Definition und Herkunft: Was ist ein Trittbrettfahrer
Im deutschen Sprachgebrauch hat sich der Begriff des Trittbrettfahrer schon vor einigen Jahrzehnten etabliert. Ursprünglich wurden damit Schwarzfahrer bezeichnet, die sich beim Abfahren von öffentlichen Verkehrsmitteln von außen auf die kleine Stufe – das sogenannte Trittbrett – gestellt haben. So konnten Sie sich von einem Ort zum anderen fahren lassen, ohne dafür bezahlen zu müssen und sprangen bei der Ankunft schnell ab.
Die heutige Bedeutung ist immer noch an diese Herkunft angelehnt: Als Trittbrettfahrer wird jemand bezeichnet, der selbst keine oder zumindest keine nennenswerte Eigenleistung erbringt und trotzdem von einer Situation profitieren möchte. Der eigene Aufwand und Beitrag, ob nun körperlich oder geistig, liegt bei Null, trotzdem wollen Trittbrettfahrer die Vorzüge genießen, sich von anderen mitziehen lassen und sogar noch Anerkennung für das bekommen, was andere geleistet haben.
Mit einer ähnlichen Bedeutung wird auch in der Kriminalistik von Trittbrettfahrern gesprochen. Hier werden Täter als Trittbrettfahrer bezeichnet, die anderes Verbrechen und die Vorgehensweise anderer Krimineller kopieren.
Trittbrettfahrer im Job: Keine Leistung, viel Ausnutzung
Eine besonders nervige und frustrierende Variante von Trittbrettfahrern lässt sich leider an nahezu jedem Arbeitsplatz beobachten. Es sind Kollegen, die zwar zum Team gehören, aber bei gemeinsamen Projekten höchstens die kleinste und unwichtigste Aufgabe übernehmen – wenn überhaupt.
Sie schaffen es irgendwie, sich ständig durchzumogeln. Wäre es nicht so frech und würde auf Kosten anderer geschehen, müsste man Trittbrettfahrer im Job fast für ihre Kunst bewundern. Sie fallen trotz fehlender Leistungen nur selten auf, wirken sogar äußerst beschäftigt und engagiert und können am Ende die Anerkennung für die „gemeinsame“ Leistung des Teams abstauben.
Das Schlimmste an einem Trittbrettfahrer im Team: Der Beitrag, der er nicht leistet, muss von Ihnen übernommen werden. Aufgaben im Projekt werden nicht weniger oder fallen weg, also bleibt es an den Kollegen hängen. Am Ende müssen Sie den Trittbrettfahrer mitziehen, Ihr Stress steigt, Deadlines sind schwieriger einzuhalten und der Chef hängt im Nacken.
Trittbrettfahrer wenden verschiedenste Strategien an, um das Team auszunutzen. Sie täuschen Beschäftigung und Arbeitseifer vor, schmücken sich mit fremden Federn und fliegen unterhalb des Radars.
Was begünstigt Trittbrettfahrer?
Zunächst einmal gilt leider: Trittbrettfahrer kann es in jedem Unternehmen und in jedem Team geben. Es lässt sich nicht ausschließen, dass ein Mitarbeiter in einem Projekt deutlich weniger leistet als die anderen, ohne dabei negativ aufzufallen. Bei der Personalauswahl und Zusammenstellung von Teams wird auf Kompetenzen, Motivation und Teamfähigkeit geachtet, man kann jedoch nie wissen, wie sich ein Kollege wirklich ins Team einfügt oder sich mit der Zeit im Job entwickelt.
Einige Faktoren machen es Trittbrettfahrern aber besonders leicht:
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Großes Team
Je größer das Team, desto leichter ist es für einen Trittbrettfahrer, den Kopf einzuziehen und sich in der Masse zu verstecken. Dies hängt mit dem sogenannten Social Loafing oder Ringelmann-Effekt zusammen. Je größer eine Gruppe ist, desto geringer wird die Leistung des Einzelnen. Trittbrettfahrer tauchen in großen Teams unter, lassen sich von der Gruppenleistung mitziehen und freuen sich über erledigte Projekte, bei denen Sie nichts tun mussten.
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Leistungsstarke Kollegen
Das Konzept eines Trittbrettfahrers funktioniert nur, wenn es starke Kollege gibt, die seine fehlenden Leistungen ausgleichen. Ein hoch motiviertes und qualifiziertes Team ist deshalb eine gute Umgebung für Trittbrettfahrer. Die anderen arbeiten so hart, produktiv und motiviert, dass es ihnen gar nicht auffällt, wenn mehr Aufgaben anfallen und einer an der Seite, ganz unbemerkt, überhaupt nichts tut.
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Unaufmerksamer Chef
Nutzt ein Kollege das restliche Team nur aus und leistet keinen Beitrag, sollte dies dem Chef eigentlich auffallen. Die Praxis zeigt, dass genau dies häufig nicht der Fall ist. Vorgesetzte geben dem Team ein Projekt und kontrollieren am Ende das Ergebnis – nicht aber, wie dieses zustande gekommen ist und wie jeder einzelne daran beteiligt war. Je unaufmerksamer – und desinteressierter – der Chef, desto leichter ist das Spiel für Trittbrettfahrer.
Trittbrettfahrer erkennen: Typische Verhaltensweisen
Trittbrettfahrer haben nur dann eine Chance, wenn sie unbemerkt bleiben. Bekommen die Kollegen mit, dass sich jemand auf den Leistungen anderer ausruht, machen sie ihrem Unmut Luft und dem Treiben des Trittbrettfahrers ein Ende. Erkennt der Chef, dass ein Mitarbeiter eigentlich gar nichts leistet, landet dieser nicht selten auf der Abschussliste.
