche, gute Sitten gebunden, sondern gilt immer. Wer ethisch handelt, handelt nach Werten, die unabhängig sind von Staat oder Kultur. Es sind eher Normen und Maximen der eigenen Lebensführung, die sich aus der Verantwortung gegenüber den Mitmenschen ableiten (Ich werde nicht stehlen, nicht töten…)

Geprägt werden moralische und ethische Vorstellungen von der Gesellschaft und natürlich maßgeblich vom Umfeld der Familie und Freunde. Der Job als wichtiger und großer Teil des Lebens spielt dabei jedoch ebenfalls eine große Rolle.

Der Beruf, die Firmenkultur, die Werte der Kollegen, das Verhalten des Chefs – deren ganzes Zusammenspiel überträgt sich früher oder später auf den Charakter eines Menschen. Und nicht immer zum Positiven. Lug, Betrug, Diebstahl, Kunden anschmieren, Kollegen hintergehen… oft zählt im Arbeitsumfeld allein der Erfolg – egal, mit welchen Mitteln.

Sozialwissenschaftler wissen heute: Je stärker sich ein Mensch mit seinem Beruf identifiziert, desto schneller passt er sich den Gepflogenheiten des Betriebs oder der Branche an.

Um von den Kollegen und vom Chef respektiert, gelobt, gemocht zu werden, überschreiten so manche mit der Zeit Grenzen, die für sie früher aus Skrupel und Anstand unpassierbar gewesen wären.

  • Die Idee des Kollegen als eigene verkaufen? „Selbst Schuld, hätte er eben schneller sein müssen!“
  • Dem Kunden die aktuellen Probleme des Produktes vorenthalten? „Hey, er hat ja auch nicht danach gefragt!“
  • Schmiergeld bezahlen, um den Auftrag zu bekommen? „Na und, macht doch jeder!“

Wer im Job regelmäßig mit solchen Denk- und Verhaltensmustern in Kontakt kommt, übernimmt diese und entwickelt neue moralische Vorstellungen – zumindest im Job. Tatsache ist deshalb: Nicht nur Geld verdirbt den Charakter, der Job kann das genauso.

Zuerst verändern sich oft nur die Gedanken, dann die Betriebsoberfläche: der Gestus, die Kleidung, die Sprache, manchmal sogar der Freundeskreis. Danach verrücken sich die Grenzen: Was die anderen okay finden, kann so schlecht nicht sein. Und je mehr mitmachen, desto mehr verschiebt sich die Verantwortung vom Einzelnen auf die Gruppe. Man fühlt sich nicht mehr für das unmoralische Handeln verantwortlich und macht gemäß der Moral Hazard fleißig mit.

Spannende Fakten über Moral und Ethik

Wissenschaftler beschäftigen sich regelmäßig mit dem Verhalten von Menschen und haben dabei zahlreiche Erkenntnisse und Zusammenhänge zur Moral aufgedeckt. Einige Studien liefern dabei spannende und interessante Ergebnisse, in denen Sie vielleicht auch sich selbst wiedererkennen:

  • Müde und Frühaufsteher mogeln abends mehr

    Man sollte meinen, dass zwischen unserer körperlichen Energie und ethischem Verhalten keinen Zusammenhang gäbe. Schon gar nicht was den Einfluss der Tageszeit anbelangt. Falsch! Wie Forscher am Walter-Reed-Institut und an der Universität von Washington nachweisen konnten, entscheiden ausgeschlafene Menschen moralischer als müde.

    Oder anders formuliert: So wie unsere Aufmerksamkeit und Kreativität über den Tag den sogenannten zirkadianen Rhythmen folgen, so ergeht es auch unserer Moral. Die simple Erklärung: Wenn wir schlapper werden, sind wir anfälliger für Versuchungen, weil damit unsere Selbstkontrolle geschwächt wird. Und so kann es eben auch passieren, dass ein Mensch, der morgens hohe moralische Maßstäbe an sich und seine Umwelt legt, abends vieles davon lockerer sieht.

    Moral Ethik Tagesverlauf Uhrzeit Psychologie Grafik

  • Hand aufs Herz macht tatsächlich ehrlicher

    Wer einen Eid schwört, legt dazu seine rechte Hand auf die Brust und auf sein Herz. Die Geste gilt als Ausdruck von Aufrichtigkeit – man gelobt etwas bei seinem Leben… Und es wirkt! Forscher von der Warschauer School of Social Sciences absolvierten dazu mehrere Experimente und stellten fest: Wer sich mit der Hand aufs Herz fasste, verhielt sich tatsächlich ehrlicher.

