Dunkle Triade erkennen: Was ist das?
Dunkle Triade (Englisch: dark triad) fasst als Oberbegriff die drei Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie zusammen. Sie zählen zu den dunklen Eigenschaften, da sie in starker Ausprägung unerwünscht und sozial nicht verträglich sind. Entwickelt wurde die Idee und der Begriff von den Psychologen Delroy L. Paulhus und Kevin M. Williams.
Jede Eigenschaft der dunklen Triade geht mit typischen Verhaltensmustern und Merkmalen einher:
1. Narzissmus
Narzissmus zeigt sich durch große Selbstverliebtheit, maßlose Selbstüberschätzung und den übermäßigen Wunsch nach Bewunderung von anderen. Narzissten halten sich für etwas Besseres und anderen überlegen. Aus diesem Selbstbild entsteht der eigene unstillbare Drang nach Anerkennung. Mit Kritik – selbst wenn diese berechtigt und konstruktiv ist – können narzisstische Persönlichkeiten nicht umgehen.
2. Machiavellismus
Machiavellismus beschreibt einen manipulativen Menschen, der sein Umfeld ausnutzt und strategisch eigene Ziele verfolgt, ohne auf moralische Vorstellungen zu achten. Typisch ist ein zynisches Welt- und Menschenbild, das Gefühle, Interessen und auch Rechte anderer missachtet. Für seine Manipulation nutzt der Machiavellist alle Optionen, die ihm selbst nutzen. Die Bezeichnung wurde von Niccolò Machiavelli abgeleitet, der die These vertrat: Zur Erlangung und Erhaltung von Macht ist jedes Mittel erlaubt – ungeachtet von Recht und Moral.
3. Subklinische Psychopathie
Psychopathie ist ein Fehlen von Empathie, wodurch Rücksichtslosigkeit, Impulsivität und Aggressivität verstärkt werden. Psychopathen sind kaltherzig und emotional vollkommen distanziert. Ihnen ist egal, was andere denken oder von ihnen halten. Durch ihre Skrupellosigkeit setzen sie sich über Regeln und Grenzen hinweg, ohne darin etwas Falsches zu sehen. Ein schlechtes Gewissen kennt die Psychopathie nicht.
Gemeinsamkeiten der dunklen Triade
Die drei Merkmale unterscheiden sich in den individuellen Verhaltensweisen, hängen aber zusammen und haben haben einige Gemeinsamkeiten:
- Ausgeprägter Egoismus
Die dunkle Triade konzentriert sich auf den eigenen Vorteil und Erfolg. Es sollen eigene Ziele erreicht und durchgesetzt werden. Ob andere darunter leiden oder ausgenutzt werden müssen, spielt keine Rolle. Es ist stark ausgeprägter Egoismus mit einem Hang zur Selbstsucht. - Wenig Empathie
Gefühle und anderer werden einfach ignoriert und übergangen – oft ist die Empathie so gering, dass die Emotionen von Mitmenschen gar nicht erkannt und gedeutet werden können. Falls doch, ist es Betroffenen der dunklen Triade schlichtweg egal, wie sich das Umfeld fühlt. - Kaum Moral
Je stärker die dunkle Triade ausgeprägt ist, desto schwächer werden die Moralvorstellungen. Jede der Eigenschaften ist im Extrem dazu bereit, sich über Regeln hinwegzusetzen und die wichtigsten Normen und Tugenden im zwischenmenschlichen Kontext zu ignorieren. Andere werden zum eigenen Vorteil manipuliert und ausgenutzt – muss einem Kollegen für den eigenen Erfolg geschadet werden, schrecken dunkle Persönlichkeiten davor nicht zurück.
Dunkle Triade: Test negativer Eigenschaften
Solch negative Eigenschaften und verbundene Verhaltensweisen scheinen offensichtlich. In der Praxis ist es jedoch sehr schwierig, die dunkle Triade auf Anhieb zu erkennen. Manipulation und Egoismus zeigen sich oft erst nach längerer Zeit oder werden geschickt getarnt – bis es zu spät ist und die ersten Folgen eintreten. Ein Test ist möglich (beispielsweise der Short Dark Triad – kurz SD3), wird aber vor allem im wissenschaftlichen Rahmen genutzt.
Wissenschaftliche Tests gibt es auch für die einzelnen Teile des dunklen Dreiklangs. Durch Methoden wie das Narcissistic Personality Inventory (NPI), Mach IV, die Hare Psychopathy Checklist oder die Self-Report Psychopathy Scale (SRP) können die Ausprägung der Charaktermerkmale bestimmen. Für den Alltag hilft aber vor allem eins: Achten Sie auf die typischen Anzeichen und den Umgang mit anderen Menschen. Wie verhält sich der- oder diejenige anderen gegenüber? Zeigt er oder sie Mitgefühl und Rücksicht? Durch aufmerksames Beobachten lassen sich oftmals Indizien für die dunkle Triade feststellen.
