Was bedeutet Altersvorsorge?
Die Altersvorsorge umfasst in Deutschland alle Maßnahmen, um den Lebensunterhalt im Alter zu sichern, insbesondere im Ruhestand oder Vorruhestand, also nach dem Ende der Erwerbstätigkeit. So soll das Risiko der Altersarmut gesenkt werden.
Die Vorsorge basiert wesentlich auf dem sog. Dreisäulenmodell, bestehend aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersvorsorge und privater Rentenvorsorge.
Einfach erklärt: Die drei Säulen der Altersvorsorge
Altersvorsorge ist mehr, als Geld auf dem Girokonto zu sparen. Dessen Kaufkraft frisst die Inflation. Finanzexperten empfehlen deshalb das sogenannte Dreisäulenmodell bzw. die drei Säulen der Altersvorsorge. Mit diesem Gerüst sind Sie umfangreich abgesichert, nutzen Wertsteigerungen sowie Zinseszinseffekt und profitieren teils von staatlichen Förderungen. Die drei Säulen bestehen aus:
1. Gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung ist die wichtigste Säule und dient der Grundsicherung Ihrer Altersvorsorge in in Deutschland. Arbeitnehmer sind hierbei pflichtversichert. Bedeutet: Jeden Monat wird automatisch ein Teil des Gehalts abgezogen und in die Rentenkasse eingezahlt. Aktuell liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent. Er wird je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt. Nach dem Renteneintritt bekommen Rentner dann von der deutschen Rentenversicherung Ihre Rente ausgezahlt.
Die genaue Rentenhöhe bemisst sich nach dem letzten Gehalt und der Dauer der Beitragszahlungen (auch: Rentenpunkte). Wer früher in Rente geht, muss mit einem Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat des vorgezogenen Rentenbeginns rechnen. Die Rentenversicherungen bietet auf Ihrer Webseite hierfür einen kostenlosen Rentenbeginn- und Rentenhöhenrechner an. Ebenso können Sie dort Ihren Rentenantrag stellen.
2. Betriebliche Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine finanzielle Leistung in Zusammenarbeit mit Ihrem Arbeitgeber. Hierbei wird ein Teil des Bruttogehalts in eine betriebliche Altersvorsorge gesteckt. Dazu gibt es sogar einen gesetzlichen Anspruch! Wollen Sie die bAV nutzen, kann der Chef den Wunsch nicht verweigern, sondern muss einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent zahlen.
Bei der sogenannten Entgeltumwandlung entscheidet jedoch der Chef, welche Form der Altersvorsorge gewählt wird und schließt einen Vertrag ab. Zur Auswahl stehen:
- Direktversicherung
- Pensionsfonds
- Pensionskasse
- Pensionszusage
- Unterstützungskasse
Doppelter Vorteil: Weil die Beiträge für die bAV von Ihrem Bruttogehalt abgehen, verringern Sie Ihre Steuer- und Sozialversicherungsabgaben. Das spart nochmal Geld.
3. Private Altersvorsorge
Die private Alters- bzw. Rentenvorsorge ist die wichtigste Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Dazu gehören zum Beispiel Lebens- oder Rentenversicherungen, ETFs, Sparpläne oder Aktiendepots oder Immobilien. Entscheidend ist, dass Sie für Ihre finanziellen Möglichkeiten die perfekte Alternative oder einen Mix finden – auch passend zu Ihrer Risikoneigung. Einige Angebote und Produkte zur privaten Altersvorsorge werden staatlich gefördert. Das kann sich dann doppelt lohnen.
Warum ist die private Altersvorsorge wichtig?
Der Grund, warum die private Altersvorsorge so wichtig ist, ist ebenso einfach wie ernüchternd: Die gesetzliche Rente reicht bei den wenigsten Menschen aus, um sie finanziell und den bisherigen Lebensstandard abzusichern. Selbst bei gekürzten Kosten und Ausgaben bleibt schlimmstenfalls nicht genügend Geld zum Leben.
Generell gilt: Wer nicht deutlich über dem Durchschnittsgehalt verdient, sollte unbedingt privat vorsorgen – je früher, desto besser um zusätzlich von Zinseszinseffekten zu profitieren und eine mögliche Rentenlücke zu schließen.
Was ist die Rentenlücke?
