Was ist eine überbetriebliche Ausbildung?
Die überbetriebliche Ausbildung (Abkürzung: ÜBA) ist ein ergänzender Teil der dualen Ausbildung, bei dem Auszubildende Inhalte erwerben, die ihr Ausbildungsbetrieb nicht vermitteln kann – häufig im Handwerk und meist weil er dazu zu klein oder stark spezialisiert ist.
Hauptziel der überbetrieblichen Ausbildung ist, ein einheitliches Niveau der Ausbildung zu garantieren, sodass alle Azubis – unabhängig von Betriebsgröße oder Spezialisierung – alle für ihren Beruf erforderlichen Qualifikationen erwerben. Davon profitieren auch die Betriebe, weil sie später Azubis übernehmen können, die umfassend ausgebildet sind.
Definition & Ablauf
Bei der überbetrieblichen Ausbildung lernen Azubis nicht ausschließlich im Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule, sondern zusätzlich in speziellen Werkstätten oder Bildungszentren. Dort werden ihnen praktische Fähigkeiten und theoretisches Wissen vermittelt, das sonst im Betrieb fehlen würde, etwa wegen fehlender Maschinen oder Expertise. Die Anmeldung erfolgt in der Regel über den Ausbildungsbetrieb.
Diese ÜBA-Lehrgänge dauern typischerweise einige Tage bis Wochen pro Ausbildungsjahr und decken alle wichtigen Inhalte der Ausbildungsordnung ab. Die gesetzlichen Vorgaben zur ÜBA sind in § 5 Berufsbildungsgesetz (BBiG) sowie § 21 und 26 Handwerksordnung (HwO) geregelt.
Übersicht der Abkürzungen
Die gängige Abkürzung für „überbetriebliche Ausbildung“ ist „ÜBA“. Es gibt aber noch weitere Kürzel, die ebenfalls für Ausbildungsteile stehen, die außerhalb des Ausbildungsbetriebes stattfinden:
Vollbegriff | Abkürzung |
Überbetriebliche Ausbildung | ÜBA |
Überbetriebliche Berufsbildungsstätten | ÜBS |
Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung | ÜLU |
Überbetriebliche Unterweisung | ÜBU |
Wie lange dauert die überbetriebliche Ausbildung?
Die überbetriebliche Ausbildung umfasst nur einen geringen Teil der Ausbildungsdauer. In der Regel liegt die Dauer solcher Kurse, Lehrgänge oder Arbeitszeiten in anderen Unternehmen bei bis zu 4 Wochen pro Jahr. Den Großteil Ihrer praktischen Berufsausbildung absolvieren Sie weiterhin in Ihrem normalen Betrieb.
Wann finden die überbetrieblichen Kurse statt?
In der dualen Ausbildung arbeiten Sie die meiste Zeit im Betrieb, je nach Beruf und Ausbildungsordnung verbringen Sie nur 1-2 Tage an der Berufsschule. Zudem findet die Schulzeit in der Regel als Blockunterricht am Stück statt. An den Lehrgängen der überbetrieblichen Ausbildung nehmen Sie entsprechend nur teil, wenn Sie keine Berufsschule haben.
Überbetriebliche Ausbildung Beispiele
Typische Beispiele für eine überbetriebliche Ausbildung finden sich vor allem im Handwerk, aber auch in anderen Bereichen mit spezialisierten Betrieben…
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Metallbauer
In überbetrieblichen Lehrgängen lernen Auszubildende das Fügen von Blechen, das Umformen von Rohren und weitere komplexe Arbeitstechniken, die im eigenen Betrieb oft fehlen, ergänzt durch Themen wie Gesundheits- und Umweltschutz oder Qualitätsmanagement.
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Elektroniker
Da viele Betriebe auf bestimmte Bereiche spezialisiert sind, wird in einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte ein breit gefächertes Praxiswissen vermittelt, das für das Bestehen der Gesellenprüfung notwendig ist, etwa Installations- oder Reparaturarbeiten, die im Betrieb kaum vorkommen.
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Bäcker/Konditoren
Kleinere Betriebe können oft nicht alle Backtechniken oder moderne Verfahren abdecken – diese werden dann in Lehrwerkstätten vermittelt, zum Beispiel spezielle Brot- und Feingebäck- oder Dekorationstechniken.
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KFZ-Mechatroniker
Ausbildungsbetriebe, die nur bestimmte Fahrzeugtypen betreuen, schicken ihre Auszubildenden zu Lehrgängen, in denen Arbeiten an anderen Typen und moderne Diagnosetechniken gelehrt werden.
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Bauhandwerk
Betriebe, die nur einige Teilbereiche des Handwerks ausführen (zum Beispiel nur Maurerarbeiten und keine Schalungsarbeiten), ermöglichen ihren Azubis durch überbetriebliche Ausbildung das Erlernen aller nötigen Fertigkeiten.
Beispiele aus dem Handwerk
Branchenübergreifende Beispiele
Ist die überbetriebliche Ausbildung Pflicht?
Die Lehrgänge der ÜBA werden oft von Handwerkskammern, Innungen oder Fachverbänden in eigenen Bildungszentren organisiert und sind für viele Ausbildungsberufe verbindlich vorgeschrieben. Die Teilnahme an der überbetrieblichen Ausbildung ist für Auszubildende Pflicht – ähnlich wie beim Berufsschulunterricht. Dafür gilt die Teilnahme als Arbeitszeit, und der Betrieb muss Sie für die Maßnahmen freistellen.
Die Pflicht betrifft vor allem Handwerksberufe mit stark spezialisierten oder kleinen Ausbildungsbetrieben; hier ist die ÜBA Voraussetzung für das Ablegen von Prüfungen und den erfolgreichen Ausbildungsabschluss.
