Working Mom: Herausforderungen für berufstätige Mütter

Nach der Rückkehr aus der Elternzeit wird aus der Arbeitnehmerin eine Working Mom. Eine schwierige Rolle, die weit über die reine Doppelbelastung von Berufs- und Familienleben hinaus geht. Berufstätige Mütter sind Normalität, nehmen in vielen Köpfen aber weiterhin eine Sonderstellung ein. Das macht es Working Moms schwerer, als es sein müsste. Viele Probleme werden vom Umfeld gemacht oder zumindest verstärkt – und beginnen schon mit der Bezeichnung. Dabei gilt vor allem eins: Jede Mutter muss für sich selbst entscheiden, was der richtige Weg ist…

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Working Mom: Ein Begriff voller Probleme

Als Working Mom werden berufstätige Mütter bezeichnet, die sich entschieden haben, nach einer beruflichen Pause durch den Mutterschutz und die Elternzeit wieder in den Beruf einzusteigen. Meist sind Mütter gemeint, die wieder in Vollzeit arbeiten gehen. Die Bezeichnung soll ausdrücken, wie erfolgreich Mütter Familie und Beruf vereinbaren können. So wird der Hashtag häufig in den sozialen Medien verwendet und selbst eine erfolgreiche Sitcom mit Titel Workin’ Moms beschäftigt sich mit dem Leben von Müttern im Job.

Trotz des positiven Grundgedankens steckt schon der Begriff voller Probleme. Allen voran die Frage: Ist die Sonderstellung durch den Begriff hilfreich und notwendig? Er orientiert sich zu sehr am klassischen Rollenmuster: Der Vater geht arbeiten, die Mutter bleibt zuhause. Für Working Moms entsteht automatisch ein Rechtfertigungszwang.

Falsche Botschaften der Bezeichnung

Zusätzlich sendet der Begriff falsche Botschaften: Working Moms gehen einer Erwerbstätigkeit nach – einen Vollzeitjob hat hingegen jede Mutter. Carearbeit ist auch Arbeit. Rund um die Uhr, ohne Urlaubsanspruch, die Möglichkeit, sich krankzumelden und vollkommen ohne Gehalt. Was oft fehlt, ist die Anerkennung dafür.

Die Bezeichnung spaltet Mütter in Klassen, die es nicht gibt. Es geht nicht darum, dass ein Weg besser oder schlechter ist als der andere. Mutter sein ist kein Konkurrenzkampf.

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Working Mom oder Stay-at-home-Mom?

Mit der Familiengründung kommt zwangsläufig die Frage: Geht es nach einer familiären Auszeit wieder zurück an den Arbeitsplatz – in Voll- oder Teilzeit – oder bleibt ein frischgebackenes Elternteil langfristig zuhause? Dabei suchen Familien nach dem Königsweg, der idealen Entscheidung für alle. Doch die kann es nicht geben. Nicht nur, weil Working Mom und Stay-at-home-Mom nicht besser oder schlechter als das jeweils andere Modell sind.

Die Situation und Motive sind viel zu individuell. Einige Frauen freuen sich darauf, wieder in den Job einzusteigen und berufliche Ziele zu verfolgen. Andere wollen zunächst zuhause bleiben. Zudem muss die finanzielle Situation beachtet werden. Nicht jeder kann sich erlauben, drei Jahre lang auf ein Gehalt zu verzichten. Auch das Elterngeld kann eine solche Lücke nicht immer schließen.


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Herausforderungen einer Working Mom

Kaum eine Rolle ist so schwierig und herausfordernd wie die der Working Mom. Dahinter steht natürlich die Doppelbelastung, doch die Gründe sind umfangreicher und gehen viel tiefer.

  • Innere Zerrissenheit

    Zahlreiche Mütter berichten von der Angst, keiner Seite vollends gerecht werden zu können. Egal, wie sehr man sich anstrengt, von einem Ort zum anderen hetzt und organisiert: Es bleibt das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen. Zuhause verpassen Working Moms immer irgendetwas, bei dem sie gerne dabei gewesen wären – gleichzeitig besteht der Wunsch, im Job erfolgreich zu sein und sein Bestes zu geben.

  • Unzählige Erwartungen

    Eng verbunden mit dem ersten Punkt sind die unzähligen Erwartungen, die an eine Working Mom gestellt werden. Perfekte Mutter, die zuhause alles im Griff hat, den Haushalt schmeißt, Einkaufen geht, den Nachwuchs zum Kindergarten, zur Schule oder zum Sport bringt, nebenbei Freunde trifft, frisch und gesund kocht. Auf der anderen Seite hervorragende und verlässliche Mitarbeiterin, die Verantwortung übernimmt, erreichbar, flexibel und zu 100 Prozent dem Unternehmen verpflichtet ist. Jede Working Mom kennt das Gefühl, es nicht allen recht machen zu können.