    Die Psychologen sind überzeugt, dass das Ritual nicht nur Aufrichtigkeit ausdrückt, sondern auch auslöst – oder wie sie es in der Fachsprache sagen würden: die Geste kann uns primen. Falls Sie also von jemandem eine ehrliche Einschätzung haben möchten, könnten Sie ihn oder sie bitten, vorab die Hand aufs Herz zu legen. Das mag albern aussehen, erfüllt aber seinen Zweck.

  • Viel Platz im Büro ist schlecht für die Moral

    Vielleicht ärgern Sie sich, dass der Kollege oder Chef ein größeres Büro haben. Trösten Sie sich: Für Ihre Moral ist das besser so. Wie Forscher an der Universität von Kalifornien zeigen konnten, neigen Menschen, die in einem großen (Einzel-)Büro und auf einem breiten Stuhl sitzen, dazu andere zu betrügen.

    Schuld sind allerdings weniger der viele Platz und die räumliche Weite, sondern vielmehr das, was diese psychologisch auslösen: Großraumbewohner fühlen sich prompt mächtiger als sie sind – und Macht verdirbt bekanntlich den Charakter.

  • Im Dunkeln schummeln wir eher

    Licht und Dunkel waren schon immer starke Symbole für das Gute und Böse. Wie es aussieht, beeinflussen sie auch die Moral eines Menschen. Wissenschaftler von der Harvard Business School ermittelten, dass Menschen eher die Unwahrheit sagen oder gar betrügen, wenn es in einem Raum dunkel ist.

    Empfundene Lichtverhältnisse können aber auch verräterisch sein. Wie wiederum an der Universität von Kansas festgestellt wurde, sehen ethische Menschen Räume heller.

  • Kreative betrügen häufiger

    Wer wäre nicht gern ein Kreativer? Immer neue Gedanken, immer originelle Lösungen, immer frische Ideen… ein tolles Image. Doch es hat auch seine Schattenseiten: Wessen Geist häufig blitzt, der neigt leider auch vermehrt zum Schummeln, wie Francesca Gino von der Harvard Universität zusammen mit dem renommierten Verhaltensökonomen Dan Ariely von der Duke Universität nachweisen konnte.

    Zur Überraschung der Wissenschaftler gab es zwar keinen Zusammenhang zwischen Unehrlichkeit und Intelligenz – wohl aber eine starke Korrelation zwischen Kreativität und Unehrlichkeit: Je kreativer die Probanden waren, desto eher betrogen sie in den Tests. Vermutlich, weil sie es aufgrund ihrer Kreativität einfach auch besser konnten.

Moral und Ethik

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Moral Hazard überwinden: Ist das möglich?

Die Gier nach immer mehr ist die wahrscheinlich größte Versuchung, wenn es um unmoralisches Handeln geht. Verstärkt wird sie durch Neid und den ständigen Vergleich mit anderen.

Um einen eigenen Vorteil zu erhalten, reicher, mächtiger oder berühmter zu werden, verschieben sich moralische Grenzen und Übertritte häufen sich. So erkannte schon der Psychoanalytiker Sigmund Freud: Wer gierig ist, wird Sklave eines Triebs, der den Verstand ausschaltet. Und mit dem Verstand gehen Moral und Ethik verloren.

Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten und Wege, um Moral Hazard zu bekämpfen und die Einhaltung moralischer Grundsätze wieder zu stärken:

  • Kontrolle und Sanktionen

    Moral Hazard lässt sich auflösen, indem das Verhalten genauer kontrolliert und falls nötig auch durch Strafen sanktioniert wird. Führungskräfte könnten beispielsweise regelmäßige Zwischenberichte von Mitarbeitern verlangen oder durch eine genaue Arbeitszeiterfassung eine bessere Kontrolle durchführen.

  • Zuspruch und Belohnungen

    Auch das Gegenteil hilft gegen Moral Hazard: Wer Anreize für korrektes und moralisches Verhalten bietet, nimmt dem opportunistischen Verhalten den Vorteil. Versicherungen tun dies beispielsweise durch sinkende Kosten, wenn über einen langen Zeitraum kein Schaden gemeldet wird. Im Job können beispielsweise Leistungsprämien gezahlt werden, wenn bestimmte Ziele erreicht werden.

  • Austausch und Reflexion

    Wer sich immer nur im Dunstkreis der Kollegen bewegt, bleibt in einer Art Käseglocke, das macht immun gegenüber Zweifeln und Kritik. Es fehlt eine objektive Einschätzung von außen, ein Spiegel, der wieder erdet und die Prioritäten gerade rückt. Wichtige Impulse kommen beispielsweise durch Mentoren, Freunde, Familie oder auch Bekannte beim Sport oder einem anderen Hobby. Hier können moralische Sorgen weitgehend neutral eingeordnet und neu bewertet werden.

[Bildnachweis: garagestock by Shutterstock.com]

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