Bekomme ich für die überbetriebliche Ausbildung eine Vergütung?
Während der überbetrieblichen Ausbildung erhalten Azubis weiterhin ihre ganz normale Ausbildungsvergütung vom Betrieb, der sie ausbildet. Durch die ÜBA verlängert oder verkürzt sich die duale Ausbildung auch nicht. Ihr Stammbetrieb zahlt weiterhin das Ausbildung-Gehalt, wie es im Ausbildungsvertrag geregelt ist.
Wer trägt die Zusatzkosten in der ÜBA?
Sollten Ihnen durch die überbetriebliche Ausbildung zusätzliche Kosten entstehen (z.B. Fahrtkosten), springt im Normalfall der Ausbildungsbetrieb ein und übernimmt diese Ausgaben. Sprechen Sie dies aber vorher bitte immer nochmal mit dem Ausbildungsleiter oder dem direkten Vorgesetzten ab!
Prüfungen und Abschluss einer überbetrieblichen Ausbildung
Für Prüfungen und den Abschluss der Ausbildung macht es keinen Unterschied, ob Sie eine überbetriebliche Ausbildung oder eine klassische duale Ausbildung machen. In beiden Varianten müssen Sie zwei zentrale Prüfungen bestehen:
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Zwischenprüfung
Nach ungefähr 1,5 Jahren (nach der Hälfte Ihrer Ausbildung) absolvieren Sie eine Zwischenprüfung. Hier müssen Sie beweisen, dass Sie die bisherigen Inhalte verinnerlicht haben und die notwendigen Fortschritte machen.
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Abschlussprüfung
Am Ende der Ausbildung steht die Abschlussprüfung (bei Handwerksberufen: Gesellenprüfung). Legen Sie diese erfolgreich ab, ist die Ausbildung beendet und Sie dürfen offiziell in Ihrem Beruf arbeiten.
Was sind die Ziele der ÜBA?
Die überbetriebliche Ausbildung verfolgt gleich mehrere Ziele, die sowohl Vorteile für die Betriebe und die Auszubildenden haben:
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Qualitätssicherung
Die ÜBA stellt sicher, dass die duale Ausbildung in allen Betrieben auf einem gleichbleibend hohen Niveau bleibt und die Berufsausbildung überall anerkannt wird – unabhängig von Größe und Spezialisierung des Betriebs.
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Wissens- und Technologietransfer
Neue Technologien und Fachinhalte werden durch die ÜBA unabhängig vom Betrieb in die Ausbildung integriert, sodass Azubis mit dem Abschluss auf dem aktuellsten Stand sind.
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Ausgleich betrieblicher Defizite
Insbesondere für kleinere Betriebe mit hoher Spezialisierung ermöglicht die ÜBA die Vermittlung aller erforderlicher Kenntnisse und Fertigkeiten in externen Bildungszentren oder Werkstätten.
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Beschäftigungsfähigkeit
Die Auszubildenden können dank ÜBA sichergehen, dass sie eine umfassende und bundesweit anerkannte Qualifikation erwerben, mit der sie flexibel auf dem Arbeitsmarkt auf Jobsuche gehen können.
Überbetriebliche Ausbildung Vor- und Nachteile
Die überbetriebliche Ausbildung bringt sowohl Vorteile als auch einige Nachteile mit sich, die sich aus der ergänzenden Rolle zu Betrieb und Berufsschule ergeben.
ÜBA Vorteile
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Einheitliche Ausbildungsqualität
Dank der ÜBA bekommen Auszubildende für ihren Beruf alle nötigen Kenntnisse vermittelt – auch wenn der eigene Betrieb dazu nicht in der Lage ist.
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Technische Aktualität
Überbetriebliche Ausbildungszentren können schneller auf neue Technologien reagieren und diese in die Ausbildung integrieren.
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Praxisnahe Ausbildung
In überbetrieblichen Bildungsstätten wird praxisorientiert unterrichtet, oft mit moderner technischer Ausstattung und erfahrenen Ausbildern, was die Qualität der Ausbildung nochmal steigert.
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Förderung kleiner Betriebe
Vor allem kleine oder spezialisierte Betriebe profitieren von der ÜBA, weil sie dadurch ebenfalls Ausbildungsplätze anbieten können, ohne die Ausbildungsinhalte selbst abdecken zu müssen.
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Sozialer Austausch
Oft vergessen: Azubis kommen bei den Kursen der ÜBA mit anderen Auszubildenden derselben oder ähnlicher Berufe in Kontakt. Das fördert den Erfahrungsaustausch und das Netzwerken!
ÜBA Nachteile
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Räumliche Trennung
Der Wechsel zwischen Betrieb und ÜBA kann anfänglich ungewohnt sein und erfordert zusätzliche organisatorische Planung sowie Pendelzeiten für die Azubis.
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Zeitlicher Mehraufwand
Die Anwesenheit in überbetrieblichen Lehrgängen bedeutet zusätzliche Zeit außerhalb des regulären Betriebs, was für Auszubildende und Betriebe eine Herausforderung sein kann.
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Organisatorischer Aufwand und Kosten
Für die Betriebe entsteht zusätzlicher Aufwand zur Koordination und oft auch finanzielle Belastungen, etwa für Fahrtkosten und Gebühren.
Die überbetriebliche Ausbildung bietet aber grundsätzlich mehr Vorteile als Nachteile und unterstützt in erster Linie kleinere (Handwerks-)Betriebe. Die Nachteile bestehen lediglich in organisatorischem und zeitlichem Mehraufwand sowie überschaubaren Kosten.
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