Definition: Was ist ein Messie?
Der Begriff Messie (auch: Messie-Syndrom) beschreibt Menschen, die durch das zwanghafte Horten und Häufen von Dingen – in Büro oder Wohnung – ein überbordenes Chaos schaffen, in dem sie selbst nicht mehr arbeiten oder wohnen können. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 2,8 Millionen Menschen davon betroffen – 80 Prozent sind Frauen.
Geprägt wurde der Begriff Ende der Neunzigerjahre von der US-Sonderschulpädagogin Sandra Felton – abgeleitet vom englischen „mess“ für Chaos, Unordnung oder Durcheinander. Felton – selber Messie – entwickelte aufgrund ihrer Zwangsstörung ein Bewältigungskonzept und publizierte einen Ratgeber dazu.
Merkmale von Messies
Wesentliches Merkmal von Messies ist, dass sie nicht zwischen wertlosen und nützlichen Gegenständen unterscheiden und sich von beiden nicht trennen können. Betroffene sind häufig im Alter zwischen 40-50 Jahren und leiden unter Entscheidungsblockaden, die sie regelrecht lähmen.
Sie registrieren zwar ihr Unvermögen aufzuräumen, fühlen sich deswegen zugleich inkompetent und leiden unter Stress sowie psychosomatische Beschwerden, können aber nichts gegen die Vermüllung und Verwahrlosung tun. Häufig führt das in soziale Isolation.
Was sind die Ursachen für das Messie-Syndrom?
Die Ursachen für das Messie-Syndrom sind unterschiedlich. Begünstigt wird das Verhaltensmuster durch Vernachlässigung in der Kindheit – oder das andere Extrem: Überbehütung. In beiden Fällen trauen sich Kinder als Erwachsene wenig zu, haben Selbstzweifel oder halten sich für wenig liebenswert. Das Verlusterlebnis kompensieren sie dann durch Sammelwut.
Daneben können psychische Erkrankungen, Süchte sowie Zwangsstörungen dazu führen, dass jemand zum Messie wird. Betroffene leiden teils unter ADHS oder einer Depression. Auch eine Borderline-Störung kann das Messie-Syndrom hervorrufen.
Weitere Gründe für ein Messie-Verhalten
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Aufmerksamkeitssucht
Hinter dem Chaos kann ebenso ein stummer Hilfeschrei stecken, weil sich Betroffene permanent überfordert fühlen. Auch das Gegenteil ist denkbar: Aufmerksamkeitssucht, die zeigen soll: „Seht her, ich habe wahnsinnig viel Arbeit!“
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Perfektionismus
Auch Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selbst und dem Hang zum Perfektionismus können sich damit selbst ein Bein stellen. Sie wollen es perfekt machen, erzeugen aber das Gegenteil.
Hat sich die Unordnung erst einmal etabliert, werden potenzielle Messies dieser kaum noch Herr. Mit einem Aufräum-Tag (siehe: KonMari-Methode) ist es nicht getan. Es kommt zur klassischen Prokrastination: Statt Ordnung zu schaffen, entwickelt sich das Chaos weiter.
Ordnung vs. Chaos: Was ist besser?
Ein unordentlicher Schreibtisch ist natürlich noch kein Indiz für ein Messie-Syndrom. Menschen entwickeln unterschiedliche Arbeitsstile und brauchen ein individuelles Umfeld, um kreativ oder produktiv zu sein.
Auf der einen Seite gibt es die Minimalisten, die nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ leben. Daneben stehen die Ordnungsfanatiker, die feste Strukturen und Systeme brauchen, um sich psychisch wohlzufühlen.
Dem gegenüber befinden sich die Chaoten, die aus dem kreativen Tohuwabohu neue Ideen und Geistesblitze generieren. Tatsächlich zeigen Studien um Kathleen Vohs von der Universität von Minnesota, dass Chaos die Kreativität fördern kann.
Spiegelt der äußere Zustand das Innere?
Das Problem: Die Schreibtischoberfläche ist häufig Projektionsfläche – „Du bist dein Büro“, sagen manche Forscher und ziehen Schlüsse vom äußeren auf den inneren Zustand. Chefs tun das leider auch.
Zwar wird ein gewisses Maß an Unordnung toleriert, solange die Leistungen stimmen. Übersteigt das Schreibtisch Chaos aber einen Grenzwert, wird Betroffenen nicht mehr Genialität unterstellt („Das Genie beherrscht das Chaos“), sondern eher Chaos im Kopf – und ein Messie-Syndrom.
Hinzu kommt: Mangelnde Bürohygiene killt den Wohlfühlfaktor für alle, begünstigt Erkrankungen und senkt die Arbeitsmoral, weil sich Unordnung gerne verselbstständigt (siehe: Broken-Windows-Effekt).
Was kann ich gegen einen Messie im Büro tun?
Zunächst kommt es darauf an, ob Sie selbst zum Messie neigen – oder unter einem leiden. Falls Ihr Kollege erste Züge eines Messie-Syndroms zeigt, sollten Sie ihn im 4-Augen-Gespräch darauf ansprechen und gemeinsam eine Lösung finden. Wenn Sie das Choas bei der eigenen Arbeit behindert, ist das Ihr gutes Recht und auch nachvollziehbar.
Anders sieht das aus, wenn das eigene Ordnungsempfinden von dem der Kollegen abweicht. Zwar kann niemand von Ihnen einen plötzlichen Ordnungswahn erwarten, trotzdem besteht Handlungsbedarf, wenn sich die Kritik an Ihrem speziellen „System“ mehrt. Unsere Tipps zur Abhilfe und Prophylaxe:
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Häufigkeit
Dinge, die Sie häufig brauchen, sollten Sie griffbereit haben. Die gehören entweder auf den Schreibtisch oder in die oberste Schublade.
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Zuordnung
Finden Sie einen festen Platz für die Dinge, die Sie nur gelegentlich brauchen. Sortieren Sie ähnliche Gegenstände oder Unterlagen in denselben Bereich. Das erleichtert die Wiederauffindbarkeit.
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Entsorgung
Das größte Problem bei Messies ist, dass sie nichts wegschmeißen können. Trennen Sie sich stattdessen konsequent von Dingen, die Sie nicht mehr brauchen oder in einem Jahr nicht gebraucht haben.
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Routine
Machen Sie es sich zur Routine, jeweils wenige Minuten vor Feierabend Ihren Schreibtisch aufzuräumen. Das wirkt professionell auf andere und deutlich motivierender am nächsten Morgen.
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