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Petzen: Sollte ich andere verraten?

Petzen im Job sind ähnlich beliebt wie Schleimer und Faulenzer. Andere Mitarbeiter beim Chef schlecht machen und auf Fehler der Kollegen hinweisen? Ein absolut verpöntes Verhalten im Beruf. Wer zum Vorgesetzten läuft, wenn der Büronachbar zehn Minuten zu spät kommt, hat im Team garantiert einen schweren Stand. Aber ist Petzen wirklich so schlimm – oder gibt es sogar gute Gründe? Wir erklären, warum Petzen zwar oft schlecht, aber nicht in jedem Fall unmoralisch ist…



Petzen: Sollte ich andere verraten?

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Was ist Petzen?

Petzen ist das Verhalten, bei dem negative Informationen über eine Person an einen Dritten weitergegeben und verraten werden. Bekannt ist der Begriff aus der Kinder- und Jugendsprache. In der Schule kann beispielsweise dem Lehrer gepetzt werden, dass ein Mitschüler seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Beim Petzen geht es darum, dass einer höher gestellten Person (Eltern, Lehrer, Chef…) ein falsches oder verbotenes Verhalten preisgegeben wird oder ein bisher unentdeckter Fehler öffentlich gemacht wird.

Petzen Synonym

Synonym zum Petzen werden auch die Begriffe denunzieren, melden, verraten, preisgeben, zutragen, anschwärzen oder verpfeifen genutzt.

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Petzen: Das sind die Nachteile

Schon Kinder lernen schnell: Petzen machen sich keine Freunde. Wer andere verrät, wird aus der Gruppe ausgeschlossen. Im Erwachsenenleben ist es nicht anders. Petzen im Job haben einen schweren Stand. Die Kollegen werden auf Abstand gehen, wenn Sie jedes Fehlverhalten beim Chef denunzieren. Auf Hilfe oder eine gute Beziehung zu den Kollegen hoffen Sie dann vergeblich.

Hinzu kommt: Der Ruf als Petze verbreitet sich schnell und haftet an. Haben Sie einmal einen Kollegen verraten, weiß es in kurzer Zeit die gesamte Abteilung. Ist dieses Image erst einmal in den Köpfen, werden Sie es nur schwer wieder los. Selbst wenn Sie über Monate zu jedem Patzer schweigen und nichts mehr preisgeben, bleibt im Hinterkopf der Gedanke „Das ist doch diese Petze, der alles an den Chef weitergibt…“

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Ist Petzen immer schlecht?

Egal, wie viele Leute man fragt: Petzen ist bei jedem verpönt. Niemand mag es, wenn andere petzen und schon gar nicht möchte man selbst die Petze sein. Aber ist es wirklich so einfach? Nein, vielmehr hängt es von der konkreten Situation ab. Bei einem kleinen Patzer sollten Sie natürlich nicht gleich zum Chef rennen, andere Verhaltensweisen können es aber durchaus rechtfertigen.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Sie arbeiten in einem Team und stellen fest, dass ein Kollege seit einiger Zeit nur noch schlechte Leistungen bringt. Er macht Fehler, die Kunden vergraulen und das Unternehmen bares Geld kosten. Er selbst sagt nichts und der Chef kann die Fehler nicht zuordnen. Anfangs versuchen Sie die Ergebnisse durch eigene Leistungen auszubessern, doch reicht Ihre Arbeitszeit dafür nicht aus. Was machen Sie? Petzen oder weiterhin die Füße stillhalten?

Anzahl der Petzen im Job nimmt zu

An Arbeitsplätzen gibt es immer mehr Petzen – so die Ergebnisse von Umfragen und Studien. Der Grund: Teams arbeiten immer eigenverantwortlicher. Das ist gut, erhöht die Produktivität und Zufriedenheit. Es fehlt aber die Kontrolle durch den Chef. In der Folge greift eine Form der Selbstjustiz um sich — das Petzen.


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Petzen: 4 Gründe dafür und dagegen

Der klare Rat lautet: Sie sollten auf keinen Fall zu einer chronischen Petze werden. Damit verspielen Sie nicht nur Sympathien, sondern auch viele Chancen. Kategorisch ausschließen, dass Sie niemals einen Kollegen verpetzen, sollten Sie jedoch auch nicht. Es kann gute Gründe geben – sowohl für als auch gegen das Petzen. Heißt: Letztlich entscheiden Sie selbst, ob Sie andere verpetzen. Bei der Überlegung sollten Sie diese Pro und Contra Argumente beachten:

4 Gründe gegen das Petzen

  • Atmosphäre
    „Es hat definitiv Auswirkungen am Arbeitsplatz“, sagt HR-Managerin Linda Willey in einem Beitrag für die Wharton Business School über das Petzen. Es beeinflusst die Atmosphähre, die Produktivität und das gesamte Teamwork negativ. Kollegen misstrauen untereinander und ziehen sich zurück, statt zusammenzuarbeiten. Sogar die Fluktuationsrate kann steigen, wenn Führungskräfte das Problem nicht in den Griff bekommen.
  • Macht
    Sie verpetzen jemanden, der in der Hierarchie über Ihnen steht? Das kann schnell nach hinten losgehen. Möglicherweise steht Aussage gegen Aussagen – und der Chef glaubt Ihnen nicht. Und selbst wenn, wird es für die weitere Zusammenarbeit sicherlich nicht hilfreich sein.
  • Aufstiegschancen
    Niemand mag Petzen, auch Führungskräfte nicht. Sie glauben vielleicht, sich mit dem Chef gutzustellen, tun aber das genaue Gegenteil. Damit schaden Sie sogar nachhaltig Ihrer Karriere. Beförderungen gehen nicht an Angestellte, die petzen, statt mit Teamfähigkeit und Leistung zu punkten. „Ich glaube nicht, dass viele Leute realisieren, wie sehr es ihrer Glaubwürdigkeit als Mitarbeiter schadet“, so HR-Frau Willey.
  • Rache
    Petzen bringen sich selbst in die Bredouille – mit unabsehbaren Folgen. Nachdem Sie einmal gepetzt haben, stehen Sie unter ständiger Beobachtung. Die anderen warten nur darauf, sich an Ihnen zu rächen. Fehler dürfen Sie sich selbst nicht mehr erlauben. Das kann in einen Teufelskreis aus Petzen und Rache führen.

