Definition: Was sind Zukunftswünsche im Arbeitszeugnis?
Zukunftswünsche im Arbeitszeugnis sind ein abschließender Satz, in dem der Arbeitgeber dem ausscheidenden Mitarbeiter alles Gute für die berufliche und persönliche Zukunft wünscht. Sie sind wie Grußformeln, drücken aber indirekt die Zufriedenheit des Arbeitgebers aus und enthalten oft eine versteckte Bewertung.
Zukunftswünsche Beispiel – typische Formulierung:
Sowohl beruflich als auch privat wünschen wir Frau Beispiel für ihre Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Zukunftswünsche im Arbeitszeugnis sind keine Pflicht!
Die Arbeitszeugnis Schlussformel besteht meist nur aus zwei bis vier Sätzen. Ihre Bedeutung bei der Bewerbung ist aber immens!
Laut einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (9 AZR 227/11) ist die Abschlussformel ein freiwilliger Zusatz des Arbeitgebers im Arbeitszeugnis – kein Zeugnisbrauch. Einen gesetzlichen Anspruch auf die Zukunftswünsche gibt es nicht.
Bedeutung fehlender Zukunftswünsche
Enthält ein Zeugnis keine Zukunftswünsche, wird dies entsprechend als Zeichen für ein schlechtes Zeugnis gedeutet. Auch Geheimcodes in den Arbeitszeugnis Formulierungen am Schluss können einen sonst positiven Eindruck ins Gegenteil verkehren.
Fehlende oder negativ codierte Zukunftswünsche sind ein riesengroßes ABER am Ende eines ansonsten wohlwollend formulierten Arbeitszeugnisses. Manche Zukunftswünsche verraten dadurch ausbleibenden Erfolg oder schlechte Leistungen. Viele Personaler fragen hierzu im Vorstellungsgespräch nach.
Zukunftswünsche: 4 wichtige Bestandteile der Schlussformel
Die Zukunftswünsche sind der letzte Satz und machen nur einen kleinen Teil aus, trotzdem sind sie ein wichtiger Aspekt der Abschlussformel. Diese besteht in der Regel aus vier Bestandteilen, von denen bei einem sehr guten Arbeitszeugnis kein Element fehlen sollte:
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Trennungsgrund
Wer hat die Kündigung oder das Ende des Arbeitsverhältnisses veranlasst? „Auf eigenen Wunsch“ bedeutet Eigenkündigung. „Im gegenseitigem Einverständnis“ – Kündigung durch das Unternehmen.
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Bedauern
Einen guten Arbeitnehmer lassen Unternehmen nur ungern gehen und sagen das am Ende des Arbeitszeugnisses. Fehlt das Bedauern, scheint der Mitarbeiter nicht überzeugt zu haben.
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Dank
Das Unternehmen bedankt sich für die Zusammenarbeit und Leistungen. Fehlt der Dank, wird das negativ ausgelegt.
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Zukunftswünsche
Letzter Punkte sind die Zukunftswünsche. Der Arbeitgeber wünscht dem Ex-Mitarbeiter weiterhin beruflich und privat alles Gute sowie viel Erfolg. Vorsicht: Wünscht man Ihnen „Gesundheit“ kann das als häufige Krankheit im Arbeitsverhältnis gedeutet werden.
Zukunftswünsche Beispiele: Sehr gut bis mangelhaft
Nachfolgend finden Sie zahlreiche Beispiele für Zukunftswünsche im Arbeitszeugnis – in Form einer Ampel. Grün ist gut bis sehr gut; Gelb neutral bis mittelmäßig und Rot bedeutet: „Achtung, mieser Mitarbeiter!“
Achten Sie bei den Formulierungen vor allem auf die Worte „viel“ oder „weiterhin“ sowie darauf ob für die Zukunft nur „Erfolg“, nur „Glück“ oder beides gewünscht wird. Diese deuten auf die Note hin:
🟢 Zukunftswünsche: Sehr gut
- „Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“
- „Sowohl beruflich als auch privat wünschen wir Herrn Muster weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“
- „Wir wünschen Frau Beispiel für ihren weiteren Weg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
- „Wir wünschen Herrn Beispiel auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
- „Wir wünschen diesem engagierten, strebsamen und fleißigen Mitarbeiter auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
- „Wir wünschen Herrn Muster, der zu unseren Spitzen-Mitarbeitern gehörte, beruflich und persönlich alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
- „Für ihren weiteren Berufsweg wünschen wir Frau Muster alles Gute.“
- „Wir wünschen Herrn Beispiel für seine weitere Tätigkeit alles Gute.“
- „Wir wünschen Herrn Muster alles Gute.“
- „Wir wünschen für die Zukunft viel Erfolg.“
- „Auf seinem weiteren Weg wünschen wir Erfolg und alles Gute.“
- „Wir wünschen für die berufliche Zukunft weiterhin Erfolg.“
- „Für die Zukunft wünschen wir ihm alles Gute, besonders Erfolg.“
- „Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute, auch Erfolg.“
- „Wir wünschen ihr alles Gute, vor allem Gesundheit.“
- „Wir wünschen ihm für den weiteren Berufsweg viel Glück.“
- „Wir hoffen, dass sie auf ihrem zukünftigen Berufsweg viel Erfolg haben wird.“
🟡 Zukunftswünsche: Befriedigend
🔴 Zukunftswünsche: Mangelhaft
Satzstellung der Zukunftswünsche: Vorsicht Falle!