Einfacher Test für die dunkle Triade
Weniger kompliziert, aber durchaus effektiv ist ein anderer Test, mit dem Sie die dunkle Triade erkennen können: Der sogenannte E-Test überprüft, ob Ihr Gegenüber Empathie mitbringt oder diese gänzlich vermissen lässt. Fehlt empathisches Verhalten, ist es ein Indiz für stark ausgeprägten Narzissmus, Machiavellismus oder Psychopathie.
Der einfache Test: Bitten Sie Ihr Gegenüber, sich ein E auf die eigene Stirn zu malen – mit dem eigenen Finger aufzeichnen reicht völlig aus. Für die Auswertung entscheidet, wie herum das E auf gemalt wird. So, dass der Betroffene es selbst lesen kann? Dann sieht und denkt er vor allem aus eigener Perspektive und kann Dinge nur schwer – oder gar nicht – aus einem anderen Standpunkt nachvollziehen. Das kann ein Warnsignal für dunkle Persönlichkeiten sein. Zeichnet er das E hingegen spiegelverkehrt, so dass es für Sie als Betrachter zu lesen ist, zeigt er Empathie und versetzt sich in Ihre Lage.
Dunkle Triade ist kein psychologisches Krankheitsbild
Die dunkle Triade ist explizit kein Krankheitsbild und auch keine variante einer Persönlichkeitsstörung. Die klinischen Varianten der markanten Eigenschaften können echte psychische Krankheiten sein, die Triade bezieht sich aber gezielt auf Charaktermerkmale, die dimensional verteilt sind. Heißt: Jeder Mensch bringt in seiner Persönlichkeit Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie mit – unterschiedlich ist lediglich die Ausprägung.
Dunkle Triade: Gesichtszüge als Anzeichen?
Studien legen nahe: Merkmale der dunklen Triade lassen sich an den Gesichtszügen von Männern ablesen. So zählen beispielsweise ein großer Schädel, eine starke und klar definierte Kieferpartie, eine gerade und Nase sowie tiefliegende Augen als Gesichtszüge, die mit Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie verbunden werden. Aber Vorsicht: Das heißt natürlich nicht, dass jeder Mann, der über diese Züge verfügt, automatisch ein manipulativer Psychopath ist. Diese Gesichtszüge werden nur besonders häufig bei Betroffenen Männern festgestellt.
Erstaunlicherweise gilt auch: Frauen fühlen sich genau zu diesen Typen hingezogen. Viele der Gesichtszüge, die zur dunklen Triade gehören, gelten als besonders attraktiv. Neben dem Aussehen sehen Forscher darin vor allem einen evolutionären Grund: Ein solches Gesicht steht für starke Gene, die einem potenziell guten Vater gehören – was leider bei einer dunklen Persönlichkeit nicht der Fall ist.
Ursachen: Was steckt hinter dem dunklen Dreiklang?
Die Ursachen werden weiterhin erforscht und sind noch nicht gänzlich geklärt. Einige Faktoren wurden aber bereits identifiziert. So gelten Erziehung und Schlüsselerfahrungen in der Kindheit als eine Ursache für Narzissmus. Mangelnde Aufmerksamkeit in dieser prägenden Phase kann im weiteren Leben zu einem übermäßigen Wunsch nach Aufmerksamkeit und Anerkennung führen. Ebenso können narzisstische Denk- und Verhaltensweisen von Eltern an die Kinder weitergegeben werden.
Auch biologische Faktoren können Teil der Ursache sein. Forscher konnten zeigen, dass bei Narzissten und Psychopathen bestimmte Bereiche des Gehirns, die für Angst oder auch Empathie verantwortlich sind, weniger aktiv sind. Dies kann Auswirkungen auf die verstärkte Ausprägung einzelner Persönlichkeitsmerkmale haben.
Dunkle Triade im Job
Ein wichtiger Anwendungsbereich der dunklen Triade ist die Personalpsychologie und Personalauswahl. Für Unternehmen ist es ein großes Risiko, Kandidaten mit diesen Charaktereigenschaften einzustellen. Schon ein Narzisst, Machiavellist oder Psychopath kann ausreichen, um ein Team komplett zu zerstören und Leistungen zu minimieren. Die Motivation der Kollegen sinkt oder die Situation ist so unerträglich, dass die Fluktuationsrate steigt.
Mitarbeiter mit Anzeichen einer dunklen Triade sind hingegen sehr erfolgreich. Gerade in Führungspositionen und unter Top-Managern sind die Eigenschaften besonders häufig. Das bedeutet nicht, dass sie bessere Vorgesetzte sind. Sie profitieren jedoch vom größeren Selbstbewusstsein, einem starken Eigenmarketing, ausgeprägter Zielstrebigkeit und großem Durchsetzungsvermögen. Wichtige Faktoren bei einer Beförderung, wobei die dahinter stehende Manipulation und fehlende Empathie nicht gesehen wird.
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