Arbeitszeugnis anfordern: Vorlage, Gründe – was beachten?

Verlassen Sie Ihren Arbeitgeber, sollten Sie ein qualifiziertes Arbeitszeugnis anfordern. Hier bewertet der Chef Ihre Leistungen und das Sozialverhalten – ein wichtiges Dokument für kommende Bewerbungen. Wir zeigen, wie Sie ein Arbeitszeugnis anfordern – mit kostenloser Vorlage und Frist für den Antrag…

Arbeitszeugnis Anfordern Muster Frist Per Mail Beispiel Vorlage

Muster: Wie kann ich das Arbeitszeugnis anfordern?

Für die Arbeitszeugnis Anforderung reicht ein einfacher Zweizeiler im Kündigungsschreiben – oder später per Mail an den Chef oder die Personalabteilung. Wichtig ist, dass Sie stets schriftlich das qualifizierte Arbeitszeugnis anfordern und dabei eine Frist von 2 Wochen für die Ausstellung setzen.

Wir zeigen zwei Muster als Beispiele für mögliche Formulierungen, wenn Sie das Arbeitszeugnis anfordern:

Arbeitszeugnis anfordern: Muster bei Kündigung
Bitte bestätigen Sie mir den Erhalt meiner Kündigung und das genannte Datum, an dem der Arbeitsvertrag endet. Ferner bitte ich darum, mir bis zum TT.MM.JJJJ ein qualifiziertes Arbeitszeugnis auszustellen.

Muster: Arbeitszeugnis anfordern (Word)

Arbeitszeugnis anfordern: Muster nach Kündigung
Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit bitte ich um die Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses für meine Beschäftigung vom TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ innerhalb einer Frist von 2 Wochen. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüßen
Max Muster

Muster: Arbeitszeugnis anfordern nach Kündigung (Word)

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Arbeitszeugnis anfordern: Wer hat Anspruch?

In Deutschland haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis, wenn das Beschäftigungsverhältnis endet (§ 109 Gewerbeordnung). Der Arbeitgeber hat die Pflicht, eine entsprechende Arbeitsbeurteilung auszustellen. Dieser Anspruch gilt nicht nur bei Festanstellung in Vollzeit, sondern auch für Teilzeitkräfte, Minijobber, Praktikanten oder Auszubildende.

Dabei reicht grundsätzlich auch ein einfaches Arbeitszeugnis. Damit Sie ein qualifiziertes Arbeitszeugnis erhalten, mit dem Sie bei der Jobsuche und in Bewerbungen punkten, müssen Sie es aktiv einfordern. Hier haben Arbeitnehmer eine sogenannte Holschuld.

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Arbeitszeugnis anfordern ohne Grund?

Bei einer Kündigung fragt niemand, warum Sie das Arbeitszeugnis anfordern. Anders sieht es aus, wenn Sie eine Arbeitsbeurteilung im laufenden Beschäftigungsverhältnis haben wollen.

Sie können bei Ihrem Chef ein Zwischenzeugnis beantragen – hier gibt es allerdings keinen gesetzlichen Anspruch. Daher sollten Sie in Ihrer formlosen E-Mail freundlich darum bitten. In der Regel müssen Sie dabei einen triftigen Grund angeben und ein berechtigtes Interesse an der Ausstellung haben.

Bitte um ein Zwischenzeugnis
Sehr geehrte Damen und Herren,

weil ich mich über meinen aktuellen Leistungsstand informieren möchte, bitte ich um die kurzfristige Ausstellung eines qualifizierten Zwischenzeugnisses innerhalb der kommenden zwei Wochen.

Mit freundlichen Grüßen
UNTERSCHRIFT

Wollen Sie das Arbeitzeugnis ohne Grund beantragen, liegt es im Ermessen des Arbeitgebers, ob er der Bitte nachkommt. Mögliche Gründe sind eine längere Betriebszugehörigkeit ohne bisherige Beurteilung oder ein Wechsel der Position im Unternehmen.

Arbeitszeugnis anfordern: Wie oft?

Als regelmäßige Beurteilung Ihrer Leistungen können Sie ein Zwischenzeugnis etwa alle 2 Jahre beantragen. Liegt ein triftiger Grund vor, ist das auch häufiger möglich. Mindestens 6 Monate sollten seit der letzten schriftlichen Bewertung allerdings vergangen sein.

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Arbeitszeugnis anfordern: Frist

Wenn Sie ein Arbeitszeugnis anfordern, sollten Sie dies zeitnah (idealerweise sofort mit der Kündigung) tun. Der Anspruch auf das Zeugnis verjährt nach 3 Jahren (§ 195 BGB). Aber: Sie müssen das Zeugnis schon weit vor dieser Frist anfordern, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Schon nach 6 bis spätestens 12 Monaten ab dem Ende des Arbeitsverhältnisses gehen Gerichte davon aus, dass eine Ausstellung der Beurteilung für Arbeitgeber unzumutbar ist. Wer bis zu diesem Zeitpunkt keinen Antrag gestellt hat, bekommt vielleicht nur noch ein einfaches Arbeitszeugnis über Dauer und Art der Beschäftigung – ohne Bewertung von Leistung und Sozialverhalten, die für die Bewerbung wichtig sind.

Frist für Arbeitgeber

Arbeitgeber müssen nach dem Antrag des Mitarbeiters das Arbeitszeugnis in einer „angemessenen Frist“ ausstellen. Das gilt in der Regel für einen Zeitraum von 2 Wochen. Wird diese Frist nicht eingehalten, können Arbeitnehmer über einen Anwalt rechtliche Schritte prüfen.

