Unordnung: Definition, Psychologie + wie vermeiden?

Das Genie beherrscht nicht nur das Chaos – es braucht die Unordnung zuweilen sogar. Ein bisschen Anarchie auf dem Schreibtisch, gepflegtes Chaos in den Schubladen, getürmter Papierkram hier und da – was mancher als pathologischen Sauhaufen bezeichnen würde, der jede Professionalität vermissen lässt, kann tatsächlich ein Hort genialer Einfälle und sprudelnder Ideen sein. Unordnung macht kreativ – sagen inzwischen auch Psychologen und widersprechen damit so manchem Chef-Klischee vom unproduktiven Büro-Messie. Allerdings: Chaos und Genie hängen nicht zwingend zusammen…

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Definition: Was ist Unordnung?

Unordnung ist zunächst ein Zustand, der durch das Fehlen von Ordnung gekennzeichnet ist. Kurz: Es herrscht ein ziemliches Durcheinander bis Chaos. Die meisten Menschen assoziieren mit Unordnung in Wohnung oder Büro einen unaufgeräumten Bewohner und Geist. Manche sprechen auch von Chaot – oder Messie im Extrem.

Studien zeigen, dass Unordnung etwas mit uns Menschen macht. Sie wirkt auf die Psyche und kann sogar krank machen. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass das Chaos hilft, neue Ideen zu entwickeln oder lateral zu denken.

Unordnung Synonyme

Die häufigen Synonyme für Unordnung sind eher negativ konnotiert: Chaos, Durcheinander, Gewirr, Schlachtfeld, Wirrwarr, Tohuwabohu, Tumult oder positiv: kreatives Chaos.

Was sind die Ursachen für Unordnung?

Die Ursachen für Unordnung liegen meist in der Persönlichkeit: Zwar lieben die meisten Menschen Ordnung, doch gibt es unterschiedliche Vorstellungen davon. Bei einigen Menschen ist die Ordnung nur Oberfläche, solange man Schränke und Schubladen nicht öffnet. Andere lieben einen Raum, der signalisiert, dass in ihm „gelebt“ wird (siehe: Schreibtisch Typen).

Teils hat Unordnung auch seelische Ursachen. Ein einst ordentliches Leben kann durch äußere Umstände aus den Fugen geraten – zum Beispiel durch eine Scheidung, den Tod eines geliebten Angehörigen, eine schwere Krankheit, heftiger Streit oder Überforderung und Stress im Job.

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Psychologie: Was sagt Unordnung über einen Menschen aus?

Die Wissenschaft und Psychologie ist sich – was Unordnung anbelangt – bis heute nicht einig, ob diese nun gut oder schlecht ist. Es gibt für beide Seiten Studien und Belege – für die Vorteile und die Nachteile…

Unordnung Nachteile

Die Mehrheit der Studien beschäftigt sich mit den negativen Auswirkungen der Unordnung auf die Psyche. Danach greifen Menschen in einem unordentlichen Raum zum Beispiel eher zu Süßigkeiten und beharren auch stärker auf ihrer Meinung und ihrem Weltbild. Gleichzeitig fühlen wir uns im Chaos gestresst und weniger geborgen. Unordnung entzieht der Umgebung die gefühlte Sicherheit, der gefühlte Schutzraum verschwindet. Ordnung dagegen fördert vor allem konservative Eigenschaften wie Großzügigkeit, Altruismus sowie einen gesunden Lebensstil.

Zudem leiden Menschen in unordentlichen Räumen laut Psychologie häufiger unter Aufschieberitis (Fachbegriff: Prokrastination) und besitzen weniger intrinsische Motivation – weder dazu aufzuräumen, noch generell.

Im Extrem kann die Unordnung sich selbst verstärken (siehe: Broken-Windows-Effekt). Bei den Betroffenen entsteht etwas, das Psychologen als „pathologisches Horten“ bezeichnen – umgangssprachlich: Messie-Syndrom. Das kann allerdings auch Symptom und Indiz für eine psychische Erkrankung – etwa eine Depression – sein.

Ist Entropie Chaos?

Entropie beschreibt in der Chemie die Unordnung oder den Grad der Zufälligkeit in einem System – zum Beispiel, wie sich die Teilchen in einer Parfümwolke verteilen. Nach einiger Zeit sind diese aber meist gleichmäßig verteilt, weil die meisten Systeme nach Ordnung streben. Das Gegenteil von Entropie ist also Ordnung.

Unordnung Vorteile

Das Genie beherrscht das Chaos nicht nur – es braucht das Durcheinander sogar. So ließen sich die positiven Studien rund um die Unordnung zusammenfassen. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass das, was professionelle Aufräumer aus Büros und Wohnungen vehement vertreiben, geistige Impulse und Kreativität fördert: Papierberge, Wirrwarr, Anarchie. Denken Sie nur an Sigmund Freud: Der Psychoanalytiker war bekennender Schreibtisch-Chaot: Darauf türmten sich Zettel, Akten und Bleistifte.

Chaos (auf dem Schreibtisch) hilft, einfacher zu denken und bessere Lösungen zu finden. Die Unordnung bietet dem Gehirn Ablenkungen und damit die Chance zu einer schöpferischen Synthese: Aus dem amorphen Tohuwabohu wird ein Geistesblitz. Das bestätigen zum Beispiel Studien von Jia Liu und Debra Trampe an der der Universität Groningen.