Die Rentenlücke ist die Differenz zwischen Ihrem bisherigen Nettoeinkommen im Berufsleben und den späteren Rentenzahlungen. Ein einfaches Beispiel: Die durchschnittliche Rente nach 45 Beitragsjahren liegt in Deutschland bei 1.604 Euro. Diese Rente wird an über 5 Millionen Menschen gezahlt. Haben Sie jedoch vorher rund 2.500 Euro netto verdient, fehlen Ihnen im Ruhestand knapp 1.000 Euro monatlich. Das ist die Rentenlücke.
Welche Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt es?
In der gesetzlichen Rentenversicherung haben Sie keine Gestaltungsmöglichkeiten – in der privaten Altersvorsorge aber sehr wohl! Hier stehen Ihnen unterschiedliche Formen und Vorsorge-Produkte zur Auswahl, die teils von Banken und Sparkassen oder Versicherungen angeboten werden. Wir stellen Ihnen die Möglichkeiten kompakt vor:
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Riester-Rente
Die Riester-Rente ist ein staatlich gefördertes Modell zur Altersvorsorge. Neben eigenen Einzahlungen gibt es Zuschüsse vom Staat und steuerliche Vorteile. Allerdings sind Riester-Produkte teuer, haben hohe Verwaltungskosten und es müssen mindestens 4 Prozent vom Bruttojahreseinkommen eingezahlt werden. „Riestern“ lohnt sich deshalb vor allem bei geringem Einkommen und für Familien mit vielen Kindern.
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Rürup-Rente (Basisrente)
Die Rürup-Rente richtet sich vor allem an Selbstständige und Freiberufler, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Der Vorteil entsteht durch Steuererleichterungen: Die Altersvorsorge wird als Sonderausgabe in der Steuererklärung abgesetzt. Für Angestellte lohnt sich diese Möglichkeit nur bei einem hohen Einkommen.
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Private Rentenversicherung
Eine private Rentenversicherung eignet sich besonders gut, wenn Sie flexible Gestaltungsmöglichkeiten und verschiedene Anlageformen (klassisch oder fondsgebunden) suchen. Sie garantiert später eine lebenslange Rente, die nach eigenen Risiko- und Anlagevorlieben angespart und gestaltet werden kann.
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ETFs und Sparpläne
Durch Investitionen in ETFs (= Exchange Traded Funds) können Sie ebenfalls einfach und diversifiziert Geld an der Börse investieren. Bei einem ETF müssen sich nicht auf einzelne Aktien festlegen, sondern können in den Gesamtmarkt investieren oder eine Branche abdecken. Beliebte Optionen sind zum Beispiel der MSCI World ETF oder der Vanguard FTSE All-World ETF. Über einen Sparplan kaufen Sie monatlich für eine festgelegte Summe Anteile an diesen ETFs und profitieren von deren Wertentwicklung.
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Immobilien
Auch Immobilien sind eine gute Möglichkeit der privaten Altersvorsorge. Wer es sich leisten kann, kann so später im Alter mietfrei in den eigenen vier Wänden wohnen und seine monatlichen Kosten deutlich reduzieren. Eine weitere Option ist, die Immobilien zu vermieten und durch die Mieteinnahmen zusätzliches Einkommen zu generieren. In dem Fall sollten die anfänglichen Kreditzahlungen für die Immobilien durch die Mieteinnahmen gedeckt sein.
Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge
Auch bei der bAV gibt unterschiedliche Modelle:
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Betriebsrente
Die klassische Form der betrieblichen Altersvorsorge ist die Betriebsrente. Der Arbeitgeber zahlt für seine Mitarbeiter in ein internes Rentensystem ein, aus dem Arbeitnehmer später zusätzlich zur gesetzlichen Rente eine Betriebsrente erhalten.
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Entgeltumwandlung
Bei der Entgeltumwandlung wiederum wird ein Teil Ihres Bruttogehalts für eine betriebliche Altersvorsorge angelegt. Hierbei kann der Chef entscheiden, ob die bAV in eine Direktversicherung, Pensionsfonds oder andere Optionen investiert wird. Zusätzlich profitieren Sie von Steuervorteilen.
Die betriebliche Altersvorsorge eignet sich aber vor allem, wenn Sie über viele Jahre für ein Unternehmen tätig sind und wenn der Arbeitgeber den Großteil (oder die gesamte Summe) der Einzahlungen finanziert.