So kann die Ausstellung erzwungen werden. Auch Ansprüche auf Schadensersatz an den ehemaligen Arbeitgeber sind möglich, wenn durch die verspätete Ausstellung des Arbeitszeugnisses Nachteile für den Mitarbeiter entstehen.

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Arbeitszeugnis anfordern: 4 einfache Schritte

Sie wollen ein Arbeitszeugnis anfordern? Dann haben wir noch einmal die notwendigen Schritte kurz und übersichtlich zusammengefasst:

  1. Schriftlich anfordern

    Beginnen Sie mit einem kurzen schriftlichen Antrag für das Arbeitszeugnis – direkt im Kündigungsschreiben oder gesondert als Mail.

  2. Frist einhalten

    Beantragen Sie Ihr Arbeitszeugnis am besten gleich zum Zeitpunkt der Kündigung. So halten Sie garantiert alle Fristen ein und es gibt keine Probleme. Spätestens 6 Monate nach Ende des Arbeitsverhältnisses sollten Sie die Beurteilung verlangen.

  3. Unterstützung anbieten

    Viele Unternehmen lassen Mitarbeitern den ersten Entwurf des Arbeitszeugnisses selber schreiben. Bieten Sie Ihre Mithilfe – der Chef hat weniger Arbeit und Sie beeinflussen den Inhalt nach Ihren Vorstellungen.

  4. Zeugnis prüfen

    Nehmen Sie das Zeugnis nicht einfach hin, sondern prüfen Sie das Schreiben genau. Stimmen alle Angaben und Informationen? Gibt es Zeugniscodes, die negativ klingen? Ist das Arbeitszeugnis vollständig und die Gesamtnote nach Ihren Vorstellungen? Im Zweifel können Sie es von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht prüfen lassen.
    Qualifiziertes Arbeitszeugnis anfordern: Anspruch und Aufbau

Kann ich mein Arbeitszeugnis korrigieren lassen?

Haben Sie ein schlechtes Arbeitszeugnis und sind unzufrieden mit der Bewertung, sollten Sie zunächst das Gespräch mit Ihrem Chef suchen. Erklären Sie Ihren Eindruck und bitten Sie um eine Korrektur. Oft lässt sich ein Missverständnis hier bereits klären und es gibt eine Lösung.

Hilft das nicht und der Arbeitgeber ist uneinsichtig, sollten Sie einen schriftlichen Widerspruch formulieren. Darin führen Sie alle Passagen auf, die Sie beanstanden und schlagen Alternativformulierungen vor. Erfolgt dennoch keine Korrektur, können Sie innerhalb von 3 Wochen nach Erhalt des Zeugnisses eine „Zeugnisberichtigungsklage“ einreichen. Einen Anspruch auf Zeugnisberichtigung haben Sie bei:

  • Formale Fehlern
  • Inhaltlichen Fehlern (falsche Daten, Aufgaben)
  • Negative Formulierungen (schädliche Aussagen)
  • Schreibfehlern (Namen, Rechtschreibung)

Bei den Noten muss der Zeugnisinhalt nur korrigiert werden, wenn Ihre Zeugnisnote schlechter als 3 („befriedigend“) ist. Schlechtere Zeugnisse muss der Arbeitgeber begründen. Die Beweislast für ein „gutes“ oder „sehr gutes“ Zeugnis liegt beim Arbeitnehmer (BAG 9 AZR 584/13).

Zeugnissprache: 200 Codes entschlüsselt

Die wichtigsten Geheimcodes und Formulierungen im Arbeitszeugnis – und was sie wirklich bedeuten. Hier kostenlos herunterladen:

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Arbeitgeber verweigert Arbeitszeugnis: Was tun?

Sollte der Arbeitgeber trotz schriftlicher Anforderung kein Arbeitszeugnis ausstellen, suchen Sie bitte zunächst das persönliche Gespräch. In den meisten Fällen ist dies kein böser Wille, sondern Vergesslichkeit. Bevor es zu einer unnötigen Eskalation kommt, hilft der offene und freundliche Dialog.

Weigert sich der Arbeitgeber dennoch oder kommt er trotz wiederholter Aufforderung Ihrem Anspruch nicht nach, bleiben zwei Schritte:

  • Reichen Sie eine schriftliche Mahnung ein

    Reagiert der ehemalige Arbeitgeber nicht, können Sie den Druck mit einer schriftliche Mahnung per Einschreiben erhöhen. Setzen Sie darin eine letzte Frist. Sie können auch gleich ein Muster für das Arbeitszeugnis mitschicken, das Ihren Erwartungen entspricht.

  • Klagen Sie Ihr Arbeitszeugnis ein

    Bleibt eine Antwort auf das Mahnschreiben aus, müssen Sie nach Ablauf der gesetzten Frist das Arbeitszeugnis gerichtlich einklagen. Da Sie bei Kündigung einen gesetzlichen Anspruch auf die Ausstellung haben, ist das Recht auf Ihrer Seite – lästig ist dieser Weg trotzdem.

Müssen Sie den Weg vor das Arbeitsgericht gehen, fallen zudem Anwaltskosten an. Hier kann eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein. Fehlen die Mittel, können Sie bei Gericht Beratungs- oder Prozess­kosten­hilfe beantragen.


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