Definition: Was ist Storytelling?
Seit Anbeginn der Zeit haben sich die Menschen Geschichten erzählt. In diesen Geschichten wurde Wissen weitergeben, Erfahrungen geteilt sowie Lebensweisheiten übertragen oder Werte und Normen vermittelt.
Storytelling ist Kunst, eine wirklich gute Geschichte zu erzählen, die den Zuhörer und Empfänger fesselt, bei ihm Emotionen weckt und bleibenden Eindruck hinterlässt. Dafür werden verschiedene sprachliche Mittel eingesetzt, um den größten Effekt zu erzielen.
Vorteile und Nutzen von Storytelling
Diverse Studien, etwa aus der Hirnforschung, zeigen, dass Informationen besonders gut und bereitwillig aufgenommen werden, wenn dabei mehrere Sinne einbezogen werden. Nicht nur Hören oder Sehen, sondern auch das Herz und damit die emotionale Ebene. Eine bildhafte Sprache, ein lebhafter Erzähler, viele eindrückliche Emotionen – all das begünstigt, dass wir uns noch lange und gerne an das Gehörte erinnern. Und meist auch davon weitererzählen.
Storytelling ist eine Methode im Marketing und der Werbung. Aber auch andere Bereiche profitieren von gutem Storytelling: Es hilft dem Verkäufer und Anbieter dabei, Kunden für sein Produkt zu begeistern; dem Chef sein Team zu motivieren und dem Bewerber den Personaler zu überzeugen. Die Fähigkeit, eine gute Geschichte zu erzählen, ist entscheidend in der Kommunikation.
Storytelling: Aufbau und Dramaturgie
Die Inhalte – also der oft beschworene Content – kann stark variieren. Gute Erzählgeschichten beim Storytelling folgen aber fast immer gleichen regeln, einer typischen Dramaturgie. Der Leser Zuhörer oder Zuschauer soll aufmerksam und aktiv bleiben. So schafft Storytelling, dass der Empfänger regelrecht an den Lippen des Erzählers klebt.
Dieser Spannungsbogen ist essenziell und wird vom ersten Moment an kontinuierlich aufgebaut – bis zum Schluss. Der Aufbau einer funktionierenden Story besteht dabei idealerweise aus fünf klassischen Elementen:
- Eine emotional bedeutende Ausgangssituation.
- Eine (sympathische) Hauptfigur.
- Konflikte und Hindernisse, die die Hauptfigur überwinden muss.
- Eine erkennbare Entwicklung (Vorher-Nachher-Effekt).
- Und einen Höhepunkt, möglichst ein auf das eigene Leben anwendbares Fazit – die Moral von der Geschichte.
Richtig aufgebaut und gut erzählt sorgt dieser Aufbau nicht nur für mehr Aufmerksamkeit, sondern für Verbundenheit und Identifikation mit dem Geschehen. Zuhörer versetzen sich in die Situation, fühlt diese nach und betrachtet Dinge aus der Perspektive des Protagonisten.
Storytelling im Marketing: Wie Unternehmen Geschichten nutzen
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen erkannt, wie groß der Effekt eines guten Storytellings sein kann – gerade für das Marketing und die Außenwirkung eines Unternehmens. Emotionen, die durch Storytelling geweckt werden, wirken viel stärker als jedes Werbeversprechen. Firmen punkten nicht nur mit Qualität. Wird Storytelling im Marketing richtig eingesetzt, verbinden Kunden gleich ein bestimmtes, positives Gefühl mit einer Marke. Es bietet nicht nur einen Wiedererkennungswert, sondern eine Möglichkeit zur Identifikation.
Dass Unternehmen die Effekte von Storytelling nicht unterschätzen sollten, zeigt ein weiteres Beispiel. Der Filmstudent Eugen Merher hat im Studium einen Werbespot für die Firma Adidas gedreht – die diesen jedoch gleich zwei Mal ablehnten. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn der Storytelling Werbespot über einen Läufer im Alter hat mittlerweile fast 15 Millionen Klicks und vermittelt in Form einer Geschichte genau die Emotionen von Motivation und Leidenschaft, die ein Sportartikelhersteller sich wünscht.
