Lehrjahre sind keine Herrenjahre: Ursprung und Konter

Die meisten Azubis kennen und hassen den Spruch: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“ Seine positive Bedeutung erinnert an die wichtigen Lektionen in den „Lehrjahren“ als Grundstein für eine erfolgreiche, berufliche Zukunft. Oft aber dient die Floskel zur Rechtfertigung für unsinnige Arbeiten. Hintergründe und wie kontern?

Lehrjahre Sind Keine Herrenjahre Ursprung Bedeutung Konter Beispiele

Definition: Was bedeutet „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“?

Die Redewendung „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ bedeutet, dass Auszubildende während der Lehre vor allem zuhören und lernen sollen, statt Anweisungen zu geben. In einer positiven Bedeutung appelliert das Sprichwort an Bescheidenheit und Lernbereitschaft in jungen Jahren.

Der Spruch wird jedoch häufig dazu missbraucht, Lehrlinge in der Ausbildung zu Gehorsam zu ermahnen und niedere Arbeiten zu rechtfertigen. Lehrjahre sind keine Herrenjahre (Englisch: „Learning years aren’t earning years“) meint dann: In den Lehrjahren sollen sich Azubis fügen, keine Ansprüche stellen und ihre Pflichten oder die „Drecksarbeit“ erledigen!

Was sind Herrenjahre?

Herrenjahre stellen das Gegenteil zu den Lehrjahren dar und beschreiben eine Fach- oder Führungskraft, die nun andere als „Lehrherr“ anlernt und ihr Wissen und Erfahrungen weitergibt. Herrenjahre können zugleich eine Phase des Erfolgs symbolisieren, in der man von seiner Ausbildung und Entwicklung profitiert.

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Lehrjahre sind keine Herrenjahre – Ursprung

Die genaue Herkunft der Redewendung ist bis heute ungeklärt. Sie findet sich zum Beispiel schon in einem Sprichwörterlexikon aus dem Jahr 1847. Gesichert ist lediglich, dass die Wurzeln des geflügelten Wortes in der Tradition des Handwerks liegen. Ursprünglich beschrieb es den oft harten Weg junger Menschen in ihrer Ausbildung.

Die Lehrlingsbewegung von 1968 und 1972 richtete sich dann gegen den Spruch und die „ausbeuterischen“ Ausbildungsbedingungen in einigen Lehrbetrieben, die diese zu „fügsamen Arbeitsuntertanen“ erziehen wollten (Wikipedia). Die Protestbewegung beeinflusste schließlich einige notwendige Reformen in der Berufsausbildung.

Synomyme Varianten und Sprichwörter

  • „Dienstjahre sind keine Herrenjahre.“
  • „Lehrjahre sind keine Meisterjahre.“
  • „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.“
  • „Erfolg kann nur durch harte Arbeit erreicht werden.“
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Lehrjahre sind keine Herrenjahre: Was ist dran?

Zu den typischen und gehassten Azubi-Aufgaben gehören teils Kopieren, Kaffee kochen, Telefondienst, Dokumente archivieren oder für die Kollegen einkaufen gehen (A-zu-Bi = „Arsch zum Bier holen“). Sicher nichts, dass für eine Ausbildung echte Relevanz hätte.

Die Zeiten, in denen sich Auszubildende derart erniedrigen lassen müssen, sind jedoch vorbei. Überall herrscht Fachkräftemangel, zahlreiche Lehrstellen bleiben heute frei und unbesetzt.

Hinzu kommt, dass die Generation Z andere Ansprüche an sinnvolle Arbeits- und Ausbildungsinhalte stellt. Der Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ kommt bei vielen gar nicht gut an – und findet sich anschließend als Negativurteil in Social Media oder Arbeitgeberbewertungsportalen wieder.

Meister-Schüler-Verhältnis bleibt

Was allerdings weiterhin wahr und richtig ist: Lehrjahre dienen der Orientierung und dem Einstieg in die Berufswelt. Wer noch ungelernt ist, sollte daher als angehende Fachkraft möglichst alle Arbeitsbereiche kennenlernen – auch die weniger bequemen. Die gehören zum Job dazu – und sie helfen, andere Tätigkeiten (oder Kollegen) mehr zu schätzen.

Auch wenn flache Hierarchien heute zu modernen Führungsstilen dazu gehören, begegnen sich Ausbilder und Auszubildende nicht auf Augenhöhe: Bei aller gebotenen Wertschätzung bleibt es ein Meister-Schüler-Verhältnis.

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Lehrjahre sind keine Herrenjahre – Konter

Verbale Attacken sind fies – und lassen viele perplex und sprachlos zurück. Eine schlagfertige Antwort fällt den meisten Menschen oft erst später ein. Deshalb ein paar Anregungen für einen Konter auf Lehrjahre sind keine Herrenjahre…

Wie weit Sie dabei gehen, und wie mutig Sie sind, bleibt jedem selbst überlassen. Wer den Bogen überspannt, muss allerdings damit rechnen, sich nach einer neuen Ausbildungsstelle umzusehen.

Was sagen, wenn der Meister mit dem Spruch kommt?

  • „Es heißt auch Ausbildung, nicht Ausbeutung!“
  • „Wäre okay, wenn ich hier etwas lernen würde.“
  • „Lehrjahre sind auch keine Sklavenjahre.“
  • „Ein Stift ist immer nur so gut wie sein Meister.“
  • „Und ich dachte, es wären Wachstumsjahre…“
  • „Ich weiß, meine Superkräfte sind schwer zu fassen.“
  • „Was wollten Sie mir damit eigentlich sagen?“
  • „So formuliert klingt das irgendwie verzweifelt.“
  • „Ich dachte, über den Herrenmensch-Komplex wären wir hinaus.“
  • „Ist das wirklich das Niveau, auf dem wir hier arbeiten?“
  • „Wie definieren Sie Lehrjahre?“
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Vertrauen und Verantwortung statt Gehorsam

Keine Frage, in manchen Ausbildungsbetrieben herrscht bis heute ein rauer Ton. Das gilt vor allem im Handwerk. Lehrlinge müssen häufig mit wachsenden Anforderungen, Stress und dem Druck, Leistung zu zeigen, umgehen. „Lehrjahre“ erfordern auch weiterhin harte Arbeit.

Die Relevanz der Redewendung nimmt aber ab. Stiller Gehorsam ist kein Teil des Lernprozesses und eine längst überholte, veraltete Haltung! Loyalität und Einsatzbereitschaft basieren heute vielmehr auf Vertrauen und wachsender Verantwortung sowie auf langfristigen Perspektiven.

Auszubildende wollen lernen, sich fordern und fördern lassen – sich aber nicht einfach fügen. Betriebe, die freie Lehrstellen besetzen wollen, sollten sich daher von der Redewendung „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ eher distanzieren und umformulieren in: „Lehrjahre sind Grundlagenjahre.“


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