Wie viel Geld sollte ich für die Altersvorsorge sparen?
Wie viel Geld Sie privat für die Rente sparen sollten, hängt davon ab, wie hoch Ihr Lebensstandard und wie groß die erwartete Rentenlücke ist. Die meisten Experten empfehlen, sich mit rund 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens für den Ruhestand abzusichern. Die gesetzliche Rente deckt davon in der Regel nur rund 48 Prozent, sodass noch rund 30 Prozent fehlen.
Eine bewährte Faustregel: Finanzexperten empfehlen, 10-15 Prozent des Bruttoeinkommens für die Altersvorsorge zurückzulegen (siehe auch: 50-30-20-Regel). Je früher Sie damit beginnen, desto geringer kann der monatliche Sparbetrag sein!
Konkretes Beispiel aus der Praxis
- Eine 37-jährige Person zahlt 30 Jahre lang jeden Monat 250 Euro in eine fondsgebundene Rentenversicherung ein. Nach einfachen Berechnungen ergäbe sich damit eine monatliche Rente von 170-220 Euro; bei einer durchschnittlichen Wertentwicklung könnten es sogar 470-700 Euro sein.
- Ein 50-Jähriger, der 750 Euro monatlich über 12 Jahre einzahlt, erhält wiederum eine Rente von etwa 240 Euro, bei mittlerer Entwicklung steigen die Chancen schon auf rund 310 Euro im Monat.
Wie viel muss ich für 1000 Euro Rente einzahlen?
Um eine monatliche Bruttorente von 1000 Euro aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu erhalten, müssen Sie beim aktuellen Rentenwert (Stand: 2025) insgesamt 25,43 Rentenpunkte erwerben. Um so viele Rentenpunkte zu erreichen, müssten Sie beispielsweise 45 Jahre lang 0,565 Rentenpunkte pro Jahr erwerben. Das entspricht einem monatlichen Bruttogehalt von rund 2.377 Euro.
Um im Ruhestand 25 Jahre lang monatlich 1000 Euro aus einer privaten Rentenversicherung oder aus angespartem Kapital zu erhalten, müssen Sie bei Rentenbeginn etwa 190.000 Euro angespart haben – vorausgesetzt, Ihr Kapital erwirtschaftet im Ruhestand weiterhin eine durchschnittliche Rendite von 4 Prozent pro Jahr.
Private Altersvorsorge Beispiele & Sparraten
- Wer mit 30 Jahren beginnt zu sparen, muss dann rund 255 Euro pro Monat zurücklegen, um mit 67 Jahren auf 190.000 Euro zu kommen (bei 4 Prozent Rendite).
- Wer erst mit 45 Jahren startet, muss schon 575 Euro monatlich sparen, um das gleiche Ziel zu erreichen.
Was ist die beste Altersvorsorge ab 40?
Auch ab 40 ist es noch sinnvoll und möglich, eine solide Rentenvorsorge aufzubauen. Hier empfiehlt sich eine Kombination aus verschiedenen Vorsorgeformen, die zu Ihrer Lebenssituation und Risikoneigung passen. Beispiele:
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Private Rentenversicherung
Eine private Rentenversicherung eignet sich besonders gut ab 40. Sie bietet flexible Gestaltungsmöglichkeiten. Je nach Risikoneigung können Sie renditeorientierte oder sicherheitsorientierte Varianten wählen.
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Riester-Rente
Für Arbeitnehmer und Beamte bietet die Riester-Rente staatliche Zulagen und Steuervorteile. Besonders attraktiv ist sie für Familien mit Kindern oder nach längeren Berufsunterbrechungen.
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Rürup-Rente (Basisrente)
Für Selbstständige und Freiberufler ist die Rürup-Rente interessant, da sie steuerlich gefördert wird und eine lebenslange Rente garantiert.
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Betriebliche Altersvorsorge (bAV)
Arbeitnehmer sollten überdies prüfen, ob der Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge anbietet. Diese wird steuerlich und sozialabgabenfrei gefördert und ist auch ab 40 noch effektiv.
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ETF-Sparpläne und Altersvorsorgedepot
Mit ETF-Sparplänen können Sie flexibel und kostengünstig Vermögen aufbauen. Gerade ab 40 lohnt sich ein höherer monatlicher Sparbetrag oder eine größere Einmalanlage, um das Renditepotenzial der Aktienmärkte zu nutzen.