Storytelling lernen: 10 Tipps für gute Geschichten
Nun ist nicht jeder ein geborener Storyteller oder kann emotional aufgeladene Geschichten wie eine Marketingabteilung erzählen. Doch lässt sich die Kunst lernen und verbessern. So können Sie selbst zum besseren Speaker werden oder Ihre Content Marketing Strategien optimieren. Denn auch hier ist eine gute Geschichte immer die Basis. Mit den folgenden Tipps können Sie das Storytelling lernen:
Lernen Sie von den Besten
Auf dem Gebiet des Storytellings gibt es nicht nur Experten, sondern herausragende Geschichtenerzähler. Dabei kann es sich um Politiker handeln, aber auch von erfolgreichen Unternehmensgründern lässt sich viel über das Storytelling lernen. Schauen Sie sich Videos von Vorträgen an und achten Sie darauf, wie die Besten Storyteller ihre Geschichten aufbauen und erzählen. Daraus können Sie viel für die eigene Umsetzung mitnehmen.
Kennen Sie den Grund Ihrer Geschichte
Was ist Ihre Botschaft? Was möchten Sie Ihrem Publikum mit auf den Weg geben? Das sind die Fragen, die Sie beantworten sollten, damit Ihre Geschichte nicht nur eine hohle Aneinanderreihung von Worten bleibt. Beim Storytelling geht es nicht nur um die Story, sondern um die Informationen und Emotionen, die damit vermittelt werden – und diese müssen Sie vorher kennen. Machen Sie sich Ihre Pointe und die Aussage, die Sie dem Zuhörer mitgeben möchten, im Vorfeld klar.
Erzählen Sie authentische Geschichten
Ihre Geschichte sollte authentisch sein. Sie sollte Ihre Persönlichkeit und Ihre Werte widerspiegeln. Versuchen Sie nicht, sich zu verstellen, denn das fällt dem Publikum eher früher als später auf. Nur wenn Sie glaubwürdig auftreten, können Sie andere Menschen erreichen. Eine gekünstelte Fassade weckt keine positiven Emotionen, sondern nur Skepsis und Vorsicht.
Machen Sie sich angreifbar
Um eine gute Geschichte zu erzählen, müssen Sie etwas von sich preisgeben. Teilen Sie Ihre Ängste und Sorgen mit dem Publikum. Nur so geben Sie dem Publikum die Chance, sich mit der Situation auch emotional zu identifizieren. Auch wenn es Mut erfordert: Denken Sie daran, dass niemand sich mit einem perfekten Menschen identifizieren kann. Der Zuhörer muss sich in Ihrer Geschichte – zumindest ein stückweit – selbst wiederfinden. Sonst ist das Storytelling vielleicht eine nette Anekdote, Emotionen bleiben aber unangetastet.
Sprechen Sie das Herz des Publikums an
Ob sie lachen, weinen oder wutentbrannt aufschreien – wichtig ist, dass die Geschichte das Publikum mitreißt. Gefühle verbinden die Zuhörer miteinander. Wer gemeinsam lacht, fühlt sich für einen kurzen Moment seinem Nachbarn verbunden. Beim Aufbau und Vorbereitung Ihrer Geschichte sollten Sie sich die emotionalen Bedürfnisse des Publikums bewusst machen. Welche Emotionen wollen Sie ansprechen? Wie erreichen Sie das mit Ihrem Storytelling?
Sprechen Sie auch den Verstand des Publikums an
Gleichzeitig gilt: Die Geschichte muss auch zum Nachdenken anregen. Sie bietet Einsichten, Orientierung und bestenfalls ein großes Aha-Erlebnis. Es sind diese Erkenntnisse, die der Zuhörer mit nach Hause nimmt und die ihn dazu bringen, das Gehörte weiterzuerzählen („Hättest du gewusst, dass…?“). Typischerweise bilden diese Anregungen das Ende des Storytellings, Sie müssen sich aber von Anfang an im Klaren darüber sein, wie Sie die Spannung aufbauen, um in der Pointe den größten Effekt zu erzielen.