  • Vielseitige Vorwürfe

    Leider ein großes und verbreitetes Problem: Working Moms werden von allen Seiten mit Vorwürfen konfrontiert. Ein großer Teil sind Vorwürfe für die berufliche Entscheidung: Wie kannst du dein Kind denn so früh schon in die Betreuung geben? Das ist weder für dich noch für dein Kind richtig. Willst du keine Zeit mit der Familie verbringen? Liebst du dein Kind denn nicht?

    Hinzu kommen Anschuldigungen vom Chef, wenn es nicht perfekt läuft, von den Freunden, wenn Treffen ausfallen müssen oder sogar von der Kinderbetreuung, wenn aufgrund der vielen Verpflichtungen der Abholtermin um fünf Minuten nicht eingehalten werden konnte.

  • Steigender Druck

    Als Working Mom steht immer der Vergleich mit einem Idealbild im Raum. Die perfekte berufstätige Mutter, die problemlos alles schafft und dabei nicht einmal Stress empfindet. Nicht zuletzt, weil dieses Bild in vielen Social Media geprägt wird. Das erzeugt einen enormen Druck. Gesteigert wird dieser, weil Mütter sich selbst die Schuld geben, wenn es bei ihnen nicht so läuft. „Bei anderen klappt es doch auch, also muss es an mir liegen…“

  • Fehlende Zeit für sich

    Morgens das Kind fertig machen und in die Betreuung bringen, anschließend einen vollen Arbeitstag, im Anschluss die restliche Zeit mit dem Nachwuchs genießen, wichtige Telefonate führen, den Haushalt organisieren und erschöpft ins Bett fallen. Working Moms nehmen sich Zeit für alles, außer sich selbst. Oft bleiben nicht einmal zehn Minuten, um ein Buch zu lesen oder die Lieblingsserie zu schauen.

  • Veraltete Ansichten

    Wahrscheinlich hat jede Working Mom schon einmal Sätze wie „Das war früher aber ganz anders“ oder „Zu unserer Zeit wäre das unvorstellbar gewesen“ gehört. Zwischen der Zeit damals und heute liegen nicht selten 20, 30 oder mehr Jahre. So ist es nur anstrengend, immer wieder erklären zu müssen, was heute alles anders ist.

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Tipps für Working Moms

Leicht ist es als Working Mom nie. Trotzdem haben wir einige Tipps zusammengestellt, die Ihnen in Ihrer Rolle helfen können:

  • Rechtfertigen Sie sich nicht

    Bei Vorwürfen, Kommentaren und ungebetenen Meinungen verspüren viele den Drang, sich rechtfertigen zu müssen. Geben Sie diesem Druck nicht nach. Es ist Ihre Entscheidung, die Sie gemeinsam mit Ihrem Partner für Ihre Familie treffen. Sie sind Außenstehenden keine Rechenschaft schuldig.

  • Kümmern Sie sich um sich selbst

    Immer nur funktionieren, funktioniert nicht. Bei all den Verpflichtungen, Aufgaben und Problemen, denen Sie sich Tag für Tag widmen, dürfen Sie sich selbst nicht vergessen. Es ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit, um zu erholen und Kraft zu tanken. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit nur für sich.

  • Organisieren Sie Unterstützung

    Der Partner, mit dem Sie sich die vielen Aufgaben teilen, Freunde, die einen Nachmittag auf das Kind aufpassen, Großeltern, die am Wochenende für Entlastung sorgen, Paten, die mit Rat und Tat zur Seite stehen oder auch Kollegen, die hilfsbereit und flexibel sind – als Working Mom brauchen Sie Unterstützung. Haben Sie keine Angst, danach zu fragen.

  • Suchen Sie Lösungen mit dem Arbeitgeber

    Als berufstätige Mutter ändern sich oftmals die Bedürfnisse für den Arbeitsplatz. Gerade Flexibilität erleichtert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf enorm. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber und sprechen Sie über mögliche Lösungen. Vielleicht lassen sich Regelungen zu Homeoffice oder flexiblen Arbeitszeiten umsetzen.

  • Senken Sie Ihre Erwartungen an sich selbst

    Immer perfekt sein und diesen Eindruck auch nach außen vermitteln? Diesem Anspruch können Sie nicht gerecht werden. Senken Sie Ihre Erwartungen und erlauben Sie sich Fehler. Keine Mutter muss perfekt sein. Gestehen Sie sich auch manchmal ein, dass Sie überfordert sind. Das ist normal und geht anderen genauso. Indem Sie es zugeben, reduzieren Sie aber den Druck für sich und andere.

  • Seien Sie stolz auf sich

    Jede Working Mom kann und sollte stolz auf sich sein. Erinnern Sie sich regelmäßig daran, wie viel Sie leisten und welche Anstrengungen Sie meistern, die Sie sich selbst früher nie zugetraut hätte. Manches mag sich alltäglich anfühlen, ist es aber nicht.

Die wohl größte Hilfe für Working Moms wäre aber größere Akzeptanz und Verständnis für jede Form von Lebensentwurf, den jemand anders für sich wählt.

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