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Neurotisch? Das muss gar nicht schlimm sein!

Was ist neurotisch? Der Inbegriff des Neurotikers ist vermutlich Woody Allen, der in seinem Film Der Stadtneurotiker Figuren zeigt, die durch skurriles Verhalten auffallen. So lässt der Begriff neurotisch vermutlich viele an unsicheres Verhalten und merkwürdige Persönlichkeiten denken. Das entspricht allerdings nicht unbedingt der Realität, sondern ist häufig Klischees und Übertreibungen geschuldet. Wahr ist aber, dass neurotische Menschen in einigen Situationen anders reagieren. So können Missverständnisse entstehen, die es sowohl für den Betroffenen selbst als auch für seine Mitmenschen schwer machen. Falsch ist es hingegen, sich nur auf das Negative zu konzentrieren, denn neurotische Menschen bringen einige Fähigkeiten mit, die richtig eingesetzt große Stärken sind. Darum muss neurotisches Verhalten gar nicht so schlimm sein…



Neurotisch? Das muss gar nicht schlimm sein!

Neurotisch: Definition des Begriffs

Dem Duden zufolge bedeutet neurotisch, dass jemand an einer Neurose leidet, dass ein Verhalten durch eine Neurose bedingt ist. Der Begriff Neurose geht auf den im 18. Jahrhundert forschenden schottischen Mediziner William Cullen zurück.

Im internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten ICD-10 taucht der Begriff zwar auf, wird aber zunehmend vermieden, da es ein ungenauer Sammelbegriff für eine psychische beziehungsweise psycho-soziale Störung ist, dem völlig unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen und der ebenso unterschiedliche Ausprägungen hat.

Unter Neurose werden so vielfältige psychische Störungen zusammengefasst wie:

  • Angsstörungen (Angst vor Insekten, Flugangst, Klaustrophobie)
  • Zwangsstörungen (Waschzwang, Kontrollzwang, Zählzwang)
  • Dissoziative Störungen (multiple Persönlichkeitsstörung)
  • Somatoforme Störungen (Müdigkeit, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Hypochondrie)
  • Neurotische Depression (Unruhe, Nervosität, starke Stimmungsschwankungen)
  • Histrionische Störung (Egozentrik, übermäßiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Bestätigung)

Denn ursprünglich stammt der Begriff aus der Neurologie, die sich mit Erkrankungen des Nervensystems beschäftigt. Bereits Freud traf die Unterscheidung zwischen Neurose und Psychose. Während das Erste eine leichtgradige psychische Störung ist, der Neurotiker unter dieser leidet und es keine körperlichen Ursachen gibt, ist eine Psychose eine Störung, die die komplette Psyche betrifft. Es handelt sich um eine schwere psychische Störung, der Psychotiker selbst hält sich allerdings für völlig gesund. Vermutet werden hier körperliche Ursachen.

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Was ist neurotisches Verhalten?

Das kann man vermutlich anhand von Ticks, von denen jeder bereits gehört hat, erklären: Man verlässt das Haus und fragt sich: Habe ich den Herd ausgestellt? Allerdings kann es passieren, dass eine neurotische Persönlichkeit diese harmlose Macke auf die Spitze treibt: Wer sich selbst 30 Mal kontrollieren muss, entwickelt vermutlich einen gewissen Leidensdruck.

In der Psychologie hat sich heutzutage die Ansicht durchgesetzt, dass neurotisches Verhalten oftmals erworben ist. Solange die Betroffenen in ihrem Alltag nicht eingeschränkt sind, fällt es Außenstehenden nicht unmittelbar auf. Eine Untersuchung aus den achtziger Jahren schätzt den Anteil der Bevölkerung, die neurotische Symptome zeigt, auf immerhin 25 Prozent ein.

Vor diesem Hintergrund verliert der Begriff Neurose allerdings immer mehr seinen Stempel als Krankheit, oder wie Angelika Wander es ausdrückt:

Ist ein neurotisches Symptom, eine Abweichung von der (hypothetischen) vollkommenen psychischen Gesundheit, nur häufig genug, wird es quasi zum kulturellen Gemeingut und gilt nicht mehr als behandlungsbedürftig.

