Definition: Was ist Hochbegabung?
Hochbegabung beschreibt überdurchschnittliches intellektuelles Potenzial und außergewöhnliche kognitive Fähigkeiten. Der Maßstab in Deutschland ist ein IQ von 130 – ab einem Wert von 145 spricht man von „höchstbegabt“.
Nach dieser Definition sind circa 2,3 Prozent der Menschen hochbegabt. Der IQ alleine ist aber nur teilweise aussagekräftig, weil er nur einen Teil der Begabungen und Fähigkeiten erfasst.
Hochbegabung erkennen – Merkmale
Hochbegabte Menschen sind mehr als besonders intelligent. Es ist eine Kombination aus zahlreichen Eigenschaften, Begabungen und Merkmalen. Einige Anzeichen werden als Verhaltensauffälligkeiten wahrgenommen. Hier einige der häufigsten Merkmale bei Kindern und Erwachsenen:
- Schnelles Denk- und Sprechtempo
- Logische Schlussfolgerungen
- Kritisches Denken
- Häufige Ungeduld
- Leichtes Lernen
- Großer Freiheitsdrang
- Häufige Selbstzweifel
- Ausgeprägte Empathie
- Hohe Ansprüche
- Sprunghafte Gedanken
- Gefühltes Anderssein (sog. Alien-Effekt)
- Schnelle Auffassungsgabe
- Großer Wortschatz
- Differenzierte Ausdrucksweise
- Starke Neugier
- Besonderer Lernwille
- Gutes Gedächtnis
- Ausgeprägte Beobachtungsgabe
- Frühes Lesen und Rechnen
- Langeweile bei Routine
- Perfektionistische Züge
- Große Fantasie
- Starker Gerechtigkeitssinn
Hochbegabung erkennen: Erwachsene
Hochbegabung erkennen: Kinder
Typisch für Hochbegabung sind zudem Desinteresse und Langeweile bei einfachen Aufgaben. Das gilt auch für Oberflächlichkeiten oder Smalltalk. Hochbegabte Kinder und Erwachsene suchen schwierige Projekte und Herausforderungen, die ihnen eine Möglichkeit zur Entwicklung bieten.
Falsches Klischee von Hochbegabung
Das verbreitete Bild von hochbegabten Menschen als Genie, Wunderkinder oder Überflieger ist falsch. Oftmals bleibt eine Hochbegabung unbemerkt. Das Umfeld erkennt die besonderen Eigenschaften nicht oder eben nur als (negative) Verhaltensauffälligkeiten. Selbst Hochbegabte wissen oft nichts von ihren Fähigkeiten – oder verstecken sie, um nicht aufzufallen.
Herausforderungen bei Hochbegabung
Hochbegabung klingt toll, doch sind für die Betroffenen damit zahlreiche Herausforderungen und Probleme verbunden. Hochbegabung kann Segen und Fluch zugleich sein:
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Unterforderung
In der Schule, Universität oder im Job: Hochbegabte leiden oft an Unterforderung. Die Aufgaben sind ihnen zu leicht, die Themen zu schnell gelernt. Bis zu 15 Prozent der hochbegabten Menschen zeigen deshalb eher schlechte Leistungen, weil sie sich langweilen.
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Perfektionismus
Hochbegabte sind nie zufrieden mit sich selbst. Sie sehen überall Verbesserungspotenziale, finden Fehler im eigenen Handeln und neigen zu übermäßiger Selbstkritik.
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Erwartungsdruck
Hinzu kommt hoher Erwartungsdruck von außen: Ist die Hochbegabung anderen bekannt, erwarten diese ständig Meisterleistungen und Lösungen für jedes Problem. Es fehlt das Verständnis, dass auch hochbegabte Menschen Grenzen haben oder nur in Teilbereichen herausragend sind.
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Isolation
Das Gefühl, anders zu sein, macht es gerade für Kinder und Jugendliche schwer, Anschluss unter Gleichaltrigen zu finden. Sie können sich nicht mit ihrer Altersgruppe identifizieren. Im Erwachsenenalter kommt die Angst hinzu, als überheblich oder arrogant wahrgenommen zu werden – so wird eine Hochbegabung oft verschwiegen und verheimlicht, statt die Begabung auszuleben und zu nutzen.
Hochbegabung fördern: Was tun?
Voraussetzung ist natürlich, dass eine echte Hochbegabung vorliegt und diagnostiziert wird. Manchmal ist das auch nur Wunschdenken (der Eltern). Die Diagnose erfolgt in der Regel durch ärztliche Untersuchungen, IQ-Tests und psychologische Gutachten.
Wird die Hochbegabung bestätigt, sollte diese richtig genutzt und gefördert werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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Lernpläne anpassen
Für Kinder gilt: Die Lernpläne aus der Schule werden den Fähigkeiten oftmals nicht gerecht. Hochbegabte Kinder benötigen zusätzliche Herausforderungen und individualisiertes Lernen.
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Talente finden
Hochbegabte sind nicht in jedem Bereich gleich begabt. Häufig gibt es klare Spezialisierungen – zum Beispiel in Mathematik, Musik oder Kunst. Hier ist es wichtig, diese Talente zu erkennen und gezielt zu fördern.
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Hobbys finden
Hobbys sind eine gute Möglichkeit, um das vorhandene Potenzial zu fördern. Empfehlenswert sind komplexe und herausfordernde Freizeitaktivitäten. Beliebt sind zum Beispiel Schach, Programmieren oder das Erlernen von Sprachen und Musikinstrumenten.
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Angebote nutzen
Es gibt heute viele Angebote und Vereine, die sich speziell an Hochbegabte richten. Der größte und bekannteste ist „Mensa„. Auch die „Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ (DGHK) und andere Organisationen bieten Hilfe, Ratschläge und Förderangebote.
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