Der Vorteil einer privaten Rentenversicherung ist: Die Beiträge wurden aus dem Nettogehalt bezahlt – sind also bereits versteuert. Deshalb müssen Sie im Ruhestand nicht auf die gesamten Auszahlungen Steuern zahlen, sondern nur auf einen Teil der Erträge.
Was ist die beste Altersvorsorge ab 50?
Ab 50 ist es keinesfalls zu spät, mit einer gezielten Altersvorsorge den Ruhestand finanziell abzusichern. Auch hier ist eine Kombination verschiedener Vorsorgeprodukte sinnvoll. Empfohlene Altersvorsorge-Strategien ab 50 sind:
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Private Rentenversicherung
Moderne private Rentenversicherungen bieten flexible Garantien und die Chance auf höhere Renditen durch Beteiligung an Überschüssen oder Fondsanlagen. Empfehlenswert sind meist fondsgebundene Policen, da sie mehr Renditechancen bieten als klassische Policen.
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ETF-Sparpläne und Wertpapieranlagen
Mit 50+ lohnen sich entweder ein ETF-Sparplan, um flexibel und renditestark Vermögen fürs Alter aufzubauen, oder – je nach Risikoneigung – ein Aktiendepot. Hierbei haben Sie jedoch das Risiko, dass die Börse zum Auszahlungszeitpunkt gerade abstürzt. Teile in Gold zu investieren, kann das Risiko etwas abmildern.
Wichtig ist ab 50: Nutzen Sie den kostenlosen Rentenrechner der Deutschen Rentenversicherung, um Ihre individuelle Rentenlücke zu ermitteln und das notwendige Sparziel festzulegen. Wir empfehlen ab 50 eine Sparquote von mindestens 10 Prozent des Nettoeinkommens für die zusätzliche Altersvorsorge, um eine spürbare Rentenlücke zu schließen.
Arbeiten im Alter?
Genau genommen handelt es sich hierbei nicht um eine „Vorsorge“ – wer aber seine Rentenlücke partout nicht schließen kann, hat immer noch die Option, im Alter und als Rentner Geld hinzu zu verdienen. Die Hinzuverdienstgrenze wurde Anfang 2023 abgeschafft. Das macht zum Beispiel einen Minijob für Senioren enorm attraktiv.
Lesen Sie hierzu gerne unsere ausführlichen Ratgeber:
Welche Vorteile hat die private Altersvorsorge?
Wenn Sie sich um eine private Altersvorsorge kümmern, hat das gleich mehrere Vorteile:
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Lebenslange, garantierte Rentenzahlungen
Private Rentenversicherungen bieten als einziges Produkt eine lebenslange Zahlung und sichern damit das Risiko der Langlebigkeit und steigenden Lebenserwartung ab.
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Flexible Auszahlungsoptionen
Je nach Vertrag kann zwischen einer monatlichen Rente oder einer einmaligen Kapitalauszahlung gewählt werden.
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Steuerliche Vorteile
Je nach Produkt und Vertragsgestaltung gibt es steuerliche Vergünstigungen, etwa durch die Ertragsanteilbesteuerung oder staatliche Förderungen bei Riester- oder Rürup-Verträgen.
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Individuelle Anpassbarkeit
Die private Vorsorge können Sie flexibel an Ihre Lebens- und Finanzsituation anpassen, etwa durch verschiedene Anlageformen (klassisch, fondsgebunden, Hybrid) oder Zusatzversicherungen.
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Schutz vor Inflation und Erwerbsunfähigkeit
Einige Verträge bieten Zusatzleistungen, etwa eine Hinterbliebenen-Absicherung oder Schutz bei Berufsunfähigkeit.
Der wichtigste Tipp zur privaten Altervorsorge aber ist: Beginnen Sie frühzeitig damit, privat für das Alter vorzusorgen. Haben Sie noch nichts dafür unternommen, wird es höchste Zeit! Je eher Sie damit beginnen, desto weniger müssen Sie vom aktuellen Gehalt abzweigen, um über Zinseffekte auf ein ansehnliches Vermögen zu kommen, das Ihre Lebensqualität und den Lebensstandard sichert.
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