Das mag man kritisieren, allerdings tragen auch Persönlichkeitsmodelle wie das der Big Five dem Umstand Rechnung, dass jeder Mensch bestimmte Merkmale in sich trägt – nur unterschiedlich ausgeprägt.

Neurotizismus gehört zu den sogenannten Big Five. Dabei handelt es sich um das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit. Die Idee dahinter: Jeder Charakter lässt sich durch die Ausprägungen dieser fünf Faktoren beschreiben. Neben dem Neurotizismus zählen Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit zu den Big Five.

Zurück zum Neurotizismus: Dieser Faktor ist hauptsächlich verantwortlich für die Verarbeitung von negativen Emotionen. Eine geringe Ausprägung wird gerne mit einer gefestigten Persönlichkeit und Selbstsicherheit beschrieben. Ein hoher Neutotizismus-Wert geht auf der anderen Seite mit einigen negativen Symptomen einher:

  • Unsicherheit
  • Ängste
  • Hemmungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Nervosität
  • Verletzlichkeit

Daher sind es meist auch diese Eigenschaften, die herausstechen und das Gesamtbild bestimmen. Die möglichen Stärken finden dabei keine Beachtung.

Neurose Test: Selbsttest

Natürlich kann ein Test nie eine fundierte psychologische Behandlung ersetzen. Aber machen Sie doch kurz einen kleinen Selbsttest: Beobachten Sie vielleicht auch bei sich neurotisches Verhalten? Häufigkeit und Intensität können ein Indiz dafür sein:

  • Sind Sie oft unruhig?
  • Sind Sie meist traurig?
  • Geraten Sie von einem Hoch schnell ins Tief?
  • Leiden Sie unter bestimmten Ängsten?
  • Sind Sie sehr schreckhaft?
  • Machen Sie sich viele Gedanken?
  • Sind Sie sehr stressanfällig?
  • Ärgern Sie sich schnell?
  • Machen Sie sich häufig Sorgen?

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Neurotisch? Diese Stärken sollten Sie nutzen

Sollten die obigen Fragen von Ihnen überwiegend mit „ja“ beantwortet worden sein, könnten Ihnen folgende Tipps weiterhelfen. Zwar ist stark ausgeprägter Neurotizismus ein negatives Persönlichkeitsmerkmal und wird auch als emotionale Labilität bezeichnet. Es gehen damit aber auch einige Fähigkeiten und Verhaltensweisen einher, die nicht außen vor bleiben sollten.

Oft werden nur die negativen Seiten von neurotischen Menschen betrachtet, wir wollen uns aber auf deren Stärken konzentrieren. Wir haben sechs positive Eigenschaften und Fähigkeiten zusammengestellt, die zeigen, dass es nicht schlimm sein muss, neurotisch zu sein.

  • Sie sind besonders aufmerksam

    Neurotische Menschen nehmen alles um sich herum sehr aufmerksam wahr. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt, der Unterton in der Stimme eines Gesprächspartners und auch die Körpersprache des Gegenübers werden genau registriert und eingeordnet. Dadurch ist es beinahe unmöglich, neurotischen Menschen etwas vorzuenthalten oder zu verheimlichen.

    Sie sind immer gut informiert, erkennen bereits frühzeitig, wenn beispielsweise eine Änderung im Unternehmen ansteht und lassen sich von schlechten Nachrichten nicht überraschen. Diese Fähigkeit kann beispielsweise genutzt werden, um schneller als alle anderen auf eine anstehende Veränderung zu reagieren.


  • Sie kennen sich selbst

    Wie bereits erwähnt, wissen neurotische Menschen sehr genau, dass sie manchmal durch ihre Persönlichkeit gesteuert werden und daher anders handeln und reagieren. Sie sind sich aber nicht nur ihrer Schwächen bewusst, sondern kennen auch ihre Stärken. Während viele sich schwer tun, ein eigenes Profil mit ihren Stärken und Schwächen zu erstellen, wissen Neurotiker ganz genau, worin sie gut sind und welche Dinge ihnen schwerer fallen als anderen.