Holen Sie Ihr Publikum ab
Ein guter Geschichtenerzähler holt seine Zuhörer auf Augenhöhe ab. Er muss Empathie vermitteln und zeigen: Ich kenne dich und deine Situation. Idealerweise geschieht dies direkt mit dem Einstieg. Daher ist es auch so wichtig, sein Publikum zu kennen und sich Gedanken darüber zu machen, wem Sie die Geschichte erzählen. Was weiß das Publikum bereits? Was möchte es wissen? Sonst drohen zwei Szenarien: Sie geben Informationen, die alle Zuhörer bereits kennen – es kommt zu Langeweile. Oder Sie setzen Wissen voraus, das dem Publikum fehlt – und keiner kann Ihrer Geschichte folgen.
Erfüllen Sie Ihr Versprechen
Nichts ist schlimmer als die Erwartungen des Publikums nicht zu erfüllen. Stellen Sie eine Frage oder wollen Sie ein Problem erläutern, gibt es kaum etwas Frustrierenderes für den Zuhörer, als die Antwort am Ende nicht zu bekommen. Das Publikum schenkt Ihnen Zeit, damit Sie Ihre Geschichte erzählen können. Vermeiden Sie es, dass der Zuhörer den Eindruck hat, diese Zeit sei verschwendet gewesen.
Lassen Sie das Publikum an der Geschichte teilhaben
Markante Geschichten sind immer auch interaktiv aufgebaut und lassen den Zuhörer oder Zuschauer (wenigstens gedanklich) Teil der Handlung werden. Sicher, damit geben Sie einen Teil der Kontrolle ab, doch Sie gewinnen einen Zuhörer, der sich besser in die Situation hineindenken und sich mit dieser identifizieren kann. Schon kleine Fragen können ausreichen. Wenn der Protagonist der Geschichte vor einer Wahl steht, fragen Sie offen ins Publikum: „Was denken Sie, wie er sich entschieden hat?“ oder „Und wie hätten Sie sich entschieden?“ Sie müssen keinen Dialog beginnen, doch werden Ihrer Zuhörer einbezogen, sehen sich selbst in der Geschichte und sind emotionaler eingebunden.
Punkten Sie am Ende
Nach langem Aufbau und schönem Spannungsbogen bleibt das große Finale. Gerade für den Schluss gibt es deshalb ein paar zusätzliche Tricks. Denn der muss sitzen: Er wird am besten erinnert und ist natürlich der Höhepunkt jeder Geschichte – die Pointe:
- Der Puzzle-Plot
Beschreiben Sie zunächst viele miteinander verwobene Rätsel, die Sie mit der Zeit eins ums andere auflösen, um so ein stimmiges Ganzes zu entwickeln. Für das Publikum entsteht so der größtmögliche Aha-Effekt. Denken Sie etwa an den Film „Der Da Vinci Code“. - Der Plot-Twist
Ihre Erzählung scheint in eine klare Richtung zu gehen – dabei leiten Sie den Zuhörer gezielt auf eine falsche Fährte. Am Schluss kommt dann die unerwartete Wendung. Richtig eingesetzt sind solche Endungen besonders eindrucksvoll und einprägsam. - Der Netzwerk-Plot
Auch wenn ihre Akteure in der Geschichte zunächst scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben – mindestens eine Verbindung gibt es dennoch. Diese arbeiten Sie sukzessive heraus, und die Spannung steigt kontinuierlich. - Der Triumph-Plot
Schildern Sie, wie Sie selbst oder Ihr Protagonist zig Widerstände, Skeptiker, Widersacher, Intriganten, Feinde überwinden musste – und am Ende doch Recht und Erfolg behielt. Den späten Triumph lieben alle, weil er so gerecht wirkt.
Ein funktionierender Plot kann allerdings auch wie ein Witz konstruiert werden. Also indem Sie eine strukturierte (kurze) Erzählung zu einem für den Leser oder Zuhörer unerwarteten Ausgang führen – den Clou.