Vor allem das Wort „weiterhin“ sollte NIE am Satzanfang stehen! „Weiterhin wünschen wir…“ bedeutet übersetzt, das alles, was jetzt kommt, bisher fehlte oder ausgeblieben ist. Zwei Beispiele aus echten Schlussformeln:
- „Herr Beispiel verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Sein Ausscheiden bedauern wir sehr und bedanken uns für seine stets sehr guten und engagierten Leistungen. Sowohl beruflich als auch privat wünschen wir weiterhin viel Erfolg und alles Gute.“
- „Herr Beispiel verlässt in beidseitigem Einvernehmen das Unternehmen. Wir bedauern dies und danken für seine Mitarbeit. Weiterhin wünschen wir beruflich und privat viel Erfolg.“
Beide Formulierung klingen im ersten Moment freundlich und wohlwollend. Der zweite Zukunftswunsch meint aber das genaue Gegenteil: Weil das Wort „weiterhin“ vor den Zukunftswünschen steht, ist es synonym wie ein „außerdem“ oder „endlich mal“ zu verstehen.
Tatsächlich sagt der Satz: „Wir wünschen dem Mitarbeiter weiterhin nur das Beste – denn hier hatte er weder Glück noch Erfolg.“
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Fiese Formulierungstricks im Arbeitszeugnis
Nicht nur in den Zukunftswünschen müssen Sie auf Formulierungen und verschlüsselte Botschaften im Arbeitszeugnis achten. Schlechte Bewertungen kaschieren Personaler durch diese Methoden:
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Auslassungen
Für den Job relevante Tätigkeiten oder Qualifikationen werden erst gar nicht erwähnt. Auch das Auslassen von typischen Verantwortungsbereichen oder Projekten ist eine negative Botschaft. Bei den Zukunftswünschen werden in dem Fall wichtige Bestandteile oder Worte weggelassen.
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Überbetonungen
An sich sind Glückwünsche etwas Positives. Wenn allerdings nur und mehrfach Glück gewünscht wird, wirkt es so, als habe der Arbeitnehmer keinerlei fachliche Fähigkeiten.
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Selbstverständlichkeiten
Pünktlichkeit ist das klassische Beispiel dazu. Selbstverständlich sollte ein Mitarbeiter immer pünktlich erscheinen. Steht im Zeugnis aber: „Seine Pünktlichkeit gab keinen Anlass zu Beanstandungen“ weckt der Satz bewusst schlafende Hunde. Falls es wirklich keinen Anlass zu Beanstandungen gab, wäre es nicht erwähnenswert.
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Passivsätze
Von Leistungsträgern erwartet man Eigeninitiative. Passivformulierungen deuten das Gegenteil an: Hier handelte jemand nur auf Anweisung und war ansonsten passiv und faul. Beispiele: „Herrn Muster wurden die Aufgaben übertragen.“ Oder: „Er wurde für folgende Tätigkeiten eingesetzt: …“
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Übertreibungen
Eine andere fiese Arbeitszeugnis Formulierung ist die Übertreibung. Beispiel: „Sie verfügte über eine außergewöhnlich brillante Art, ihr Wissen mit den Kollegen zu teilen.“ Bedeutet im Klartext pure Ironie und das glatte Gegenteil: „Sie war eine pedantische Klugscheißerin.“
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Reihenfolge
Das Verdrehen der hierarchischen Reihenfolge gehört ebenso zu einem fiesen Trick. Heißt es im Arbeitszeugnis: „Er pflegte ein tadelloses Verhalten gegenüber Kollegen, Kunden und Vorgesetzten“ ist das ein Geheimcode für: „Er hatte Probleme mit Autoritäten.“ Gleiches gilt, wenn untergeordnete Aufgaben zuerst aufgelistet werden, die höheren Tätigkeiten aber erst am Schluss erscheinen.
Lesen Sie das Zeugnis und die Zukunftswünsche deshalb immer aufmerksam! Nehmen Sie nicht einfach hin, was der Arbeitgeber in das Dokument schreibt. Ein falsches oder schlechtes Arbeitszeugnis können Sie anfechten.
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