Allerdings sind viele Trittbrettfahrer gut darin, unauffällig zu bleiben. Damit Sie einen solchen in Ihrem Team erkennen, haben wir typische Merkmale und Verhaltensweisen zusammengestellt:
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Ablenkungen
Trittbrettfahrer fliegen auf, sobald jemand genauer hinschaut. Um das zu verhindern, nutzen sie verschiedenste Ablenkungen. Es werden Probleme erschaffen, um von eigenen Aufgaben abzulenken, andere Aspekte werden in den Vordergrund geschoben und die Aufmerksamkeit der Kollegen wird in eine andere Richtung gelenkt.
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Delegieren
Wer selbst möglichst nichts machen will, muss gut darin sein, Aufgaben zu delegieren. Fällt ein Kollege auf, weil er ständig Aufgaben abgibt oder sich bei der Verteilung von Zuständigkeiten nur die Rosinen herauspicken will, haben Sie es wahrscheinlich mit einem Trittbrettfahrer zu tun.
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Zusammenarbeit
Am liebsten würden Trittbrettfahrer alle Aufgaben gemeinsam erledigen. Hier ist es für sie ein Kinderspiel, die Kollegen auszunutzen und nur das allernötigste an Leistung zu erbringen. Geht es um individuelle Leistungen, die sich nicht delegieren lassen, muss selbst der größte Trittbrettfahrer selbst arbeiten. Achten Sie auf Mitarbeiter, die ständig im Team und eng zusammenarbeiten wollen. Das kann echte Teamfähigkeit sein – oder ein Vorwand, um selbst nichts machen zu müssen.
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Wiederholungen
Im Meeting werden die neusten Ideen, Vorschläge und Veränderungen besprochen. Da ein Trittbrettfahrer sich keine eigenen Gedanken macht, beschränkt er sich darauf, noch einmal zu wiederholen, was andere bereits gesagt haben. Ja, ich bin ganz einer Meinung… Natürlich stimmt jeder hin und wieder einer guten Idee zu. Bringt ein Kollege aber nie eigenes Gedankengut ein, spricht dies für einen Trittbrettfahrer.
Tipps für den Umgang mit Trittbrettfahrern
Sie sind einem Trittbrettfahrer im Job auf die Schliche gekommen? Dann ist es an der Zeit, darauf zu reagieren. Schließlich wollen Sie sich nicht weiter ausnutzen lassen und es dem Trittbrettfahrer erlauben, ohne Leistungen als engagierter und guter Mitarbeiter wahrgenommen zu werden.
Bleibt die Frage: Wie gehen Sie mit einem Trittbrettfahrer um? Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen:
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Suchen Sie das Gespräch
Sie sind zurecht frustriert und genervt vom Verhalten des Trittbrettfahrers, trotzdem sollten Sie zunächst ein ruhiges Gespräch unter vier Augen suchen. Erklären Sie sachlich Ihre Beobachtungen und nennen Sie dabei konkrete Beispiele. Machen Sie nicht nur Vorwürfe. Das drängt Ihren Gegenüber in die Verteidigung und lässt Gespräche schnell eskalieren.
Besser ist es, wenn Sie die Situation aus Ihrer Perspektive erklären und schildern, wie Sie mehr und härter arbeiten müssen, weil Aufgaben liegen bleiben.
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Bringen Sie den Trittbrettfahrer in den Mittelpunkt
Leider zeigt sich längst nicht jeder Trittbrettfahrer im Gespräch einsichtig und gelobt Besserung. Viele weisen die Anschuldigungen weit von sich – und machen dann weiter wie bisher. Um die betroffene Person im gesamten Team zu entlarven, können Sie den Trittbrettfahrer in den Mittelpunkt rücken. Da solche Ausnutzer das Rampenlicht aus guten Gründen scheuen, bringen Sie ihn damit in eine schwierige Situation.
Leiten Sie eine knifflige Aufgabe beispielsweise direkt an den Trittbrettfahrer weiter. Sollte es sich anbieten, könnten Sie bei der Verteilung von Aufgaben sagen In diesem Bereich kennt sich Herr Müller am besten aus. Seine Expertise sollten wir bei der Aufgabe nutzen.
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Hinterfragen Sie seine Leistungen in Meetings
Eine weitere Möglichkeit bietet sich in Meetings. Verzichten Sie auf einen dramatischen Auftritt in großer Runde, bei dem Sie den Trittbrettfahrer an den Pranger stellen wollen. Gehen Sie subtiler vor. In Besprechungen gibt es zahlreiche Gelegenheiten, um ganz konkret auf die Arbeit eines Mitarbeiters einzugehen und diese zu hinterfragen.
Werden die Fortschritte präsentiert, können Sie nachhaken: Woran arbeiten Sie gerade und wie weit sind Sie mit der Aufgabe vorangeschritten? Sind erst einmal alle Augen und Ohren auf den Trittbrettfahrer gerichtet, kann er sich nur noch schwer rausreden.
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Kontaktieren Sie den Chef
Wenn Betriebsklima, Ergebnisse und nicht zuletzt Sie selbst unter dem Trittbrettfahrer leiden, können Sie sich auch an Ihren Vorgesetzten wenden. Bitten Sie diesen um ein diskretes Gespräch, bei dem Sie um Hilfe bitten.
Nennen Sie Beispiele und Aufgaben, die belegen, dass der Trittbrettfahrer regelmäßig nichts oder nur sehr wenig leistet, während alle anderen im Team hart schuften. Das erregt die Aufmerksamkeit des Chefs, der dem Trittbrettfahrer bei weiteren Aufgaben genau auf die Finger schaut – und damit das Nichtstun unmöglich macht.
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