    Diese Selbsterkenntnis kann eingesetzt werden, um den passenden Beruf zu finden, produktiv zu arbeiten und auch glücklich mit der Entscheidung zu sein, da man etwas tut, das einem liegt und Spaß macht.


  • Sie sind schlau

    Neurotizismus zeigt sich oft durch Ängste und Unsicherheit. Zwar sind diese Symptome negativ, sorgen aber gleichzeitig dafür, dass neurotische Menschen einen höheren IQ haben. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie.

    Die Forscher erklären den Zusammenhang zwischen Sorgen und einer höheren Intelligenz mit der Aktivität des Gehirns. Wer immer die ein oder andere Sorge im Hinterkopf hat, beschäftigt auch gleichzeitig immer seinen Denkapparat. Zusammengefasst könnte man also sagen, dass Sorgen und Ängste wie eine Art des Gehirnjoggings fungieren.


  • Sie nutzen ihre Ängste

    Angst kann einschüchtern, lähmen und zu Stillstand führen. Oder sie kann genutzt werden, um Handlungsbedarf zu erkennen und aktiv zu werden. Kommt zum Beispiel die Angst auf, in einem Vorstellungsgespräch zu versagen, kann man sich mit dieser Situation abfinden und auf eine neue Chance hoffen – oder sich umso mehr auf die Vorbereitung stürzen, um beim Jobinterview zu glänzen und die Stelle zu bekommen.

    Gelingt es neurotischen Menschen, ihre Ängste in Handlungen umzusetzen, sind sie vielen Konkurrenten immer einen Schritt voraus.


  • Sie sind sehr hilfsbereit

    Neurotiker machen sich nicht nur Sorgen um sich selbst, sondern kümmern sich auch um ihre Familie, Freunde und auch Arbeitskollegen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, sind sie immer bereit, ihre Hilfe anzubieten und ihr Bestes zu geben, um bestehende Probleme zu lösen.

    Ihre Hilfsbereitschaft macht sie zu guten Teamplayern und gibt ihnen das gute Gefühl, eine Sorge in den Griff bekommen zu haben und einem anderen Menschen weiterhelfen zu können.


  • Sie treffen langfristige Entscheidungen

    Alles ein zweites Mal zu durchdenken, hat auch seine guten Seiten. Vielleicht entgeht dadurch die ein oder andere spontane Erfahrung, doch auf lange Sicht fahren Neurotiker damit besser. Bevor Sie eine Entscheidung treffen, fragen sie sich bereits, ob es sich dabei auch auf lange Sicht um eine gute Idee handelt.

    Während die Spontanen den kurzfristigen Genuss auskosten, profitieren sie davon, keine ihrer Entscheidungen bereuen zu müssen und langfristig gesehen besser gehandelt zu haben.

Leben Neurotiker länger?

Die negativen Gedanken und Gefühle, die neurotische Menschen haben, gelten grundsätzlich eher als Gesundheitsrisiko. Stattdessen sind es positive Gedanken, viel Lachen und gute Laune, denen eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben wird. Dennoch gibt es eine Studie, die zu einer interessanten Erkenntnis gekommen ist: Neurotiker scheinen im Schnitt länger zu leben und seltener frühzeitig aus dem Leben zu treten – sei es nun durch Krankheit oder andere Faktoren.

Allerdings konnten die Forscher sich anfangs selbst keinen Reim darauf machen, warum die Probanden, die besonders neurotisch waren und dazu noch selbst angaben, über keine sonderlich gute Gesundheit zu verfügen, in der Langzeitstudie eine besonders langes Leben hatten. Besonders da die Neurotiker nicht sonderlich auf gesunde Ernährung oder Sport achteten.

Schließlich kamen sie zu der Erkenntnis: Es muss daran liegen, dass neurotische Menschen aufmerksamer und vorsichtiger sind, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Neurotische Menschen hören eher auf die Signale ihres Körpers und gehen regelmäßiger zum Arzt.

Die Ironie neurotischer Menschen, so die Forscher: Sie haben Angst um ihre Gesundheit und machen sich mehr Sorgen – machen allerdings das Beste aus der Situation und sorgen so dafür, dass sie länger leben als andere.

[Bildnachweis: Fernando Cortes, Ollyy by Shutterstock.com]

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