Beispiele für Storytelling-Geschichten
Nach viel Theorie zum Schluss noch Praxis: Wir haben einige Beispiele für Storytelling aufgelistet. Diese können Sie inspirieren und Ihnen zeigen, worauf es bei einer gut erzählten Geschichte ankommt:
Beispiel: Geschichte zum Umgang mit Menschen
In den ersten Wochen an der Hochschule händigte der Professor seinen Studenten einen Fragebogen aus. Es war eine Art Quiz über ihre Motivation hier zu studieren, gemischt mit einigen Fragen zur Uni selbst. Nur die letzte Frage fiel aus dem Rahmen, sie lautete: „Wie heißt die Frau mit Vornamen, die regelmäßig diesen Hörsaal reinigt?“ Tatsächlich konnte kaum jemand die Frage beantworten. Zwar hatten die meisten der Studenten die Putzfrau schon ein paar Mal gesehen, wussten dass sie um die 50 war, dunkle Haare hatte und einen spanischen Akzent. Aber ihren Namen kannte keiner. Wie auch? Niemand hatte mit ihr je ein Wort gewechselt. Also ließen die meisten das Antwortfeld zu dieser Frage frei (einige versuchten es immerhin mit Chuzpe und schrieben einen geratenen Namen hin).
Als alle den Fragebogen abgaben, fasste sich einer der Studenten ein Herz und sprach den Professor direkt auf diese Frage an: „Wird diese Frage Einfluss auf die Gesamtnote am Ende des Semersters haben?“, wollte er wissen. „Absolut“, antwortete der Professor und erklärte auch warum: „In Ihrer Karriere werden Sie einen Haufen Leute kennenlernen. Und alle werden sehr wichtig sein. Und ich meine wirklich ALLE. Jeder einzelne davon verdient Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zuwendung – zumindest aber ein Lächeln.“
Der Student vergaß diese Lektion nie – ebenso wie den Namen der Putzfrau, nach dem er sich kurz darauf bei ihr erkundigte. Sie hieß Dorothy.
Auch Sie werden diese Anekdote vielleicht nicht so schnell vergessen. Und das ist der Punkt: Gute Geschichten können Menschen begeistern, fesseln und mitreißen. Sie können Menschen dazu bringen, dem Erzähler zu folgen und aktiv zu werden. Sie können kalten, nackten Zahlen Leben einhauchen.
Entsprechend ließe sich auch so ein Vortrag beginnen:
Verehrte Damen und Herren, Sie erwarten jetzt sicher, dass ich einen Vortrag halte. Aber die Wahrheit ist: Ich bin kein großer Redner. Stattdessen werde ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Eine wahre Geschichte, die sich kürzlich genau so zugetragen hat…
Spätestens jetzt wird man die fallende Stecknadeln im Raum hören können. Das Publikum wird muksmäuschenstill sein und förmlich an den Lippen des bescheidenen Redners kleben, der freilich sehr wohl ein großes Talent ist. Denn er macht es genau richtig. Aus einer Geschichte wird durch Storytelling eben weitaus mehr als vorgetragener Text.
All die Beispiel zeigen schließlich auch, was eine gute Story und einen überzeugenden Geschichtenerzähler ausmachen…
Beispiel: Erfolgsrezept des Dropbox-Gründers
Von dem Dropbox-Gründers Drew Houston gibt es eine wunderschöne Geschichte, die er einmal im Interview mit der New York Times erzählte und die angeblich das Erfolgsrezept seines Lebens ist. Sie besteht aus drei Teilen. Houston erzählt sie so:
Wenn ich heute meinem 22-jährigen Ich einen Spickzettel zuschieben könnte, würde dieser Folgendes enthalten: einen Tennisball, einen Kreis und die Nummer 30.000:
Der Tennisball steht für etwas, in das du vernarrt bist, wofür du dich leidenschaftlich einsetzt. Der Tennisball erinnert mich an meinen Hund. Der wird immer ganz verrückt, wenn ich mit ihm spiele und den Ball werfe. Vergleichbar ist es mit den erfolgreichsten Unternehmer, die ich kenne: Sie haben auch alle etwas, wovon sie förmlich besessen sind. Etwas, das ihnen wirklich sehr am Herzen liegt.