4 Gründe für das Petzen

  • Verantwortung
    Geht mich das alles nichts an? Natürlich können Sie sich aus allem raushalten, doch wenn sich jemand unmoralisch oder falsch verhält, ist es auch eine Frage der Ethik, ob Sie es für sich behalten oder petzen. Es kann sogar argumentiert werden, dass Sie sich mitschuldig machen, wenn Sie Fehler und Pflichtverletzungen verschweigen.
  • Wirtschaftlichkeit
    Verschweigen statt Verpetzen kann ein wirtschaftliches Risiko sein. Durch fehler und schlechte Leistungen gehen Aufträge oder wichtige Kunden verloren. Das Unternehmen leidet und irgendwann sind sogar Arbeitsplätze in Gefahr – vielleicht auch Ihrer. Das gilt natürlich nicht für jede kleine Unaufmerksamkeit, aber grobe Schnitzer können eine Gefahr sein, die vielleicht gemeldet werden sollten.
  • Fairness
    Wenn nicht klar ist, wer verantwortlich ist, leiden entweder alle oder oft nur falsche Personen. Sie und Ihre Kollegen müssen ausbügeln, was ein anderer ausgefressen hat. Der Verursacher hält sich hingegen schön bedeckt. Geht es um Fairness, kann Petzen durchaus begründet sein.
  • Konkurrenz
    Es ist nicht gerade nett, doch durch das Denunzieren können Sie einem Konkurrenten im Job schaden und diesen ausbremsen. Unauffällig verlauten lassen, dass der Kollege für einen großen Patzer verantwortlich ist, legt seiner Entwicklung Steine in den Weg.

Petzen: 7 Tipps, wie Sie es richtig machen

Wenn Sie schon vorhaben zu petzen, sollten Sie es wenigstens richtig machen. Diese sieben Tipps helfen dabei:

  1. Feedback geben
    Eine Option: Geben Sie zunächst dem Kollegen Feedback, bevor Sie gleich zum Chef rennen. Weisen Sie auf das Fehlverhalten hin, erklären Sie, dass die Leistungen nicht stimmen und das er die Verantwortung übernehmen sollte. Liefern Sie einen Denkanstoß, der vielleicht eine Besserung bringt.
  2. Folgen antizipieren
    Fragen Sie sich: Was könnte passieren, wenn ich meinen Kollegen verpetze? Und was passiert, wenn ich nichts mache? Spielen Sie gedanklich die Szenarien durch und versuchen Sie die Konsequenzen zu erahnen. Umso besser können Sie sich darauf einstellen oder Ihre Entscheidung, den anderen zu verraten, noch einmal überdenken.
  3. Konkretes liefern
    Wenn Sie petzen, dann bitte so konkret wie möglich. „Seine Ergebnisse kommen immer zu spät…“ ist allgemeines Gemecker. Richtig wäre: „Die Deadline war um 13 Uhr, er hat aber erst um 17 Uhr geliefert.“
  4. Verbündete holen
    Einzelne Petzen haben es schwer, gemeinsames Vorgehen kommt besser an. Treten Sie als Team oder zumindest mit mehreren Kollegen auf. Erklären Sie dem Chef: „Wir leiden unter dem Verhalten / den Leistungen von XY und sehen es als unsere Pflicht, es Ihnen mitzuteilen.“
  5. Lösungen anbieten
    Beliebter Chef-Spruch: „Bring‘ mir keine Probleme, bring‘ mir Lösungen!“ Das passt auch hier. Petzen kann auch in die Zukunft gerichtet und konstruktiv sein. Klingt blöd, ist aber die bessere Lösung als eine pure Brandmarkung des Kollegen. Wie könnte man die Problematik lösen, seine Leistung verbessern? Davon hätte jeder etwas.
  6. Anonymität aufgeben
    Wenn Sie zum Chef gehen, müssen Sie auch dazu stehen. Versuchen Sie nicht, das Petzen zu vertuschen oder dabei anonym zu bleiben. Sie haben sich dazu entschieden, also sagen Sie offen: „Für mich war das Verhalten absolut inakzeptabel, also habe ich den Chef darüber informiert.“ Ansonsten entsteht nur ein Versteckspiel, bei dem sich alle gegenseitig anonym anschwärzen.
  7. Nutzen vergessen
    Wichtig: Versuchen Sie nicht, aus der Petzerei persönliche Vorteile zu ziehen. Das lässt Sie nur in einem noch schlechteren Licht erscheinen. Es sollte nicht um Sie gehen, sondern um das Wohlergehen des Teams und Unternehmens – oder um wichtige Werte wie Ehrlichkeit und Fairness.

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[Bildnachweis: Nicoleta Ionescu by Shutterstock.com]