Umgekehrt: Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, kramt im Schnitt 36 Prozent länger nach seinen Zetteln als ein Chaot, schreibt Eric Abrahamson, Professor an der New Yorker Columbia Universität und Autor von „Das perfekte Chaos„. Ordnung könne sogar Unfälle verursachen, fand der Kölner Psychologe Stephan Grünewald heraus. Autofahrer, die sich besonders streng an Verkehrsregeln halten, sind auffällig oft in Zusammenstöße verwickelt.

Die wissenschaftliche Erklärung: Ordnungsfanatiker sind untrainiert, spontan zu reagieren. Am seltensten krache es bei jenen, die sich zwar an die wichtigsten Regeln halten, gleichzeitig aber ihre Aufmerksamkeit mit Gesprächen, Tagträumen oder Radiosendungen teilen.

Finden Sie Ihr individuelle Chaos-Level!

Nach Erkenntnissen von Psychologen arbeitet jeder Mensch dann am effektivsten, wenn er sein individuelles Chaos-Level findet – und sei es nur die heimliche Rumpelkammer im Büroschrank oder die Krimskramsschublade im Schreibtisch (siehe: Büroeinrichtung). Das aber ist nichts anderes als eine natürliche Ordnung, die lediglich auf Außenstehende planlos wirken kann.

Beispiel: Alexander Fleming. Der war nicht der aufgeräumteste Typ. Als der Bakteriologe im September 1928 aus dem Urlaub zurückkehrte, entdeckte er im Chaos seines Labors zwei Petrischalen mit Bakterienkulturen. Auf einer hatte sich kräftiger Schimmel gebildet, auf der anderen nicht. Fleming fiel auf, dass sich die Pilzkulturen von der zweiten Schale auf wundersame Weise fernhielten. Das machte ihn neugierig: Unter dem Mikroskop offenbarte sich ein anderer Pilz, der bestimmte Bakterien abtötete – es war die Geburtsstunde des Penizillin, einem Medikament, seitdem viele Menschen ihr Leben verdanken. Entstanden aus Unordnung, Chaos und Schlamperei…


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Unordnung in der Wohnung vermeiden: Die besten Aufräum-Tipps

Professionelle Methoden gegen die Unordnung gibt es inzwischen so einige – zum Beispiel die 5S-Methode oder die KonMari-Methode der Japanerin Marie Kondo. Gezielte und gepflegte Unordnung schadet zwar nicht, aber zu viel davon und aus dem Geniestreich wird Wahnsinn. Beides liegt bekanntlich nah beieinander…

Ordnung halten, ist keine Raketenwissenschaft. Im Kampf gegen Unordnung und Durcheinander haben sich ein paar Tipps regelmäßig bewährt. Der wichtigste: Machen Sie die Ordnung zu einer Gewohnheit – dann müssen Sie seltener aufräumen!

1. Reduzieren

Mit den Jahren sammelt sich allerlei Krimskrams und Plunder an. In der Wohnung genauso wie im Büro. Der erste Schritt im Kampf gegen die Unordnung ist: ausmisten, entrümpeln, wegwerfen oder verschenken (Neudeutsch: Decluttering). Die Kunst, Ordnung zu halten, besteht im Wesentlichen darin, sich von Überflüssigem zu trennen – und zwar bevor man den Rest aufräumt, strukturiert und organisiert.

2. Ablegen

Entwickeln Sie für die verbleibenden Gegenstände ein sinnvolles Ablagesystem. Nicht drei Schubladen für Stifte, sondern nur eine; nicht zwei Dokumentablagen, sondern eine; und so weiter… Legen Sie die Dinge, nachdem Sie diese benutzt haben, grundsätzlich immer an den selben Platz zurück. So hat die Unordnung keine Chance und Sie müssen später auch weniger nach Abgelegtem suchen.

3. Abschaffen

Nachdem Sie den Hausstand auf das wirklich Nötigste und Wichtige reduziert haben, sollten Sie im Sinne des Minimalismus dabei bleiben und Ihre Kaufgewohnheiten anpassen: Nur was wirklich gebraucht wird, wird neu angeschafft. Ansonsten gilt die Regel (vor allem bei Kleidung): Bevor Neues dazu kommt, muss Altes raus!

4. Angewöhnen

Aufräumen schafft allenfalls 50 Prozent der Unordnung ab. Die Ordnung zu halten, ist die andere Hälfte. Bedeutet: Machen Sie sich die vorher genannten Punkte zur Routine – zum Beispiel abends den Schreibtisch nie unaufgeräumt zu verlassen. Solche Alltagsrituale entstehen regelmäßiger Übung, guter Selbstorganisation und Beharrlichkeit.

Organisation und Kreativität sind immer ein Mix aus Ordnung und Unordnung. Denken Sie nur an die Genesis: Für Gott war, trotz aller Ordnungsliebe, das Chaos zugleich Inspiration und Ursprung allen Lebens. Aus ihm erschuf er das Universum und die Welt. Warum nicht ebenso aus diesem göttlichen Quell schöpfen?!


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