Der Kreis wiederum soll mich an meine engsten Freunde erinnern. Du bist der Durchschnitt deiner fünf engsten Freunde. Also solltest du auch dafür sorgen, dass du dich mit Menschen umgibst, die das Beste für dich wollen und das Beste aus dir holen.
Die Zahl 30.000 schließlich macht mir bewusst, dass die meisten Menschen nur rund 30.000 Tage leben. Wenn wir uns diese Zahl vor Augen führen, wird uns bewusst jeden einzelnen Tag zu nutzen, den uns das Leben schenkt und das Beste aus diesen 30.000 Tagen herauszuholen.
Beispiel: Storytelling ist mächtiger als Content Marketing
Für die Vorstandssitzung eines internationalen Konzerns wurden die Mitglieder in eines der feinsten und teuersten Restaurants der Stadt eingeladen. Es lag in unmittelbarer Nähe der Firmenzentrale und so erschienen die Vorstände pünktlich und gut gelaunt, plauderten ein wenig beim Champagner und nahmen schließlich an dem luxuriös gedeckten Tisch Platz. Alle freuten sich auf das legendäre Menü des hiesigen Sternekochs. Doch dazu kam es nicht.
Draußen versammelten sich immer mehr Obdachlose. Sie blickten durch die Scheiben, drückten ihre staubigen Nasen dagegen und klopften aufdringlich an die Fenster.
Das Klappern wurde lauter und mischte sich bald mit Sprechgesängen. An ein gemütliches Mahl war nicht mehr zu denken, und immer mehr Bosse fragten sich, was der Gastgeber dagegen unternehmen würde: Würde er die Penner ignorieren oder die Polizei rufen? Nichts davon passierte.
Stattdessen öffnete er die Tür und ließ die Meute herein. Die Leute rochen wie ein Zwischenfall in einem Chemiewerk. Vor allem aber waren sie hungrig. Zum großen Entsetzen der Vorstände lud sie der CEO an den Tisch. Die Runde wurde erweitert und die Fremden fielen über die ersten beiden Gänge her als gäb’s kein Morgen.
Danach verschwanden sie aber nicht, sondern beschimpften die Manager: Wie könnt ihr euch jeden Tag mit Hummer, Foie gras und Champagner vollstopfen, während wir Hunger leiden? Die Vorstände bemühten sich um Contenance.
Sie seien nun mal Führungskräfte eines großen Konzerns und trügen viel Verantwortung, versuchten sie sich zu verteidigen. Die Obdachlosen überzeugte das nicht. Die Manager gerieten zunehmend in die Defensive.
Schließlich brach der Gastgeber die Farce ab. Er erklärte seinen verblüfften Kollegen, dass die Vagabunden in Wahrheit Schauspieler seien, engagiert, um alle auf den einzigen Punkt der heutigen Agenda vorzubereiten: die soziale Verantwortung des Unternehmens.
Der Vorfall soll sich tatsächlich so zugetragen haben. Wahr oder nicht ist aber unerheblich: Die Anekdote lehrt zwei Dinge:
- Menschen sind durch praktische Erfahrungen viel leichter zu überzeugen als durch theoretische Argumente oder Content.
- Erkenntnisse werden für alle viel anschaulicher, wenn man dazu eine Geschichte erzählt.
Beispiel: Ein Lehrstück über einen Leerverkauf
Der junge Bill will mit einer eigenen Ranch reich werden. Also kauft er einem Farmer ein Pferd ab. Dem Farmer zahlt er dafür 100 Dollar, der wiederum verspricht das Pferd am nächsten Tag zu liefern. Doch es kommt anders: Am darauffolgenden Tag überbringt der Farmer Bill nur eine schlechte Nachricht: Das arme Tier sei in der Nacht gestorben.
Daraufhin sagt Bill: „Kein Problem. Gib mir einfach mein Geld zurück!“ Doch der Farmer verneint: „Das Geld habe ich gestern bereits für Dünger ausgegeben.“ Da überlegt Bill kurz und meint dann nur noch: „Dann gib mir wenigstens tote Pferd zurück. Ich will es verlosen!“ Der Farmer ist völlig verwirrt: „Du kannst doch kein totes Pferd verlosen!“, wundert er sich. „Doch, doch“, sagt Bill, „ich erzähle einfach keinem, dass es schon tot ist…“
Monate später laufen sich Bill und der Farmer über den Weg. Der Farmer bemerkt sofort die feinen Kleider und den offensichtlichen Reichtum an Bill. „Und?!“, fragt er neugierig, „wie ist es mit der Verlosung des Kadavers gelaufen?“ Bill grinst: „Spitze! Ich habe über 500 Lose zu je 2 Dollar verkauft und damit nahezu 1000 Dollar Profit gemacht.“ Der Farmer schüttelt den Kopf: „Aber gab es denn keine Reklamationen wegen des toten Pferdes?“ Bill grinst noch breiter: „Doch, der Gewinner hat sich beschwert“, sagt Bill. „Aber dem habe ich einfach seine 2 Dollar zurückgegeben.“
Beispiel: Gerechtigkeit
Die Studenten sitzen in der ersten Vorlesung ihres Jurastudiums. Der Professor betritt den Hörsaal, schaut sich um und zeigt gezielt ins Auditorium: „Sie da in der 8. Reihe. Können Sie mir ihren Namen verraten?“, fragt er die Studentin. „Ich heiße Sandra“, sagt sie mit leiser Stimme. Der Professor harscht sie an: „Verlassen Sie meinen Hörsaal. Ich möchte Sie nicht in meiner Vorlesung haben!“
Alle sind leise. Die Studentin ist irritiert, packt ihre Sachen und steht langsam auf. „Schneller bitte“, fordert der Professor erneut. Sie traut sich nicht, irgendeinen Mucks zu sagen und verlässt den Hörsaal. Der Professor schaut sich weiter um. Alle Studenten sind verängstigt. Dann fragt er: „Warum gibt es Gesetze?“ Keiner sagt etwas, alle schauen sich nur an.
„Wofür sind Gesetze da?“, fragt der Prof erneut. „Gesellschaftliche Ordnung“, murmelt es aus einer Reihe. Eine Studentin sagt: „Um die persönliche Rechte eines Menschen zu wahren.“ Ein Kommilitone meint: „Damit der Staat kontrolliert wird.“ Der Professor ist unzufrieden. Bis eine Studentin ruft: „Gerechtigkeit!“
Jetzt lächelt der Professor. „Danke sehr! Dann frage ich Sie: Habe ich mich vorhin ungerecht Ihrer Kommilitonin gegenüber verhalten?“ Alle nicken. „Das habe ich in der Tat“, sagt der Prof. „Nur warum hat niemand von Ihnen protestiert oder versucht, mich daran zu hindern?“ Alle schweigen. Dann setzt er fort…
„Was Sie gerade gelernt haben, hätten Sie in 1.000 Vorlesungsstunden nicht verstanden, wenn Sie es nicht selbst erlebt hätten: Nur, weil Sie selbst nicht betroffen waren, haben Sie nichts gesagt. Diese Einstellung spricht gegen Sie und gegen das Leben. Sie denken, solange es Sie nicht betrifft, geht es Sie nichts an. Ich sage Ihnen, wenn Sie heute nichts sagen und nicht für Gerechtigkeit sorgen, dann werden Sie eines Tages ebenfalls eine Ungerechtigkeit erfahren und niemand wird sich vor Sie stellen. Gerechtigkeit lebt durch uns alle. Wir müssen dafür kämpfen. Im Leben geht es auch darum, für andere einzustehen. Jeden Tag passiert eine Ungerechtigkeit – im Job, im Sport oder in der Straßenbahn. Sich darauf zu verlassen, dass irgendjemand das regeln wird, reicht nicht aus. Es ist unsere Pflicht, für andere da zu sein. Gesetze sind nur der Anfang. Herzlich willkommen im Jurastudium.“
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